Dirk
Schumann (Hg.)
Gransee
Fontane würde hier alles wiedererkennen. Als märkischer Wanderer
hatte er 1861 von der »Lieblichkeit« Gransees (Oberhavel) geschwärmt. Die hat
sich der Ort bis heute bewahren können. Vor allem dank eines vor 20 Jahren
aufgelegten Sanierungsprogramms. Die Bilanz dieser denkmalpflegerischen
Leistung liegt jetzt in Buchform vor. Herausgegeben hat den Band der
Bauforscher Dirk Schumann.
Der bewährte Kenner brandenburgischer Architektur hat den Berliner
Lukas-Verlag für Kunst-und Geistesgeschichte, der sich seit 1996 in
beifallswürdiger Weise um das regionale Kulturerbe kümmert, und neun Experten
als Textzulieferer gewinnen können. Der Potsdamer Mediävist Heinz-Dieter
Heimann ist genauso dabei wie der Kunsthistoriker Peter Knüvener,
der Basiswerke zur mittelalterlichen Malerei und Skulptur publiziert hat und
seit 2011 das Museum in Perleberg leitet. Das Ergebnis ist jedoch nicht nur
eine Zusammenstellung von Aufsätzen, sondern eine Art stadtgeschichtliches
Kompendium, das zudem reich illustriert ist. Geballtes Wissen wird geboten und
zugleich eine empfindliche Literaturlücke geschlossen.
Gransee wird als Beispiel einer jener »Gründungsstädte« vorgestellt, die in
der Mitte des 13. Jahrhunderts planmäßig angelegt wurden … bis [Gransee] 1524
als »Immediatstadt« Brandenburgs Kurfürsten direkt
unterstellt wurde. Dieser Besitzerwechsel erwies sich nach einem verheerenden
Brand 1711 als Glück im Unglück: Der Wiederaufbau war einer der ersten staatlich geförderten in der Mark … Es waren die
Häuser, die damals errichtet wurden, die Fontane so begeistert beschrieben hat.
Von der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts und den Bomben des Zweiten
Weltkriegs verschont, stehen sie immer noch. Überragt
werden sie nur von der gewaltigen Turmfront der Marienkirche,
die im Übrigen einen kostbaren Passionsaltar birgt. Über all das gibt das Buch
bestens Auskunft. Und natürlich auch darüber, warum in Gransee ein Denkmal
für die Königin Luise zu bestaunen ist.
Frank Kallensee, in: Märkische
Allgemeine Zeitung, am 27./28. Juli 2013
Schon Theodor Fontane lobte 1861 die »landschaftliche Lieblichkeit«
der kleinen märkischen Stadt Gransee. Deren originale Bausubstanz des 14.
bis 19. Jahrhunderts empfängt heute die
Besucher. Stellvertretend für die Entwicklung vieler märkischer Kleinstädte
beschäftigt sich das Buch mit der Entwicklung dieser Gründungsstadt im märkischen
Binnenland. Herausgeber Dirk Schumann versammelt neun gehaltvolle Beiträge von
elf Autoren. Sein Verdienst ist, Typisches und Einmaliges der Stadt erkennbar
zu machen.
Das Buch eröffnet Hans-Dieter Heimann, Professor für mittelalterliche Geschichte
in Potsdam, mit einer fundierten Betrachtung zur Wiederaneignung des
historischen Stadtkerns nach 1989. Er empfiehlt die Stadtsanierung in den
vergangenen 20 Jahren, Anlass für das Buch, zur Nachahmung, um Geschichte
sichtbar und der Öffentlichkeil neu bewusst zu machen.
In chronologischer Reihenfolge öffnet sich dem Leser ein weiter, reichhaltiger
Themenbogen vom bronzezeitlichen Dorf, zur Baugeschichte Gransees im
Mittelalter, über den Stadtgrundriss nach dem Brand von 1711 bis zur
städtebaulichen Bedeutung der Frauenvereine, zu historischen Türen und zum
Kloster. Renate Breetzmann beschließt das Buch mit
Aspekten der Denkmalpflege, dargestellt am Kloster Gransee.
Reizvoll und bereichernd sind die Vergleiche der Stadtpfarrkirche Sankt Manen
in Gransee mit den Marienkirchen in Neubrandenburg und Prenzlau sowie der
Anklamer Nikolaikirche. Dirk Schumann verweist auf Zusammenhänge zwischen den
Stadtgründungen von Neubrandenburg (1248) und Gransee (1262) ebenso wie zwischen
deren Stadtanlagen. Die Neuerscheinung hat hohe Qualität.
Jürgen Tremper,
in: Nordkurier, am 08. April 2013