Ein unerschöpfliches Thema
     
Erhard Frommhold

Ein unerschöpfliches Thema

Texte zur Kunst- und Kulturgeschichte Sachsens

Klappenbroschur, 316 Seiten, 158 x 235 mm, 33 Schwarzweiß- und 9 Farbabbildungen
1., Aufl., Juli 2009
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-047-4

Preis 9,95 €
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Herausgeber
Hildtrud Ebert

»Natürlich bin ich voller Hoffnung, dass die bald vierzig Jahre Verlag der Kunst nicht ganz vergeblich in die neue Zeit einmünden«, schrieb Erhard Frommhold (1928-2007) im Juni 1991 einem Hamburger Freund. Die Hoffnung des langjährigen Cheflektors des Dresdner Verlages war nicht unbegründet, denn ihm verdankt die Kunstwelt publizistische Wiederentdeckungen von internationalem Rang, darunter die des jüdischen Fotografen Helmar Lerski, der mexikanischen Wandmaler oder des fast vergessenen Wilhelm Fraenger, ganz zu schweigen des russischen Konstruktivisten El Lissitzky.

Der Kunstwissenschaftler Frommhold selbst baute seine Vorliebe für die regionale Kunst- und Kulturgeschichte sukzessive zu einem For­schungsgebiet demokratischer Traditionen des 20. Jahrhunderts aus und verfasste ein stattliches Konvolut von Aufsätzen, verstreut in Büchern, Zeitschriften und Katalogen. Es war an der Zeit, solche publizistischen Arbeiten aus mehr als vier Jahrzehnten in einer Publikation zusammenzuführen, ihre Erkenntnisleistung weiterzugeben und die Erinnerung an das geistige und ethische Engagement dieses »Heimatforschers«, wie Erhard Frommhold sich selbst einmal nannte, wachzuhalten.

Die meisten Gäste, die 1991 zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Wolf Biermann geladen waren, hörten den Namen Erhard Frommhold vermutlich zum ersten Mal, als der Dichter in seiner Rede ihn zum Häuflein der »Aufrechten« zählte, »einzelne gute und mutige Menschen«, die es auch in der DDR gegeben habe: »Ihnen verdanke ich, dass ich heute hier stehe […]«. Biermanns Würdigung galt nicht nur einem langjährigen Freund, sie galt auch einem leidenschaftlichen Büchermacher, der in der normativ geprägten Kultur der DDR eine andere Lesart von Kunst und Geschichte ermöglicht hat.

Erhard Frommhold

Erhard Frommhold

Erhard Frommhold war ein leidenschaftlicher Büchermacher, der in der normierten Kultur der DDR eine andere Lesart von Kunst und Geschichte ermöglicht hat. Von 1952 bis Ende 1991 war Frommhold Lektor im Verlag der Kunst Dresden, dessen Profil er mit der Wiederentdeckung des jüdischen Fotografen Helmar Lerski 1958, mit der ersten Monographie über den Konstruktivisten El Lissitzky, mit Büchern des fast vergessenen Wilhelm Fraenger über Jörg Ratgeb, Hieronymus Bosch und Matthias Grünewald und nicht zuletzt mit der legendären »Kunst im Widerstand« geprägt hat. Wegen dieses Bandes, 1968 erschienen, musste er seinen Posten als Cheflektor verlassen. Niemals zuvor war in einer DDR-Publikation die klassische Moderne repräsentativ, ohne das Stigma der »bürgerlichen Dekadenz«, zu besichtigen gewesen. In all seinen Texten wandte sich der Kunstwissenschaftler Frommhold gegen die Plattitüden derer, die immer schon wussten, was Kunst ist, wie sie entsteht und was sie bezweckt. Stets versuchte er, in die autobiographische Erfahrung seiner Protagonisten einzutreten und die Motive ihres Handelns im zeitgeschichtlichen Kontext plausibel zu machen. Wie sich Lebensentwürfe konstituieren und in den Geschichtsprozess eintreten – das hat ihn zeitlebens interessiert. Daher widmete sich Frommhold häufig der Kunst Sachsens, einen Kulturraum, dessen historische und geistige Implikationen dem in Altenburg geborenen Lektor nicht nur intellektuell nahe waren.

Hildtrud Ebert

Hildtrud Ebert

Dr. phil. Hildtrud Ebert, geb. 1950; Studium der Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin; dort 1984 promoviert und bis 1990 wissenschaftliche Assistentin; danach wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee; seit 1996 freiberuflich tätig in künstlerischen, kunst- und kulturhistorischen Projekten als Kuratorin, Lektorin und Autorin; lebt und arbeitet in Berlin.

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