Agnese Grieco 
Die ethische Übung 
Ethik und Sprachkritik bei Wittgenstein und Sokrates

Das Wittgenstein nicht ohne Verlust seiner Faszination für eine Lehre in Beschlag zu nehmen ist, hat Agnese Grieco [...] von vornherein berücksichtigt. Sie nimmt das bereits im »Traktat« 1921 geäußerte und bis zum Ende seines Lebens unermüdlich wiederholte Anliegen Wittgensteins, die philosophischen Probleme endgültig zu lösen und damit als eine Lehre unwiderruflich zu Ende zu bringen, im Gegensatz zu Munz ernst und versucht erst gar nicht, es gewissermaßen für eigene Zwecke zu gebrauchen. Auf diese Weise gewinnt sie die Möglichkeit, Philosophie als eine spezifische, nämlich kritisch-therapeutische Tätigkeit zu verstehen und diese Haltung in den Anfängen des essentialistischen Philosophierens im Abendland, vor allem in der Figur des Sokrates, wiederzuerkennen. [...] Grieco zeigt in ihrem Durchgang durch das Gesamtwerk Wittgensteins, daß mit dieser Anweisung zum Glücklichsein nach erfolgter Erlösung von den Problemen des Lebens ein sokratisches Anliegen, also ein Kernbereich des abendländischen Philosophierens überhaupt, getroffen ist. Matthias Kroß in der »Neuen Zürcher Zeitung«