Andreas Schenk / Sandra Wagner
Eine
neue Stadt muß her!
Architektur und Städtebau
der 50er Jahre in Mannheim
Begleitschrift
anläßlich der Ausstellung vom 16.1.–13.3.1999 in der Handwerkskammer Mannheim
Als Ergebnis einer konstruktiven Zusammenarbeit des Stadtarchivs
mit dem Architektur- und Bauarchiv in Mannheim ist mit dieser
Sonderveröffentlichung mehr als nur eine Begleitschrift zu einer Ausstellung
1999 entstanden. [...]
Nach 151 Bomben waren 75 Prozent der Gebäude zerstört, und Mannheim stand vor
der Frage, ob nicht »eine neue Stadt her müsse«: unter Verzicht auf beengtes
Altstadtwohnen, mit Grünflächen, Plätzen und Verkehrsbändern. So diskutierte
die Stadt etwa den Abriß des ausgebrannten Schloßmittelteils, um eine glatte
Straßendurchfahrt nach Ludwigshafen zu schaffen. Viele alte Fassaden, die wir
uns heute erhalten wünschten, wurden Opfer der Abrißbirne.
Aber wer in den fünfziger Jahren in Mannheim wohnte, empfand jeden Neubau als
Schritt in ein neues Leben. Die Architekten bauten für eine demokratische
Bürgerschaft, keine Schulkasernen für die Jugend, keine Hinterhofmilieus für
die Ärmeren. Der amerikanische Einfluß war neben der traditionellen
Sachlichkeit der zwanziger Jahre deutlich spürbar. [...]
Die instruktiven Beiträge von Andreas Schenk und Sandra Wagner zeigen, daß
Baugeschichte mehr ist als Gebäudebeschreibung, vielmehr das Lebensgefühl eines
Jahrzehnts charakterisieren kann. Die Wohnbauplanung war die Zeugin der »Zeit
des Mangels«, und ihre raschen Erfolge, nicht zuletzt durch den Marshall-Plan,
verhinderten eine politische Radikalisierung in den Kellerwohnungen unter den
Trümmern. »Ein Dach überm Kopf« – das war damals manchem wichtiger als heutiger
geschmäcklerischer Lifestyle.
Die beiden Autoren schreiben nicht ohne – zurückhaltende – Kritik im Einzelfall
und haben gewisse Scheußlichkeiten ausgespart. Mit Rückblick auf Bauten, mit
denen wir ja leben, zeigen sie, in welchem Aufbruch sich damals Architektur
befand, mit welch kühnen Entwürfen Mannheim zu neuen Ufern strebte, wie ein
neuer Geist in eine Großstadt einziehen konnte, wie sie zwischen Tradition,
Pragmatismus und Erneuerung einen Weg suchte. Die Konfrontation mit dieser
Architektur läßt über unsere Geschichtlichkeit nachdenken und relativiert
manche Planungstendenzen, von denen man sich heute noch bleibende Dauer
verspricht. Leonhard Müller im »Staatsanzeiger Baden-Württemberg«
Die Ausstellung wurde ferner – teilweise sehr ausführlich
– u.a. in der Neuen Zürcher Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung, der Stuttgarter Zeitung, dem Mannheimer Morgen,
der Rheinpfalz, der Rhein-Neckar-Zeitung, der Badischen
Zeitung, dem Mannheimer Stadtmagazin Meier und dem Deutschen
Architektenblatt besprochen.