Januar 2011
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-076-4
Dritte, um drei Autoren und vier Geschichten erweiterte Auflage!
Reisen war in der DDR ein heikles Thema. Der Westen war sowieso tabu, aber auch Richtung Osten gab es vielerlei Einschränkungen. Nicht einmal in die Sowjetunion, den vielbeschworenen Retter und großen Bruder, durfte man ohne offizielle Erlaubnis und den Geleitschutz einer Reisegruppe besuchen. Doch gerade das Verbotene lockte. Unangepasste junge Leute unternahmen mit Hilfe eines Transitvisums, das nur für drei Tage galt, wochenlange riskante Expeditionen in ein Riesenreich, das elf Zeitzonen umfasste und gigantische Landschaften versprach. Wer sich derart illegal und unerkannt durch Freundesland bewegte, konnte alle Absurditäten des sowjetischen Alltags und der Bürokratie kennenlernen, die kein normaler Tourist mitbekam. Zugleich kam die deutsch-sowjetische Freundschaft in den unvermutetsten Situationen zum Tragen. Fast alle Reisenden erlebten eine schier unglaubliche Gastfreundschaft.
Das illegale Reisen durch die Sowjetunion ist heute weder im Osten noch im Westen Deutschlands bekannt. Wie viele solcher Fahrten unternommen wurden, ist statistisch nicht erfasst, aber die Zahl geht in die Tausende.
Das Buch berichtet von jenen, die im Land bleiben wollten und dennoch die Ferne suchten. Von denen, die die Propaganda von der Völkerfreundschaft beim Wort nahmen und auf eigene Faust kreuz und quer durch die riesige Sowjetunion reisten – immer auf der Flucht vor dem KGB und der Miliz. In zahlreichen Zeitzeugeninterviews, ergänzt durch essayistische Betrachtungen, werden wahrhaft verwegene Reisen rekonstruiert, die bis in die entlegensten Winkel dieser Welt führten. Dorthin, wo manchmal nicht einmal mehr der Sozialismus regierte, sondern nur noch die Gesetze der Natur und des Überlebens herrschten. Die Abenteurer fanden, wo sie die politischen und bürokratischen Grenzen zu überwinden vermochten, ihre innere Freiheit.
Wichtige Information
Mehr als fünf Jahre nach dem Erscheinen der dritten Auflage hat ein in einem der Reiseberichte peripher erwähnter und stark anonymisierter Mitreisender namens »Fritz« gegen den Vertrieb des erfolgreichen Buches geklagt, weil seine Erwähnung angeblich sein Persönlichkeitsrecht tangiert. »Fritz« möchte nicht, dass die darin abgedruckte Geschichte »Wir waren Verrückte und wollten es auch bleiben« erzählt wird. In ihr wird geschildert, wie deren Autor Jürgen van Raemdonck sowie »Fritz« 1986 und 1987 gemeinsam vergeblich versucht hatten, aus der DDR über den sibirischen Fluss Kolyma und das Eismeer nach Alaska zu gelangen und somit in den Westen zu fliehen.
Am 22.12.2017 entschied das Hamburger Landgericht, dass die Privatsphäre des »Fritz« wichtiger sei als die Wiedergabe dieses Erlebnisberichts. Das Gericht verhindert damit de facto nicht nur van Raemdoncks Text, sondern auch zwei Dutzend weiterer Beiträge im Buch. Letztlich hat das Urteil zur Folge, dass eine zeit- und kulturgeschichtlich hochbedeutsame, vielfach gelobte Darstellung ostdeutscher Alternativ- und Subkultur insgesamt vom Markt genommen werden muss.
Der Lukas Verlag hält dies für eine inakzeptable Fehlentscheidung, die, sollte sie Schule machen, weitreichende Folgen für den deutschen Sachbuchmarkt insgesamt haben dürfte. Er hat beim Hamburger Oberlandesgericht Berufung eingelegt.
Aktualisierung 7.8.2018: Das Hanseatische Oberlandesgericht hat das landgerichtliche Urteil vom 22.12.2017 abgeändert und die Klage nun abgewiesen. Der Lukas Verlag hat somit das Berufungsverfahren in vollem Umfang gewonnen; die Gegenseite muss die Kosten beider Instanzen tragen. Angesichts des Streitwerts unter 30.000 € ist das Urteil auch bereits rechtskräftig. Eine Nichtzulassungsbeschwerde zum Bundesgerichtshof kann nicht eingelegt werden.
»Unerkannt durch Freundesland« darf also dauerhaft weitervertrieben werden!
Einige Pressestimmen
Büchermarkt (Deutschlandfunk) 14.7.2011: »Transit« und »Unerkannt durch Freundesland« sind wunderbare Reisebücher. Es sind auch Bücher über die verblichenen Staaten Sowjetunion und DDR.
Andruck (Deutschlandfunk) 23.5.2011:»Unerkannt durch Freundesland ist voll aufregender Geschichten über eine liebenswerte DDR-Subkultur.«
DIE ZEIT 7.3.2011: »Dieses prächtig bebilderte Reise- und Geschichtsbuch ist ein oppositionelles Werk der besonderen Art. Es dokumentiert nicht die Forderung nach Freiheit, sondern bezeugt, wie sich Menschen Freiheit nahmen.«
Süddeutsche Zeitung 15.3.2011: »Authentische, teils in Form von Interview-Protokollen verfasste Reiseberichte, Essays und eine Vielzahl von Fotos ergeben ein wichtiges Zeitdokument. […] Es ist der Triumph derjenigen, die die Welt angeschaut haben, über eine engstirnige Weltanschauung.«
taz 3./4.9.2011: »Das Leben hat hier die schönsten Geschichten geschrieben, voller Momente, bei denen der Atem stockt.«
Viele Termine und weitere Pressestimmen zum illegalen Transit-Reisen finden Sie auf www.unerkanntdurchfreundesland.de
Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation »Unerkannt durch Freundesland« in der Galerie Raskolnikow in Dresden, 14. Januar 2011
Dr. Frank Böttcher, geb. 1960 in Lutherstadt Wittenberg, 1981-85 Diplomlehrerstudium an der Humboldt-Universität (Kunsterziehung und Deutsch), 1988 Promotion an der Universität Greifswald über den Maler und Graphiker Max Lingner; anschließend wissenschaftliche Assistenz ebenfalls in Greifswald. Nach 1990 verschiedene freiberufliche Tätigkeiten: Kunstkritiker u.a. beim Tagesspiegel, architekturhistorische Recherchen für ein Architekturbüro sowie mehrjährige Mitarbeit beim Verlag Schelzky & Jeep. Seit 1995 Verleger des Lukas Verlags.
Frank Böttcher hat zwei erwachsene Kinder, ist verheiratet und lebt in Berlin und Rosenwinkel.
Cornelia Klauß, geboren 1962 in Dresden, aufgewachsen in Berlin. Von Kindesbeinen an vernarrt ins Kino als Ersatz für vieles, auch das Reisen. Studium der Filmwissenschaft an der HFF in Babelsberg, Dramaturgin beim Fernsehen. Parallel drehte sie Super-8-Kurzfilme. Berufsverbot und im Frühjahr 1989 Ausreise in den Westen. Zwischenstopp beim Rundfunk (SFB, RIAS) und Aufbau einer Medienwerkstatt an der FU. 1990–2005 Programmdirektorin des Filmkunsthauses Babylon. Seitdem arbeitet sie freiberuflich als Autorin, Dramaturgin, Kuratorin (Kurzfilmtage Oberhausen, DOK-Filmfestival Leipzig) und manchmal als Filmemacherin im Dokumentarfilmbereich (»Unerkannt durch Freundesland«, 2006), 2010 Kuratorin der gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Berlin-Lichtenberg. Cornelia Klauß hat zwei Kinder und lebt in Berlin.
Hartmut Beil, Jahrgang 1959, geboren in Berlin, Kindheit in Rostock, Ausbildung zum Seemann und Schiffsbetriebsschlosser mit Abitur. Er arbeitet heute als Computer-Interaktionsdesigner, nachdem er mehrere Jahre in Silikon Valley/USA den Dotcom-Boom in einem Startup-Unternehmen kennenlernte. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Berlin.
Michael Beleites wurde 1964 in Halle/S. geboren und wuchs in Trebnitz bei Zeitz auf. 1981–87 Berufsausbildung und Arbeit als Zoologischer Präparator am Naturkundemuseum in Gera, danach freiberuflich tätig; Beteiligung an Naturschutzarbeiten und Vogelberingung, ab 1982 Engagement in der kirchlichen Friedens- und Umweltbewegung, 1988 Fertigstellung der Dokumentation »Pechblende. Der Uranbergbau in der DDR und seine Folgen«; 1982–89 Verfolgung durch die Stasi; 1990 Gründungsmitglied von Greenpeace DDR e.V.; 1990–92 Buchautor (»Untergrund«, »Altlast Wismut«); 1992–95 Landwirtschaftsstudium in Berlin und Großenhain, seit 1995 in Dresden überwiegend publizistisch tätig; 2000–10 Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Verheiratet, drei Kinder. Publikationen zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte, zu Erinnerungskultur, Biologiegeschichte und ökologischem Landbau.
Iduna Böhning, Jahrgang 1959, wuchs in Hoyerswerda auf und ist studierte Dipl.-Ing. Pädagogin Bauwesen. Seit 1990 betreibt sie in Dresden-Neustadt die Galerie Raskolnikow für zeitgenössische Kunst.
Martin Claus, Jahrgang 1949, wuchs auf in Lampersdorf/Sachsen, lernte Schriftsetzer in Meißen, studierte Grafik in Berlin, war nach kurzer Verlagsarbeit freischaffend und beteiligte sich an Aktionen der alternativen Kunstszene Ost-Berlins. Er lebt in Berlin-Köpenick, wo er sich für den Erhalt der denkmalgeschützten Stadtstruktur und als Künstler u.a. in sozio-kulturellen Projekten engagiert.
Robert Conrad, Jahrgang 1962, aufgewachsen in Rostock und Greifswald. 1983–90 Fotograf und Filmautor, daneben vergebliche Versuche, in der DDR ein Studium aufzunehmen. Die Stasi vermerkt stattdessen im »Operativen Vorgang«: »… soll kriminalisiert werden.« Arbeit als Heizer, Bibliotheksgehilfe und auf dem Bau. 1990–2000 Kunstgeschichts- und Architekturstudium in Berlin, seit 2000 Arbeit als Architekt in Berlin, vorrangig in den Bereichen Baugeschichte und Bauforschung. Seit 2005 Haupttätigkeit als Fotograf, Auftragsarbeiten vor allem für Denkmalämter, Planungsbüros, Fachverlage und Museen, Arbeitsaufenthalte in Italien, England, USA, Marokko, Indien und Russland, Veröffentlichungen und Ausstellungen als Bauhistoriker und Architekturfotograf.
Robert Conrad verstarb völlig überraschend mit sechzig Jahren im Mai 2023. Wir hatten gemeinsam mit ihm und seiner Frau Margrit Kühl im nächsten Jahr ein umfassendes Buch zur Geschichte des Tegeler Flughafenareals geplant.
Fotografische Beiträge im Lukas Verlag u.a. in:
Gernot Friedrich, Jahrgang 1937, geboren und aufgewachsen in Zeulenroda/Thüringen, Sohn eines Lehrers. Pädagogikstudium in Mühlhausen, Exmatrikulation wegen aktiver Kirchenzugehörigkeit. Arbeit bei der DEWAG-Werbung in Gera, nach einem Jahr Theologie-Studium in Naumburg, Berlin und Halle. Vikar und Hilfsprediger in Schmölln, Eisenach und Oberroßla bei Apolda. Nach einem Zwischenspiel in der Berliner Zentrale der Aktion Sühnezeichen zwanzig Jahre Gemeindepfarrer in Jena und zehn Jahre in Gera. Daneben Gesangsstudium in Berlin und Leipzig und seitdem auch solistisch tätig. Er veröffentlichte 1997 das Buch »Mit Kamera und Bibel durch die Sowjetunion. Ein Thüringer Pfarrer besucht illegal Brüder und Schwestern im Osten« im Verlag am Park.
Stephan Gast, 54 Jahre alt, begeisterte sich als Kind für die Sportfliegerei, war später Offiziersbewerber bei den Luftstreitkräften der DDR mit unehrenhaftem Abbruch, danach Schlosser und Monteur, studierte Landwirtschaft, war Wehrdienstverweigerer, zwischendurch und bis heute Versuchstechniker auf brandenburgischem Acker, lebt in Berlin, Vater von drei Kindern.
Dr. Christian Halbrock, geb. 1963, Ausbildung beim VEB Schiffselektronik Rostock, 1993-98 Studium der Geschichte und Ethnologie in Berlin, 2004 Promotion, 2004-05 Vorsitzender des Komitees »15. Januar« e.V. in der Forschungs und Gedenkstätte Normannenstraße, seit 2007 Mitarbeiter der Abteilung Bildung und Forschung der BStU.
Arbeiten zur DDR-Kirchengeschichte, zur DDR-Auslandspionage in Schweden und zu den Friedens- und Umweltgruppen in der DDR, Ausstellungsprojekt zum Sperrgebiet Karlshorst.
Ulrich Henrici, 1941–2022. Studierter Lehrer, Korrektor bei der Märkischen Volksstimme, Redner für »weltliche Trauerfeiern« in Potsdam und Brandenburg, lange Jahre wohnhaft in Beelitz. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher über seine weltweiten Abenteuer im Eigenverlag und verfügte über ein umfängliches Film- und Fotoarchiv.
Christian Hufen (geb. 1964 in Weimar) studierte Kunstwissenschaften in Berlin-Ost und Moskau; Diplomarbeit über den Künstler Pawel Filonow 1992. Promotion an der Europa-Universität Viadrina, Fachbereich Osteuropäische Geschichte, mit einer biographischen Studie über Fedor Stepun (publiziert im Lukas-Verlag 2001). Seit 1999 freiberuflich tätig als Herausgeber und Übersetzer (für die Zeitschrift »Osteuropa«), Lektor, Ghostwriter und Publizist. Lebt in Berlin.
Aktuelle Forschungsschwerpunkte: eine Familien- und Heimatgeschichte aus Sachsen und Böhmen; Architektur der Tschechoslowakei; Korrespondenz und Nachkriegsbiographie von Fedor Stepun; der deutsche Exilverleger Rudolf Roessler und die Zeitschrift »Ex tempore« (Luzern, 1949).
Mathias Jahnke, Jahrgang 1961, wuchs auf in Rostock und erlernte den Beruf eines Vollmatrosen der Hochseefischerei. 1984–89 studierte er an der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock Maschinenbau mit den Spezialisierungen Schiffbau und Fischereitechnik. Mathias Jahnke arbeitet als Senior Project Manager bei Siemens in der Programm- und Systementwicklung. Nachdem er viele Jahre in Kolumbien gelebt hat, wohnt er jetzt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin und Istanbul.
Carlo Jordan, 1951 in Berlin geboren und dort aufgewachsen, Zimmermannslehre, Studium des Bauingenieurswesens. 1976 Unterzeichnung einer Eingabe an Erich Honecker im Zusammenhang mit der Selbstverbrennung des Pfarrers Brüsewitz; Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung. Ab 1978 Fernstudium der Geschichtswissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität, 1982 Exmatrikulation. 1986 Mitgründer der Berliner Umwelt-Bibliothek; 1988 Mitbegründer des Grün-ökologischen Netzwerks Arche. 1988 gehörte Jordan zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes an die KSZE-Nachfolgekonferenz, in dem Reisefreiheit für DDR-Bürger gefordert wurde. 1989 war er Mitgründer der Grünen Partei in der DDR und wurde deren Sprecher; Mitglied des Zentralen Runden Tisches. Im Januar 1990 beteiligte er sich am Sturm auf die Berliner Stasi-Zentrale und wurde im Mai in die Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt; 1994–95 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses; im Vorstand der Forschungs- und Gedenkstätte Berlin Normannenstraße (Stasimuseum). Im Jahr 2000 promovierte er an der FU Berlin bei Bernd Rabehl mit einer Arbeit über die Geschichte der Humboldt-Universität Berlin in der DDR.
Carlo Jordan verstarb am 13.12.2023.
Wladimir Kaminer, 1967 in Moskau geboren. Nach einer Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk studierte er Dramaturgie am Theaterinstitut von Moskau. Im Juni 1990 erhielt Kaminer »humanitäres Asyl« in der damals noch bestehenden DDR und wurde danach Staatsbürger der Bundesrepublik. Lange Jahre Mitglied der »Reformbühne Heim & Welt« im Kaffee Burger, dort auch zusammen mit Yuriy Gurzhy Organisation der legendären »Russendisko«. Wladimir Kaminer hat zwei Kinder und lebt in Berlin. Vor allem seine Erzählbände »Militärmusik« und »Russendisko« machten ihn weithin bekannt. Jüngste Veröffentlichung: »Meine kaukasische Schwiegermutter« (2010).
Karsten König, 1960 in Dessau geboren, aufgewachsen in Ost-Berlin, Lehre zum Berufskraftfahrer, 1980–85 Studium an der Universität Jena. Zahlreiche Reisen in Osteuropa und der Sowjetunion, Organisation von UdF-Treffen, 1989 Fluchtversuch nach China, 1990 mit Reinhard Tauchnitz einziger DDR-Bürger auf einem Achttausender (Shisha Pangma). Promovierter Physiker, habilitierter Zellbiologe, Gründer und Geschäftsführer der JenLab GmbH in Jena, Professur an der Universität Saarbrücken (Lehrstuhl für Biophotonik und Lasertechnologie), Abteilungsleiter am Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in St. Ingbert. Karsten König lebt und arbeitet zur Zeit in Kalifornien. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht, dreißig Patente entwickelt, ist in zahlreichen Gremien vertreten und erhielt Preise wie den Zweiten Leibinger Innovationspreis 2010.
Ekkehard Maaß, Jahrgang 1951, stammt aus einer Pfarrersfamilie mit baltischen Wurzeln und wuchs in dem Dorf Schönburg/Saale auf. Er studierte in der DDR Theologie und Philosophie, wurde im Zusammenhang mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns von der Humboldt-Universität relegiert und von der Stasi »zersetzt«. Nach dem Fall der Mauer rehabilitiert, arbeitete er in einem Fachbeirat der Heinrich-Böll-Stiftung und organisierte Konferenzen in Russland und Georgien. Entsetzt über die russischen Kriegsverbrechen in Tschetschenien, gründete er 1996 die Deutsch-Kaukasische Gesellschaft und setzt sich für tschetschenische Flüchtlinge ein. Er hält Vorträge zum Thema Kaukasus und gibt Konzerte mit Liedern von Goethe, Heine, Brecht, Biermann und Okudshawa, am liebsten in seiner Künstlerwohnung, die in den 1980er Jahren einer der wichtigsten Treffpunkte der Dichter- und Malerszene des Prenzlauer Bergs war.
Michael Möller (seit 2011 Michael Hausammann), geboren 1960 in Rudolstadt, aufgewachsen in Berlin, studierte Außenwirtschaft in Berlin, arbeitete für DT64, AMIGA und die Ost-TAZ, später für Springer und die Deutsche Telekom. Studiert zur Zeit Gerontologie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Bis 1989 UdF-Reisen in die UdSSR, Mongolei und Volksrepublik China, danach Radreisen u.a. durch Japan, Laos, Kalifornien und die Schweiz. Texte u.a. in SCHADEN; »Bye bye, Lübben City – Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR«; »Transit – Illegal durch die Weiten der Sowjetunion«.
André Nickl wurde 1960 in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz, geboren. Gelernter Baufacharbeiter. An der »Fachschule für angewandte Kunst« in Heiligendamm studierte er Formgestaltung. 1987 hatte er eine erste Ausstellung in der Privatgalerie Jörg Deloch mit Porträts aus Rumänien. André Nickl lebt seit 1987 als freiberuflicher Innenarchitekt in Berlin.
Christian Noack studierte Osteuropäische Geschichte, Theaterwissenschaften und Slawistik in Köln und Wolgograd, 2000 Promotion. Seine Dissertation beschäftigte sich mit Nationalismus und Nationalbewegung unter den Muslimen des Russischen Reiches und führte ihn zu längeren Aufenthalten in das Mittlere Wolgagebiet. Zwischen 2000 und 2007 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent in der Fakultät für Geschichtswissenschaften, Philosophie und Theologie an der Universität Bielefeld. Während seiner Tätigkeit am Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte begann er, sein langjähriges Interesse an Reisen in der Sowjetunion zum Gegenstand eines großen Forschungsprojektes zu machen. Eine Studie zur Entstehung des Massentourismus in der UdSSR steht kurz vor dem Abschluss. Mit seiner Bielefelder Kollegin Wiebke Kolbe organisierte Christian Noack mehrere Arbeitstreffen deutscher Tourismushistoriker, deren Beiträge unter anderem 2009 in einem Sonderband von Voyage, dem Jahrbuch für Reise- und Tourismusforschung, erschienen. Seit 2007 lehrt Christian Noack Osteuropäische Geschichte an der Nationalen Universität von Irland in Maynooth.
Jürgen van Raemdonck, geboren 1952 in Frankfurt/Main, kam im Alter von drei Jahren in ein Dorf bei Neuruppin zu seiner Urgroßmutter. Als sie starb, war er vierzehn. Er kam in mehrere Heime und arbeitete in verschiedenen Industriebetrieben. Parallel holte er an der Volkshochschule die Klassen 8–12 nach und absolvierte eine Lehre als Zerspanungsfacharbeiter und Montageschlosser; Studium an der PH in Potsdam zum Polytechniklehrer für geistig und lernbehinderte Kinder; Arbeit in einem Jugendwerkhof für schwererziehbare Kinder. Zerwürfnis mit DDR-Autoritäten über Erziehungsmethoden (»Hass gegen den Imperialismus«): Entlassung, Arbeit als Bühnentechniker im Theater, danach arbeitslos. Herstellung und Handel mit selbstgefertigtem Holzspielzeug und selbstgenähter Kleidung; der Umsatz entsprach zum Schluss dem Gehalt eines Generaldirektors. Im Mai 1989 Ausbürgerung nach Frankfurt/Main, da er seine westdeutsche Herkunft nachweisen kann. Seit 1991 ökologische Bewirtschaftung eines 25 Hektar großen Hofes in Vorpommern, 2010 Beginn eines Jurastudiums in Greifswald. Jürgen van Raemdonck hat vier Kinder.
Kai Reinhart, geboren 1975 in Neuss am Rhein, Studium der Fächer Geschichte, Deutsch, Sport und Pädagogik in Münster/Westfalen. Die Faszination für so verschiedene Dinge wie Philosophie, Natursport, alternative Lebensentwürfe und die DDR führte 2007 zu einer Promotion über den DDR-Sport, die insbesondere informelle Sportszenen wie das Bergsteigen, UdF-Reisen und Skateboarden erforschte, Auszeichnung u.a. mit dem DOSB-Wissenschaftspreis 2008/09. Referendariat für Lehrämter 2007–09 in Recklinghausen, seit 2009 Akademischer Rat am Institut für Sportwissenschaft in Münster.
Helmut Schulze wurde 1966 in Dresden geboren. Insgesamt sechs Reisen führten ihn in die Sowjetunion, allerdings nur die ersten zwei mit dem Transitvisum via Rumänien. Danach hatte er eine Einladung nach Leningrad, mit welcher er den Kaukasus bereiste. Eine selbstgeschriebene Einladung in die Mongolei verhalf ihm gar zur »Republikflucht«. 1990 fuhr Helmut Schulze mit einem Dienstreisestempel im Pass nach Mittelasien und 1991 mit offizieller Einladung eines russischen Alpinistenverbandes mit einem Mountainbike durch den Pamir. 1993 überquerte er gemeinsam mit drei Freunden das grönländische Inlandeis auf Skiern. Er stand auf einigen Fünf- und Sechstausendern in den Anden und kletterte an den Felswänden in der Saudischen Wüste und der Sahara. Als Kameramann filmte er eine Erstbegehung an den Tafelbergen im Hochland von Venezuela. Seit 1997 lebt er wieder in Dresden und arbeitet als Verleger und Fotograf. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist dabei das Klettern. Seit mittlerweile zwölf Jahren fertigt er die Aufnahmen für den Kalender »Klettern im Sächsischen Fels«.
Johannes Schwärsky, 1963 in Leipzig geboren, aufgewachsen in einer Großfamilie mit noch vier Brüdern in Berlin-Pankow. Wegen politischer Unangepasstheit durfte er kein Abitur machen. Lehre in der Tischlerwerkstatt der Berliner Bühnen, danach Gesangsstudium an der Berliner Musikhochschule »Hanns Eisler«. Erstes Engagement als Chorsolist und Mitglied des Opernstudios an der Komischen Oper Berlin, solistische Erfahrungen in mehreren Produktionen der Berliner Kammeroper, 1993 erstes festes Solo- Engagement am Theater Gießen. Seit 1996 freischaffend, Gastspiele in sehr vielen deutschen Städten sowie im Ausland. Lebt zusammen mit den Brüdern im Elternhaus, wo sie gemeinsam musizieren und auftreten; hat zwei Kinder.
Utz Tayert, 1964 in Berlin geboren, 1985–87 Studium der Lebensmitteltechnologie; danach Arbeit als Brauereiarbeiter, Museumspförtner, Krankenwagenfahrer; ab 1990 Studium der Germanistik, Geographie und Geschichte in Hamburg und Berlin; heute Sozialarbeiter, freier Autor und Musiker in Berlin. UdF-Reisen: 1988: Moskau – Wolgograd – Astrachan – Makat (Kasachstan) – Samarkand/Buchara (Mittelasien) – Aserbaidshan – Georgien – Kiew; 1989: Lwow – Minsk – Leningrad – Kaliningrad/Baltikum; 1993: St. Petersburg.
Uli Wannhoff, Künstler, Maler und Grafiker. Er wurde 1952 in Aue geboren, studierte Theatermalerei an der Dresdner Kunsthochschule, war aber danach achtzehn Jahre Heizer und arbeitete als Maschinist in einer Umformerstation an der TU Dresden. Dort wurde einer seiner Dozenten auf ihn aufmerksam und bot ihm an, künstlerischer Leiter an der TU-Dresden zu werden. Diese Tätigkeit währte aber nur zwei Jahre, bis man ihm den Zirkel verbot. Er unternimmt seit 1991 bis heute Langzeitreisen in arktische Regionen Amerikas und Russlands. Die gesammelten Erfahrungen finden in Gemälden, Zeichnungen, Collagen und Fotografien ihren Niederschlag. Darüber hinaus entstanden einige Publikationen. Wannhoff lebt heute als freiberuflicher Künstler in Berlin.
Uwe Wirthwein, 1961 in Meiningen geboren, aufgewachsen im Grenzgebiet in Behrungen, 1983 Studium der Verkehrstechnik in Dresden. Uwe Wirthwein ist heute selbständiger Lehmbauer in Thüringen, wo er zusammen mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Bis 1989 sieben verschiedene UdF-Reisen u.a. bis nach Sibirien.
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