Stephan Warnatsch
Band 12.1/12.2: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542

 

Die Berliner Diss. (FU) bietet eine erschöpfende Darstellung der Geschichte des Hausklosters der brandenburgischen Askanier, sowohl im Kontext des Zisterzienserordens als auch im Zusammenhang des kurmärkischen Herrschaftsverbandes. Aufbauend auf einer umfassenden Sichtung des Quellenmaterials werden Ereignisgeschichte, Beziehungen zu weltlichen und geistlichen Gewalten, Wirtschaftsgeschichte, Rechtsstellung, Zusammensetzung der Klostergemeinschaft, geistliches Leben und Baugeschichte behandelt. Lehnin zeigte sich als fähig, die Erwartungen seiner Stifter an Binnenkolonisation innerhalb der Zauche und an deren herrschaftliche Absicherung zu erfüllen. Es entwickelte sich zu einem wirtschaftlich stabilen und dauerhaft erfolgreichen Kloster, dessen Äbte innerhalb Brandenburgs wie überregional eine relevante Rolle spielen konnten. Im Anhang finden sich zwei Karten zum Lehniner Grundbesitz, die Edition eines Schoßregisters der in der Zauche gelegenen Dörfer des Klosters von 1538 sowie Personen- und Ortsregister. Das als separater Band beigegebene tabellarische Regestenverzeichnis enthält in chronologischer Folge Kurzregesten von 763 Lehnin betreffenden Urkunden mit einer Konkordanz der Drucke. Ulrike Hohensee in »Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters«, Bd. 58,2 (2202)

 

Neuere Forschungen zur Geschichte brandenburgischer Klöster sind nicht gerade reich gesät. Zwar geben die zwischen 1929 und 1941 erschienenen Bände der Germania Sacra zu den Bistümer Brandenburg und Havelberg solide Überblicke, doch ausführliche Darstellungen stammen zumeist aus dem 19. oder dem frühen 20. Jahrhundert. Wer sich bisher etwa detailliert über die Geschichte des Zaucheklosters Lehnin informieren wollte, war im wesentlichen auf das Werk von Georg Sello aus dem Jahr 1881 angewiesen. Mit der umfangreichen Arbeit von Stephan Warnatsch, einer 1998 an der Freien Universität Berlin angenommenen und von Kaspar Elm betreuten Dissertation, steht nun eine moderne Würdigung dieser für die brandenburgische Geschichte im Mittelalter nicht unwichtigen Institution zur Verfügung.
Warnatsch wählte für seine Darstellung einen streng systematischen Ansatz. Nach einer Einführung mit der Beschreibung des Forschungsstandes und der Quellenlage geht er der Gründung des Klosters 1180 durch den askanischen Markgrafen Otto I. nach (S. 23–55). 1183 wurde ein Konvent aus der Zisterze Sittichenbach angesiedelt. Es folgt ein geraffter Durchgang durch die Geschichte des Klosters bis zur Säkularisierung 1542 (S. 56–83). Die folgenden systematischen und teilweise vielfach untergliederten Kapitel behandeln die »Beziehungen zu den weltlichen und geistlichen Gewalten« (S. 84–180), die »Wirtschaftsgeschichte des Klosters Lehnin« (S. 181–291), seine Rechtsstellung (S. 292–316), »Die Lehniner Kommunität« (S. 317–430) mit ausgiebigen biographischen Teilen, das Geistesleben des Klosters (S. 431–451) sowie den »Kirchen- und Klosterbau« (S. 452–510). Ein Quellen- und Literaturverzeichnis und ein Anhang mit Karten, der Edition des Lehniner Schoßregisters von 1538 sowie einem Orts- und einem Personenregister beschließen den darstellenden Teil.
Der Autor beschreibt ein Kloster, das seine Blüte unter den askanischen Markgrafen erlebte, deren ottonischer Linie es als Hauskloster und Grablege diente. In der Folge teilte es weitgehend die Schicksale der gesamten Mark und konnte nach krisenhaften Zeiten unter den wittelsbachischen und luxemburgischen Markgrafen unter den ersten Hohenzollern einen Wiederaufstieg erleben, bis es schließlich im Gefolge der Reformation 1542 aufgehoben wurde. Ausgehend von einer nicht gerade üppigen Gründungsausstattung in der Zauche von 4 2/3-Dörfern sowie einigen Wiesen und Seen konnte das Kloster bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts einen nahezu geschlossenen Besitzkomplex in Zauche und Havelland errichten, der sich vom Zernsee und Schwielowsee im Osten bis zum Rietzer See im Westen und von Damelang im Süden bis zum Havellauf bei Ketzin im Norden erstreckte, mit einigen Exklaven auch darüber hinaus reichte. Ein zweiter Besitzkomplex im Niederbarnim um den Wandlitzsee wurde 1242 begründet; Streubesitz ist im Teltow sowie im Erzstift Magdeburg um Loburg nachweisbar. Im Laufe des Spätmittelalters setzte sich die Rentenwirtschaft fast vollständig gegen die Eigenwirtschaft durch. Bedeutung besaßen auch die Wasserrechte an der Havel sowie im 15. Jahrhundert die Kreditwirtschaft. Die Handelsbeziehungen des Klosters liefen vor allem über die Städte Brandenburg und Berlin/Cölln, wo man im 15. Jahrhundert jeweils einen Stadthof besaß; Vermögensanlagen erfolgten auch in Magdeburg und Lüneburg.
Der Konvent Lehnins rekrutierte sich nach den Erkenntnissen Warnatschs wohl vor allem aus der näheren und weiteren Umgebung. Adlige Herkunft von Mönchen scheint in der Frühzeit nicht selten gewesen zu sein; im 15. Jahrhundert dominierten jedoch eindeutig die Konventualen bürgerlicher Abstammung. Nur schwach bezeugt und in ihrer Herkunft kaum einzuordnen sind die Konversen des Klosters, doch darf deshalb nicht von einer unbedeutenden Rolle oder niederer sozialer Herkunft ausgegangen werden.
Das Geistesleben des Zisterzienserklosters ist wie in vielen vergleichbaren Fällen ebenfalls nur schwach belegt, weshalb das entsprechende Kapitel relativ knapp ausgefallen ist. Immerhin kann für das 15. und frühe 16. Jahrhundert doch eine längere Reihe von Studenten an der Universität Leipzig ausgemacht werden, die mit ihrem 1468 fertiggestellten Zisterzienserkolleg gleichsam die »Hausuniversität« des Klosters darstellte. Die Errichtung eines Kollegs in Frankfurt (Oder) scheiterte am Widerstand des Generalkapitels des Ordens. Bemerkenswert ist auch die Überlieferung eines Bibliotheksverzeichnisses aus dem Jahr 1514, das mit 986 Titeln in 557 Bänden einen erheblichen Umfang erreicht.
Der baugeschichtliche Abschnitt bringt einige neue Überlegungen zur Datierung der Klosterkirche, die nach Auffassung des Verfassers nicht erst, wie bisher angenommen, 1270, sondern bereits um 1235 vollendet war, allerdings in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch einige Veränderungen erfuhr.
In einer abschließenden Zusammenfassung diskutiert der Autor, inwieweit das Kloster Lehnin den üblichen »Zisterzienser-Topoi« entsprach, und kommt zu dem Ergebnis, daß es diese zwar weitgehend durchbricht, dafür aber »eine Vielzahl anderer Qualitäten offenbart, die die Umsetzung des allgemeinen Wesens des Zisterzienserordens auf brandenburgisch-provinzieller Ebene repräsentieren« (S. 514f.).
Wamatsch präsentiert seine Ergebnisse in einer flüssigen Darstellung, der man streckenweise die Begeisterung für den Gegenstand anmerkt und die dem Leser, der die Arbeit nicht nur als Nachschlagewerk benutzen will, auch über manchen trockenen Gegenstand hinweghilft. Stets wird die Verbindung zur allgemeinen Landesgeschichte gesucht und der Blick auch auf andere Klöster des Ordens gerichtet. Die systematische Darstellung erleichtert die Benutzung von Einzelergebnissen, bringt allerdings auch einige Wiederholungen mit sich. So werden etwa viele Beobachtungen, die im Kapitel »Beziehungen zu den weltlichen und geistlichen Gewalten« angesprochen werden, in späteren Kapiteln in anderem Zusammenhang wiederholt. Gelegentlich überbrückt der Verfasser die Dürftigkeit der Quellenaussagen durch Plausibilitätsüberlegungen, über die man freilich streiten kann. So läßt sich die Vermutung des Verfassers, in Magdeburg habe ein Lehniner Stadthof bestanden, durch die herangezogene Quelle, einen Brief des Abtes an Erzbischof Albrecht von Magdeburg von 1532, nach Auffassung des Rezensenten nicht erhärten (S. 133f.). Die Beschwerde über die Besteuerung von Klostereinkünften in der Stadt läßt sich zwanglos auf die Zinsen beziehen, die die Mönche in der Mitte des 15. Jahrhunderts in der Stadt erworben hatten. Hier ist die ältere Interpretation Sellos vorzuziehen. Auch muß keineswegs an ein Lehniner Stadthaus in Leipzig gedacht werden, wenn die Messestadt als Zahlungsort vereinbart wurde (S. 137f.).
Der im Repertorium Germanicum veröffentlichte Registereintrag vom 28. November 1450 (S. 262) bezieht sich wohl auf die Erlaubnis zum Führen päpstlicher Insignien, belegt mithin keinen Ablaß. Der magdeburgische Rat (1533 noch nicht Kanzler) Kaspar Barth stammte aus dem sächsischen Oschatz, nicht aus der Adelsfamilie von Baruth (S. 444). Für den Leser nur schwer verständlich sind die baugeschichtlichen Kapitel, denen keinerlei Bebilderung beigegeben ist. Es stellt sich die Frage, ob ihr Abdruck an dieser Stelle erforderlich war, da sie bereits 1998 nahezu wortgleich in einer gesonderten Publikation, versehen mit einer hervorragenden Bebilderung, publiziert worden sind (Zisterzienser-Abtei Lehnin. Von der askanischen Familiengrablege zum Luise-Henrietten-Stift. Text von Stephan Warnatsch. Aufnahmen von Volkmar Billeb (= Die blauen Bücher), Königstein im Taunus: Langewiesche 1998). Daß die im Register aufgeführten Adelsfamilien allesamt unter »v« erscheinen, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Doch mindern diese Einwendungen in Einzelfragen in keiner Weise der Wert der Arbeit Warnatschs, die gerade durch ihren sorgfältigen Umgang mit den Quellen überzeugt.
Ein wertvolles Abfallprodukt der Dissertation stellt die Regestenliste dar, die im zweiten Teilband veröffentlicht ist. Enthalten ist hierin nicht nur die Überlieferung des Klosters selbst, sondern auch Quellen anderer Provenienz, in denen das Kloster oder Mitglieder seines Konvents Erwähnung finden. Die Synopse weist 763 Nummern auf. Aufgeführt werden neben Datum und Ausstellungsort ein Kurzregest, Angaben zum Vorhandensein einer Zeugenliste, zur Überlieferungsform sowie zum Druck und zum aufbewahrenden Archiv. Die Liste ersetzt zwar kein (Pertinenz-)Urkundenbuch des Klosters, doch weist sie einen schnellen Weg zu den Quellen und wird daher sicherlich dankbar angenommen werden. Leider wird die Benutzung dadurch etwas erschwert, daß die in der Liste vorkommenden Orte nicht mehr in das Ortsregister im ersten Band aufgenommen werden konnten, so daß ein Umweg über den Text der Darstellung notwendig ist.
Insgesamt betrachtet ist eine Arbeit entstanden, die die regionale Ordensforschung ein gutes Stück voranbringt. Auf absehbare Zeit wird sie die maßgebliche Darstellung zur Geschichte Lehnins bleiben, an der wohl niemand, der sich mit der Geschichte der Zisterzienser in Brandenburg beschäftigt, vorbeikommen wird. Es bleibt zu hoffen, daß auch andere brandenburgische Klöster bald eine ähnlich sorgfältige Darstellung erfahren werden. Michael Scholz im »Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostedeutschlands«, Bd. 47 (2001)

 

Auf der Grundlage der vorliegenden Quellen und der bisher erschienenen Forschungsliteratur bemüht Stephan Warnatsch sich um eine möglichst erschöpfende Darstellung der Lehniner Klostergeschichte. Er will erschließen, wie komplex der Verlauf der Geschichte Lehnins war, welche politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, geistigen und geistlichen Einflüsse und Ereignisse den Fortgang der Lehniner Geschichte bestimmt haben, welche schriftlichen und baulichen Quellen hiervon Zeugnis geben, wer die Lehniner Mönche waren und welche Bedeutung ihr Wirken für die Geschichte der Mark Brandenburg hatte. Nach kritischer Diskussion des Forschungsstands und der Quellenlage beschäftigt Warnatsch sich eingehend mit der Gründungsphase des an der Südwestgrenze des askanischen Machtbereichs in einer kleinen slawischen Siedlungskammer als Filiation der Zisterze Sittichenbach durch Markgraf Otto I. 1180 gegründeten Zisterzienserklosters Lehnin. Erörtert werden die Geschichte der Mark Brandenburg bis zur Reformation, die historischen und geographischen Voraussetzungen der Gründung, Bodenbeschaffenheit und Siedlungsgeschichte der Zauche, die Intentionen des Stifters Markgraf Otto L, Lehnin als Hauskloster Ottos L, als Grablage der brandenburgischen Familienlinie des Markgrafen, als Multiplikator für den Siedlernachschub und für die territoriale Herrschaftsstabilisierung und Grenzsicherung. Diese Erörterungen implizieren auch die legendäre Beschreibung der Klostergründung nach der Überlieferung in der Böhmischen Chronik des Przybyk Pulkawa, eines Historiographien Kaiser Karls IV. Dabei erfährt man trotz der fehlenden Stiftungsurkunde den Umfang der Grundausstattung des neuen Klosters aus den Bestätigungs- und Erweiterungsurkunden der Söhne Ottos I. Nach Recherchen über die Ermordung (ca. 1185) des ersten Lehniner Abtes, Sibold, vermutlich durch die slawischen Bauern von Nahmitz, widmet Warnatsch sich der Geschichte Lehnins bis zur Säkularisierung 1542, so etwa dem Wachstum des Klosters unter den Askaniern, den Wirren und dem Verfall unter den Wittelsbachern und Luxemburgern sowie der Blütezeit der Zisterze unter den Hohenzollern.
Die von Warnatsch eruierten Beziehungen der Zisterze Lehnin zu den weltlichen und geistlichen Gewalten machen deutlich, daß Lehnin bei allen Unwägbarkeiten seiner immerhin 362jährigen Geschichte fast zu allen Zeiten seines Bestehens ein wichtiger Faktor in der brandenburgischen Politik war, und dies nicht nur wegen seines großen Grundbesitzes und seiner wirtschaftlichen Potenz. So wird sichtbar, daß die Lehniner Äbte innerhalb des Herrscherverbandes, aber auch überregional, im Auftrag des Ordens, der Bischöfe von Brandenburg oder Magdeburg, des Papstes und erst recht der Markgrafen und Kurfürsten immer wieder eine relevante Rolle in den machtpolitischen Geschehnissen ihrer Zeit spielten. Nicht weniger bedeutend war für Lehnins klösterliche Entwicklung die Einbindung in das landsmannschaftliche Umfeld. Die Vielschichtigkeit und der Facettenreichtum der Beziehungen Lehnins zu weltlichen und geistlichen Institutionen demonstriert Warnatsch überzeugend an dessen Aktivitäten in der Alt- und Neustadt Brandenburg, in Erfurt, Frankfurt/Oder, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig, Lüneburg und Wittenberg, ferner an Lehnins Verbindungen und Verpflichtungen zu den Zisterzen Sittichenbach, Paradies, Chorin und Himmelpfort, zu anderen Zisterzienserklöstern und zu den Orden u. a. der Benediktiner, Prämonstratenser, Franziskaner, Dominikaner, Kartäuser, Templer und Johanniter. Die Eingebundenheit des Klosters Lehnin in das märkische Umfeld und den ostelbischen Raum läßt sich nach Warnatschs Untersuchungen auch an prosopographischen Beobachtungen und Nebenaspekten wie etwa dem Studium Lehniner Mönche an den Universitäten Erfurt, Leipzig und Frankfurt/Oder festmachen, ebenso an dem Stellenwert der Lehniner Klosterbibliothek im Konvent und an den zahlreichen Schenkungen, die Lehnin im Laufe seiner Geschichte zuteil wurden.
Einen besonderen Akzent setzt Warnatsch auf die Wirtschaftsgeschichte des Klosters, auf die Agrarwirtschaft, Handel und Gewerbe, auf Kern- und Streubesitz; Lehnins (Zauche, Havelland, Magdeburg, Teltow, Barnim u.a.m.), auf die Erwerbspolitik (Schenkungen, Kaufe, Verkäufe, Tauschgeschäfte), auf die Rentenwirtschaft, die Pfand- und Kreditgeschäfte, die Patronate, Zehnte und andere Jahreserhebungen, auf Ablaß- und Reliquienhandel, auf die Landwirtschaft (Getreide- und Weinanbau, Viehwirtschaft, Wasser- und Fischereiwirtschaft, Mühlenwesen, Wald- und Forstwirtschaft, Zeidlerei- und Imkerwesen), auf Brau- und Schankrechte, Handwerk, Handel und Stadthöfe. Man erfährt, daß Lehnin schon zur Gründungszeit mit Nahmitz, Kolpin, Schwina, Cistecal, Rädel, Welsenewode, Wendisch Tornow, Tegdasdorf und Göritz über einen bemerkenswerten Besitz an zinspflichtigen Dörfern verfügte, auf der Grundlage einer ökonomisch gesunden Eigenwirtschaft erhebliche ökonomische Expansionskräfte entwickelte, aus steigenden Überschüssen regen Handel betrieb, Stadthöfe erwarb, sich auf die Erfordernisse der Rentenwirtschaft einstellte und sich in umfangreichen Kreditgeschäften engagierte.
Warnatschs folgende Erörterungen befassen sich mit der Rechtsstellung des Klosters Lehnin, mit seiner Befreiung von landesherrlicher Vogtei, seiner von bischöflicher Macht exemten Existenz, mit seiner hohen und niederen Gerichtsbarkeit, inklusive des Blutgerichts mit seinen Klösterdörfern und seinem in das feudale System gegenseitiger Verpflichtungen eingebundenen Status.
Das nächste Kapitel des Buches ist der Lehniner Kommunität vorbehalten, der Herkunft der Mönche, der Zusammensetzung der Kommunität und der Konventsstärke. Alle namentlich bekannten Konventualen des Klosters Lehnins werden detailliert mit den zu ihrer Person erarbeiteten Informationen vorgestellt, zunächst im Hinblick auf ihre höchste Instanz im Kloster, die Äbte. Hier begegnen so bedeutende Persönlichkeiten wie Dietrich Kagelwitt, Heinrich Stich, Arnold von Monnikendam, Markgraf Otto IV. und die beiden letzten Äbte, Peter und Valentin. Den Äbten folgen in formal weitgehend eindeutiger Gliederung nach ihren Amte die Prioren, Subprioren, Kellner, Unterkellner, Bursare, Kämmerer, Kantoren, Küster, Baumeister, Pförtner, Kapläne, Diakone, Subdiakone, Notare und Sekretäre, andere Amtsträger, die Mönche, die Konversen (Grangien-, Mühlen-, Rittmeister, Konversen ohne Amt), die Klostervögte und schließlich die Pfarrer der Klosterdörfer. Hier hat Warnatsch mit bemerkenswerter Akribie alle erreichbaren Quellen, wie Urkunden, Mortuarien, Nekrologien, Anniversarien u.a.m. ausgewertet.
Warnatschs abschließende Forschungen konzentrieren sich auf den Kirchen- und Klosterbau, zunächst auf die Lehniner Kirche aus der Perspektive der Baubeschreibung, der Gotikrezeption in Lehnin und der Ausstattung. Mit gleichem Sachverstand analysiert er die Baugeschichte des Klosters vom ersten (1185/90-1195/1200) über den zweiten (1195-1200-1205), dritten (1205-1215), vierten (1220-1235) und fünften Bauabschnitt (1250-1270) bis zur Restaurierung in den Jahren 1871-1877. [...] Ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Anhang mit Karten zum Lehniner Grundbesitz, mit dem Lehniner Schoßregister von 1538 und mit Personen- sowie Ortsregister schließen diese außerordentlich bewundernswerte Klostergeschichte Lehnins ab. Der zweite Teilband der »Geschichte des Klosters Lehnin« ist einer umfangreichen synoptischen Regestenliste gewidmet, die dem Leser als Hilfestellung bei der schnellen Erschließung des Lehniner Urkundenkorpus dient. Zu diesem Korpus zählen sämtliche Quellen zu Rechtsgeschäften des Klosters.
Wer Stephan Warnatschs »Geschichte des Klosters Lehnin« im ganzen überblickt, ist höchst beeindruckt von der stupenden Belesenheit und Gelehrtheit des Verfassers, dessen lebendige, völlig ungekünstelte wissenschaftliche Prosa das Buch zu einer fesselnden Lektüre macht. Fritz Wagner in »Cistercienser Chronik« 1/2002

 

Seit 1997 werden vom Berliner Lukas Verlag die »Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser« herausgegeben. Als bereits 12. Band dieses sorgfältig edierten Projektes erschien kürzlich als Druckausgabe der Dissertation von Stefan Warnatsch die »Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542«. [...] Deshalb ist es erfreulich, daß nach der Veröffentlichung von Georg Sello aus dem Jahre 1882 erstmalig wieder eine Gesamtdarstellung unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse vorliegt. [...] Der Autor untersucht die Klostergeschichte nicht isoliert, sondern beleuchtet ausführlich die Beziehungen Lehnins zu den Landesherren und kirchlichen Würdenträgern, zum Adel und zu den Städten sowie die Stellung innerhalb des Ordens. Die erfolgreiche Wirtschaftsgeschichte des Klosters wird ebenso besprochen wie die Zusammensetzung seines Konvents. [...]
Als Ergänzung zur umfangreichen Monographie ist ein Regestenband erschienen, der dem weitergehend Interessierten erstmals eine vollständige Edition des umfangreichen Urkundenbestandes – er umfaßt 765 Vorgänge – bietet. Bernd Janowski in »Alte Kirchen«, 09/2000, S. 12