Claus Langbehn
Das Spiel des Verteidigers
Der Jurist Carl Langbehn im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Reihe A: Analysen und Darstellungen [8]
Festeinband mit Schutzumschlag, 182 Seiten, 26 Abb., 158 x 235 mm, 26 Schwarzweißabbildungen
Oktober 2014
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-203-4
Der Berliner Rechtsanwalt Dr. Carl Langbehn (1901–1944) gehört zu den weithin unbekannten Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus. In den 1920er Jahren noch ein Verfechter kommunistischer Ideen, entwickelte er in den 1930er Jahren Einstellungen, die ihn mit Vertretern des zivilen Widerstandsflügels um den preußischen Finanzminister Johannes Popitz in Kontakt brachten. Zum Gegner des Hitler-Regimes wurde Langbehn noch vor dem Krieg. Etwa zur gleichen Zeit lernte er Heinrich Himmler persönlich kennen; die Töchter beider waren Klassenkameradinnen. Der erfolgreiche Rechtsanwalt nutzte diese Verbindung, um Opfern des NS-Regimes in oft aussichtslosen Situationen zu helfen. In den frühen 1940er Jahren dehnte Langbehn diese anwaltliche Praxis in den Widerstand aus: Vermutete Meinungsverschiedenheiten innerhalb der nationalsozialistischen Führung sollten für die Zwecke der Opposition, schließlich sogar Himmler für den Sturz Hitlers genutzt werden. Aus diesem Grunde vermittelte Langbehn im August 1943 ein Gespräch zwischen Popitz und Himmler. Nach einer Reise in die Schweiz wurde er wegen seiner Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst im September 1943 von der Gestapo verhaftet. Vor dem Volksgerichtshof verurteilte man Carl Langbehn am 3. Oktober 1944 zum Tode; am 12. Oktober wurde er in Berlin-Plötzensee ermordet.
Claus Langbehn legt die erste politische Biographie über den Widerstandskämpfer vor, bettet dessen Leben in die von Carl Langbehn selbst gesuchten familiengeschichtlichen Hintergründe einer alten Landfamilie ein und rekonstruiert seine Stellung und Funktion innerhalb der komplexen Entwicklungen des zivilen Widerstandes. So entsteht das Bild eines Menschen, das die Widersprüche der Weimarer Zeit und den inneren Kampf um die eigene rechte Haltung während der NS-Diktatur eindrucksvoll widerspiegelt.
Claus Langbehn
Claus Langbehn ist Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung und im Feodor-Lynen-Programm für erfahrene Wissenschaftler derzeit Visiting Scholar am Department of Philosophy der University of Illinois at Chicago. Ein früherer Auslandsaufenthalt führte ihn in der Stellung eines Forschungsassistenten an die Princeton University. Nach seiner an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erfolgten Habilitation hatte Claus Langbehn unter anderem Gastprofessuren in Brasilien und China inne. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen politische Philosophie, Geschichte der modernen Philosophie und Wahrnehmungsphilosophie.
Leseproben und Dokumente
Weitere Titel der Reihe
- Carl Wentzel-Teutschenthal 1876–1944
- Das wiedererwachte Gewissen
- Der Dirigent, der nicht mitspielte
- Der Rote Stoßtrupp
- Der Unbeugsame
- Die Weißen Blätter
- Einig gegen die Trägheit der Herzen
- Jahrhundertschicksale
- Mehr als eine Provinz!
- Nur eine »ganz kleine Clique«?
- Otto Weidt
- Wir kämpfen für ein Europa des Friedens
- »Es gibt wohl Zeiten, die der Irrsinn lenkt«
- »… und ihrer aller wartete der Strick.«