Friederike Warnatsch-Gleich
Band 21: Herrschaft und
Frömmigkeit
Zisterzienserinnen im Mittelalter
In ihrer Berliner Dissertation von 2004 bietet die Autorin einen
umfassenden Überblick der mittelalterlichen Zisterzienserinnen-Klöster und
detaillierte Studien von speziellen Problemen, die sich für die Frauen ergaben,
weil diese zwar einen wichtigen Beitrag zum mittelalterlichen Klosterleben
leisteten, dennoch zunehmend mit Unwillen seitens der Mönche gesehen wurden,
die die Betreuung der Frauen als eine steigende und unangemessene Belastung ansahen.
Während die einschlägige Forschung sich bisher überwiegend den Zisterzienser-Klöstern zugewandt hat, bietet nun Warnatsch-Gleich eine beeindruckende Komplementär-Arbeit,
die erstaunlich viele Aspekte im Leben dieser Nonnen und ihre Stellung innerhalb
der Kirche beleuchtet. Darin
liegt sowohl die Stärke als auch
die leichte Schwäche dieser Untersuchung, denn einerseits entfaltet die Autorin
eine sehr begrüßenswerte Gesamtperspektive, andererseits sucht man doch fast
umsonst nach einer spezifischen These, was aber wohl nicht ganz so
schwerwiegend sein dürfte, weil sie ja insgesamt sehr
sachkundig die Welt der Zisterzienserinnen vor Augen führt und selbst so
disparate Themen wie das Ordensrecht, Politik- und Herrschaftsgeschichte,
Architektur und Plastik, Mystik und Liturgie einschließt.
Das Buch gliedert sich in die folgenden Großabschnitte: die frühe Geschichte
der Zisterzienserinnen, die Architektur ihrer Klöster,
liturgische Notwendigkeiten. Kunst- und Schmuckverbote des Zisterzienserordens
und zisterziensische Mystik. Im zunehmenden Maße
wendet sich also Warnatsch-Gleich von der speziellen
Orientierung auf die Frauen ab und den Zisterziensern allgemein zu, was ja
nicht verkehrt wäre, dennoch
etwas überraschend wirkt in Anbetracht des Ausgangspunkts. In
dem Fall hätte man sich freilich einen sogar noch breiteren Zuschnitt gewünscht
und dass der historische Überblick nicht mit der Frühzeit geendet hätte, so
ausführlich dieser Abschnitt (bis ins frühe 13. Jh.) auch gestaltet ist.
Wie ausgewogen aber die Autorin vorgeht, zeigt sich z.B. anhand der Diskussion,
inwieweit die Zisterzienserinnen als Teil einer Frauenbewegung anzusehen wären,
was sicherlich so richtig ist, zugleich aber nicht mit feministischen Ansätzen
in unserer Zeit zu verwechseln wäre. Ob die Beziehungen zu
den Beginen in diesem Zusammenhang richtig gesehen wird, scheint mir
freilich etwas zweifelhaft. Ein großes Augenmerk macht der Abschnitt zu den
Stiftern und ihren Motivationen aus, wobei sie auch
die wichtigen Familientraditionen in der Hinsicht berücksichtigt. Eine große
Bedeutung spielte auch die Frage, inwieweit einzelne Klöster dem Gesamtorden
zuzurechnen waren, was hier sehr differenziert untersucht wird, so dass die
Problematik (Mischformen, rechtliche Regelungen etc.) gut vor Augen tritt.
Einen wichtigen Abschnitt bildet auch die Architekturgeschichte, die die
Autorin anhand von systematischen Vergleichen im zeitlichen Ablauf gründlich
behandelt, wobei sie besonders auf die äußeren
Einflüsse eingeht, die einen bestimmten Bautypus bestimmten. In einem Exkurs
berücksichtigt sie dabei auch die wichtige Backstein-Mischtechnik (meist also
Backstein und Werkstein), wie sie vor allem, von
Sachsen ausgehend, im Osten Europas, d.h. besonders
in Schlesien und Polen, eingesetzt wurde, ohne dass dort wirklich von einem
Mangel an Werksteinen auszugehen wäre. Vielmehr bediente man sich gerne der
Backsteine, um sich baulich mit der Grabeskirche des hl. Augustinus in Pavia in
Verbindung zu setzen, aber dazu kamen noch viele politische und wohl auch
finanzielle Gründe, wie die Autorin betont.
Die Bereiche der speziellen Liturgie in Zisterzienserinnen-Klöstern
und dann Kunst und Schmuck kommen in den folgenden Kapiteln ausführlich zur
Sprache, und so auch im letzten die Frage nach der zisterziensichen
Mystik, die ja, wie gut bekannt, zentral von Bernhard von Clairvaux bestimmt wurde. Wenngleich Warnatsch-Gleich
gerade hier sich globalerer Betrachtungen zuwendet,
vernachlässigt sie dennoch nicht den Schwerpunkt auf der weiblichen Mystik.
Aber dann geht es auch um die Kunst bei den Zisterziensern, was diese neue
Tendenz in diesem Buch verstärkt.
Im Anhang findet sich ein Verzeichnis der Stiftungen einzelner Zisterzienerinnenklöster individueller Adelsfamilien,
gefolgt von der umfangreichen Bibliographie. Ein Index fehlt leider. Insgesamt
handelt es sich um eine begrüßenswerte und sympathisch geschriebene Studie,
die einen hohen Informationswert besitzt, gut gegliedert ist und neue Schneisen
legt, die auch von feministischen Historikern und Kunsthistorikern begrüßt
werden können.
Alhrecht Classen, in: Mediaevistik 24 (2011)
Die vorliegende
Untersuchung wurde als Dissertation 2004 an der TU Berlin abgeschlossen. Sie
will kunsthistorische, historische und religionsgeschichtliche Aspekte
gemeinsam untersuchen. Einleitend stellt die Verfasserin fest, dass es im
Mittelalter etwa dreimal so viele Frauen- wie Männerklöster im
Zisterzienserorden gab. Obwohl die Frauenklöster ein breites Spektrum für die
Forschung bieten, hat sich diese weit mehr den Männerklöstern gewidmet. Eine
Gesamtsicht über die Frauenklöster fehlt daher weitgehend. Aus dem bisher nicht
befriedigenden Umgang mit den Unterschieden zwischen den Zweigen des
Zisterzienserordens ist die vorliegende Arbeit entstanden. Dabei sollen das
Entstehen dieser Vielfalt und mögliche Entwicklungslinien beschrieben werden.
Die Verfasserin behandelt zuerst die frühe Geschichte der Zisterzienserinnen.
Es geht wie üblich vom religiösen Umfeld über die Anfänge des Ordens zu den
Anfängen der Zisterzienserinnen, deren Stellung im Orden und religiöser
Frauenbewegung zum Problem der Ordenszugehörigkeit und im Verhältnis der
Klöster zu den Stiftern. Eine Darstellung der Architektur der Zisterzienserinnen
schließt sich an. Ausgehend von den verschiedenen Grundtypen zeigt sie die
Kirchen der Zisterzienserinnen des hohen Adels und der slawischen Herzöge. Es
werden die Zusammenhänge zwischen Kirchentyp und dem Status der Konvente bzw.
der Gründungsmotivation der Stifter gezeigt. Auch den Verbindungen zwischen den
Kirchen der Mutter- und Tochterklöster wird nachgegangen. Dabei wird auch die
Frage Pfarrkirchen als Zisterzienserinnenkirchen und die Beziehungen zur
Architektur anderer Orden aufgegriffen. Die liturgischen
Notwendigkeiten werden in breiter Form abgehandelt und die Auswirkungen der
zisterziensischen Mystik auf die Kunst der Frauenklöster dargestellt. Das Fazit
der Untersuchung zeigt die große Bandbreite der Frauenklöster des Ordens auf
den verschiedensten Ebenen. Das Zustandekommen der verschiedenen Faktoren gab
eine jeweils verlässliche Auskunft über die Position des entsprechenden
Klosters zwischen Frömmigkeit und Herrschaft. Eine Liste der
Zisterzienserinnenklöster als Stiftung des Adels und eine umfangreiche
Literaturliste schließen das Werk ab, das einen eigenständigen Weg in der
Zisterzienserinnenforschung anstrebt. Der Verfasserin ist für klare Worte in
dieser thematisch oft recht unsicheren Zeit zu danken. Das Werk wird eine
bedeutsamere Rolle in der künftigen Zisterzienserinnenforschung einnehmen.
Immo Eberl, in: Rottenburger Jahrbuch für
Kirchengeschichte 29 (2010)
Die
Berliner Diss. geht nach knappen Worten zum Reformumfeld sowie dem historischen
Kontext der frühen Zisterzienserinnen-Gründungen auf das Verhältnis
des Ordens zu den Frauen-Niederlassungen ein. Dabei kommt W.-G.
zu dem freilich bereits hinreichend bekannten Ergebnis, dass
der Orden den Frauen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstand, sondern seine zögerliche
Haltung andere Gründe hatte. Des weiteren ordnet die Autorin die Zisterzienserinnen in die religiösen Frauenbewegungen
ein und hebt hervor, dass zu den herkömmlichen Gründen einer Klosterstiftung bei Frauenzisterzen noch spezifische Motive hinzutreten: vor allem
die massenhafte Begeisterung der Frauen für das Zisterziensertum, der Umstand,
dass Memoria und Fürbitte ohnehin
zumeist weibliche Aufgaben waren und die eher geringe Reglementierung durch den Orden, die breiten Raum für
individuelle Gestaltungsmöglichkeiten
bot. Gerade dies kam den Stiftern entgegen, welche die Frauenzisterzen für ihre Herrschaft nutzen wollten und selbst das Vogtrecht
ausübten. Auf die Frage der Entvogtungspolitik der
Zisterzienser und deren Auswirkungen
auf die Stiftungshäufigkeit geht die Autorin nicht hinreichend ein. Ein nicht zu unterschätzender Grund
für die Stiftung einer Frauenzisterze war auch deren
relativ geringe Kosten, gemessen an einem Männerkonvent; die Menge der Stifter,
die es sich leisten konnte, ein solches Kloster ins Leben zu rufen, war nicht gering. Vor dem Hintergrund der weiblichen
Begeisterung für zisterziensische
Frömmigkeit erstaunt der Befund, dass unter den Stiftern nicht überproportional viele Frauen zu finden waren. W.-G.
führt dies auf den Umstand zurück, dass die Männer stillschweigend den
Stiftungswunsch ihrer Frauen erfüllt hätten, kann dies
aber nicht hinreichend belegen. Sehr
breiten Raum nehmen kunsthistorische Betrachtungen zur Architektur sowie zum
immer häufiger verletzten Kunst- und Schmuckverbot ein. Aus historischer
Rückschau waren die Regelverstöße ein Glücksfall, bieten die Bildwerke
doch Aufschlüsse über die mystische Ausrichtung und spirituelle Verortung der Frauenzisterzen.
So positiv die Beschäftigung mit Zisterzienser-Nonnen zu bewerten ist, so verspricht der Titel doch mehr, als das Buch zu halten vermag. Gerade die Aspekte der Herrschaft
werden viel zu wenig erörtert, die wirtschaftliche Bedeutung der
Zisterzienserinnen fehlt nahezu ganz. Außerordentlich
hilfreich könnte die Liste der Gründungen sowie der Stifterfamilien sein, doch
erhebt sie bedauerlicherweise keinen Anspruch auf Vollständigkeit, worauf die
Autorin selbst hinweist. Einige wichtige Arbeiten der Forschung sind der Autorin entgangen und bedauerlicherweise
fehlt ein Register, das den Zugriff auf die Arbeit wesentlich
erleichtert hätte.
Elke Goez in:
»Deutsches Archiv für die Erforschung des Mittelalters«, Bd. 64,1
Die
große Anziehungskraft des Zisterzienserordens führte bereits im
12. Jahrhundert in Mitteleuropa zur Entstehung von Frauenkonventen, die
nach den Zisterziensergewohnheiten lebten. Im deutschsprachigen Raum waren es bis 1200 rund 25 Niederlassungen. Im
13. Jahrhundert erhöhte sich die Zahl weiblicher Konvente auf fast 250.
Ihre rasche Ausbreitung wird gemeinhin mit dem Phänomen der sog. »religiösen
Frauenbewegung« in Zusammenhang gebracht. Aus der Spannung zwischen mystischer
Frömmigkeit der Frauen und dem Herrschaftsanspruch der Klöster und ihrer Stifter entstand eine beeindruckende Vielfalt von
Gründungen in Bezug auf Geschichte, politische und wirtschaftliche Bedeutung,
vor allem aber hinsichtlich Architektur, Bautypen und Ausstattung. Diese
Vielfalt hochmittelalterlicher Zisterzienserinnenklöster, die sich nicht in ein
Idealschema pressen lassen, aufzuzeigen und in Ansätzen zu erklären, ist das
Ziel der 2004 an der TU Berlin eingereichten Dissertation.
Nach einem kurzen Überblick über die Forschungslage wird die frühe Geschichte
der Zisterzienserinnen dargestellt, wobei vor allem den Motiven der Stifter und
der Frage der Ordenszugehörigkeit nachgegangen wird. Dabei stellt Warnatsch-Gleich zurecht die Frage, ob die Inkorporation in
den Zisterzienserorden, die von der Forschung der letzten Jahrzehnte immer
wieder thematisiert wurde, wirklich ein dringendes Anliegen der Nonnen und
Stifter war, da sie den weitgehenden Verlust der
Selbstbestimmung bedeutete und päpstliche Privilegien auch ohne Inkorporation
erlangt werden konnten. Für die Architektur und den Bautyp einer
Zisterzienserinnenkirche – so ein Ergebnis der Arbeit – hatte die Inkorporation
keine Bedeutung. Die Gestaltung der Kirchenbauten ist vielmehr in enger
Abhängigkeit vom Stifterwillen zu sehen. Die für die Gründung nötige geringere
Stiftungsausstattung war beim niederen Adel sicher ein Beweggrund, eher ein
Frauenkloster zu gründen. Ein Motiv reicher Landesherren sieht die Autorin
darin, dass sie bei Stiftungen von
Zisterzienserinnenklöstern »offenbar in gewisser Weise die große Tradition der
mächtigen vom Hochadel gestifteten Kanonissenstifte mit der inzwischen
aktuellen reformmonastischen Richtung«
kombinieren konnten und sich entsprechend repräsentative Grablegen
schufen. Als Beispiel führt sie das 1202 von Herzog Heinrich I. von Schlesien
gegründete Trebnitz auf, den ältesten erhaltenen Kirchenbau Schlesiens in
Backstein-Mischtechnik. Dieser Technik als »Ausdruck herrschaftlicher
Repräsentation« ist ein Exkurs gewidmet, der ebenso umfangreich ist wie das
zweite zentrale Kapitel der Arbeit zur Architektur der frühen Zisterzienserinnenkirchen.
Hier wendet sich Warnatsch-Gleich vor allem gegen die
gängige Forschungsmeinung, in der kleinen einschiffigen Saalkirche den Idealtyp
der zisterziensischen Nonnenkirche zu sehen. Für das 12. Jahrhundert und
das erste Viertel des 13. Jahrhunderts kann die basilikale Bauform als
vorherrschend nachgewiesen werden. Zwischen 1225 und 1250 halten sich stärker
durchgliederte und einschiffige Kirchenräume etwa die Waage. Die große
Beliebtheit der einschiffigen Saalkirche fällt in die Phase, in der die
Klostergründungen weitaus am zahlreichsten waren. Da ab der Mitte des
13. Jahrhunderts auch viele Kirchen der Bettelorden nach ähnlichem Muster
errichtet wurden, hält Warnatsch-Gleich es für
sinnvoller, statt nach der »typischen Zisterzienserinnenkirche« nach »einem
locker eingrenzbaren Typus der reformerischen Nonnenkirche des mittleren und
späten 13. Jahrhunderts« zu fragen. Warnatsch-Gleich
schließt sich den Ergebnissen der noch unveröffentlichten Dissertation von
Claudia Mohn an: »Es gibt keinen verbindlichen Typ
einer Zisterzienserinnenkirche. Ihre Grund- und Aufrissgestaltung variierte je
nach zeitlicher Entstehung, Umfang und Anspruch der Ausstattung, regionalen
Einflüssen und den Funktionen, die sie oftmals neben
ihrer Bestimmung als Klosterkirche zu erfüllen hatte.« Eine solche Bestimmung
konnte die repräsentative Grablege einer Adelsfamilie ebenso sein wie die
Nutzung der Nonnenkirche als Pfarrkirche, was eine unterschiedliche
Raumaufteilung nach sich zog.
Der Bautyp der Zisterzienserinnenkirche und ihre künstlerische Ausstattung ist
damit in enger Abhängigkeit von liturgischen Notwendigkeiten zu sehen, denen im
nächsten Kapitel
nachgegangen wird, bevor im letzten Abschnitt der Arbeit der
Einfluss der zisterziensischen Mystik auf die klösterliche Kunst vor allem bei
den Zisterzienserinnen untersucht wird. Die angeführten Beispiele aus der
Nonnenmystik und die künstlerischen Bildwerke aus Zisterzienserinnenklöstern
können sowohl als Zeichen mystischer Spiritualität und Frömmigkeit eines Konvents
als auch als Ausdruck herrschaftlicher Repräsentation von Stiftern gedeutet
werden. Wo ein Kloster zwischen Frömmigkeit und Herrschaft zu positionieren
ist, kann daher – so das Fazit der Arbeit – nur für jede einzelne Frauenzisterze unter Einbeziehung aller zur Verfügung
stehenden Informationen geklärt werden. Da diese Frage in erster Linie von der
Förderung durch einen oder mehrere Stifter abhängt, die oft sogar mehrere Frauenzisterzen unterschiedlicher Bauart gründeten, erweist
sich ein Anhang zu den Stiftungen von Zisterzienserinnenklöstern einzelner
Adelsfamilien als sehr nützlich. Umso mehr ist zu bedauern, dass die bis in den
slawischen Raum ausgreifende Arbeit nicht durch ein Register erschlossen wird
und auch eine Karte fehlt. Die kunsthistorischen Ausführungen dagegen werden
durch 17 Schwarz-Weiß-Abbildungen veranschaulicht.
Maria Magdalena Rückert in:Rottenburger Jahrbuch
für Kirchengeschichte, 2008
Warnatsch-Gleich bietet ein facettenreiches Bild hochmittelalterlicher
Zisterzienserinnenklöster. Einleitend registriert sie die Anfänge der
Frauenorden in Frankreich, u. a. die Gründung des Cluniazenserinnenklosters Jully
1120 in Tart. Ausführlich erörtert sie die
Entwicklung und das rasche Aufblühen der Frauen-Zisterzen
in Frankreich, England und Deutschland. Dabei geht sie auf die religiösen wie
politisch-soziologischen Motive der Gründungen ein, die Adelsstiftungen waren,
aber auch aus Initiativen von Bischöfen und Äbten resultierten, getragen von
religiösen Bedürfnissen, u. a. vom Beten zur Ehre Gottes,
von der Sorge um Seelenheil, der Begründung regional-religiöser Infrastruktur,
von christlich fundierter Herrschaft, Grenzsicherung, von der Wahrnehmung
wirtschaftlicher Vorteile wie Einrichtung und Betreuung von Wallfahrten, vom
Nutzen des hohen Bildungsstandes der Klosterangehörigen
für Bildung und Rekrutierung des Herrschaftsnachwuchs. Die von Warnatsch-Gleich behandelte Thematik der Frauenklöster ist
außerordentlich komplex: Politik und Herrschaftsgeschichte, Architektur und
Plastik, Mystik und Liturgie. An der Spannung zwischen
mystischer Frömmigkeit und Herrschaftsanspruch der Klöster und ihrer Stifte macht sie eine beeindruckende Vielfalt in
Architektur, Ausstattung und Geschichte sichtbar und erschließt damit
wissenschaftliches Neuland auf dem Gebiet der Frauen-Zisterzen.
Fritz Wagner in »Erbe und Auftrag«, Heft
5, 2005
Es
gab im deutschsprachigen Raum im Mittelalter etwa dreimal so viele Frauen- wie
Männerklöster nach Zisterzienserregel. Die Aufmerksamkeit der Forschung galt
bisher jedoch hauptsächlich den Mönchsklöstern. Sofern Frauenklöster doch
einmal Gegenstand der Forschung sind, geht es meist um die Frage nach der
Inkorporation und der Inkorporationswilligkeit oder Frauenfeindlichkeit der
Ordensleitung. Doch welche Auswirkungen hatte die Inkorporation tatsächlich auf
die verschiedenen Zisterzienserinnenklöster oder auf ihre
Verschiedenartigkeit? Neben Ordensrecht und Politik- und Herrschaftsgeschichte
gibt die Untersuchung der Architektur und Plastik (Kunst- und Schmuckverbote
des Zisterzienserordens!) sowie der Mystik und Liturgie
der zisterziensischen Nonnenklöster breiten Raum.
in: »Hieronymus News«, Juni 2005