Oliver H. Schmidt
Kloster Zinna und der Orden der Zisterzienser

Der 3. Band stellt, eine erweiterte Fassung der Ausstellungstexte im Zinnaer Klostermuseum dar. Mit eingearbeitet wurden Texte der Ausstellungen Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit Bonn-Köln 1980 (vgl. MEL VIII 5955 u.ä.) und Bernhard von Clairvaux und Bayerns Zisterzienser München 1990. Einige Abschnitte wurden von M. Cante verfaßt. Geschichte, Architektur und Kunstwerke von Zinna werden im Zusammenhang der allgemeinen Geschichte des Zisterzienserordens und der deutschen Ostsiedlung dargestellt. Dem 1492/93 im Kloster oder in dessen Auftrag gedruckten «Zinnaer Marienpsalter» ist ein eigener Abschnitt gewidmet. Der Band ist reich bebildert.
H.B. in: »Medioevo Latino«, 2004

 

Anläßlich des 900jährigen Jubiläums (1998) der Gründung von Cîteaux wurde die Dauerausstellung im Museum der ehemaligen Zisterze Zinna neu gestaltet. Zu dieser Ausstellung verfaßte Oliver H. Schmidt vorliegendes Begleitbuch, das den Besuchern der Anlage und des Museums ein zuverlässiger Begleiter und eine informative Anleitung zum Sehen und Verstehen der zisterziensischen Geschichte Zinnas und der dort präsentierten Ausstellung sein will. Schmidt stellt die Geschichte des 1170/71 von Erzbischof Wichmann von Magdeburg gegründeten Männerklosters Zinna jedoch nicht isoliert dar, sondern im Zusammenhang größerer historischer Entwicklungen. So gibt er einen resümeehaften Überblick über das christliche Mönchtum, den Begründer des abendländischen Mönchtums, Benedikt von Nursia, und über die Reformen des Mönchtums vor 1100. Dabei wird Zinna in Verbindung mit dem zisterziensischen Ordensverband gesehen, der ganz Europa mit Klöstern überzog und dessen Wirken gerade die Landschaft Brandenburgs bis heute sichtbar geprägt hat. Zur Sprache kommen die historische Situation Europas im Jahr 1098 mit dem Machtkampf zwischen Papsttum und römisch-deutschem Kaisertum (Investiturstreit), die Gründung des Klosters Cîteaux (1098), das Wirken Bernhards von Clairvaux (um 1090–1153), der zentralen Gestalt des Zisterzienserordens, die Grundlagen des zisterziensischen Lebens mit den drei Grundpfeilern Opus Dei (Gottesdienst), Lectio Divina (Geistliche Lesung) und Labor Manuum (Handarbeit) sowie die Suggestion, die vom Zisterzienserorden ausging. Eindrucksvoll wird die Verbreitung des Zisterzienserordens, die beim Tode des hl. Bernhard von Clairvaux bereits 344 Klöster und auf dem Höhepunkt der Ausbreitung (um 1500) etwa 700 Männer- und 900 Frauenklöster umfaßte, zusätzlich anhand einer Graphik dargestellt. Die straffe Organisation des Ordens demonstriert Schmidt an der Zusammensetzung des Konvents mit seinen Ämtern und am zisterziensischen Tages­ablauf. Die Erörterungen über die strenge zisterziensische Regelauslegung in Verbindung mit dem geschilderten Tagesablauf führen den Verfasser des Begleitbuchs zwangsläufig zur charakteristischen Architektur der Zisterzienser, die an der Klosterkirche Zinna und an der gesamten Klosteranlage mit überzeugendem Bildmaterial verdeutlicht wird. Ergebnisreich sind Schmidts Ausführungen über die Gründung Zinnas im Zusammenhang mit der als deutsche Ostsiedlung bezeichneten hochmittelalterlichen Kolonisations­bewegung, die den Raum zwischen Elbe und Oder im 12. und 13. Jahrhundert christianisierte und in feste Verbindung zum Deutschen Reich brachte. Hier stehen u.a. zur Diskussion das Schicksal der Zisterzienser östlich von Saale und Elbe, das Land Jüterbog und Erzbischof Wichmann, außerdem der schwierige Beginn des Klosters Zinna, dessen Landwirtschaft und Besitzentwicklung und Zinna als Handelszentrum in Jüterbog, Brietzen, Straussberg und Berlin. Nach der Kunst in Zinna, den Fresken der Abtskapelle, der Malerei im Obergeschoßsaal und auf dem Gebiet der Buchkunst dem Frühdruck des berühmten Zinnaer Marienpsalters. Abschließend verfolgt er die Geschichte des Klosters zur Zeit der Reformation, die im benachbarten Jüterbog einen entscheidenden Anstoß durch den Ablaßhandel des Dominikaners Johann Tetzel erhielt, zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, dessen Folge eine – jahrhundertealte Verbindungen un­terbrechende – Grenze unmittelbar an der Klosterstelle war, und zur Zeit des Siebenjährigen Kriegs, den Friedrich der Große in Zinna begann, als er seine Truppen ins sächsische Jüterbog marschieren ließ und in dessen Folge er eine Stadt an der Klosterstelle gründete, deren Entwicklung jedoch nicht erfolgreich verlief. Wenngleich Oliver H. Schmidts Buch auch nicht die grundlegende Zinna-Monographie von Willy Hoppe (Kloster Zinna. Ein Beitrag zur Geschichte des ostdeutschen Koloniallandes und des Cistercienserordens, München/Leipzig 1914) ersetzt, so kann keiner, der sich künftig mit der Geschichte der Zisterze Zinna beschäftigt, an diesem Begleitbuch mit hohem Informationswert, neuen Forschungsergebnissen und reichem Bildmaterial vorbeigehen. Fritz Wagner in »Cistercienser Chronik. Forum für Geschichte, Kunst, Literatur und Spiritualität des Mönchtums«, Heft 1/2003

Manchmal trifft ein Autor genau den rechten Punkt: so geschehen bei »Kloster Zinna und der Orden der Zisterzienser« von Oliver H. Schmidt. Dies ist, bibliografisch und museologisch trocken-korrekt benannt, das »Begleitbuch zur Dauerausstellung des Museums Kloster Zinna«. Doch kein Käufer wird den Band aus der Hand legen, wenn er die Schau verlässt. Hier gelang das Kunststück einer Synthese zwischen knapp orientierendem Faltblatt und ausuferndem wissenschaftlichen Werk. Das eine wie das andere hat zwar seine Vorzüge, kann den interessierten Laien jedoch selten völlig befriedigen. Der braucht die goldene Mitte, etwas, das ihn nicht nur mal eben ein paar Schritte entlang der Exponate »begleitet« oder ihn durch Ehrfurcht gebietendes Fachwissen überfordert. Die vorliegende komplexe, gleichwohl übersichtliche und eingängige Darstellung zeigt optimale Proportionen. Geboten wird eine leicht faßliche, dabei keineswegs flüchtige Geschichte der Zisterzienser mit ihrem Leitspruch »Ora et labora« (»Bete und arbeite«) und ihrer Verdienste um die Erschließung der Mark Brandenburg, wo immer möglich bezogen auf den Zinnaer Klosterbau. Oliver H. Schmidt erklärt Begriffe (Was sind Konversen?), schildert das klösterliche Leben auch als hochspezialisierte wirtschaftliche Betätigung, erläutert Ordensregeln. Das Ganze ist abgefaßt in ungewöhnlich lebendigem Ton, anschaulich, konzentriert. Der aus Anlaß des 900jährigen Ordensjubiläums 1998 gründlich erneuerten Dauerausstellung in der Klosterabtei konnte nichts Besseres passieren, als nun durch das preiswerte, gut illustrierte Buch bereichert zu werden. Berliner Morgenpost, 30.01.2002

Wer alte Klöster anhand eines Kunstreiseführers besichtigen will, wird durch die Lektüre oft ratloser als zuvor. Da schwärmt meist ein bewanderter Autor von typisch zisterziensischem Stil, nennt den Kreuzgang das Herzstück der Anlage und erwähnt beiläufig Refektorium und Dormitorium: beliebige Ausdrücke einer fremden Welt.
Oliver H. Schmidt, ein gewiefter Kenner der Ordensgeschichte und lange Zeit Leiter des Museums Kloster Zinna, weiß um dieses Problem. Sein Führer durch die Geschichte und die Bauten der ältesten zisterziensischen Gründung auf dem Gebiet des heutigen Brandenburg bietet deshalb mehr als kunsthistorische Finessen. Er erläutert auch die Entwicklung der Mönchskongregation – von ihrer Gründung 1098 in Cîteaux über ihren Ausbau zum global player durch Star-Mönch Sankt Bernhard von Clairvaux bis hin zum Niedergang in der Reformationszeit.
Der Einfluß und die Gebräuche dieses Ordens machen nicht zuletzt seine Architektur verständlich: daß die Zisterzienser mit dem Verzicht auf Türme ihre Demut ausstellten etwa und warum neuere Bauteile wie die Abtskapelle dann doch prächtig ausgemalt wurden. Mit diesen Hintergründen wird nachvollziehbar, warum die Zinnaer Anlage ein »einmaliger Ort« ist. Dessen Besonderheiten zu sehen lehrt das Buch auf angenehme Art. Märkische Allgemeine Zeitung, Wochenbeilage 16.17.06.2001