Barbara Felsmann
Beim Kleinen Trompeter habe ich immer geweint
Kindheit in der DDR – Erinnerungen an die Jungen Pioniere

 

Es gab blaue und rote Halstücher, Ausweise, einen Pioniergruß, Fahnenappelle und eine Pionierrepublik – die lag am Werbellinsee. Und es glich einer Auszeichnung, dorthin delegiert zu werden. Die Pionierorganisation war in der DDR über vier Jahrzehnte so eng mit der Schule verzahnt, daß fast jeder, der im Osten aufgewachsen ist, persönliche Erinnerungen an »die Pioniere« hat. Die Strukturen der Schule wurden genutzt, um die Organisation fest zu installieren und die Mitgliedschaft als selbstverständlich erscheinen zu lassen. Pionierveranstaltungen waren so oft auch Klassenveranstaltungen, von denen die wenigen Nichtmitglieder dann automatisch ausgeschlossen waren.
Die Meinungen über die Pioniere gehen auseinander: Die einen ver­gleichen sie mit der Hitlerjugend, andere sehen viele positive Seiten. Erinnerungen an Pionierlieder, Klassenfahrten und erste Liebe kreuzen sich mit denen an erzwungene Mitgliedschaft und militärische Rituale. Wann immer das Thema Pioniere zur Sprache kam, siebte die Journalistin Barbara Felsmann starkes Interesse bei Gesprächspartnern in Ost und West. So begann sie auch schon kurz nach der Wende, persönliche Erinnerungen zu sammeln. In ihrem Buch kommen so beispielsweise die Brüder Karl und Paul Maercker zu Wort, die sie schon 1991 interviewt hatte. Damals wa­ren die beiden zwölf und zehn Jahre alt; ihre Erinne­rungen sind noch unverbraucht und entsprechend detailliert.
17 solche Gespräche mit ganz unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Generationen, die in unterschiedlichen Phasen der DDR selbst einmal Pionier oder eben kein Pionier gewesen sind, ergeben zusammen ein vielschichtiges Bild. Es kommen nicht nur ehemalige Schüler zu Wort, sondern auch die Lehrerin und der Schuldirektor, Pionierleiter und mit Wilfried Poßner auch ein führender Pionierfunktionär, dessen Textbeitrag sich über weite Strecken wie ein Rechtfertigungsversuch für seine frühere Funktion liest. Ein interessanter Anhang mit zahlreichen Wort- und Bilddokumenten liefert dazu Hintergrundinformationen zur Geschichte der Pionierbewegung.
Aufschlußreich ist beispielsweise die Geschichte des titelgebenden Liedes vom kleinen Trompeter, an das sich wohl jeder ehemalige Pionier erinnern kann. Das Lied ist im Ursprung auf ein Soldatenlied des Ersten Weltkriegs zurückzuführen und gehörte leicht abgewandelt seit den 20er Jahren ebenso zum Liedgut der kommunistischen Arbeiterbewegung, wie es in einer ähnlichen Version im Liederbuch der SA stand.
Die Dokumente und Materialien sprechen weitgehend für sich, wie der fiktive Brief eines elfjährigen Schülers »an den Bundeskanzler Dr. Adenauer« (1951) belegt. Die militärische Kommandosprache der Appellordnung, die Gebote und Gesetze der Pioniere sowie Auszüge aus einem Pioniergruppentagebuch einer 4. Klasse von 1974/75 ergänzen und illustrieren darüber hinaus die Berichte der Interviewpartner aus ihrer DDR-Schulzeit.
Inwieweit der Titel glücklich gewählt ist, mag eine Geschmacksfrage sein. Auch hinterläßt die Zusammenstellung der Gespräche und Dokumente den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit. Dennoch vermitteln die unterschiedlichen Stimmen, die hier zu Wort kommen, ein umfassendes Bild der Organisation, die für die meisten Menschen in den neuen Ländern ein Stück Lebensgeschichte bedeutete.
Jörg Jacob
in »Das Parlament« vom 20./27. Juni 2005

 

Am 13. Dezember 1948 wird in Weimar auf Beschluß des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend (FDJ) der Verband der Jungen Pioniere gegründet. Den Vorsitz übernimmt Margot Feist, Erich Honeckers spätere Ehefrau. Sie leitet die Pionierorganisation bis 1954 und ist danach im Ministerium für Volksbildung tätig, das sie von 1963 bis zum Ende der DDR als Ministerin führt.
Für all jene, die in der DDR aufwuchsen, sind mit dieser Organisation viele und durchaus nicht nur – wie man vermuten könnte – negative Kindheitserinnerungen verknüpft. Wer die Pionierzeit – vielleicht sogar seine eigene – schmäht, sie als Rekrutierungsbasis für SED-Nachwuchs und klassenbewußte Sozialisten oder reines Gehirnwäscheprogramm verantwortlich zu machen versucht, stößt mitunter auf heftige Gegenwehr, die posthum die Funktion jener Einrichtung verbrämt und verklärt. Das fängst meist mit den schönen Liedern an (wobei einige davon tatsächlich zu Herzen gingen, auch von den Texten her) und endet beim angeblich schmucken, uniformierten Aussehen der kleinen DDR-Bürger, die ihr Halstuch so keck zu tragen wußten. Gemeinsam erlebte staatliche Vergangenheit bedingt im Nachhinein keineswegs einheitliche Aussagen. Immer war das engere Umfeld, das persönliche Empfinden für den Lebensweg entscheidend.
Die Materialsammlung der 1956 geborenen freien Journalistin Barbara Felsmann (die in der DDR nach zweieinhalb Jahren Lehrertätigkeit das Handtuch warf, weil ihre Vorstellungen von Erziehung andere waren) enthält aus Gesprächen hervorgegangene Reflexionen von ehemaligen Pionieren, aber auch von Personen, die sich dieser staatlichen Organisation konsequent entziehen konnten. Zu den Gesprächspartnern gehörten u.a. der letzte Vorsitzende der Pionierorganisation »Ernst Thälmann«, Wilfried Poßner (»Die Pioniere sollten eine Partei der Kleinen sein.«), die Schauspielerin Carmen-Maja Antoni (»Ich gehörte zum Inventar des Kinderfernsehens.«), die Schriftsteller Thomas Brussig (»In meiner Kindheit war alles so aufgeräumt.«) und Katja Lange-Müller (»Wir interessierten uns mehr für den ersten Koitus als für Ulbricht ablösende Honeckers.«), die Malerin Isolde Gorsboth (»Ich hatte... auch Flugträume.«), der Dissidentenpfarrer Dietmar Linke (»Durch diese Erfahrungen sind mir ungeheure Kräfte zugewachsen.«), der Leiter der »Jungen Pioniere« in der Bundesrepublik von 1949–1951, Manfred Kapluck (»Wir haben viel Solidarität erfahren.«), der Selbständige Hans-Jürgen Kraus (»Etwas für die Gemeinschaft zu tun ist befriedigender, als sich an ein Bündel Banknoten anzukuscheln.«) und die Schwester der Herausgeberin, die Germanistin Corinna Sylvester (»Da war Ende der Fahnenstange, da warst du der Feind.«).
Wie Mosaiksteinchen setzen sich diese heterogenen Lebensgeschichten zusammen. Ansatzpunkt für das Buch war ein Feature der Autorin zum gleichen Thema beim ORB/SFB im Jahre 1998 sowie die weiterführende Idee, jene »Zwangstöpfung Pionierorganisation, in der die Kinder zu Anpassern erzogen wurden«, wie Felsmann sagt, einmal ausführlicher zu dokumentieren: »Ich habe mich seit Anfang 1998 mit Menschen unterhalten, die in unterschiedlichen Phasen der DDR selbst einmal Pionier oder eben kein Pionier waren. Aber auch mit Schuldirektoren, Lehrern.«
Jürgen K. Hultenreich, in: DeutschlandArchiv, Heft 1/2005

 

Die Journalistin Barbara Felsmann legt mit diesem Buch eine von der Hans Böckler Stiftung finanzierte Zeitgeschichtsdokumentation vor, mit der die bisher kaum beachteten Erfahrungen der Pionier-Zeit für die politische Kindheitssozialisation dokumentiert werden sollen. Neben umfangreichen Bild- und Textdokumenten wie Zigarettenbildern, dem Statut und einem Pioniergruppentagebuch findet sich im Anhang eine Chronologie der Pionierorganisation der DDR. Letztere ist allerdings dem Handbuch für Freundschaftspionierleiter entnommen und weist damit auf das geschichtspolitische Manko dieses Buches hin. Keines der siebzehn von Felsmann geführten Interviews wird historisch kontextualisiert, ebenso wenig wie es Hinweise auf die Interpretationskriterien für die abgedruckten Interviews gibt. Sowohl die Auswahl der Interviewpartner, die Interviewführung, die Interviewsituation und last but not least die Transkription sind Interpretationen, d.h. subjektive Lesarten eines Themas. Gewinnen könnten die Interviews durch eine Reportageform, durch das Beschreiben der Beobachtungen, die Barbara Felsmann bei den Interviews gemacht hat, das Nachvollziehen der Interviewsituation. So bleiben die Texte als Materialsammlung zu sehr im leeren Raum stehen, denn trotz der beigefügten Dokumente wünscht man sich als Leser doch ein paar Hinweise, die die Bedeutung der Interview-Äußerungen erklären.
Der unkommentierte Abdruck von durchaus interessanten Interviews war für die klar eingegrenzte Milieustudie [derselben Autorin zum Berliner Stadtbezirk] Prenzlauer Berg angebracht und bezog daraus seine Spannung. Bei einem Herrschaftsinstrument jedoch wie der politischen Kinder- und Jugendarbeit stolpert man sofort über die fehlende analytische Einbindung der Zeitzeugendokumentation sowie die Vermeidung der Darstellung der Positionierung der Autorin. Einen Hinweis auf die Positionierung gibt im Geleittext Klaus-Dieter Felsmann: »Das Gute meinend wurde so das Böse an der Macht gehalten Dies kommt praktisch einer Verharmlosung des Charakters der Organisation gleich, und findet sich so allerdings nur in wenigen der Interviews wieder. Barbara Felsmanns Anliegen ist es, ein breites Spektrum der Erfahrungen mit den Jungen Pionieren abzubilden, und die Prägungen aus dieser Zeit für das spätere Leben festzuhalten. Das ist ihr auch gelungen – allerdings mit den vorher genannten methodischen Abstrichen. Besonders im Gedächtnis bleiben die zahlreichen Brüche in den Erfahrungsberichten, die auf die mitunter ausweglos erscheinende Konflikthaftigkeit von kindlicher politischer Sozialisation hinweisen.
Die biografische Kontextualisierungen der Berichte zeigen, daß das Pioniersein ein fester Bestandteil von Kindheit in der DDR gewesen ist. Das Buch macht die breite Palette möglicher Erfahrungen mit den Pionieren nachvollziehbar. Felsmann befragt Funktionäre und Pionierleiterinnen, sowie ehemalige Pioniere und auch Personen, die sich dem Gruppenzwang zu entziehen versuchten. Es gibt einige Berichte von Pionieren, die in den frühen Jahren der DDR heimlich und gegen den Willen ihrer Eltern Pioniere wurden.
Ein begeistertes Mitglied des Pionier-Kabaretts Blaue Blitze war Carmen Maja-Antoni. Das Interview mit ihr wird begleitet von Originaltexten dieses politischen Kinder-Kabaretts. Katja Lange-Müller gehört zu den wenigen Pionieren, die die Herkunft des Lieds vom Kleinen Trompeters als SA Lied kennen – von ihrer Oma. »… beim ›Kleinen Trompeter‹ habe ich nicht geweint, ich wußte einfach zu viel darüber Der Originaltext geht auf ein Soldatenlied des 1. Weltkriegs zurück und lautete im Liederbuch der SA: »Von all unsern Kameraden / war keiner so lieb und so gut / wie unser Sturmführer Wessel / ein lustiges Hakenkreuzlerblut…« Die Interviews mit dem ehemaligen Funktionären Wilfried Poßner, dem letzten Pionier-Chef der DDR, und dem westdeutschen Pionierarbeiter und guten Freund Margot Honeckers, Manfred Kapluck, zeigen dagegen ein pausbäckiges Verhältnis zur eigenen Vergangenheit, das sich durch zahlreiche Dankesbriefe von Pionieren zu legitimieren versucht.
Die Erlebnisgeschichten im Buch sind immer wieder von Disziplinierungsgeschichten durchzogen: Die Teilnahme an den Pionierlagern schildern die Interviewten in der Regel als erlebnisreich, aber auch als militärisch straff organisiert. Die Kinder wurden in den organisatorischen Ablauf des Pionierlebens eingebunden, in den Lagern wie an der Schule. Diese Elemente der Kinderarbeit trugen dazu bei, daß sich die Kinder als kleine Erwachsene fühlen konnten, sie wurden wichtig genommen, allerdings auch dann, wenn sie sich verweigerten. »Daß man eine Verantwortung hat. Also daß man als jemand zählt. Und auch, daß man als Pionier den Kommunismus unterstützt Resümiert wird zum jährlichen Manöver Schneeflocke: »Es lief vielleicht unter einem falschen Namen, aber die Sache an sich hat Spaß gemacht Deutlich wird, daß über die Erlebnispädagogik die Kinder in die Regeln der Hierarchie eingeübt und spielerisch an das Ziel Leistung herangeführt werden sollten. Das vermittelten auch die Patenbrigaden und die Lernpatenschaften: »…daß man manchmal die Leute ein bißchen schubsen und zu ihrem Glück zwingen muß Das »Immer bereit« war die Umschreibung für ein Immer-Beschäftigt-Sein: neben der alltäglichen gegenseitigen Indoktrinierung zählten dazu die Arbeitsgemeinschaften und Altstoffsammlungen. Die geordnete Hierarchie begann mit dem 13. Dezember jedes Jahr für jede erste Klasse neu: Mit der Pionieraufnahme begann die Zeit ständiger Kontrolle, die mit Lob und Tadel arbeitete. Die Pionier-Appelle mußten auch von Nicht-Pioniere mitgemacht werden, so wie die Parteilehrjahre auch von parteilosen Lehren besucht werden mußten.
Zugespitzt könnte man formulieren, daß Diktaturen nicht funktionieren, wenn sie keine Kinder- und Jugendarbeit aufbauen und instrumentalisieren und über diesen Weg die Elternhäuser beeinflussen. Das Private – die Kindheit – wird politisch. Die Hierarchie dient dem Heranziehen und Üben von Eliten ebenso wie dem Üben von Disziplin und williger Leistungserfüllung. Die Uniformierung bringt ein Zugehörigkeitsgefühl und eine persönliche Aufwertung mit sich. Im Unterschied zur Hitlerjugend war die Pionierorganisation strukturell und personell in die Schule eingebunden. Die Aneignung von Wissen konzentrierte sich allerdings auf die Naturwissenschaften. Diese wurden ebenso wie der Sport leistungsorientiert betrieben.

Felsmann bestätigt das bereits von Leonore Ansorg4 vermutete individuelle Ausbrechen aus den vorgegebenen Erziehungsaufträgen. Ihre Berichte zeigen, welche Konsequenzen dies auf der lebensweltlichen Ebene hatte, während Ansorg die Ziele und Funktionen der politischen Organisation Junge Pioniere untersucht. Eine analytische Studie, die die engen Grenzen der Makro- wie der Mikroebene überschreitet, d.h. eine Beschreibung der Mesoebene – die Analyse der Wechselwirkungen von Individuum und Institutionen – steht noch aus. Interessant ist die Differenz der beiden Autorinnen in Bezug auf die politische Bewertung der Jungen Pioniere: Während Ansorg die Erfolglosigkeit des Pioniermodells gerade mit dem Zusammenbruch des Systems begründet, kann man bei Felsmann herauslesen, daß das System gerade wegen der politischen Kindheitssozialisation gestürzt worden sei. Die Sozialisation zu kritischen und politischen Menschen bekam eine Eigendynamik, wenn die DDR an ihren eigenen Maßstäben gemessen und damit abgeschafft wurde.
Katharina Gajdukowa in: »Horch und Guck«, H. 46, 2004(2), S. 90–91

 

Den Knoten konnte keiner, jedenfalls keiner von den Jungs. Mit einem hochkomplizierten Geschlinge zwischen knautschiger Schlipsbindung und Seemannsgarn sollte das blaue Halstuch vorschriftsmäßig verkrüppelt werden – für die Hände eines ganz normalen Schülers der ersten Klasse ein Ding vollkommener Unmöglichkeit. Mädchen allerdings hatten ein geheimes Talent dazu, den Pionierknoten zu binden. Wie Mädchen auch stets die ernsthafteren Angehörigen der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« waren: Sie klebten die Beitragsmarken ordentlich in ihren Mitgliedsausweis, während die Jungen sie lieber in den Hosentaschen herumtrugen, bis sie nirgendwo mehr kleben blieben. Und manche von ihnen konnten die »Zehn Gebote der Jungpioniere« tatsächlich nicht nur auswendig aufsagen. Nein, ihr ganzes Auftreten kündete vom Vorsatz, ein ödes Gebot wie »Wir Jungpioniere lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert« an jedem Tag zu leben.
Wie Corinna Sylvester, die als sechstes Kind einer Akademikerfamilie Ende der 60er Jahre Mitglied der Pioniere und bald danach Gruppenratsvorsitzende wurde. Als eine von 17 Zeitzeugen berichtet die heute 45jährige Berlinerin in Barbara Felsmanns Buch über ihre »Kindheit in der DDR« (Untertitel), die natürlich auch eine Kindheit im Schoß der »sozialistischen Massenorganisation der Kinder in der DDR« (Pionier-Statut) war. Die studierte Germanistin Sylvester erzählt, wie sie »Trommel« las und mit einer Konkurrentin um die Wiederwahl in den: Gruppenrat zickte. Wie sie Kampflieder schmetterte und Ferien in der Pionierrepublik »Wilhelm Pieck« machen durfte. Erinnerungen, die andere Ex-Pioniere teilen. Hans-Jürgen Krause. der Anfang der 50er noch gegen den Widerstand seiner Eltern Mitglied wurde. Waltraut Berger, die genau weiß, wie es war, wegen schlechter Leistungen Gefahr zu laufen, einen Gruppenleiter-Balken vom Ärmel ihrer Pionierbluse zu verlieren. Oder der Schriftsteller Thomas Brussig, dem die Altstoffsammlungen für die internationale Solidarität im Gedächtnis geblieben sind: »Aus unerfindlichen Gründen habe ich das gern gemacht Es ist ein Vexierbild aus privaten Erinnerungssplittern, das Barbara Felsmann in jahrelanger Arbeit zusammengetragen hat. Obwohl ihr Bundestagspräsident Wolfgang Thierse noch vor Beginn der Recherchen abriet: »Wer soll das Lesen? Pioniere! Kindheit! Für diesen Kinderkram interessiert sich doch niemand
Oder gerade. Während andere Bereiche des Lebens in der DDR längst mit erschöpfender Gründlichkeit erforscht wurden, blieben die Pioniere bislang unentdeckt Je nach Standpunkt durften sie so nach Belieben dämonisiert oder gerühmt werden – faktenfern, aber vor Überzeugung glühend. Die einen beklagten die Militarisierung der Allerjüngsten, die Fahnenappelle abhielten, zackige Grüße tauschten und noch vor mehrsilbigen Worten das Funktionieren im Kollektiv einübten. Die anderen lobten das behütete Heranwachsen in Ordnung, Sicherheit und mit klaren humanistischen Idealen. So einfach aber ist es nicht, verraten die von Barbara Felsmann protokollierten Aussagen der einstigen Pioniere. Denn die Außenansicht der Pionierorganisation, die nach Meinung ihres Vorsitzenden Winfried Poßner »eine Partei der Kleinen« hatte sein sollen, unterscheidet sich von der aus Erlebnissen gespeisten Innensicht derer, die dabei gewesen sind. Für Pioniere wie Carmen-Maja Antoni »spielte der ideologische Hintergrund eine völlig untergeordnete Rolle«. Die Pioniere, das war eine Art Fortsetzung des Klassenverbandes in Bluse und Halstuch, ein Fröhlichsein und singen, bei dem einzig die Tatsache, daß mancher Mitschüler nicht mitmachen durfte, für Irritationen sorgte. Doch selbst die, die draußen bleiben mußten, scheinen darunter kaum gelitten zu haben. »Ich wußte, daß ich da nicht mitmachen will«, erinnert sich Uwe Kraeusel, als Pfarrerssohn ein kleines bißchen Außenseiter. »Ich war aber nie ausgegrenzt«, sagt er, »ich habe das Klassenleben mitgeprägt
So wenig der Blick der Nicht-Pioniere im Zorn zurück geht, so wenig fröhliche Verklärung findet sich in den Erzählungen der ehemaligen Halstuch-Träger. Pioniersein, das hieß Zeitungsstudium, Maidemo und Appell, das hieß aber auch Spielen, Disko und Bastelnachmittag. Und je weiter die Gewichte von oben in Richtung Ideologisierung verschoben wurden, um so weniger ideologisch geprägt war das Alltagsleben. Gleichgültigkeit löste die Emphase der Anfangsjahre ab. Angehörige der letzten Pionier-Generation wie Karl Maerker, 1990 zwölf Jahre alt, waren für  Thälmann-Kult und Halstuch-Verehrung schließlich nicht mehr zu erreichen. »Weil diese Pioniertücher ja aus Synthetik waren«, sagt der heute 25jährige, »und das war wirklich unangenehm zu tragen

Steffen Könau in der »Mitteldeutschen Zeitung« am 3. Juli 2004

 

Der Titel mag vielleicht manchen Leser befremden: »Beim Kleinen Trompeter habe ich immer geweint Aber es irrt, wer hier eine nostalgisch-rührselige Rückschau vermutet. Sechzehn überaus spannende Beiträge mit ganz unterschiedlichen Erinnerungen an Kindheit in der DDR bilden das Kernstück des reichlich illustrierten Bandes, dem dankenswerter Weise eine Chronik zur Geschichte der Pionierbewegung sowie eine Auswahl zeitgeschichtlicher Dokumente beigefügt worden sind. Im einleitenden Essay läßt Klaus-Dieter Felsmann historische Ereignisse Revue passieren, gepaart mit eigenen Eindrücken und Wertungen: »Wir wollten unsere Träume verwirklichen; und es war soviel Kraft in uns, mit der wir hofften, etwas bewegen zu können. Doch es gab da nichts zu bewegen. Alles war organisiert, alles bereits gerichtet …« Ähnliches erlebten viele begeisterte Altstoffsammler. Manche wollten »irgendwann mal raus aus der Haut«. Andere suchten die berühmte Nische. Viele paßten sich an. Überwiegend ist dennoch das Gefühl, etwas Sinnvolles erlebt und getan zu haben. Und nicht wenige wünschen sich heute für ihre Kinder ein Äquivalent für eine sinnvolle und kostengünstige Freizeitbeschäftigung. Negativ erinnert werden Rituale, Formen der Disziplinierung, generell Formalismus. Kaum einer kennt noch die Zehn Gebote der Jungen Pioniere, niemand sehnt sich nach Fahnenappellen, Pionierbluse oder -hemd zurück und schon gar nicht nach den langweiligen Versammlungen mit plattem Agitationsvokabular. Aber es gibt auch Positives zu erinnern. Carmen-Maja Antoni (Jg. 1945) lobt die Arbeit im Pionierkabarett »Blaue Blitze«, der ehemalige Direktor der Pestalozzi-Oberschule in Meißen, Horst Kraus (Jg. 1920), verweist mit Stolz auf die 28 Arbeitsgemeinschaften der Kinderorganisation.
Die Mitgliedschaft bei den Pionieren war die Regel. Zu Worte kommt in diesem Band auch die Ausnahme: Kinder, deren Eltern eine Mitgliedschaft ihrer Sprößlinge ablehnten. Dies brachte nicht selten Nachteile in der späteren Ausbildung ein, so etwa für Pfarrer Dietmar Linke (Jg. 1944). Für eine andere Art von Lebensbrüchen steht der Fall von Corinna Sylvester (Jg. 1959). Auf Grund ihrer guten Zensuren zur Gruppenratsvorsitzenden bestimmt, verschlang sie regelrecht Bücher wie »Timur und sein Trupp« oder »Mohr und die Raben von London«, las die »Trommel« und die »FRÖSI«, trainierte Ballett im »Haus der Jungen Pioniere« und wurde in die Pionierrepublik »Wilhelm Pieck« delegiert. Ausgerechnet in diesem Kinderparadies setzte ihre kritische Sicht auf die DDR ein. Verliebt in einen jungen Italiener, bekam sie bald zu spüren, daß die propagierte Völkerfreundschaft nur begrenzt auszuleben war. Ihre Fragen zum gewaltsamen Ende des Prager Frühlings und später zum Eurokommunismus wertete man in der Schule als provokant und ließ sie unbeantwortet. Ähnliche Erfahrungen machte sie während des Studiums und als Lehrerin; 1984 verließ sie die DDR.
Die Herausgeberin hat auch Beiträge von zwei Funktionären dem Band hinzugesellt. Wilfried Poßner (Jg. 1949) skizziert seinen Aufstieg vom Pionier zum obersten Pionierleiter der DDR. Als er dieses Amt übernahm, stellte er schnell die enge Verzahnung zwischen der Kinderorganisation und dem mächtigen Volksbildungsministerium fest – ein Machtverhältnis, an dem nicht zu rütteln war. Ebenso wenig wie an manchen schon damals »überholten« Formen und Methoden der Kinderarbeit. Die von ihm geschilderten Reformvorhaben, nehmen sich dennoch – mögen sie seinerzeit noch Sprengkraft besessen haben – eher bescheiden aus. Über die Jungen Pioniere in Westdeutschland berichtet Manfred Kapluck.
»Zum Begreifen von Geschichte«, so Klaus-Dieter Felsmann eingangs des Buches, »bedarf es der Mühen des differenzierten Blicks, der immer auch mit Infragestellung eigener Gewissheiten etwas zu tun hat. In diesem Sinn bieten die in diesem Buch vorgestellten Lebensgeschichten einen hervorragenden Ansatzpunkt, um im Vergleich zu ihnen sich seiner jeweils eigenen Geschichte und damit seiner selbst zu vergewissern Dem ist nichts hinzuzufügen.
Michael Herms im »Neuen Deutschland« (Politisches Buch), 17. Juni 2004

 

Politiker und Intellektuelle haben die Deutschen in Ost und West wiederholt aufgefordert, einander ihre Lebensgeschichten zu erzählen und damit der angeblich drohenden Entfremdung entgegenzuwirken. Diesem Ziel fühlt sich wohl auch Barbara Felsmann verpflichtet. Ihr Buch bringt achtzehn in Gesprächsform dargebotene Erinnerungen von DDR-Bürgern an Kindheit und Jugend, insbesondere an die Jungen Pioniere, die Kinderorganisation der kommunistischen Freien Deutschen Jugend (FDJ). Nicht alle Gesprächspartner können überall auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Vor allem Kinder aus christlichen Elternhäusern gehörten oft dieser Organisation nicht an. Die Verweigerung geschah zwar selten demonstrativ, wurde aber fast immer von Schule und SED als Absage an die sozialistische DDR verstanden und mit Ausschluß vom Studium, manchmal sogar von der Teilnahme an Klassenfahrten geahndet. Ansonsten gab es bei den Kindern die unterschiedlichsten Reaktionen.
Für die einen, oft aus kommunistischen Elternhäusern stammend, waren die Jungen Pioniere der schönste Teil der Kindheit mit Bastelnachmittagen, Abenteuerurlaub und der Chance, frühzeitig für andere Verantwortung zu übernehmen. Andere nahmen die Jungen Pioniere als Erscheinung wahr, die kaum bleibende Eindrücke hinterließ, weil man die ganze kommunistische Erziehung in der DDR als unvermeidliches Übel betrachtete, dem man durch Wegducken zu entkommen trachtete. Hin und wieder wurden auch die klassenkämpferischen und antiwestlichen Parolen geglaubt, aber das galt wohl immer nur so lange, bis die Pubertät mit ihrem Mißtrauen gegen die Welt der Erwachsenen auch den Unterschied zwischen Theorie und Praxis in der DDR ins jugendliche Bewußtsein hob.
Wie oft im Leben verklärt die Erinnerung einiges – und dann wird besonders der Gegensatz zur heutigen Jugendpolitik im wiedervereinigten Deutschland herausgestellt, wo der Jugend statt beaufsichtigten Freizeitheimen nur das Wartehäuschen an der Bushaltestelle als Versammlungsort und statt Spiel und Sport nur der Drogenkonsum bleibe. Immerhin, aus der Rückschau lehnen selbst die einstigen Pionierleiter unter den Gesprächspartnern das militaristische Getue bei den allwöchentlichen Appellen mit Meldung durch den Gruppenratsvorsitzenden an den Direktor der Schule, Flaggenhissung und Gruß-Zeremoniell ab. Da sich die Erinnerungen erfreulicherweise meistens nicht auf die Jungen Pioniere beschränken, sondern alle Facetten des Lebens in der DDR umfassen, kann auch der westdeutsche Leser viel über System und Alltag in der DDR erfahren. Gerade ihm, aber auch den Jugendlichen im heutigen Ostdeutschland, die sich für die Vergangenheit ihrer Eltern interessieren, ist das Buch nicht zuletzt wegen der lesenswerten Einleitung von Klaus-Dieter Felsmann zu empfehlen.
Allerdings hat Barbara Felsmann den Ehrgeiz, nicht nur ein Erinnerungsbuch, sondern mindestens auch eine Materialsammlung für eine politische Geschichte der Jungen Pioniere zu veröffentlichen. Dem dient, neben einem fast hundert Seiten umfassenden Anhang, unter anderem der Beitrag von Wilfried Poßner, dem letzten Vorsitzenden der Jungen Pioniere in der DDR, der mitteilt, er habe »nicht schlechthin Vorsitzender und Sekretär des Zentralrats« der FDJ sein wollen, »ich wollte Poßner sein«. Deshalb habe er zu den wenigen gehört, die ihre Reden selbst geschrieben haben. Die mitgeteilten Beispiele seiner Grußworte lassen aber nicht den Eindruck zu, das sei ihrer Qualität zugute gekommen. Von Manfred Kapluck, dem Vorsitzenden der Jungen Pioniere in Westdeutschland in den Jahren 1949 bis 1951, erfährt man, daß seine Organisation in den siebziger Jahren – »günstig beeinflußt auch durch die '68er Bewegung« – in der alten Bundesrepublik einen »großen Zulauf« gehabt habe und »bis zum Zusammenbruch der DDR eine bewegende Kinderorganisation« gewesen sei. Richtig an dieser Aussage ist wohl nur, daß auch die Jungen Pioniere im Westen die SED-Führung erhebliche Summen in harter Währung gekostet haben. Ansonsten war ihr Wirken kaum erfolgreicher als das der DKP.
Der Anhang ist nur bedingt brauchbar. Zahlreiche Beispiele illustrieren die allgegenwärtige politische Indoktrination in Schulbüchern und Jugendpresse der DDR, das »Reglement der Pionierorganisation ›Ernst Thälmann‹« unterstreicht die Rolle der Jungen Pioniere in der vormilitärischen Ausbildung. Die Begriffserklärungen sind nützlich. Mißglückt sind dagegen die 15 Seiten »Aus der Geschichte der Pionierbewegung«, die Propagandaschriften der DDR entnommen sind. Es fehlt jedoch ein kritischer Abriß der Geschichte der kommunistischen Kinderorganisationen.
Detlef Kühn in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« (Politische Bücher), 2. Juni 2004

 

… »aber hurra brüllst du – Von Visionen und Illusionen, ihrem Mißbrauch und ihrem Verlust
Dieses Buch handelt davon – Barbara Felsmann hat dokumentarisch Erinnerungen an Kindheit in der DDR und vor allem an das Pioniersein gesammelt und legt das Ergebnis nun mit »Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint« vor. Es sind Erinnerungen so verschiedener Personen wie die der Schauspielerin Carmen-Maja Antoni, des früheren Vorsitzenden der Pionierorganisation Wilfried Poßner oder des Autors Thomas Brussig. Daneben, gibt es aber auch die sprachlich bedrückenden Betrachtungen eines Schuldirektors oder die Erfahrungen eines Pfarrerssohnes im Konflikt zwischen Dabeiseinwollen und dem Verbot der Eltern. Pionier zu sein war in der DDR so alltäglich wie Zugfahren oder Frühstücken. Alle haßten die Fahnenappelle, aber nur wenige hinterfragten die Ziele der Pionierorganisation, bemerkten deren Instrumentalisierung für Parteizwecke oder stellten gar Vergleiche an mit ähnlich ritualisierten Verbänden in der Nazizeit. Dieses Buch gibt einen spannenden Querschnitt durch das Dasein in der DDR, vereint Mitläufer und Aufbegehrende zwischen zwei Buchdeckeln. Alle Erinnerungen gehen über den Rahmen des Pionierseins hinaus, reflektieren das Danach bis in die heutige Zeit. Ausgesprochen gelungen ist die Verbindung mit entsprechenden Originaltexten; so findet man u.a. das Lied »Unsere Heimat«, das Gelöbnis der Jungpioniere, Altstoffsammellisten, Kabarettexte, als Anhang dann noch etwas zur Geschichte der Pionierbewegung, das Statut oder Ausschnitte aus einem Pioniertagebuch. Man kann sich bei der Lektüre dem Nachsinnen über das eigene Pioniersein nicht entziehen – was immer es mit einem angerichtet hat.
Kathrin Krautheim, in: hermann. das magazin aus cottbus, Mai 2004

 

An den Jungen Pionieren scheiden sich bis heute die Geister. Sind sie für die einen das DDR-Machtinstrument zur Dressur schutzloser Kinderseelen, sind sie für die anderen die Wirklichkeit gewesene Konsequenz der PISA-Studie. Ein immer noch unsicheres Gelände also, auf das sich die Journalistin und Autorin Barbara Felsmann mit ihrem Erinnerungs- und Sachbuch begab.
Ihr materialreicher Band überzeugt durch eine scheinbar einfache Idee: die Bestandsaufnahme. Denn ein Gespräch über die Jungen Pioniere scheitert inzwischen oft an unhintergehbaren Klischees der Verdammung oder der Idealisierung. So umreißt der Band zunächst, was war. Die Geschichte der Pionierbewegung seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – auch die der alten BRD – wird in einem Abriß ebenso dokumentiert wie Protokolle, Statuten und Gesetze, aber auch Leserbriefe an die »FRÖSI« oder Wandzeitungen, Pioniergruppentagebücher und sogar die Zigarettenbildserie »Junge Pioniere«. Die Autorin vermittelt auf diese Weise gewissermaßen die historisch begründete »Außenseite« der Organisation, und zwar ganz bewußt von oben nach unten, von der politischen Leitung der Jungen Pioniere bis hinunter zur einzelnen Pioniergruppe.
Wie aber wirkte das, was war? Mit anderen Worten: Was war wirklich? Da das die große Frage ist, konfrontiert Barbara Felsmann die denkbar widersprüchlichsten Erfahrungen, wie sie ihr in ausführlichen Gesprächen begegneten. So entsteht ein vielfarbiges Bild von der »Innenseite« der Jungen Pioniere; vielfarbig – nicht farbenfroh, aber auch nicht grau. Diese individuellen Erinnerungen an die Jungen Pioniere machen bewußt, wie wenig man über die Gesellschaft der DDR erfährt wenn man ihre Geschichte zu begreifen sucht entweder anhand von offiziellen Dokumenten der Staatsmacht oder aber anhand von Oberflächenerscheinungen des Alltags (von »Ata« bis »Zetti«). Die Erinnerungen von Einzelnen garantieren freilich nicht die Erkenntnis von Wirklichkeit. Es muß eine Auswahl stattfinden, und Auswahl ist immer Wertung. Doch eins wird man der Autorin, die in den 70er Jahren in Rostock studierte, nicht vorwerfen können: daß die Auswahl unter Zuhilfenahme von Scheuklappen geschah. Die ehemalige »Pilei« (Pionierleiterin) und der letzte Vorsitzende der Pionierorganisation, Wilfried Poßner, kommen ebenso zu Wort wie die Schriftsteller Katja Länge-Müller und Thomas Brussig, aber auch der Pfarrerssohn, der nicht Pionier war. Diese Bestandsaufnahme versteht sich nicht als abschließend, sondern lädt den Leser zu eigenen Erinnerungen ein. Vieles wird er bestätigen können, manches wird er ergänzen wollen. Barbara Felsmanns Buch reduziert die Wirklichkeit der Jungen Pioniere nicht auf eine einfache Wahrheit. Und es verhilft zu einem genaueren Blick auf das eigene Leben – bevor das, was war, unwirklich wird.
Wolfgang Gabler, im »Nordkurier« am 30. April/1. Mai 2004 und ähnlich in der »Ostsee-Zeitung« am 15./16. Mai 2004

 

Die DDR erfreut sich eines ungebrochenen Interesses von Filmemachern und Buchautoren. Barbara Felsmann, Mitherausgeberin eines Bandes über den Betrieb in Prenzlauer Berg vor 1989, hat jetzt Erinnerungen herausgegeben von Menschen, die einst Junge Pioniere waren. Diese JP abgekürzte Organisation erfaßte Kinder ab dem sechsten Lebensjahr. Ziel des Verbandes war die sozialistische Erziehung, mithin: die politische Indoktrination. Barbara Felsmanns Band umfaßt Berichte von eineinhalb Dutzend Menschen, es sind Schriftsteller darunter, eine Schauspielerin, ein Pfarrer; die Indoktrination hat gelegentlich funktioniert und meist nicht, die Erinnerungen sind manchmal sentimental, manchmal erbittert, manchmal komisch.

rsr [Rolf Schneider] in der »Berliner Morgenpost« am 14. April 2004

 

»Dann gab es noch ein Lied, das handelte vom kleinen Trompeter Fritz Weineck. Das ist so eine sagenumwobene Figur, irgendwie war er der Batman in den Geschichten der DDR« – Karl Maercker, Jahrgang 1979, hatte noch ziemlich viele Details im Kopf, als die Ostberliner Autorin Barbara Felsmann ihn und seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Paul nach den Erinnerungen an die Zeit als Junger Pionier fragte. Das Gespräch fand schon 1991 statt, und es zeigt wie kein anderer Beitrag in dem von Felsmann erarbeiteten kleinen Kompendium über die Pionierorganisation »Ernst Thälmann«, wie Kinder – zumindest in den letzten Jahren vor der »Wende« – deren Wirken wahrgenommen haben. Die beiden Jungen lebten zum Zeitpunkt des Interviews schon seit zwei Jahren in Wien und fanden das Schulleben dort letztlich nicht so viel anders als im mecklenburgischen Neubrandenburg. Das was jetzt der Klassensprecher ist, war der Gruppenratsvorsitzende, fanden sie.
Alle anderen Beiträge in dem Buch sind in den letzten zwei Jahren – ebenfalls aus Gesprächsaufzeichnungen – entstanden. Der Jüngste unter den Befragten war zu diesem Zeitpunkt Ende zwanzig, der Älteste jenseits der achtzig. In den Kindheitserinnerungen überlagern sich Erinnerungen mit später gewonnenen Überzeugungen. Weniger spannend sind die Geschichten dadurch nicht. Sie zeigen aus den verschiedensten Blickwinkeln die Entstehungsbedingungen, Defizite und Errungenschaften des ersten sozialistischen Versuchs auf deutschem Boden. Und sie führen noch mal so richtig schön vor Augen, warum das Ganze 1990 so sang-, klang- und widerspruchslos von der Bildfläche verschwand.
Bemerkenswert ist das Bemühen der Autorin, gesellschaftliche Verhältnisse so komplex wie irgend möglich abzubilden. Sie ist weit davon entfernt, Sympathie für den untergegangenen Staat und seine Repräsentanten zu empfinden, und betont, sie habe lange vor dem Mauerfall begriffen, daß die Widersprüche der DDR »systemimmanente« gewesen seien. Gleichzeitig war die »hanebüchene Undifferenziertheit«, mit der die Westmedien die Ostdeutschen als ferngesteuerte, deformierte Masse ohne Individualität darstellten, für sie ein wesentlicher Beweggrund, das Buch zu schreiben.
Und so läßt sie nicht nur die oppositionelle, ewig pubertierende Schriftstellerin Katja Länge-Müller, ihren Kollegen Thomas Brussig und einen Pfarrerssohn zu Wort kommen, sondern auch den alten Schuldirektor, der offenbar vierzig Jahre lang niemals an sich selbst gedacht hat, die Schauspielerin Carmen-Maja Antoni, die derzeit am Berliner Ensemble Brechts »Mutter« ist und bereits mit zwölf eine versierte Darstellerin des DDR-Kinderfernsehens war, und Menschen aus der Nachkriegsgeneration, für die die Freizeitangebote der Pionierorganisation ein großes Geschenk und die vermittelten Werte faszinierend waren.
Sogar der letzte Vorsitzende der Pionierorganisation, Wilfried Poßner, taucht plötzlich wieder auf, und Manfred Kapluck, der zwischen 1949 und 1951 Chef der »Jungen Pioniere« in der BRD war – bis zum Verbot von KPD und FDJ – berichtet von der Arbeit für Kinder und Jugendliche unter den Bedingungen des Kalten Krieges und des militanten Antikommunismus.
Auf die insgesamt siebzehn autobiographischen Darstellungen folgt ein umfangreicher Anhang mit einem geschichtlichen Abriß zur Geschichte der Pionierbewegung. Er beginnt nicht erst mit der Gründung der späteren DDR-Organisation am 13. Dezember 1948 und der Ernennung von Margot Feist (später: Honecker) zur Vorsitzenden, sondern mit der Entstehung der ersten kommunistischen Kindergruppen Anfang der zwanziger Jahre. Weiter finden sich jede Menge Dokumente, Auszüge aus Reden, Darstellungen von Ritualen, Abbildungen von Abzeichen – und nicht zuletzt die »Gebote« der Jung- und Thälmannpioniere, die den Kindern, hätte sie je jemand wörtlich genommen, völlig Unmögliches und teilweise Unsinniges abverlangten. Nur die jüngsten Interviewpartner von Barbara Felsmann erwähnten sie überhaupt und konnten sich noch vage an deren Inhalt erinnern. Paul Maercker: »Eins war da noch: Pioniere sollen immer fröhlich und lustig sein Ein paar sehr vernünftige Grundsätze – Friedfertigkeit, Solidarität, Antiimperialismus – kommen in den Geboten durchaus vor, allerdings in der gruseligstmöglichen Verpackung. Bis zum Ende der DDR waren in den Pionierausweisen Sätze wie »Wir Jungpioniere treiben Sport und halten unseren Körper sauber und gesund« oder »... lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert« zu lesen. Diszipliniert – was für ein Wort für eine Erstklässlerin. Für mich klang es damals irgendwie vielversprechend, und es war eine Herausforderung, es korrekt aufzuschreiben.
Wilfried Poßner hat, nachdem er 1985 zum Chef der Pioniere berufen wurde, versucht, zumindest in formaler Hinsicht etwas herumzureformieren, die ganze Organisation kindgerechter zu gestalten und die Überfrachtung mit für den Nachwuchs noch völlig unverständlichen politischen Inhalten etwas abzubauen. Das war gut gemeint und völlig harmlos, wie er selbst findet. Aber es wurde übelgenommen. Von Margot Honecker, von 1963 bis zum DDR-Ende Ministerin für Volksbildung, und von Egon Krenz, damals noch Erster Sekretär des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend (FDJ). In den Buchbeiträgen wird eines wieder einmal mit aller Unerbittlichkeit klar: Mit ihrem zwanghaften Bestreben, alles zu kontrollieren, das Nachplappern von Losungen statt eigenständiges Denken zu fördern, hat die DDR-Führung den geistigen Niedergang des Landes maßgeblich verursacht. Auch an der ökonomischen Talfahrt dürfte die mentale Verfassung der Gesellschaft nicht unwesentlichen Anteil haben. Man zog sich ein Heer von Opportunisten und Zynikern ebenso heran wie erbitterte Gegner des Systems.
Jana Frielinghaus in der »jungen welt« vom 25. März 2004

 

Nicht nur wer sich mit der Literatur ostdeutscher Autoren beschäftigt, sollte auch die alltäglichen Verhältnisse besser kennen lernen, die das Leben prägten.
Stellen wir uns eine Frage vor, die über die Teilnahme an der Endrunde in einem Quiz entscheidet, etwa so: Ordnen Sie die folgenden Organisationen nach dem Alter der Mitgliedschaft: A: Junge Pioniere, B: Freie Deutsche Jugend, C: Thälmann-Pioniere, D: Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Wer das Ergebnis nicht kennt, ist wahrscheinlich entweder nach 1989 geboren und/oder aus Westdeutschland. Dabei tut es gut, sich neben der bunten »Ostalgiewelle« in Film und Fernsehen, deren Spaßcharakter den Informationswert zumeist weit überwiegt, in Ruhe mit einem Buch voller gegensätzlicher Stimmen zur ostdeutschen Vergangenheit befassen zu können. Diese Meinungsvielfalt läßt den einfachen Schluß zu: Es war letztendlich eine Charakterfrage, was man aus der Begegnung mit staatstragenden und -treuen Organisationen wie den »Jungen Pionieren« gemacht hat.
Dem mehr oder eher weniger informierten Westdeutschen möge nach dem Lesen das allzu leichte (Ver-)Urteilen vergehen, dem Ostdeutschen die in der Distanz offenbar zunehmende entspannt-verharmlosende Haltung – »Aber schön war es doch – ebenso. Daher war es wichtig, daß etwa Falko Henning bei der Präsentation des Buches in Berlin einer aufkommenden, säuselnden »Freundschaft-Stimmung entgegentrat mit der Bemerkung: »Ich glaube nicht, daß diejenigen, die bei den Jungen Pionieren waren, die besseren Menschen geworden sind

Nein, eine bunte Mischung sind sie geworden, wie in den Zusammenfassungen der siebzehn Gespräche deutlich wird, die die Herausgeberin Barbara Felsmann u.a. mit Katja Lange-Müller und Thomas Brussig geführt hat. Informativ ergänzt werden die lebendigen Selbstzeugnisse durch Dokumente und Fotos, die je nach Veranlagung der Leserschaft ebenso zu Sentimentalität wie zu Bauchschmerzen führen können. In jedem Fall aber zeigt die Gegenüberstellung der vielen Stimmen, die zwischen wehmütiger Erinnerung und harscher Ablehnung zum Teil weit auseinanderliegen, daß eine gemeinsam erlebte staatliche Vergangenheit als Rahmenbedingung keineswegs eine einheitliche Gehirnwäsche oder ein Ausgeliefertsein an die Verhältnisse bedeutet, sondern das persönliche Empfinden und das engere Umfeld prägt(e) – wie im sogenannten Westen auch – den Lebensweg.

Olaf Selg in »Titel-Magazin für Literatur und Film«

 

Mit dem Erinnern ist das so eine Sache: Allzu gern wird schöngeredet, umgewertet, ausgespart, insbesondere, wenn man versucht, über die eigene Kindheit zu sprechen. Wenn ich also hier schreibe, ja, auch ich bin Pionier gewesen, liegt es am Datum. Daß ich außerdem recht weit gesprungen bin, ist wohl erst im nächsten Jahr von Belang …
Am 13. Dezember 1948 wurde auf Beschluß der 17. Tagung der FDJ der Verband der Jungen Pioniere gegründet. Margot Feist (später Honecker) leitete die Organisation bis 1954. Im August 1990 wurde die Pionierorganisation »Ernst Thälmann« aufgelöst. Was aber lag dazwischen? Die Freie Journalistin Barbara Felsmann (Jahrgang 1956) ist dieser Frage nachgegangen und veröffentlichte jüngst eine Materialsammlung unter dem Titel »Beim kleinen Trompeter habe ich immer geweint«.
Diese enthält unter anderem Gesprächsnotizen mit ehemaligen Pionieren und mit Menschen, die aus verschiedenen Gründen diese Organisationsform ablehnten. Zu den Gesprächspartnern gehören Wilfried Poßner, der letzte Vorsitzende der Pionierorganisation, der Schriftsteller Thomas Brussig, die Schauspielerin Carmen-Maja Antoni, die Malerin Isolde Gorsboth und die Schriftstellerin Katja Lange-Müller.
Ergänzend sind der Dokumentation Fotografien, historische und persönliche Dokumente sowie ein umfangreicher Anhang beigefügt. Dieser enthält neben einem recht willkürlichen Sammelsurium aus Marschordnungen, Abbildungen von Orden, Flaggen, Ausweisen, Kinderaufsätzen und anderem illustren Erinnerungsmaterial einen sehr informativen Abriß über die Geschichte der Pionierbewegung in Deutschland. Wußten Sie zum Beispiel, daß es bereits im Jahr 1926 eine Kinderzeitschrift mit dem Namen »Trommel« gab? Oder daß die Roten Jungpioniere im Jahr 1929 für Schulspeisung, Spielplätze und höhere Löhne für ihre Väter demonstrierten? Daß im August 1929 13 deutsche Arbeiterkinder am 1. Welttreffen der Arbeiter- und Bauernkinder in Moskau teilnahmen?
Barbara Felsmanns Intention ist es offensichtlich nicht, auf der Ostalgiewelle zum Ruhm zu schwappen, obwohl gerade die Pionierbluse am wohl trainierten Leib einer Eiskunstläuferin kürzlich eine gewisse öffentliche Aufwertung erfuhr. Die Autorin wagt sich auf den Grat zwischen Daten und lebendiger Geschichte, sie läßt die persönliche Sicht ihrer Gesprächspartner gelten. Das ist viel, denn es belebt ein Stück Historie, das bisher wenig differenziert dargestellt oder gänzlich umgangen wurde.
Was denkt man heute bei Worten wie Appell, Flagge, Agitator, Gruppenrat? Was empfindet man? Nur Abscheu, Restriktion, Langeweile? War da noch etwas anderes, vielleicht der erste Kuß im Ferienlager? Der Stolz über eine Urkunde oder den Goldenen Schneemann?
»Ich habe diese Ostherkunft«, schreibt Thomas Brussig, »und werde sie nicht los. Aber trotzdem bin ich deshalb nicht der Anwalt des Ostens oder der Kronzeuge in der Ost-West-Frage, so wie es die Journalisten gerne hätten. […] Ich bekomme zum Beispiel ständig von Plattenfirmen CDs mit Pionier- und DDR-Kampfliedern zugeschickt, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß ich sie für einen Film verwende. Ich kann damit überhaupt nichts anfangen, das sind Kuriosa meines Kindheitskosmos’, über die ich mich höchstens noch totlachen kann
Zu jenen Kuriosa gehört zum Beispiel auch, daß die Geschichte der Pionierorganisation auf Zigarettenbildern (!) dokumentiert wurde. Oder daß auf den Fahnenappellen gefordert wurde: »Heißt Flagge Dieser grammatikalischen Besonderheit bin ich später nie wieder begegnet. In den zehn Geboten der Jungpioniere gab es mehrmals die Worte helfen und lieben. Im Fahnenspruch der Thälmann-Pioniere ist wieder von Liebe die Rede. Überhaupt wirkt, mit dem jetzigen Abstand betrachtet, die damalige »organisierte« Sprache ziemlich hölzern, in ihren Zusammenhängen unsinnig, sei es in Reden, Anweisungen, Aufsätzen, Gedichten und Liedern, die noch heute wie auf Knopfdruck abrufbar sind, zum Beispiel: »… und wir lieben die Heimat die schöne, und wir schützen sie, weil sie dem Volke gehört, weil sie unserem Volke gehört« oder »… Denn die Welt braucht dich, genau wie du sie. Die Welt mag ohne dich nicht sein …«
Bürger im westlichen Teil der Republik wagen gern den Vergleich der Pioniere mit der Hitlerjugend. Oft geschieht dies aus Unwissenheit, zuweilen liegt diese Parallele aber auch in der wenig differenzierten Sprache dieser Organisationen.
Beim Lied vom kleinen Trompeter habe ich nie geweint, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, daß man in einer so stürmischen Nacht so fröhlich beisammensitzt, und bei einem so fröhlichen Spiel eine so feindliche Kugel geflogen kommt. Das ging schon deshalb nicht, weil unser Leben »so aufgeräumt war«, wie Thomas Brussig es treffend beschreibt.
Undine Materni in der »Sächsischen Zeitung« am 13.12.2003

 

13. Dezember 1948: Auf Beschluß der 17. Tagung des Zentralrates der Freien Deutschen Jugend wird der Verband der Jungen Pioniere gegründet. Zur Vorsitzenden wird Margot Feist ernannt. Später wird sie Erich Honecker heiraten und von 1963 bis zum Ende der DDR Minister für Volksbildung sein. Wäre die Mauer nicht gefallen, hätte heute die Pionierorganisation 55. Geburtstag Mit dieser Organisation sind viele Kindheitserinnerungen all jener Generationen verbunden, die die DDR bewußt erlebt haben. Und weil die Kindheit schön war und die Lieder zu Herzen gehend waren (»Beim Kleinen Trompeter habe ich immer geweint«, so der Titel), wird posthum oft die Funktion jener Einrichtung verklärt, die klassenbewußte Sozialisten heranziehen sollte.
Deutlich wird dies in jenen Erinnerungen, die Barbara Felsmann über die Kindheit in der DDR gesammelt hat. Eine lesenswerte Sammlung persönlicher Eindrücke, die die ganze Bandbreite von dem, was blieb, aufzeigt – und zwar von den Jahrgängen 1920 bis 1981, von Lehrern, Pionierleitern bis hin zum Schriftsteller Thomas Brussig, von Gläubigen und Desillusionierten, von Jungpionieren und solchen, die nie dieser Organisation angehörten.
Eine ganze Reihe von Dokumenten zeigen auf, wie die Jungen Pioniere geprägt wurden. Da gibt es den auftragsgemäßen und mit »1« benoteten Kinderbrief an Adenauer 1951 (»Ich hoffe, daß Sie sich alles noch einmal überlegen und von jetzt ab alles für den Frieden tun«) ebenso wie die pflichtgemäße Darstellung der eigenen Entwicklung, die eine Abiturientin 1980 schrieb.
Frieden und Gerechtigkeit – das waren die zwei Säulen des ideellen Konstruktes DDR, sagt Klaus Dieter Felsmann im Vorwort. Diese menschlichen Sehnsüchte seien jedoch »zur Legitimierung jeglichen machtpolitischen Handelns zynisch mißbraucht« worden. Er empfiehlt das Buch von Barbara Felsmann mit dem Hinweis, daß die vorgestellten Lebensgeschichten Anlaß zur Selbstvergewisserung böten, macht aber auch klar, daß »wir nicht zum Ewigen Pionier geboren« seien, auch wenn manchem heute diese Vorstellung »ganz kommod scheinen mag«.
Sonja Scheller, Jahrgang 1955, war Lehrerin in der DDR. Zu ihrer Zeit wurden Wehrunterricht – »ein wirklich schwarzes Kapitel im DDR-Schulwesen« – und Zivilverteidigungslager eingeführt. »Wenn heutzutage einige Leute der Pionierorganisation nachweinen«, sei ihr das »völlig unverständlich«, denn: die schönen Erinnerungen seien nicht Sinn und Zweck jener Organisation gewesen, die vor allem glauben machen wollte, die Partei habe immer recht

Gerlinde Sommer in der »Thüringer Landeszeitung« am 13.12.2003