Bezirksamt von Marzahn-Hellersdorf (Hg.):

Die Denkmale in Berlin. Bezirk Marzahn-Hellersdorf

Ortsteile Kaulsdorf, Mahlsdorf, Hellersdorf

Das vorliegende Buch ist der zweite Teil einer umfangreichen Darstellung der Denkmale in Berlin. Während sich der erste Teil (Berlin 2000) dem Bestand in den Ortsteilen Biesdorf, Friedrichsfelde Ost und Marzahn widmet, stellen Mitarbeiter des Landesdenkmalamts, der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie freie Autoren wichtige Objekte der Ortsteile Kaulsdorf, Mahlsdorf und Hellersdorf vor. Schon die einleitenden Beiträge zur Bodendenkmalpflege im ehemaligen Bezirk Hellersdorf, zur Ausgrabung der alten Hellersdorfer Ortslage und zu den bronzezeitlichen sowie germanischen Siedlungen an der Wühle lassen erkennen, daß der Bezirk Marzahn-Hellersdorf auf eine lange und facettenreiche Siedlungsgeschichte zurückblicken kann.
Die Aufsätze zum Ortsteil Kaulsdorf konzentrieren sich zunächst auf die Dorfkirche, eine der ältesten Dorfkirchen des Berliner Randgebietes aus dem frühen 13. Jahrhundert. Hier erfährt der Leser detaillierte Informationen zur Bau- und Ausstattungsgeschichte der Dorfkirche, zu den archäologischen Funden anläßlich der 1995 dort durchgeführten Renovierungsarbeiten, zum Wiederaufbau der seit 1998 renovierten Kirchturmspitze, zu den barocken Totenkronentafeln der Dorfkirche, zu ihrer 1880 errichteten Hochzeitspforte und zur Geschichte des schon unmittelbar mit der Gründung Kaulsdorfs in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf dem Anger im Zentrum des Dorfes angelegten Kirchhofs. Außer der Dorfkirche werden noch andere Objekte des Denkmalbereichs Kaulsdorf präsentiert: historische Anlagen und Gebäude, die in den meisten Fällen zusätzlichen Schutz als Einzeldenkmale genießen. Dazu gehört als beeindruckendes Beispiel das im Straßenbild auffallende Wohnhaus 39 mit seiner dunkelrot gestrichenen Fassade, das nicht nur wegen seines äußeren Erscheinungsbildes, sondern auch wegen seines mit Motiven aus Fauna und Flora hervorragend ausgemalten und mit opulentem Stuck verzierten Eingangs- und Treppenhausbereichs als bemerkenswertes Zeugnis für ein Bauernhaus des ausgehenden 19. Jahrhunderts gilt. Zu erwähnen ist hier auch das Wohnhaus auf dem Grundstück Dorfstraße 5 wegen der konstruktiven Besonderheit seines Dachstuhls aus dem 18. Jahrhundert sowie seiner zwei hinter Giebelverschalungen verborgenen Fachwerkgiebel mit der ursprünglichen Lehmaufmachung. Eigene Beiträge sind auch der typischen Kaulsdorfer Dreiseithofstruktur am Beispiel des Hofs Dorfstraße 32 gewidmet, dem Gesamtkomplex des Vierseithofs Dorfstraße 11–13, dem Anwesen Alt-Kaulsdorf 1–11 als ehemaligem »Freigut zu Caulsdorf«, dem Haus Dittmar in Kaulsdorf, der katholischen Pfarrkirche St. Martin, der Planitzstraße 1 mit der Geschichte des Gebäudes der ehemaligen Cöpenicker Bank und dem Kaulsdorfer Wasserwerk. Eine Kurzvorstellung weiterer Denkmale schließt den Denkmalbereich Kaulsdorf ab.
Die Beiträge zum Denkmalensemble Mahlsdorf lassen erkennen, daß die Strukturen des ehemaligen Straßendorfs Mahlsdorf im Vergleich zu den noch klar umrissenen dörflichen Strukturen Kaulsdorfs nur noch im Ansatz erkennbar sind. Der Dorfkirche sind auch hier mehrere Aufsätze gewidmet mit Informationen zur Bau- und Ausstattungsgeschichte, zu archäologischen Funden, zur Sanierung der mittelalterlichen Kirche und zum Dorfkirchhof. Neben der Dorfkirche geben noch weitere Objekte zusätzlich Auskunft über das ehemalige dörfliche Gemeinwesen, so etwa das in einem als Gartendenkmal ausgewiesenen Park gelegene Gutshaus Mahlsdorf, das als privates Gründerzeitmuseum einen Bekanntheitsgrad erhielt, der vor allem mit seiner Gründerin Charlotte von Mahlsdorf weit über Berlin hinausreicht. Vorgestellt werden ferner als Zeugnis der Verkehrsgeschichte der S-Bahnhof Berlin-Mahlsdorf, die Friedrich-Schiller-Schule in ihrer gekonnten Mischung aus Neo-Gotik und Jugendstil, die Streusiedlung Mahlsdorf von Bruno Traut, der als Architekt von Weltgeltung seine Spuren in Mahlsdorf hinterließ. Auch seinem Ullrichplatz in Mahlsdorf-Süd ist ein eigener Beitrag gewidmet. Berücksichtigung finden in der Darstellung des Denkmalbereichs Mahlsdorf gleichfalls die das historische Ortsbild prägenden Landhäuser in Mahlsdorf-Süd und das historische Gasthaus »St. Hubertus« mit seiner wechselhaften Geschichte.
Die Bau-, Boden- und Gartendenkmale im Bezirk Hellersdorf sind nach Ausweis der ihm gewidmeten Beiträge jünger als Monumente oder Traditionsbauten vergangener dörflicher Kultur und Lebensweise. Seine eigentliche Bedeutung erlangte er erst Ende des 19. Jahrhunderts als eines der um Berlin gelegenen Stadtgüter mit seinen Rieselfeldern und als Produzent von Obst und Gemüse für das nahe Berlin. Zu einem Beitrag über die Rieselfelderwirtschaft gesellen sich hier Erörterungen über die Gebäude des ehemaligen Stadtgutes Hellersdorf und über die frühere Landarbeiterkate Alt-Hellersdorf 7–9 sowie eine Kurzvorstellung weiterer Denkmale im Ortsteil Hellersdorf. Die Gesamtdarstellung beschließen die Denkmalliste des Bezirks Mahrzahn-Hellersdorf, das Denkmalschutzgesetz Berlin, die Organisationsstruktur der Berliner Denkmalbehörden, die Förderrichtlinie zur Erhaltung von Denkmalen vom März 2002, Hinweise über steuerliche Vergünstigungen der Denkmaleigentümer und die Denkmalkartierung der Ortsteile Kaulsdorf, Mahlsdorf und Hellersdorf.
Wie schon der erste Band über die Denkmale in Berlin wendet sich auch der zweite sowohl an eine breitere Öffentlichkeit als auch an das Fachpublikum. Er will eine Art Orientierungs- und auch Sehhilfe sein. Die Autoren geben zu erkennen, daß Denkmale nicht angelesen oder bloß lesend erfahren werden können, sondern vielmehr vor Ort erlebt und in der Praxis erhalten werden wollen. In diesem Sinne lädt das informative Lese- und Bilderbuch zur Besichtigung und Erkundung der vielfältigen Denkmale ein. Es baut dabei auf die überzeugende Wirkung der Denkmalpflege aus der unmittelbaren Begegnung mit den Geschichts- und Kunstzeugnissen vor Ort.
Fritz Wagner in der »Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG)« Heft 6/2003

Wer Marzahn hört, denkt an Tausende von Wohnungen in Plattenbauten und an soziale Brennpunkte. Doch ganz abgesehen davon, daß sich selbst in den Plattenbausiedlungen inzwischen Positives tut – der Bezirk am östlichen Rande von Berlin weist, wie die beiden Bände dokumentieren, markante Beispiele des Neuen Bauens auf, etwa Siedlungen von Bruno Taut aus der zwanziger Jahren, dazu bemerkenswerte Zweckbauten der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ein hervorragendes Beispiel dieser Art ist die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt für Epileptische Wuhlgarten, das heutige Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus im Bezirk Marzahn (Band I). Es handelt sich um eine fast originalgetreu erhaltene, denkmalpflegerisch geschickt begleitete Anlage im Pavillonstil, gebaut im ortsüblichen Backstein. Die Anstalt war nahezu autark, Kirche eingeschlossen, umgeben von einer weitläufigen Park- und Gartenanlage.
Im Band II wird das bemerkenswerte Schicksal eines Kruzifix von Hans Perathoner in Kaulsdorf rekonstruiert. Dieser Kruzifixus war 1930 ursprünglich für eine katholische Pfarrkirche, die der Neuen Sachlichkeit verpflichtet war, aber auch expressionistische Züge aufweist, vorgesehen; er mußte auf höhere Intervention entfernt werden, wurde lange im Verborgenen zwischengelagert und hängt heute als Leihgabe in einer evangelischen Kirche. Der Korpus ist verstörend. Christus wird dargestellt, wie man ihn sonst nicht kennt – expressiv verzeichnet, fast wie ein Gnom. Sonntägliche Kirchenbesucher mag er gestört haben, doch er läßt den Betrachter nicht mehr los. »Deutsches Ärzteblatt«, Nr. 38/2002 (20.09.2002)

Aktueller kann man es nicht haben: Mit dem ungewöhnlichen Impressums-Vermerk »Bearbeitungsstand März 2002« erschien der großformatige Band »Die Denkmale in Berlin – Marzahn-Hellersdorf, herausgegeben vom dortigen Bezirksamt. Ein notwendiges Buch; denn die wegen ihrer angeblich so tristen Großblockbauten wenig renommierte städtische Region machte bisher selten durch irgendwelche beachtenswerten Denkmale von sich reden.
Ihrer allzu flüchtigen, weitgehend von Klischees bestimmten Betrachtung wird nun fundiert widersprochen. Die Ortsteile Kaulsdorf, Mahlsdorf; Hellersdorf, denen sich die Neuerscheinung zuwendet, leiden gewiß an ihrer relativen Abgelegenheit – nicht aber an zu wenigen besuchenswerten Sehenswürdigkeiten. Wie sofort das Umschlagbild beweist, ein Foto vom 1932 entworfenen Kaulsdorfer Haus Baltenring 24/25. Dem damals gerade ausstudierten Architekten Edmund Dittmar (1908–1983) gelang damit »ein vergessenes Monument der Moderne«, schreibt Matthias Donath zutreffend im Buch. Man könnte an Erich Mendelssohn und Walter Gropius denken, an weitere Heroen der Baukunst. Auch an Kaulsdorf? Bestimmt nicht gleich. Dabei hatte sich die alte Bauernsiedlung seit der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert zu einem Refugium der Wohlhabenden entwickelt, ähnlich geschützt wie der Berliner Süden und Südwesten oder Frohnau.
Zur Erinnerung: Schon länger liegt – gleiche Ausstattung, gleicher Preis, gleicher Verlag – ein Band über die Denkmale der benachbarten Ortsteile Biesdorf, Friedrichsfelde Ost und Marzahn vor. »Berliner Morgenpost« am 12.06.2002

Der Ort hätte nicht besser gewählt werden können. Ist das 1915 erbaute Wasserwerk Kaulsdorf an der Mielitzer Straße doch selbst ein Denkmal. Und um solche geht es auch in dem 300 Seiten starken, reich bebilderten Buch aus dem Lukas Verlag, das am Mittwoch erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Mehr als 100 Bau- und Landschaftsdenkmale der drei Ortsteile Hellersdorf, Mahlsdorf und Kaulsdorf machen Geschichte für den Leser erlebbar. Das Spektrum reicht von den germanischen Siedlungen an der Wuhle über die Geschichte der mittelalterlichen Dorfkirchen bis zur Rieselfelderwirtschaft oder den um 1925 von Bruno Taut errichteten Siedlungshäusern. Marzahn-Hellersdorf werde »entgegen einer weit verbreiteten Meinung« nicht nur durch die Großsiedlungen geprägt, sondern könne auf eine lange und facettenreiche Siedlungsgeschichte zurückblicken, sagte Bürgermeister Uwe Klett (PDS) zur Buchpräsentation. Und er wünschte sich, die Publikation möge dazu anregen, einmal »hinter die Kulissen« zu schauen.
[...] Ein im Jahr 2000 erschienener Band hatte sich bereits den Denkmalen in Biesdorf, Friedrichsfelde-Ost und Marzahn gewidmet. »Mit der aktuellen Publikation sind nun alle sechs Ortsteile unseres Großbezirkes würdig vertreten«, freute sich Mitautor Friedrich Wilhelm Bretschneider vom Heimatverein. »Berliner Morgenpost« am 24.05.2002