Jungfrauen, Engel,  Phallustiere
     

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Carina Brumme, Helena Koenigsmarková, Hartmut Kühne

Jungfrauen, Engel, Phallustiere

Die Sammlung mittelalterlicher französischer Pilgerzeichen des Kunstgewerbemuseums in Prag und des Nationalmuseums Prag

Festeinband, 215 Seiten, 456 Abb., 240 x 300 mm
Januar 2013
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-128-0

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Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts bei Brückenbauten und Flussbegradigungen in Schlamm versteckt kleinformatige Zeichen aus Blei-Zinn entdeckt wurden, stießen die unscheinbaren Funde ein unerwartetes Fenster in die private Bilderwelt des Spätmittelalters auf. Pilgerzeichen und religiöse Devotionalien stellten den größten Teil dieses Fundmaterials dar. Zu ihnen gesellten sich aber auch zahlreiche profane Abzeichen mit politischen, ständischen oder auch erotischen Konnotationen. Bis zum Ersten Weltkrieg erfreuten sich diese überwiegend aus Frankreich stammenden Stücke bei Sammlern und kunstgewerblichen Museen eines gewissen Interesses, so dass damals zahlreiche Sammlungen entstanden, von denen viele inzwischen untergingen oder zerstreut wurden.

Als Stücke von fragwürdigem Kunstwert und spezifischer Lokalisierung sind die Pilgerzeichen seit der Zwischenkriegszeit bei Kunsthistorikern, Archäologen und Historikern lange Zeit außer Kurs geraten. Die kulturhistorischen Aussagemöglichkeiten dieser seriell hergestellten Massenbildmedien sind erst in den letzten Jahren wieder in den Blick geraten. Vor diesem Hintergrund ist das Erscheinen dieses Katalogs ein Glücksfall, denn er präsentiert erstmals eine Sammlung von etwa 500 französischen Zeichen, die 1891 von dem Mäzen Adalbert von Lanna für das Prager Kunstgewerbemuseum erworben wurde und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs teilweise in das Prager Nationalmuseum gelangte. Diese Sammlung ist neben der des Pariser Musée national du Moyen Âge – thermes et hôtel de Cluny die weltweit größte französischer Zeichen. Eine gemeinsame Neubearbeitung beider Sammlungsteile, die bisher weder insgesamt ausgestellt noch publiziert worden waren, wurde durch ein von der Gerda Henkel-Stiftung unterstütztes Forschungsprojekt im Jahr 2010 ermöglicht, an dem sich der Kirchenhistoriker Hartmut Kühne, die Theologin und Archäologin Carina Brumme und die Kunsthistorikerin Helena Koenigsmarková beteiligten.

Der Katalog stellt alle Objekte der beiden Sammlungsteile in thematisch geordneten Gruppen vor. Eine Einleitung führt in die Geschichte der Sammlung und den Kontext der Pilgerzeichenforschung um 1900 ein. Der Band wird von einem Geleitwort des Mediävisten Jean-Claude Schmitt eröffnet.

 

Wolfgang Brückner im »Bayerischen Jahrbuch für Volkskunde«, 2013:

Kurz: Die Gebrauchsdauer eines solchen Werkes wird sich über das gesamte laufende Jahrhundert hinziehen, was man nicht von vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen sagen kann. Und vor allem: Ein solcher Band soll und wird Schule machen.

Carina Brumme

Carina Brumme

Carina Brumme, Dr. phil., studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Ur- und Frühgeschichte und Theologie. Sie wurde 2009 an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über »Das spätmittelalterliche Wallfahrtswesen im Erzstift Magdeburg, im Fürstentum Anhalt und im sächsischen Kurkreis« promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die religiöse Mobilität im christlichen Abendland, insbesondere deren soziale und gesellschaftliche Aspekte, und die religiösen Zeichen des Mittelalters. Sie wirkt unter anderem im Rahmen eines Projektes zum mittelalterlichen Wallfahrtswesen in Mitteleuropa an der Betreuung der Berliner Pilgerzeichendatenbank (www.pilgerzeichen.de) am Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin mit.

Helena Koenigsmarková

Helena Koenigsmarková

Helena Koenigsmarková, PhDr., studierte Kunstgeschichte an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Prag. Seit 1971 arbeitete sie am Kunstgewerbemuseum in Prag (UPM) als Spezialistin für Metalle (Zinn, Gusseisen usw.) und historisches Spielzeug. Sie wurde 1978 mit einer Arbeit über die Sammlung der mittelalterlichen Pilgerzeichen im Kunstgewerbemuseum in Prag an der Karlsuniversität promoviert und ist seit 1991 Direktorin des Kunstgewerbemuseums in Prag. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Museologie, mittelalterliche Pilgerzeichen und kleine Metallplastiken.

Hartmut Kühne
© Sebastian Köpcke

Hartmut Kühne

Dr. theol., geb. 1965, studierte Evangelischen Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin (Ost) und der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Er wurde 1998 mit einer Arbeit zu spätmittelalterlichen Reliquienfesten an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität promoviert. Er war von 2002 bis 2008 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Christliche Archäologie, Denkmalkunde und Kulturgeschichte der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2009 ist er freiberuflich in verschiedenen Forschungsprojekten tätig, zuletzt als Stipendiat der Gerda-Henkel-Stiftung für ein Projekt zur Vorreformatorischen Frömmigkeit in Mitteldeutschland. Seine Forschungen betreffen die Frömmigkeit und Kultur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit.

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