Winfried Schich

Band 19: Zisterziensische Klosterwirtschaft zwischen Ostsee und Erzgebirge

In die hier zu besprechende Veröffentlichung sind drei Untersuchungen aufgenommen worden, die von Winfried Schich (HU Berlin) als Magister- bzw. Staatsprüfungsarbeiten betreut wurden. Doris Bulach erforschte die Wirtschaftstätigkeit der vorpommerschen Zisterzen Eldena, Neuenkamp und des Inselklosters Hiddensee. Marion Lange widmete sich dem bislang weitgehend unerforschten Kloster Himmelpfort. Uwe Friedmann schließlich interessierte sich für die wirtschaftliche Tätigkeit des Westerzgebirgsklosters Grünhain. Wie Winfried Schich als Herausgeber im Vorwort betont, ist den Arbeiten gemein, dass weniger die Landwirtschaft als vielmehr die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich im Mittelpunkt stehen. Deshalb liegt der herausragende Fokus quer durch die drei Darstellungen bei den Beziehungen der Klöster zu Märkten und Städten. Diese Kontakte wurden nicht zuletzt durch eigene Stadthäuser abgewickelt. Zudem galt das Augenmerk dem Mühleneigentum, der Fischerei, der Waldnutzung und dem Bergbau, daneben allgemein dem Handel (u.a. mit Salz), Handwerk und Gewerbe der Zisterzen.
Doris Bulach möchte »eine Lücke in der Erforschung der Stadthöfe in Norddeutschland schließen [
] helfen«. Deshalb wendet sie ihr Interesse den in den Städten Lübeck (Klöster Doberan, Dünamünde und Reinfeld), Wismar (Doberan), Rostock (Doberan und das weit entfernte Amelungsborn), Stralsund (Eldena, Neunkamp und Hiddensee) und Greifswald (Eldena) eingerichteten Zisterzienserstadthöfen zu. Die einzelnen Klöster und die genannten Städte wurden durch den Handel miteinander »verbunden«. Da der Aufbau der Städte östlich der Elbe nahezu parallel zur Gründung der Zisterzen verlief, konnten die Ordenshäuser leichter Eigentum in und um die Städte herum erwerben, oder sogar »ihre eigene Stadt« gründen (Eldena – Greifswald), als im westdeutschen Altsiedelland. Bulach stellt heraus, dass die vorpommerischen Zisterzienser sich in den Kloster-Stadt-Beziehungen weitgehend identisch verhielten zu jenen des Altsiedellandes. Unterschiede hingegen lassen sich bei der Funktion der Stadthöfe ausmachen, die in Vorpommern insbesondere auf den Handel, die Hebung des Umlandes und diverse landwirtschaftliche Aufgaben abzielten.
Als Spätgründung (eingerichtet 1299) und bislang weitgehend unerforscht gilt die Zisterze Himmelpfort, quasi das »Sorgenkind« unter den Mark Brandenburg-Klöstern, so Marion Lange. Bereits 1541 gehörte es zu den ersten von Kurfürst Joachim II. säkularisierten Häusern.
Himmelpfort (Coeli porta), eine Tochter Lehnins, konnte bei seiner Stiftung auf eine reiche Grundausstattung blicken. Das Kloster besaß vergleichsweise viele Mühlen, obwohl der umliegende Sandboden schlechte Qualität für Getreideanbau aufwies, weiterhin zahlreiche ertragreiche Seen (Fischerei) und eine größere Zahl zinspflichtiger Dörfer. Trotzdem legten die Mönche nur wenige Grangien an und besaßen nicht einen einzigen Stadthof. Die Zahl der Wüstungen im Klostergebiet war auffallend hoch. Mehr als die Hälfte seiner zinspflichtigen Güter gingen dem Konvent bereits vor der Auflösung verloren. Allerdings ist der Hinweis von Marion Lange für die Beurteilung der Klostergeschichte wichtig, dass Himmelpfort nicht etwa aus wirtschaftlicher Schwäche einging, sondern säkularisiert wurde (S. 291). Coeli porta ist ein interessantes Beispiel für ein weitgehend jenseits des üblichen landwirtschaftlich strukturiertes Zisterzienserkloster.
Ebenfalls in einer Region, die für Ackerbau eher weniger geeignet ist, wurde um 1235 die Zisterze Grünhain im westlichen Erzgebirge gegründet. Auch dieses Ordenshaus wurde nach nur rund dreihundert Jahren seines Bestehens 1536 säkularisiert. Gründung und Anlage erfolgte, wie Uwe Friedmann betont, an einem wichtigen Handelsweg, der »alten Salz-und Handelsstraße von Halle – Leipzig [ – Zwickau] nach Böhmen«. Vor oder nahe dem Kloster richteten die Mönche bereits im 13. Jahrhundert drei eigene Marktorte ein (Grünhain, Zwönitz und Schiettau). Die Montanwirtschaft besaß, vergleichbar mit Walkenried im Harz, für Kloster Grünhain außerordentlich große Bedeutung. Zusätzlich betrieb man eigene, ertragreiche Hammer- und Hüttenbetriebe. Friedmann zeigt zwei Stränge der Besitzentwicklung innerhalb der Klostergeschichte auf. Die erste Phase war geprägt von der Vergrößerung des geschlossenen Klostergebietes im Grünhainer Kernland. In der zweiten Phase traten die Mönche über diese Geschlossenheit hinaus und erwarben zum Teil weit entfernt liegenden Streubesitz. Die erwähnte bedeutende Fernstraße bildete die Leitlinie für das räumliche und wirtschaftliche Engagement des Klosters. Als Tendenz der späten Gründung und der Standortsituation lässt sich die deutliche Entwicklung zur rentenwirtschaftlichen Organisations- und Wirtschaftsform herausstellen. Die drei Klosterhöfe in Zwickau, Gardschütz und Wistritz besaßen unterschiedliche Bedeutungen im Handel und für die umfangreichen, klösterlichen Geldausleihungen. Bemerkenswert, dass bei Kloster Grünhain neben dem üblichen zisterziensischen Marienpatronat zusätzlich das des hl. Nikolaus (als Patron der Seefahrer und Kaufleute) nachzuweisen ist, wie übrigens ebenso bei dem von Doris Bulach untersuchten Kloster Hiddensee und gleichfalls bei Dünamünde.
Für Landes-, Ordens- und Wirtschaftshistoriker bieten die drei Beiträge wichtige Erkenntnisse für bislang weitgehend unerforschte Zisterzen sowie zu Stadt-Kloster Beziehungen.
Klaus Wollenberg in: »Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte« (ZBLG) 71, Band 2007-1

 

Mit dem 19. Band seiner Reihe »Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser« hat der Berliner Lukas-Verlag ein Sammelwerk vorgelegt, das zwei Magisterarbeiten und eine Staatsexamensarbeit enthält, die in den Jahren 2000–2002 am (heute in dieser Form nicht mehr bestehenden) Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden sind und (nach leichter Überarbeitung durch die Autoren) von Winfried Schich, dem Inhaber dieses Lehrstuhls, herausgegeben wurden. Alle drei Werke widmen sich der Wirtschaftsgeschichte von Zisterzienser-Mönchsklöstern in Ostdeutschland, wobei der nichtagrarische Bereich und Fragen zum Mühlenbetrieb, zu Fischerei, Waldnutzung, Bergbau, Handwerk und Handel jeweils im Vordergrund stehen.
Die erste und fraglos beste der drei Arbeiten wurde von Doris Bulach verfasst und beschäftigt sich mit dem Thema »Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen der vorpom
merschen Klöster Eldena, Neuenkamp und Hiddensee« (S. 15–178). Ihr Hauptziel ist es, die konkrete Ausprägung der jeweiligen Stadtpolitik der drei Abteien in ihrer »Totalität« (S. 17, nach einem Zitat aus: Bernd K. Lindenthal: Die Stadthöfe des Zisterzienserklosters Haina, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte 31 [1981], S. 63–96, hier S. 68) zu erfassen und – unter Berücksichtigung von Parallelen, aber auch Unterschieden zu anderen Zisterzen und ihren Stadthöfen – vergleichend gegenüberzustellen. Die Verfasserin will damit dazu beitragen, »die Lücke in der Erforschung der Stadthöfe in Norddeutschland schließen zu helfen« (S. 17). Ausgehend von einem Überblick über den Stand der Forschung zu den Beziehungen zwischen Zisterzienserklöstern und Städten in ihren unterschiedlichen Facetten, zu denen im Wesentlichen der Marktbesuch und der lokale, regionale sowie überregionale Handel, der Erwerb städtischer Grundstücke und die Anlage von Stadthöfen, ihre Größe, Lage, Ausstattung und Privilegierung, ihre Nutzung als »Verwaltungsmittelpunkte des Klosterbesitzes um die Stadt« (S. 26) und als Absteigequartiere für die Äbte und Mönche, die Konkurrenzsituation auf dem städtischen Markt sowie die zahlreichen Versuche der Zisterzienser gehörten, in den Besitz städtischer Wassermühlen zu gelangen (im Rahmen eines Exkurses zur allgemeinen Bedeutung von Mühlen in der zisterziensischen Klosterwirtschaft, S. 30ff.), untersucht die Autorin die spezielle Ausprägung dieser Beziehungen bei den Klöstern Eldena, Neuenkamp und Hiddensee. Dabei streift sie die allgemeine Geschichte der drei Klöster von ihrer Gründung bis zur Reformation ebenso wie die Entwicklung der Städte Greifswald, Stralsund, Plau und Goldberg, in denen die genannten Zisterzen Stadthöfe besaßen, wobei sie sich im Großen und Ganzen aber auf die Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung konzentriert, die für das Verständnis der jeweiligen Beziehungen zwischen den Klöstern und Städten bzw. bei letzteren die Vermittlung eines Eindrucks ihrer »handels- und wirtschaftspolitischen Bedeutung« (S. 17) notwendig sind. Bei der
Klosterwirtschaft finden die Bereiche Ackerbau und Viehzucht, Einnahmen auf der Grundlage von Privilegien und aus den Klostergütern und -dörfern, Mühlenwesen (incl. der städtischen Mühlen im Klosterbesitz), Fischerei, Waldwirtschaft, Salzwesen und gewerbliche Produktion sowie für Eldena »Zollprivilegien als Spiegel der Eldenaer Handelsgüter« (Eldena: S. 39–50; Neuenkamp: S. 89–105; Hiddensee: S. 139–143) besondere Beachtung. Die Untersuchung der Beziehungen zwischen den Klöstern und Städten beschränken sich nicht auf eine grundlegenden Skizzierung des bilateralen Verhältnisses und die Darstellung der Anlage und Entwicklung der zisterziensischen Stadthöfen und ihrer Funktionen, sondern greifen mit Abschnitten zum persönlichen Beziehungsgeflecht zwischen Konvent und Stadtbürgern (unterteilt in die Aspekte: Herkunft von Konventualen aus städtischen Familien, die Funktion des Klosters als Memorialstätte für Stadtbürger sowie Finanz- und Immobiliengeschäfte zwischen Kloster und einzelnen Bürgern) und Kapiteln zu speziellen Konflikten zwischen den Zisterziensern und den Städten z.T. weit über wirtschaftliche Fragestellungen hinaus. Als Ergebnis der Untersuchungen zeichnet sich zunächst für die Aufbauphasen der Städte ab, dass »die so unterschiedlichen Partner, Kloster und Stadt, [...] vor allem durch ein gemeinsames Interesse, den Handel« (S. 158), miteinander verbunden waren. Die Städte waren am Angebot der Zisterzienser an Waren wie Getreide, Fisch, Salz oder Holz, die die Bürger für den Lebensunterhalt und Aufbau der Stadt benötigten oder auch im Fernhandel weiterverkaufen konnten, durchaus interessiert. Zur Vermeidung von Versorgungsengpässen vor allem beim Hauptnahrungsmittel Getreide kam den Städten auch das große Interesse der Mönche am Erwerb und der Errichtung von Mühlen in den städtischen Feldmarken entgegen: »Die Stadt benötigte diese Einrichtungen dringend, um den Bedarf der zahlreichen Neubürger nach Mehl befriedigen zu können, während es den Zisterziensern angesichts ihrer Kapitalkraft und ihrer organisatorischen Fähigkeiten ein Leichtes war, Mühlen zu errichten« (S. 158). Nach Abschluss der Aufbauphase wurden die Zisterzienser dagegen stärker als Störfaktoren für das städtische Bestreben nach weitgehender Autarkie sowie als Konkurrenten auf den Märkten wahrgenommen, weshalb sich die Konflikte häuften. Nicht selten mussten die Klöster für die Anlage ihrer Stadthöfe den Städten erhebliche Zugeständnisse machen (S. 158). Die Höfe Eldenas in Greifswald und Neuenkamps (und mit Einschränkungen auch der Hof Hiddensees) in Stralsund, den Städten, in der jeweils nächstgelegene große Handelsumschlagsplatz befand, der den Klöstern vor allem als Hauptabsatzmarkt zur Verfügung stand, fungierten im 13. und 14. Jahrhundert überwiegend als Handelshöfe. »Über sie wurde der Ein- und Verkauf mit der Stadt abgewickelt« (S. 161). Schon die räumlichen Dimensionen der Höfe deuten an, dass dort in größerem Umfang auch Waren gelagert wurden. Die Neuenkamper Höfe in den kleinen Ackerbürgerstädten Plau und Goldberg dagegen hatten für die Zisterzienser keine größere Bedeutung für den Handel; sie sind eher mit den ländlichen Wirtschaftshöfen der Klöster zu vergleichen und wurden weitgehend als Hebestelle und Verwaltungszentrum für die in der unmittelbaren Umgebung der Städte vorhandenen Landbesitzkomplexe der Abtei genutzt. Im Vergleich zu den zisterziensischen Stadthöfen im Altsiedelgebiet zeigten sich durchaus Parallelen bei den Funktionen, der Ausstattung und der Verwaltung der Stadthöfe; Unterschiede unter den Höfen ergaben sich dagegen eher aus ihrer jeweiligen Ausrichtung eher auf den Handel oder auf landwirtschaftliche Aufgaben. Es lassen sich für die vorpommerschen Stadthöfe jedoch keine Verpfändungen nachweisen. Dafür gelang es den Mönchen hier verstärkt, Mühlen im städtischen Umland zu erwerben, was weitgehend auf den ungefähr parallel zu den Klostergründungen verlaufenden Aufbauprozess der Städte zurückzuführen ist, der im Altsiedelland bei der Ankunft der Zisterzienser schon abgeschlossen war, so dass sich die dortigen Besitzverhältnisse schon so stark verfestigt hatten, dass den Klöstern der Erwerb von Mühlen kaum noch möglich war.
Der Aufbau der Arbeit ist stringent und zielgerichtet. Der Verfasserin, die in ihre Untersuchung auch ungedruckte Quellen sowie in größerem Umfang auch Karten einbezogen und ausgewertet hat, ist es gelungen, einen tiefgreifenden Einblick in das vielfältige Beziehungsgeflecht zwischen den vorpommerschen Klöstern und Städten zu vermitteln, wo andere bisher weitgehend nur an der Oberfläche geblieben sind. Sie hat damit in der Frage der Beziehungen der Klöster Neuenkamp und Hiddensee zur Stadt Stralsund die Dissertation von Andreas Niemeck: Die Zisterzienserklöster Neuenkamp und Hiddensee im Mittelalter. Köln, Weimar, Wien 2002 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern, Reihe V: Forschungen zur pommerschen Geschichte, 37; Rezension in: JGMOD 50 [2004], S. 430–434) deutlich in den Schatten gestellt. Einige ganz vereinzelte Unsicherheiten beim Lesen der Quellen – das Schiff, das der Abt von Hiddensee 1497 von Stralsund erhielt, fasste nicht 400, sondern lediglich 14 {quatuordecim) Last Buchenholz (S. 146), und in dem Zitat dat se möge eyne derne oste ene getken holden de unse werne unde ere arbeit möge don (S. 147) ist zweifellos oste in ofte (mnd., = oder) und werne in werue (Gewerbe, Geschäfte) zu korrigieren – fallen nicht weiter ins Gewicht. Die Arbeit wird ergänzt durch eine von der Verfasserin selbst gezeichnete Übersichtskarte der Klöster, Städte und relevanten Verkehrswege ihres Untersuchungsgebietes (S. 16, Abb. 1), historische und aktuelle Karten und Pläne der Altstädte von Greifswald und Stralsund sowie drei historische Aufnahmen von Stadthöfen. Eine Kurzfassung eines Teils ihrer Forschungsergebnisse hat Bulach, als über die Publikation der Magisterarbeit noch keine Entscheidung gefallen war, im Übrigen bereits im Dezember 2001 auf einer Tagung in Stralsund vorgetragen (vgl. Doris Bulach: Die Stadthöfe der Zisterzienserklöster Eldena, Neuenkamp und Hiddensee in Stralsund, Greifswald, Goldberg und Plau: ihre Funktion und Bedeutung, in: Klöster und monastische Kultur in Hansestädten. Beiträge des 4. wissenschaftlichen Kolloquiums Stralsund 12.–15. Dezember 2001, hg. von der Hansestadt Stralsund. Rahden/Westf. 2003, S. 121–138 [= Stralsunder Beiträge zur Archäologie, Geschichte, Kunst und Volkskunde in Vorpommern, 4]).
Die Arbeit von Marion Lange, »Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine Spätgründung im Randgebiet der Mark Brandenburg - Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung« (S. 179–300), beschäftigt sich mit einer im brandenburgisch-mecklenburgischen Grenzgebiet gelegenen, erst 1299 gegründeten Zisterze, die von der Forschung bisher kaum beachtet wurde. Bis zur Arbeit Langes musste man bei diesem Kloster noch immer auf die Darstellungen von Ernst Daniel Martin Kirchner: Das Cisterzienser-Mönchskloster Himmelpforte, in: Märkische Forschungen 6 (1858), S. 1–102, und den Beitrag von Gustav Abb: Das Zisterziensermönchskloster Himmelpfort, in: ders./Gottfried Wentz: Das Bistum Brandenburg, T. 1. Berlin, Leipzig 1929 (= Germania Sacra 1,1), zurückgreifen, so dass eine Neubearbeitung dringend geboten war. In ihrer Arbeit geht Lange hauptsächlich der Frage nach, »ob und wie die Zisterze Himmelpfort ihr Defizit im Bereich der Landwirtschaft [...]« - das Kloster wurde in einer Region angelegt, die für den Ackerbau äußerst ungünstige Bedingungen bot – »durch andere Einnahmequellen versucht hat auszugleichen« (S. 180), wobei die Aspekte der späten Gründung am Ende des 13. Jahrhunderts und der Errichtung im brandenburgisch-mecklenburgischen Grenzgebiet als entwicklungshemmende Faktoren angemessen berücksichtigt sind. Hierfür analysiert die Autorin detailliert zunächst die Stiftungssituation des Klosters, angefangen von der Gründungsurkunde und der in ihr genannten Fundationsausstattung der Zisterze durch Markgraf Albrecht III. von Brandenburg, über die vorgefundenen naturräumlichen Bedingungen, den Stand der Besiedlung im näheren Umkreis der Abtei um 1300 bis hin zu den Intentionen des Stifters. Der sich anschließenden Skizzierung der allgemeinen und politischen Geschichte der Zisterze, die stark vom Herrschaftswechsel in der Region von den Askaniern zu den Fürsten von Mecklenburg im 14. Jahrhundert und der Rückeroberung des Gebietes durch Kurfürst Friedrich II. im Jahr 1440
geprägt war, – in diesem Teil der Arbeit wird, was aus dem Inhaltsverzeichnis nicht deutlich wird, u.a. auch auf den inneren Zustand des Konvents (S. 221 ff.) sowie auf die bauliche Ein­richtung der Klosteranlage eingegangen, soweit diese aus den schriftlichen und nichtschriftlichen Quellen einschließlich archäologischer Untersuchungen erkennbar ist (S. 223–229) – folgt schließlich eine ausführliche Untersuchung der Klosterwirtschaft, speziell zum Ackerbau, der Garten-, Vieh- und Waldwirtschaft, zum Fischerei- und dem Mühlenwesen, wo sich der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Aktivitäten Himmelpforts befand, sowie zu Handel, Gewerbe und Transportwesen und zur Frage der (für Himmelpfort nicht nachweisbaren) Stadthöfe. Hinsichtlich der bei der Gründung bestehenden Ausgangsbedingungen wird aus den Ausführungen deutlich, dass die Region um Lychen und Himmelpfort sich schon allein aufgrund der vorhandenen, weitgehend unfruchtbaren fluvioglazialen Sanderböden denkbar schlecht für den auf schwere Lehmböden ausgerichteten Ackerbau des hochmittelalterlichen Landesausbaus eignete (S. 190ff.) und nicht zuletzt aus diesem Grund von der damaligen Siedlungsbewegung weitgehend ausgespart wurde. Diese Nachteile waren den Zisterziensern bei der Gründung Himmelpforts durchaus bewusst. Da jedoch die mittelalterliche Besiedlung des Landes um 1300 bereits weitgehend abgeschlossen war und sich die Besitzverhältnisse im Landesteil Albrechts großenteils schon verfestigt hatten, standen für die Anlage des vom Markgrafen gewünschten Klosters keine alternativen Standorte zur Verfügung, so dass nach Wegen gesucht werden musste, dieses Defizit durch eine wirtschaftliche Umorientierung zu kompensieren. Dies zeigt sich bereits bei der – wohl stark vom Abt von Lehnin, dem pater abbas Himmelpforts, beeinflussten – Gründungsausstattung von 1299, in der die Zisterze neben sechs Dörfern im Kerngebiet und einem Komplex von 100 Hufen Streubesitz im Land Stargard über 50 Seen und Gewässer, von denen 39 in der Stiftungsurkunde namentlich erwähnt wurden, sowie zehn Mühlen erhielt, unter denen sich eine Vierradenmühle vor der Stadt Neubrandenburg sowie je eine Mühle in und vor der Stadt Lychen und Einkünfte aus der Stadtmühle von Fürstenberg befanden. Diese Besitzrechte wurden durch ein weitgehendes Fischerei- und Mühlenmonopol sowie einen angeordneten Mahlzwang für die Bewohner Lychens und der Dörfer der Umgebung noch zusätzlich gestützt. Insgesamt verfügte Himmelpfort bis zu seiner Aufhebung 1541 über den Besitz oder Einkünfte von bis zu 18 Mühlen. Diese Besitzstruktur weist deutlich darauf hin, dass trotz der schlechten Bodenqualität Ackerbau noch immer in einem ziemlich intensiven Maße betrieben worden sein muss, wobei das Kloster fehlende Einkünfte aus eigener Getreideproduktion durch den Einzug von Mahlgeldern zu mildern versuchte. Fisch scheinen die Mönche über das regionale Einzugsgebiet hinaus verkauft zu haben, wobei die Lage der Abtei an dem zu den Havelseen gehörenden Stolpsee auf ein mögliches Absatzgebiet im Bereich der Oberhavel hinzuweisen scheint, das bis nach Spandau gereicht haben könnte. Hier wie bei einigen anderen Teilbereichen der Untersuchung bleiben die Ergebnisse sehr vage. Dies liegt allerdings nicht an der Verfasserin; diese hat die vorhandenen Quellen ausgesprochen intensiv ausgeschöpft und zu den Klosterurkunden, wo immer möglich, noch andere, spätere sowie nichtschriftliche Quellen, Karten oder namenkundliche Untersuchungen mit herangezogen. Die Quellen gestatteten es der Autorin jedoch vielfach nicht, über sich auf wenige Indizien stützende vage Vermutungen hinaus Aussagen zu treffen. So lassen z.B. die Angaben in den Urkunden des Klosters zu den Konflikten mit der Stadt Lychen nur die Erkenntnis zu, dass die Zisterzienser versucht haben müssen, ihre Fische anderswo zu verkaufen, wo sie höhere Preise als in Lychen erzielen konnten, ohne dass sich hierzu etwas Konkreteres ermitteln ließe (S. 244–247). Ähnliches gilt für die Frage nach Stadthöfen: Aus den vorhandenen Quellen scheint hervorzugehen, dass Himmelpfort nirgendwo einen Stadthof hat anlegen können. Allerdings deutet die Autorin für Lychen die Möglichkeit an, dass die Mühlen des Klosters vor dem Fürstenberger und Templiner Tor gewissermaßen als Ersatz für einen Stadthof einige von dessen Funktionen übernommen haben können (S. 273f.). Darüber hinaus scheinen die Mönche das zwischen Lychen und Neubrandenburg an einem Schnittpunkt zweier Handelsstraßen gelegene Dorf Warbende, in dessen Besitz sie zwischen 1375 und 1439 gelangten, eventuell für Handelsaktivitäten genutzt zu haben (S. 267ff.). Die besonderen Stärken der Arbeit liegen in der Analyse des Verhältnisses Himmelpforts zur Stadt Lychen, der die Zisterze, so Lange, »buchstäblich das Wasser« abgrub, und zu den übrigen benachbarten Städten. »Kloster und Städte haben sich eher behindert, als dass sie ihr Verhältnis zu gegenseitigem Nutzen ausbauen konnten. Dazu waren die Böden und Erträge zu schlecht, die Handelsmöglichkeiten zu gering, die Städte zu schwach und die Unterstützung durch den jeweiligen Landesherren nicht ausreichend« (S. 270). Diesen Mangel an Unterstützung nennt die Autorin neben der ungünstigen Randlage und den wenig fruchtbaren Ländereien insgesamt als eine von drei Hauptursachen für die schwache wirtschaftliche Entwicklung Himmelpforts. Als weitere Ursache tritt ferner, so Lange, noch »ein anderer geistiger Anspruch der Himmelpforter Zisterzienser« hinzu. Was hiermit gemeint ist, bleibt allerdings ziemlich nebulös, zumal die Autorin hierauf nicht näher eingeht. Ein Schwachpunkt der Arbeit ist zweifellos der Versuch, die Gründung Himmelpforts in den Kontext der bekannten Grenzschutzthese Walter Kuhns einzuordnen (S. 283ff.; vgl. Walter Kuhn: Kirchliche Siedlung als Grenzschutz 1200 bis 1250 [am Beispiel des mittleren Oderraumes], in: Ostdeutsche Wissenschaft. Jahrbuch des Ostdeutschen Kulturrates 9 [19621, S. 6–55, ND in: ders.: Vergleichende Untersuchungen zur Mittelalterlichen Ostsiedlung. Köln, Graz 1973, S. 369–418) [= Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, 16], bei dem die Verfasserin die Position vertritt, Himmelpfort sei »nur bedingt als Grenzschutzsiedlung angelegt worden« und hätte vielmehr »eine Art Pufferzone« zwischen Brandenburg und Mecklenburg gebildet. Hier hat Lange einen entscheidenden Aspekt von Kuhns These übersehen. Kuhn spricht der kirchlichen Siedlung eine Grenzschutzfunktion nur für einen zeitlich äußerst begrenzten Zeitraum zu, nämlich den der Hochphase der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung, in der bisher nicht oder kaum besiedelte Gebiete durch kirchliche Siedlung in ein benachbartes, in diesen Raum vordringendes Herrschaftsgebiet integriert wurden. Für den mittleren Oderraum hat Kuhn diese Phase auf ungefähr die Jahre 1225–1250 begrenzt. Die darauffolgende Phase ist dagegen, so Kuhn, eher von Bemühungen der Landesherren um Säkularisierung von Klosterbesitz gekennzeichnet. Klostergründungen, die in dieser Phase oder noch später erfolgten, spricht Kuhn eine Grenzschutzfunktion grundsätzlich ab. Zwar dürfte die Hochphase des Landesausbaus im brandenburgisch-mecklenburgischen Gebiet durchaus noch einige Jahre über 1250 hinweg angedauert haben, um 1300 war jedoch der Besiedlungsprozess in diesem Raum längst abgeschlossen. Wenn die Region um Lychen und Himmelpfort damals nur schwach besiedelt war – dass sie besiedelt war, geht aus der Nennung von sechs bereits bestehenden Dörfern in der Himmelpforter Gründungsurkunde hervor –, dann lag dies daran, dass sie aufgrund ihrer naturräumlichen Voraussetzungen für eine hochmittelalterliche Besiedlung so gut wie ungeeignet war und eben des halb »von der Stadt-Land-Siedlung des 13. Jahrhunderts [...] ausgespart geblieben war« (W. Schich in der Einleitung, S. 11). Das Kloster wurde dort nicht gestiftet, um eine Pufferzone zu bilden, sondern weil sich aufgrund der bestehenden Besitzverhältnisse im Herrschaftsgebiet Albrechts III. eine Gründung an anderer Stelle nicht mehr realisieren ließ (vgl. die ähnliche Situation bei der Parallelgründung des im Jahr 1300 von demselben Markgrafen gestifteten Klosters Himmelstädt [Mironice] in der Neumark, in: Christian Gahl-beck: Zisterzienser und Zisterzienserinnen in der Neumark. Berlin 2002, S. 196–218 und 349–369 [= Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, 47]). Territorialpolitische Überlegungen und die Frage des Grenzschutzes durch kirchliche Siedlung spielten bei der Stiftung Himmelpforts keine Rolle mehr. Diese Fehldeutung der These Kuhns trübt aber den positiven Gesamteindruck der Arbeit nur wenig. Hingewiesen sei noch auf wenige kleine Fehler: Das Kloster Bernstein wurde nicht 1295, sondern schon 1290 gegründet, und Markgraf Albrechts jüngerer Bruder war Otto VI., nicht Otto IV. (S. 197); druddehalven sind 2 ½ , nicht 3 ½ Jahre (S. 287). Die Ausführungen der Autorin werden ergänzt durch zwei Karten des Kernbesitzes und des Gesamtbesitzes des Klosters (S. 184f., 208, Abb. 1,5; Zeichnungen: Ellen Franke), historische und geologische Karten zur natürlich-kulturellen Beschaffenheit der Umgebung des Gründungsgebietes (S. 189, 191, 193) sowie historische Abbildungen der Klosterkirche und eines Wirtschaftsgebäudes des Klosters (von 1858; S. 225, 229).
Die Untersuchung der Klosterwirtschaft einer in einem für die Agrarwirtschaft ungünstigen Raum angelegten Abtei bildet auch den Gegenstand der dritten Arbeit dieses Sammelbands von Uwe Friedmann, »Das Zisterzienserkloster Grünhain. Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des nichtagrarischen Bereichs« (S. 301–407). Das Ziel der Arbeit ist eine umfassende Darstellung und Würdigung der Wirtschaftsführung der Zisterze (S. 303). Dabei richtet der Autor sein Hauptaugenmerk auf die Eigenheiten des im Wesentlichen von der Montanwirtschaft geprägten Gebietes des Erzgebirges. Der Hauptteil der Ausführungen ist in fünf Abschnitte gegliedert. Zu Beginn werden die »Ausgangsbedingungen für die Entstehung und Entwicklung eines Klosters im Erzgebirge« analysiert (S. 305). Hierzu zählt der Autor u.a. die geologischen und klimatischen Gegebenheiten, die Bodenbeschaffenheit, das Vorkommen von Bodenschätzen und die Entwicklung der Besiedlung des Landes, aber auch die »Straßenlage« (Verkehrslage) des Klosters sowie das auffällige, in der Regel mit Handel und Kaufmannswesen verbundene Nikolauspatrozinium Grünhains (S. 306–320). Dem schließen sich Betrachtungen der konkreten Gründungssituation und -ausstattung, der Wirtschafts- und Besitzstandentwicklung der Abtei an, wobei neben dem Kerngebiet auch entfernter gelegene Besitzkomplexe und Streubesitzungen einbezogen werden (S. 320–333). Trotz der Schwerpunktsetzung auf den nichtagrarischen Bereich wird auch – in gebotener Kürze – auf die agrarwirtschaftliche Tätigkeit der Mönche (Ackerbau, Viehwirtschaft, Fischerei, Jagd, Zeidelei, Waldwirtschaft, Weinbau und Brauwesen) eingegangen (S. 333-345), ehe schließlich im zentralen Kapitel das Mühlen­wesen, die montanwirtschaftlichen Aktivitäten, Handwerk und Handel, die Anlage der ländli­chen und städtischen Wirtschaftshöfe sowie klösterliche Finanzgeschäfte näher untersucht wer­den (S. 345-393). Die Schlussbetrachtung enthält außer einer Zusammenfassung der Untersu­chungsergebnisse eine Skizzierung der Wirtschaftslage des Klosters zum Zeitpunkt der Säkularisierung (S. 394–398). Nicht in der Arbeit enthalten ist eine Darstellung oder Skizzierung der allgemeinen Klostergeschichte, die, wie die eher beiläufige Erwähnung der Hussitenkriege und ihrer (in der Literatur umstrittenen) Auswirkungen auf das Kloster (S. 393) als Hintergrundinformation für die Wirtschaftsentwicklung der Abtei durchaus hilfreich gewesen wäre. Es muss jedoch betont werden, dass mit den Werken von Lothar Enderlein: Kloster Grünhain im Westerzgebirge. Schwarzenberg 1934, und Martin Märker: Das Zisterzienserkloster Grünhain im Erzgebirge. Frankfurt/Main 1968, bereits zwei umfassende Darstellungen der Grünhainer Klostergeschichte vorliegen und die Beschränkung auf die Wirtschaftsgeschichte für eine Magisterarbeit absolut legitim ist.
Die Zisterze entstand um 1235 in dem bereits bestehenden, an der Salz- und Fernhandelsstra
ße Halle/Leipzig-Zwickau-Pressnitz-Pass-Böhmen (Prag) gelegenen Ort Grünhain am Übergang über die dort zusammenfließenden Gebirgsbäche Fischbach und Moosbach. Im Gegensatz zu Himmelpfort war die unmittelbare Umgebung Grünhain durchaus fruchtbar und für den Ackerbau geeignet, die Möglichkeiten waren jedoch durch die Lage in einem flachen Tal von ca. 3 km Breite räumlich stark begrenzt. Hinzu kam, dass der Erzgebirgsraum durch seine »teilweise
sehr langen, frost- und schneereichen« Winter, kurze Sommer und eine deutlich höhere Niederschlagsmenge gegenüber dem Gebirgsvorland auf beiden Seiten stark benachteiligt war (S. 308f.), weshalb er noch im 11. Jahrhundert ein weitgehend unbesiedeltes Waldgebiet war. Der hochmittelalterliche Landesausbau erreichte das Erzgebirge gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Zur Zeit der Klostergründung war die bäuerliche Besiedlung des Landes bereits im Wesentlichen abgeschlossen (S. 311–314). Der Ort Grünhain existierte ebenfalls schon vor 1200 als Dorf mit einem »Vorwerk« im Besitz des Ministerialen Heidenreich von Stein (von Grünhain), der zu Beginn des 13. Jahrhunderts dort eine Kirche »zu Ehren der Jungfrau Maria und des Wegeheiligen Nikolaus stiftete« (S. 314). Den Annalen des Grünhainer Mönchs Conrad Feiner (fragmentarisch überliefert in der Handschrift des 18. Jahrhunderts von Johann H. Süß: Diplomatische Clostergeschichte des alten Saxenlandes, Tom. VII, in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, Handschrift a 36) zufolge wurde die Nikolaikirche, die über eine Reihe bedeutender Reliquien verfügte (Aufzählung S. 319), zu einer größeren Wallfahrtsstätte, die letztlich den Stifter der Zisterze, den Burggrafen von Meißen Meinhardt von Meineweh, dazu bewog, die Abtei dort anzusiedeln. Während das Kloster am Standort des Vorwerks errichtet wurde, wuchs das Dorf rasch zu einem Städtchen heran (erste Erwähnung als oppidum 1267). Für die weitere Entwicklung des Klosters war die Verkehrslage an der genannten Salz- und Fernhandelsstraße von entscheidender Bedeutung. Nach einer ersten Phase des Besitzerwerbs, die nur ungefähr 20 Jahre dauerte und im Übrigen – bezeichnend für Gründungen in Gebieten, in denen zum Zeitpunkt der Stiftung der hochmittelalterliche Landesausbau bereits weitgehend abgeschlossen war – überwiegend durch Käufe und nicht durch Schenkungen gekennzeichnet war (S. 325), gingen die Zisterzienser schon 1254 dazu über, außer Gütern zur Erweiterung ihres Kernbesitzes auch weiter entfernten Streubesitz zu erwerben, den sie systematisch zu vier größeren Besitzkomplexen erweiterten, die sich (mit Ausnahme der „Abtei Lungwitz", des Tafelgutes des Abtes, auf den Friedmann im weiteren Verlauf der Arbeit nicht weiter eingeht) sämtlich zwischen Altenburg und Kaaden (Kadaň) bzw. Saaz (Žatec) in Böhmen an der Handelsstraße oder in ihrer Nähe bildeten. In jedem dieser Komplexe richteten die Mönche einen zentralen Wirtschaftshof ein, von dem aus die Güter verwaltet, die Abgaben der Untertanen erhoben und Waren zum Kloster, nach Zwickau oder zu anderen an der Handelsstraße gelegenen Orten transportiert werden konnte. Zwei dieser Höfe – Gardschütz südlich von Altenburg und Wistritz (Bystřice) in Böhmen - waren Grangien, das Zentrum des dritten Komplexes bildete der Grünhainer Stadthof in Zwickau. Hinzu kamen noch die näher an der Abtei befindlichen, ebenfalls an der Handelsstraße gelegenen, von den Zisterziensern erworbenen Städtchen Zwönitz und Schiettau. Die damit einhergehende verstärkte Hinwendung des Kloster zum Handel trug vor allem dem Umstand Rechnung, »daß eine immer größer werdende Zahl von Menschen im Erzgebirgsraum versorgt werden mußte« (S. 369). Obwohl sich der Autor vornehmlich um den nichtagrarischen Bereich der Klosterwirtschaft gekümmert hat, erkennt er deutlich und zutreffend: »Der agrarische Wirtschaftsbereich des Klosters bildete [...] von Beginn an das die Ökonomie der Zisterze bestimmende Element« (S. 397) und warnt davor, die Beteiligung Grünhains am Bergbau trotz ihrer großen Bedeutung überzubewerten. Die montanwirtschaftlichen Aktivitäten der Abtei »stellten nur ein Element der klösterlichen Wirtschaft dar und müssen unbedingt in das Gesamtumfeld aller Bereiche der Klosterwirtschaft eingeordnet werden. [...] Eine Beschäftigung der Grünhainer Mönche mit dem Bergbau bzw. dem Montanwesen insgesamt ist erst für den Zeitraum nach der Konsolidierung der klösterlichen Herrschaft und Wirtschaft auf der Grundlage von Ackerbau, Viehzucht, Waldnutzung und Handel feststellbar« (S. 397). Deutlich wird für die gesamte Klosterwirtschaft, wie sehr sich Zisterzienser an der Salzstraße orientierten: »Offenbar gezielt dehnte Grünhain seinen Besitz in die wesentlich fruchtbareren und altbesiedelten Gebiete um Altenburg und Zwickau sowie um Kaaden und Saaz aus und schuf hier bedeutende Grangien. [...] Die von Anfang an bedeutende Fernstraße hielt die Verbindung vom Kloster zu diesen Besitzkomplexen und bildete die Leitlinie für das wirtschaftliche Engagement des Klosters« (S. 398). Unterstrichen wird diese Erkenntnis durch eine vom Herausgeber beigegebene Karte der Besitzungen des Klosters Grünhain und seiner Klosterhöfe und -städtchen (S. 332, Abb. 1; Zeichnung: Ellen Franke nach Entwurf von Winfried Schich), die noch durch sieben Fotos des Herausgebers von den Grünhainer Höfen in Zwickau (S. 382, 384 Abb. 3–4) und Gardschütz (mit Mühle, S. 386–389, Abb. 5–9) ergänzt werden.
In allen drei Arbeiten tritt die außerordentliche Fähigkeit der Zisterzienser zur Anpassung ihrer Wirtschaft an die jeweilige natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten der Region deut
lich zutage. Während die Arbeit von Bulach auf die jeweilige Nutzung der Stadthöfe entsprechend den konkreten Bedürfnissen der Abteien hinweist, zeigen die Beiträge von Lange und Friedmann Wege auf, die die Zisterzienser beschritten, um die bei der Gründung vorgefundenen Standortnachteile hinsichtlich des Ackerbaus zu kompensieren: Während Himmelpfort sich verstärkt vor allem im Bereich der Mühlenwirtschaft und der Gewässernutzung engagiert hat, nutzte Grünhain seine Lage an der Fernhandelsstraße Halle/Leipzig–Zwickau–Prag vor allem dazu aus, weiter entfernt an dieser Straße gelegene Güter auf fruchtbareren und günstiger zu bearbeitenden Böden zu erwerben und sich am Handel zu beteiligen. Hinzu kam bei Grünhain (allerdings erst seit ca. 1330) die Beteiligung an Bergbau und Hüttenwesen. Vielleicht hätte Friedmann noch etwas stärker auf die bei der Klostergründung bestehende wirtschaftliche Situation des Grünhainer Umlands eingehen können. Die Existenz der Nikolaikirche und ihre Entwicklung zur Wallfahrtsstätte im frühen 13. Jahrhundert weisen deutlich darauf hin, dass in der Region um Grünhain um 1235 nicht nur eine bereits etablierte bäuerliche Besiedlung des Landes existierte, sondern dass der Raum schon damals eine größere wirtschaftliche Bedeutung gehabt haben muss und in Grünhain höchstwahrscheinlich bereits vor der Stiftung der Zisterze eine größere Kaufmannssiedlung bestand, neben der sich eine Infrastruktur entwickelt hatte, die ein geordnetes Wallfahrtswesen ermöglichte.
Es ist in der Geschichtswissenschaft bisher eigentlich nicht üblich, Magister- oder Staatsexamensarbeiten zu publizieren, zumal diese von der Qualität her häufig noch nicht an die von Dissertationen und anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen heranreichen. Insofern sind Herausgeber und Verlag hier ein gewisses Risiko eingegangen. Trotz kleinerer Schwächen, die sich in allen drei Arbeiten aufzeigen lassen, muss hier jedoch betont werden, dass die Forschungsergebnisse ihre Publikation mehr als rechtfertigen. Durch sie wird die für das Gebiet Mitteldeutschlands konstatierte Forschungslücke im Bereich der Zisterzienser- und Ordensforschung deutlich geringer, und es dürfte durchaus lohnenswert sein, die Ergebnisse mit denen von Arbeiten zu weiteren Zisterzen nicht nur im Raum zwischen Ostsee und Erzgebirge, sondern auch im Altsiedelland sowie im benachbarten Böhmen und Polen zu vergleichen. Alle drei Beiträge sind als von Winfried Schich betreute Magister- bzw. Staatsexamensarbeiten am ehemaligen Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden. Sie sind als landeshistorische Arbeiten in methodischer Hinsicht von der von diesem Lehrstuhl ausgehenden Schule geprägt, die nicht nur durch ein tief durchdringendes Studium der schriftlichen Quellen, insbesondere der Urkunden, sondern auch durch interdisziplinäre Aufgeschlossenheit, speziell gegenüber den Erkenntnissen der Archäologie, der genetischen Siedlungsforschung, der Toponomatologie, Geologie, Geographie, Topographie, Sphragistik, Bau- und Kunstgeschichte sowie synoptischen Auswertungen anhand von Karten gekennzeichnet ist. Sie sind von daher auch Ausweis der qualitätvollen Arbeit, die an diesem Lehrstuhl geleistet worden ist. Es ist darum um so unverständlicher, dass durch die vom Berliner Senat verordnete
Sparpolitik dieser Lehrstuhl nach dem Ausscheiden von Winfried Schich aus dem Amt auf den Torso einer halben Professur reduziert worden ist, nachdem bereits zuvor der ehemals an der Freien Universität Berlin existierende Lehrstuhl für Historische Landeskunde der Sparschere zum Opfer gefallen ist. Damit wurde die landesgeschichtliche Forschung in Berlin (in organisatorischer Hinsicht) zu einem Schattendasein verurteilt, durch das Untersuchungen, wie sie in den Arbeiten von Bulach, Lange und Friedmann und vor allem den zahlreichen Veröffentlichungen von Schich vorliegen, kaum noch möglich sind. Berlin sollte daher den Mut und die Kraft aufbringen, an wenigstens einer seiner drei Universitäten wieder einen vollständigen Lehrstuhl einzurichten, an dem landeshistorische Forschungen fortgeführt bzw. wieder aufgenommen werden können!
Christian Gahlbeck in: »Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands« Bd. 54 (2008)

 

Winfried Schich veröffentlicht in diesem Band drei Abschlussarbeiten, die in den Jahren 2000 bis 2002 am Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin eingereicht wurden. Im Anhang sind Quellen- und Literaturverzeichnis beigefügt.
Im ersten Beitrag gelingt es Doris Bulach unter dem Titel »Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster Eldena, Neuenkamp und Hiddensee« nach Vorbemerkungen und Analyse der Quellenlage die vielfältigen Beziehungen aller vorpommerschen Zisterzen zu den Städten des Raumes zu beleuchten. In allen größeren Städten der südwestlichen Osteeküste lassen sich Stadthöfe nachweisen, die als Verbindungspunkt der sonst so unterschiedlichen Partner ›Kloster‹ und ›Stadt‹ dienten. Ab dem Ende des 13. Jhs. stellt Bulach einen Wandel in den Beziehungen fest. Die inzwischen konsolidierten Städte waren nun nicht mehr an einer weiteren Ausdehnung der Einflussbereiche der Klöster interessiert, sondern versuchten sie zunehmend aus dem Wirtschaftsleben der Städte herauszudrängen. Die Klöster wiederum reagierten bei der Anlage neuer Stadthöfe mit Zugeständnissen, um diese doch noch zu realisieren.
Dabei sei die Ausrichtung der Stadthöfe durchaus unterschiedlich angelegt gewesen. Die klösterlichen Stadthöfe in Greifswald und Stralsund dienten im 13. und 14. Jh. vor allem als Handelshöfe, später vor allem der Abwicklung von Rechtsgeschäften. In den kleineren Städten scheint dagegen der Mühlenbesitz von Bedeutung gewesen zu sein, wodurch die Stadthöfe wohl vor allem landwirtschaftliche Aufgaben wahrgenommen haben. Gerade der Mühlenbesitz in Städten sei nach Bulach eines jener Phänomene, die sich für die Stadthöfe in Bischofsstädten im Altsiedelland nicht feststellen lassen, da hier die Stadt in der Regel bereits lange vor dem Kloster bestand. Als Beispiele nennt sie Köln und Würzburg, wobei meiner Ansicht nach die Vergleichbarkeit einer Bischofsstadt mit den von Bulach angeführten Orten Goldberg oder Plau fraglich ist.

Nachdem in der Arbeit von Doris Bulach breite Beziehungsnetze zwischen Klöstern und Stadthöfen im Vordergrund standen, betrachten die beiden Arbeiten über Himmelpfort und Grünhain die Entwicklung von jeweils einem Kloster. Von besonderer Bedeutung waren hierbei vor allem die Gründungssituation, die Gründungsausstattung und die naturräumlichen Bedingungen. Erfreulich ist, dass mit der Arbeit von Marion Lange die erste wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Arbeit zu Himmelpfort entstanden ist. Als Spätgründung (1299) in einer Randlage war Himmelpfort von Anfang an auf Einnahmequellen neben den ackerbaulichen Erträgen angewiesen. Dabei setzten die Mönche auf den Aufbau von Mühlen, die Fischerei- und Holzwirtschaft. Vor allem die intensiv betriebene Fischereiwirtschaft brachte das Kloster aber in Konflikt mit den umliegenden älteren Siedlungen. Die Bezeichnung Himmelpforts als ›Sorgenkind‹ am Ende seiner Geschichte könnte nach Lange auf das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, wie dem frühen Aussterben der Askanier als Schutzpatrone, den schlechten Bodenverhältnissen oder den dauerhaften Grenzstreitigkeiten anzulasten sein.
Uwe Friedmann geht in seiner Arbeit von den naturräumlichen Bedingungen der Klosterumgebung aus und schildert die wirtschaftlichen Betätigungsfelder der Bewohner dieses Gebietes, wobei hier nun auch der Bergbau hinzukommt. In diesem Rahmen sucht er nach Anzeichen für die Beteiligung der Zisterzienser in den einzelnen Bereichen und trifft u.a. auf Aktivitäten im Bereich von wasserbetriebenen Hammerwerken. Hier könnte sich die Wasserbaukunst der Zisterzienser mit den ökonomischen Notwendigkeiten des Bergbaus ergänzt haben. Da das Klostergebiet gegenüber dem Erzgebirgsvorland deutlich benachteiligt war, dehnte der Konvent seine Besitzpolitik schon bald über die unmittelbare Umgebung des Klosters auf die Altsiedelgebiete um Zwickau und Altenburg im Pleisenland sowie Kaaden und Saaz aus. Mit dem Aufschwung des Bergbaus im späten Mittelalter konnte das Kloster mit eigenen städtischen Marktorten in der Umgebung eine gesicherte wirtschaftliche Basis gewinnen.
In allen Arbeiten wird deutlich herausgestellt, wie flexibel sich die einzelnen Zisterzen auf die Gründungsgegebenheiten eingestellt und sich den wirtschaftlichen und kulturräumlichen Entwicklungen angepasst haben.
Neben den bereits für diesen Raum erschienen Arbeiten vom Sven Wiehert (Das Zisterzienserkloster Doberan im Mittelalter, Berlin 2000), Andreas Niemeck (Die Zisterzienserklöster Neuenkamp und Hiddensee im Mittelalter, Köln 2002), Holger Kunde (Das Zisterzienserkloster Pforte: die Urkundenfälschungen und die frühe Geschichte bis 1236, Köln 2003), Martina Schattkowsky (Altzelle, Zisterzienserabtei in Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner, Leipzig 2002) und dem Sammelband von Hansjürgen Brachmann, Elzbieta Foster, Christine Kratzke und Heike Reimann (Das Zisterzienserkloster Dargun im Stammesgebiet der Zirzipanen, Stuttgart 2003) sind diese Arbeiten eine erfreuliche Ergänzung der Forschungen zu den Zisterziensern Mittel- und Ostdeutschlands.
Andreas Kuczera, Gießen

 

Drei verschiedene Autoren aus der Schule des Hg. füllen mit ihren jeweils selbständigen Beiträgen, von denen jeder sein eigenes Quellen- und Literaturverzeichnis besitzt, diesen Band. Im Mittelpunkt stehen vergleichsweise spät gegründete Zisterzen im Osten des Reiches. Gemeinsam ist den drei Texten auch die Orientierung auf die zisterziensische Wirtschaftstätigkeit im nichtagrarischen Bereich: den Mühlenbetrieb, die Fischerei, die Waldnutzung und den Bergbau sowie auf Handwerk und Handel. Ein Ausdruck dieser Tätigkeit ist die Einrichtung von Stadthöfen durch die Zisterzienser. Auf zwei bisher nicht beachtete und gut erhaltene Höfe dieser Art – den Kampischen Hof in Stralsund und den Grünhainer Hof in Zwickau – wird besonders hingewiesen. Im Einzelnen behandelt Doris Bulach, Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster Eldena, Neuenkamp und Hiddensee (S. 15–178), die vielfältigen Kontakte dreier pom-merscher Klöster zu den Küstenstädten Greifswald und Stralsund wie zu den im Binnenland gelegenen, weniger bedeutenden städtischen Ansiedlungen. Vor dem Hintergrund des Forschungsstandes arbeitet die Vf. dabei die Besonderheiten in den städtischen Wirtschaftsbeziehungen und in der Mühlenwirtschaft der Mönchsgemeinschaften im Nordosten Deutschlands heraus. – Marion Lange, Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine Spätgründung im Randgebiet der Mark Brandenburg – Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung (S. 179–300), und Uwe Friedmann, Das Zisterzienserkloster Grünhain. Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des nichtagrarischen Bereichs (S. 301–406), betonen die Folgen der naturräumlichen Bedingungen für die von ihnen behandelten Klöster, welche in einem Mangel an landwirtschaftlich nutzbaren Böden bestanden und so früh das Interesse auf andere Einkunftsmöglichkeiten lenkten. Himmelpfort – in einer wald- und wasserreichen Gegend angelegt – wurde auf diese Ressourcen verwiesen und nutzte sie zu Energiegewinnung und Fischwirtschaft. Wellnesstourismus gab es damals noch nicht. Grünhain, hoch im westlichen Erzgebirge gelegen, versuchte durch ein Engagement im Bergbau und damit verbunden der Verpachtung von wasserkraftbetriebenen Hammerwerken das Fehlen ackerbaulich nutzbarer Flächen zu kompensieren. Die Studien belegen eine eindrucksvolle Anpassung der Klöster an die vorgefundenen Verhältnisse. Sie werden durch ein gemeinsames Ortsregister abgeschlossen und legen ein weiteres Mal Zeugnis ab für die Leistungsfähigkeit landesgeschichtlicher Forschung.
Michael Lindner in »Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters« Bd. 62,2

 

Die in diesem Band enthaltenden drei Studien sind unterschiedlich lange Abschlussarbeiten zu insgesamt sechs Klöstern. Es wird in ihnen nicht die für die Zisterzienserklöster vorrangige Landwirtschaft, sondern vor allem die nichtagrarische Wirtschaft betrachtet: Mühlenbetrieb, Fischerei, Waldnutzung, Bergbau, Handwerk und Handel. Doris Bublach untersucht unter dem Titel Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöstern Eldena, Neuenkamp und Hiddensee. Nach jeweils einer Einführung in die Klostergründung geht sie systematisch auf die Stadthöfe der Klöster, deren Besitz und Rechte in den benachbarten Städten – Greifswald, Stralsund, Plau und Goldberg –, die Einnahmen aus dortigen Wirtschaftsbetrieben, den Handel der Klöster, die personellen Beziehungen und natürlich den kirchlichen Einfluss auf die Städte ein. Marion Lange: Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine Spätgründung im Randgebiet der Mark Brandenburg – Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung, betrachtet insbesondere die Wirtschaftsentwicklung des Klosters und hier auch den – spärlich überlieferten – Handel sowie die Beziehungen des Klosters zu den Städten Lychen und Fürstenberg. Uwe Friedmann wiederum befasst sich mit einem Kloster im Erzgebirge: Das Zisterzienserkloster Grünhain. Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des nichtagrarischen Bereichs. Dabei behandelt er vor allem die Verkehrslage des Klosters, seinen Handel und sein Handwerk in den klostereigenen Städten Grünhain, Schiettau und Zwönitz, die Rolle der Wirtschaftshöfe und die Finanzgeschäfte des Klosters. Alle Beiträge dieses Bandes, der auch ein hilfreiches Ortsregister enthält, bieten fundierte Erkenntnisse insbesondere zu den Stadtbeziehungen von Feldklöstern und betonen damit gegenüber der geistlichen vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der Zisterzienserklöster.
Herta Häfele-Kellermann in »Hansische Geschichtsblätter« 124/2006

 

Der durch zahlreiche Arbeiten zum Zisterzienserorden bekannte Herausgeber hat im vorliegenden Band zwei Magisterarbeiten und eine Staatsprüfungsarbeit veröffentlicht, die am Lehrstuhl für Landesgeschichte der Humboldt-Universität Berlin entstanden sind. Doris Bulach hat sich unter dem Thema »Zisterzienser und Stadt« den Beziehungen der Zisterzen Eldena, Neuenkamp und Hiddensee zu den Städten Greifswald, Stralsund, Plau und Goldberg gewidmet. Die zweite Arbeit von Marion Lange untersucht das Kloster Himmelpfort mit Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung. Die dritte Untersuchung von Uwe Friedmann widmet sich der wirtschaftlichen Tätigkeit der Zisterze Grünhain. Es ist begrüßenswert, daß durch diese Veröffentlichung auch Arbeiten im Druck vorgelegt werden, die sonst überwiegend ungedruckt und damit auch meist von der Forschung völlig unberücksichtigt bleiben. Es wäre zu hoffen, daß im Rahmen des Lukas-Verlages und der vorliegenden Reihe solche Publikationen auch in Zukunft möglich sind, da die Arbeiten teilweise Desiderate der Forschung aufarbeiten. Die drei Arbeiten geben zahlreiche lokal wertvolle Ergebnisse, die das Bild der Zisterzienser abrunden.
Immo Eberl in:» EllwangerJahrbuch«, 2004/2005

 

Der bildungspolitische Aberwitz ist offenbar: Während das wiedervereinigte Berlin sich anstrengt, seiner Hauptstadtrolle gerecht zu werden und dabei auch die tragenden ebenso wie die belastenden Elemente der Vergangenheit bedenkend und gedenkend nicht aus den Augen zu verlieren, und während Brandenburg sich bemüht, auch als »Kulturland« wahrgenommen zu werden, ist erst an der Freien Universität mit der Emeritierung von Gerd Heinrich die Professur für Historische Landeskunde weggefallen und sodann mit der Pensionierung von Winfried Schich auch der Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin dem Rotstift zum Opfer gefallen. – Was hat diese Lamentatio mit den hier zu rezensierenden Büchern zu tun? Ganz einfach: Sie erinnern eindringlich daran, daß das Verdienst von Professoren nicht nur in der Veröffentlichung eigener Arbeiten liegt, sondern ebenso in der Anregung, kritischen Förderung und Schulung des wissenschaftlichen Nachwuchses, also in der Erhaltung kontinuierlicher Forschung, im Brückenbau hin zu neuen Ufern.
Der von W. Schich herausgegebene Band enthält drei bei ihm entstandene akademische Abschlußarbeiten: 1. Doris Bulach: Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster Eldena, Neuenkamp und Hiddensee; 2. Marion Lange: Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine Spätgründung im Randgebiet der Mark Brandenburg - Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung; 3. Uwe Friedmann: Das Zisterzienserkloster Grünhain, Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des nichtagrarischen Bereichs.
Wie der Herausgeber bemerkt, ist den drei Beiträgen gemeinsam, »daß weniger die Landwirtschaft, die für die überwiegend ländlich orientierten Zisterzienser charakteristisch ist, als vielmehr die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich im Mittelpunkt stehen. Dazu gehören der Mühlenbetrieb und die Fischerei, die Waldnutzung und der Bergbau, das Handwerk und - nicht zuletzt – der Handel«. Liegt ein Hauptnutzen des Dreierpacks auch darin, daß vergleichende Zisterzienserwahrnehmung hier leicht gemacht und der geographische Rahmen kirchlicher Landesgeschichte relativ großzügig bemessen wird, so soll dennoch an dieser Stelle nur die Studie über Himmelpfort etwas näher vorgestellt werden.
Seit Adolph Friedrich Riedel 1857 im 13. Band seines Codex diplomati-cus Brandenburgensis die ihm zugänglichen Überlieferungen zur Geschichte der 1299 von Markgraf Albrecht III. im brandenburgisch-mecklenburgischen Grenzraum in Absprache mit dem Lehniner Vaterabt gegründeten Zisterze C(o)eli porta (Himmelpfort) herausgegeben und daraufhin nur ein Jahr später E.D.M. Kirchner in den Märkischen Forschungen VI, seine, die Riedel'schen Texte weithin übersetzende oder paraphrasierende Geschichte dieses Klosters veröffentlicht hatte, sind so gut wie keine weiteren einschlägigen vorreformatorischen Quellen aufgetan worden. Das ist besonders bedauerlich für Interessenten am geistlichen und geistigen Leben im Raum Fürstenberg - Lychen - Templin, denn nicht einmal ein Bücherverzeichnis ist aus Himmelpfort überliefert. Besser haben es da wirtschaftsgeschichtlich orientierte Forscher, wenn sie nur an die altbekannten Texte moderne Fragen richten und sich von innovativen Vorbildern jüngerer Zeit, wie etwa von Christian Gahlbecks Buch über »Zisterzienser und Zisterzienserinnen in der Neumark« oder von ihren akademischen Lehrern anregen lassen. M. Lange hat dies getan, und so wird man informiert über die naturräumlichen Grundlagen des Stiftungsgebietes, die es verständlich machen, warum der Schwerpunkt der Himmelpforter Klosterwirtschaft von Beginn an weniger auf den agrarischen Sektor als auf Fischerei, Mühlen und Handel ausgerichtet war, bis hin zu der doch nur sehr bedingten Anwendbarkeit der Kuhn'schen These von der kirchlichen Siedlung als Grenzschutz. Richtige Stadthöfe hat Himmelpfort nicht unterhalten, um so mehr Aufmerksamkeit verdient m. E. die Erwägung der Verfasserin, ob nicht die Klostermühlen in Lychen und vor den Toren von Fürstenberg und Templin als eine Art Ersatz genutzt wurden.
Kritisch anzumerken ist u. a. das Fehlen einer die Angaben von G. Abb in der Germania Sacra (1,1,1 (1929), S. 329f.) ergänzenden oder korrigierenden chronologischen Auflistung der Klostermitglieder, die unterlassene Nennung und Nutzung der »Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin …«, bearbeitet von U. Creutz (1988), sowie mangelnde Akkuratesse bei der Übernahme von Quellen aus der Edition Riedels. Letzteres kann zuweilen zu Sinnverschiebungen führen, z.B. wenn wegen der Verwechslung von »s« und »f« statt »Hausrat (husrede»Hofgerät (hufrede)« verstanden wird (S. 215 Anm. 136; richtig hingegen S. 287 Anm. 393). Insgesamt ist jedoch der Wertung des Herausgebers) beizupflichten, wonach »die Arbeit über Himmelpfort […] die erste wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Untersuchung [ist], die das in einem Randbereich der Mark Brandenburg spät gegründete Kloster in die neueren Forschungen über die Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser einordnet«.
Dietrich Kurze in: »Jb. für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte«, 65. Jg., 2006

 

Die wiederholt festgestellten Forschungslücken hinsichtlich der mittel- und ostdeutschen Zisterzienserklöster konnten in den letzten Jahren erfreulicherweise mehr und mehr geschlossen werden. Der vorliegende Band, nun schon der 19. in der Reihe zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, leistet dazu einen weiteren Beitrag. Denn er vereinigt nicht nur drei umfangreichere Arbeiten zur Wirtschaftstätigkeit mehrerer Klöster, nämlich der vorpommerschen Zisterzen Eldena, Neuenkamp und Hiddensee, des brandenburgischen Klosters Himmelpfort und des im westlichen Erzgebirge gelegenen Klosters Grünhain. Er liefert darüber hinaus – besonders mit den beiden letztgenannten Untersuchungen – aktuelle Forschungsergebnisse zu bisher relativ wenig beachteten Klöstern. Sie werden in dankenswerter Weise durch die Publikation dieser ursprünglich in den Jahren 2000 bis 2002 als Magister- bzw. Staatsexamensarbeiten am Lehrstuhl für Landesgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin eingereichten Studien einem breiteren Leserkreis zugänglich. […]
Wie bereits eingangs bemerkt, liefert das hier in Rede stehende Buch einen wichtigen Beitrag zur weiteren historischen Erforschung der mittel- und ostdeutschen Klosterlandschaft. Alle hier besprochenen Arbeiten zeichnen sich durch große Anschaulichkeit aus, was zu guten Teilen an dem reichhaltigen Karten- und Bildmaterial liegt. Die beigegebenen Literaturverzeichnisse gewähren einen schnellen Überblick über die verwendete Literatur. Kritisch wäre in diesem Zusammenhang anzumerken, daß – sicher zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit - im Inhaltsverzeichnis auf eine Wiedergabe aller Kapitel verzichtet wurde, was es zuweilen etwas schwierig macht, sich zurechtzufinden. […]
Andreas Niemeck in: »Baltische Studien«, Neue Folge, Band 91/2005

 

Die drei in diesem Band präsentierten Abschlußarbeiten am Lehrstuhl für Landesgeschichte der Humboldt-Universität Berlin befassen sich mit der Wirtschaftstätigkeit der vorpommerschen Zisterzen Eldena, Neuenkamp und Hiddensee, des brandenburgischen Klosters Himmelpfort und des Klosters Grünhain im westlichen Erzgebirge. Alle diese Klöster entstanden innerhalb eines Jahrhunderts [zwischen 1199 und 1299], im Hinblick auf die allgemeine Ausbreitung der Zisterzienser in Europa also relativ spät. Sie bauten ihre Klosterwirtschaft von Anfang an stärker auf die Arbeit fremder Hände auf, ohne freilich die Wirtschaft in Eigenregie ganz aufzugeben. Gegenstand der Untersuchungen ist aber weniger die Landwirtschaft, die eigentlich für die überwiegend ländlich orientierten Zisterzienser charakteristisch ist, sondern vielmehr die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich. Dazu gehören der Mühlenbetrieb und die Fischerei, die Waldnutzung und der Bergbau, das Handwerk und – nicht zuletzt ­ der Handel. Bei allen behandelten Zisterzen fällt auf, daß sie sich jeweils an die vorgefundenen, regional unterschiedlichen natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten angepaßt haben.
[ab] in:»Erbe und Auftrag«, Heft 6/2005

Der Band vereinigt drei größere Arbeiten über die Wirtschaftstätigkeit der vorpommerschen Zisterzen Eldena, Neuenkamp und Hiddensee des brandenburgischen Klosters Himmelpfort und des Klosters Grünhain im westlichen Erzgebirge, In ihnen steht weniger die Landwirtschaft, wie sie für die überwiegend ländlich orientierten Zisterzienser eigentlich charakteristisch ist, im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich. Dazu gehören der Mühlenbetrieb und die Fischerei, die Waldnutzung und der Bergbau, das Handwerk und – nicht zuletzt – der Handel. Bei allen behandelten Zisterzen zeigt sich eine beeindruckende Anpassung an die vorgefundenen, regional unterschiedlichen natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten Die behandelten Klöster bauten ihre Klosterwirtschaft von Anfang an stärker auf der Arbeit fremder Hände auf, ohne freilich die Wirtschaft in Eigenregie ganz aufzugeben.
In: »Hieronymus News«, Heft 49/2005