Nicolaus Heutger:

Die Tempelherren einst und heute.

Zum 50. Jubiläum der Reaktivierung des Tempelherren-Ordens in Deutschland

 

Nicolaus Heutger († 2008) präsentiert hier eine Gesamtdarstellung der Geschichte des Tempelherren-Ordens von seiner Gründung im Jahr 1119 durch Hugues de Payens mit nur acht anderen französischen Rittern – zum bewaffneten Schutz der Pilger auf dem Wege nach Jerusalem – bis zur Neuzeit und Gegenwart. Man erfährt aus Heutgers Darstellung, dass die Gemeinschaft des Templerordens an der Stätte des untergegangenen Jerusalemer Tempels in einem Teil des königlichen Palastes lebte, sich zu Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichtete, sich »Arme Ritter Christi vom Salomonischen Tempel« nannte und in Bernhard von Clairvaux einen beredten Protektor fand, der in seiner Schrift De laude novae militiae (Vom Lob der neuen Ritterschaft) den jungen Orden bejahte und Einfluss auf die Templer-Regel nahm, die im lateinischen Grundtext und in französischer erweiterter Bearbeitung überliefert ist. Heutger berichtet weiterhin, dass Papst Eugen III. den Templern 1147 als besonderes Abzeichen das rote Kreuz verlieh und Papst Innozenz II. den Orden nach seiner formellen Konstituierung 1128 auf der Synode von Troyes 1139 durch die Bulle Omne datum optimum mit besonderen Privilegien ausstattete und ihn direkt dem Hl. Stuhl unterstellte. Weitere Themen der Darstellung sind u.a. die Bewaffnung der Templer, ihre Versorgung im Hl. Land, ihre Beziehungen zu Muslimen, Templerburgen im Hl. Land und in Syrien, die innere Ordnung des Ordens, die Ordenshierarchie, die Niederlage des Ordens mit dem Kreuzfahrerheer 1187 und die Bewährung des Ordens im Schlusskampf (1291) des Lateinischen Königreichs im Hl. Land, außerdem die Verhaftung aller Templer durch Philipp IV., die Aufhebung des Ordens 1312 durch Papst Clemens V. und die Verbrennung des Großmeisters Jacques de Molay. Vom Freispruch der hohen Würdenträger des Templerordens durch die päpstlichen Legaten leitet Heutger zum Ende des mittelalterlichen Templerordens und zum Templerprozess in Deutschland über, bevor er zum Templerorden in Neuzeit und Gegenwart Stellung nimmt sowie zur Reaktivierung des Tempelherren-Ordens in Deutschland. – Eindrucksvoll schildert Heutger die Verfolgung der Templer, wobei er sich bewusst von Legenden, Mythen und Verschwörungstheorien sowie von den Prozessakten der etwa 900 Templer distanziert und ebenso von der Darstellung der Tempelherren in pseudowissenschaftlicher Sicht. – In einem Anhang registriert Heutger u.a. die Großmeister der Templer in Geschichte und Gegenwart, druckt das Ordensgebet ab und teilt das ABC des Ordenswesens mit. – Heutgers kenntnisreiche Darstellung der Geschichte des Ritterordens der Tempelherren ist eine begrüßenswert sachliche Abhandlung aus ordensinterner Sicht.

Fritz Wagner in der »Cistercienser Chronik« 116. Jg. (2009), Heft1

 

Der Verf. beschäftigt sich seit langem mit dem Templerorden im Zusammenhang mit seinem En­gagement im Deutschen Tempelherren-Ordens (OMCT), eines eingetragenen Vereins (kein Orden im Sinne des Kirchenrechts), dessen besonderes Anliegen die Pflege des Andenkens an den histori­schen Orden ist. Die Kapitel dieses Buches gehen zum Teil auf Vorträge zurück, die bei Treffen die­ser Gemeinschaft gehalten worden sind. Einige da­von sind bereits im Mitteilungsblatt des OMCT »Nova Militia« veröffentlicht worden.
In seinem Vorwort bemerkt der Verf. richtig: »Die größte Schwierigkeit bei der Erforschung des Templerordens besteht darin, dass die ordensei­gene Quellenüberlieferung, also das Ordensarchiv, schon früh verloren gegangen ist. So sind die wich­tigsten Quellen Berichte über den Orden« und nicht vom Orden. »Die an verschiedenen Orten er­haltenen Prozessakten von etwa neunhundert Templern aber vermitteln kein objektives Bild, da die dort festgehaltenen Geständnisse« unter der »Folter erzwungen wurden und dadurch auch hi­storisch wertlos sind. Dagegen lassen sich durch ... Sachüberreste hin und wieder neue Erkenntnis­se gewinnen. Die folgende Darstellung der Ge­schichte des Tempelherren-Ordens soll vor allem der Information neu eintretender, heutiger Temp­ler dienen, zugleich aber auch verfehlten Vorstel­lungen vom Templerorden in der Öffentlichkeit entgegenwirken.«
Diese Absicht kann der erste Teil des Buches gut erfüllen. Für eine rasche Orientierung über die geschichtlichen Ereignisse, die ja das Zisterziensertum zum Teil unmittelbar berühren, sei es wärmstens empfohlen. Darüber hinaus bietet der zweite Teil des Werkes fundierte Informationen
über die heutigen »Templer-Erben«, an die sonst nur schwer heranzukommen ist. Dabei weicht der Verf. auch einer kritischen Betrachtung des »My­thos der Templer« nicht aus, mit dem in den Medi­en viel Unfug getrieben wird.
HJR
in der »Cistercienser Chronik« 114. Jg. (2007), Heft2