Winfried Schich
Band 19: Zisterziensische
Klosterwirtschaft zwischen Ostsee und Erzgebirge
In die hier zu besprechende Veröffentlichung sind drei
Untersuchungen aufgenommen worden, die von Winfried Schich
(HU Berlin) als Magister- bzw. Staatsprüfungsarbeiten betreut wurden. Doris Bulach erforschte die Wirtschaftstätigkeit der
vorpommerschen Zisterzen Eldena, Neuenkamp
und des Inselklosters Hiddensee. Marion Lange widmete sich dem bislang
weitgehend unerforschten Kloster Himmelpfort. Uwe Friedmann schließlich
interessierte sich für die wirtschaftliche Tätigkeit des Westerzgebirgsklosters
Grünhain. Wie Winfried Schich als Herausgeber im
Vorwort betont, ist den Arbeiten gemein, dass weniger die Landwirtschaft als
vielmehr die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich im Mittelpunkt stehen.
Deshalb liegt der herausragende Fokus quer durch die drei Darstellungen bei den
Beziehungen der Klöster zu Märkten und Städten. Diese Kontakte wurden nicht
zuletzt durch eigene Stadthäuser abgewickelt. Zudem galt das Augenmerk dem
Mühleneigentum, der Fischerei, der Waldnutzung und dem Bergbau, daneben
allgemein dem Handel (u.a. mit Salz), Handwerk und Gewerbe der Zisterzen.
Doris Bulach möchte »eine Lücke in der Erforschung
der Stadthöfe in Norddeutschland schließen […] helfen«. Deshalb
wendet sie ihr Interesse den in den Städten Lübeck (Klöster Doberan, Dünamünde und Reinfeld), Wismar (Doberan), Rostock (Doberan
und das weit entfernte Amelungsborn), Stralsund
(Eldena, Neunkamp und Hiddensee) und Greifswald
(Eldena) eingerichteten Zisterzienserstadthöfen zu. Die einzelnen Klöster und
die genannten Städte wurden durch den Handel miteinander »verbunden«. Da der
Aufbau der Städte östlich der Elbe nahezu parallel zur Gründung der Zisterzen verlief, konnten die Ordenshäuser leichter
Eigentum in und um die Städte herum erwerben, oder sogar »ihre eigene Stadt«
gründen (Eldena – Greifswald), als im westdeutschen
Altsiedelland. Bulach
stellt heraus, dass die vorpommerischen Zisterzienser sich in den
Kloster-Stadt-Beziehungen weitgehend identisch verhielten zu jenen des Altsiedellandes. Unterschiede hingegen lassen sich bei der
Funktion der Stadthöfe ausmachen, die in Vorpommern insbesondere auf den
Handel, die Hebung des Umlandes und diverse landwirtschaftliche Aufgaben
abzielten.
Als Spätgründung (eingerichtet 1299) und bislang weitgehend unerforscht gilt die Zisterze
Himmelpfort, quasi das »Sorgenkind« unter den Mark Brandenburg-Klöstern,
so Marion Lange. Bereits 1541 gehörte es zu den ersten von Kurfürst
Joachim II. säkularisierten Häusern.
Himmelpfort (Coeli porta),
eine Tochter Lehnins, konnte bei seiner Stiftung auf eine reiche
Grundausstattung blicken. Das Kloster besaß vergleichsweise viele Mühlen,
obwohl der umliegende Sandboden schlechte Qualität für Getreideanbau aufwies,
weiterhin zahlreiche ertragreiche Seen (Fischerei) und eine größere Zahl
zinspflichtiger Dörfer. Trotzdem legten die Mönche nur wenige Grangien an und besaßen nicht einen einzigen Stadthof. Die
Zahl der Wüstungen im Klostergebiet war auffallend hoch. Mehr als die Hälfte
seiner zinspflichtigen Güter gingen dem Konvent bereits vor der Auflösung
verloren. Allerdings ist der Hinweis von Marion Lange für die Beurteilung der
Klostergeschichte wichtig, dass Himmelpfort nicht etwa aus wirtschaftlicher
Schwäche einging, sondern säkularisiert wurde (S. 291). Coeli porta ist ein interessantes
Beispiel für ein weitgehend jenseits des üblichen landwirtschaftlich
strukturiertes Zisterzienserkloster.
Ebenfalls in einer Region, die für Ackerbau eher weniger geeignet ist, wurde um
1235 die Zisterze Grünhain im westlichen Erzgebirge
gegründet. Auch dieses Ordenshaus wurde nach nur rund dreihundert Jahren seines
Bestehens 1536 säkularisiert. Gründung und Anlage erfolgte, wie Uwe Friedmann
betont, an einem wichtigen Handelsweg, der »alten Salz-und Handelsstraße von
Halle – Leipzig [ – Zwickau] nach Böhmen«. Vor oder nahe dem Kloster richteten
die Mönche bereits im 13. Jahrhundert drei eigene Marktorte ein (Grünhain,
Zwönitz und Schiettau). Die Montanwirtschaft besaß,
vergleichbar mit Walkenried im Harz, für Kloster Grünhain außerordentlich große
Bedeutung. Zusätzlich betrieb man eigene, ertragreiche Hammer- und
Hüttenbetriebe. Friedmann zeigt zwei Stränge der Besitzentwicklung innerhalb der
Klostergeschichte auf. Die erste Phase war geprägt von der Vergrößerung des
geschlossenen Klostergebietes im Grünhainer Kernland.
In der zweiten Phase traten die Mönche über diese Geschlossenheit hinaus und
erwarben zum Teil weit entfernt liegenden Streubesitz. Die erwähnte bedeutende
Fernstraße bildete die Leitlinie für das räumliche und wirtschaftliche
Engagement des Klosters. Als Tendenz der späten Gründung und der
Standortsituation lässt sich die deutliche Entwicklung zur
rentenwirtschaftlichen Organisations- und Wirtschaftsform herausstellen. Die
drei Klosterhöfe in Zwickau, Gardschütz und Wistritz besaßen unterschiedliche Bedeutungen im Handel und
für die umfangreichen, klösterlichen Geldausleihungen. Bemerkenswert, dass bei
Kloster Grünhain neben dem üblichen zisterziensischen Marienpatronat zusätzlich
das des hl. Nikolaus (als Patron der Seefahrer und Kaufleute) nachzuweisen ist,
wie übrigens ebenso bei dem von Doris Bulach
untersuchten Kloster Hiddensee und gleichfalls bei Dünamünde.
Für Landes-, Ordens- und Wirtschaftshistoriker bieten die drei Beiträge
wichtige Erkenntnisse für bislang weitgehend unerforschte Zisterzen
sowie zu Stadt-Kloster Beziehungen.
Klaus Wollenberg in: »Zeitschrift für
bayrische Landesgeschichte« (ZBLG) 71, Band 2007-1
Mit dem 19. Band seiner Reihe »Studien zur Geschichte, Kunst und
Kultur der Zisterzienser« hat der Berliner
Lukas-Verlag ein Sammelwerk vorgelegt, das zwei Magisterarbeiten und eine
Staatsexamensarbeit enthält, die in den Jahren 2000–2002 am (heute in dieser Form
nicht mehr bestehenden) Lehrstuhl für
Landesgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden sind und (nach leichter Überarbeitung durch die
Autoren) von Winfried Schich, dem Inhaber dieses
Lehrstuhls, herausgegeben wurden. Alle drei Werke widmen sich der
Wirtschaftsgeschichte von Zisterzienser-Mönchsklöstern in Ostdeutschland, wobei
der nichtagrarische Bereich und Fragen zum Mühlenbetrieb, zu Fischerei,
Waldnutzung, Bergbau, Handwerk und Handel
jeweils im Vordergrund stehen.
Die erste und fraglos beste der drei Arbeiten wurde von Doris Bulach verfasst und beschäftigt sich mit dem
Thema »Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster Eldena, Neuenkamp
und Hiddensee« (S. 15–178). Ihr Hauptziel ist es, die konkrete Ausprägung
der jeweiligen Stadtpolitik der drei Abteien in ihrer »Totalität« (S. 17, nach einem Zitat aus: Bernd K. Lindenthal: Die
Stadthöfe des Zisterzienserklosters Haina, in: Hessisches Jb. für
Landesgeschichte 31 [1981], S. 63–96, hier S. 68) zu erfassen
und – unter Berücksichtigung von
Parallelen, aber auch Unterschieden zu anderen Zisterzen
und ihren Stadthöfen – vergleichend
gegenüberzustellen. Die Verfasserin will damit dazu beitragen, »die Lücke in
der Erforschung der Stadthöfe in Norddeutschland schließen zu helfen«
(S. 17). Ausgehend von einem
Überblick über den Stand der Forschung zu den Beziehungen zwischen Zisterzienserklöstern und Städten in ihren
unterschiedlichen Facetten, zu denen im Wesentlichen der Marktbesuch und der lokale, regionale sowie überregionale
Handel, der Erwerb städtischer
Grundstücke und die Anlage von Stadthöfen, ihre Größe, Lage, Ausstattung und Privilegierung,
ihre Nutzung als »Verwaltungsmittelpunkte des Klosterbesitzes um die Stadt«
(S. 26) und als Absteigequartiere für
die Äbte und Mönche, die Konkurrenzsituation auf dem städtischen Markt sowie die zahlreichen Versuche der
Zisterzienser gehörten, in den Besitz städtischer Wassermühlen zu gelangen (im
Rahmen eines Exkurses zur allgemeinen Bedeutung von Mühlen in der
zisterziensischen Klosterwirtschaft, S. 30ff.), untersucht die Autorin die
spezielle Ausprägung dieser Beziehungen bei
den Klöstern Eldena, Neuenkamp und Hiddensee. Dabei streift sie die allgemeine Geschichte der drei
Klöster von ihrer Gründung bis zur Reformation ebenso wie die Entwicklung der Städte Greifswald, Stralsund, Plau und Goldberg, in denen die genannten Zisterzen
Stadthöfe besaßen, wobei sie sich im Großen und Ganzen aber auf die Aspekte der wirtschaftlichen Entwicklung konzentriert,
die für das Verständnis der jeweiligen Beziehungen zwischen den Klöstern und
Städten bzw. bei letzteren die Vermittlung eines Eindrucks ihrer »handels- und wirtschaftspolitischen
Bedeutung« (S. 17) notwendig sind. Bei der Klosterwirtschaft finden die Bereiche Ackerbau und
Viehzucht, Einnahmen auf der Grundlage von Privilegien und aus den Klostergütern und -dörfern,
Mühlenwesen (incl. der städtischen Mühlen im Klosterbesitz), Fischerei, Waldwirtschaft, Salzwesen und
gewerbliche Produktion sowie für Eldena »Zollprivilegien als Spiegel der Eldenaer Handelsgüter« (Eldena: S. 39–50; Neuenkamp: S. 89–105; Hiddensee:
S. 139–143) besondere Beachtung. Die Untersuchung der Beziehungen zwischen
den Klöstern und Städten beschränken sich nicht auf eine grundlegenden Skizzierung des bilateralen
Verhältnisses und die Darstellung der Anlage und Entwicklung der zisterziensischen Stadthöfen und
ihrer Funktionen, sondern greifen mit Abschnitten zum persönlichen Beziehungsgeflecht
zwischen Konvent und Stadtbürgern (unterteilt in die Aspekte: Herkunft von Konventualen aus
städtischen Familien, die Funktion des Klosters als Memorialstätte für
Stadtbürger sowie Finanz- und Immobiliengeschäfte zwischen Kloster und einzelnen Bürgern) und Kapiteln zu speziellen
Konflikten zwischen den Zisterziensern und den Städten
z.T. weit über wirtschaftliche Fragestellungen hinaus. Als Ergebnis der
Untersuchungen zeichnet sich zunächst für
die Aufbauphasen der Städte ab, dass »die so unterschiedlichen Partner, Kloster und Stadt, [...] vor allem durch ein
gemeinsames Interesse, den Handel« (S. 158), miteinander verbunden waren. Die Städte waren am
Angebot der Zisterzienser an Waren wie Getreide,
Fisch, Salz oder Holz, die die Bürger für den Lebensunterhalt und Aufbau der
Stadt benötigten oder auch im Fernhandel weiterverkaufen konnten, durchaus
interessiert. Zur Vermeidung von
Versorgungsengpässen vor allem beim Hauptnahrungsmittel Getreide kam den Städten auch das große Interesse der Mönche am
Erwerb und der Errichtung von Mühlen in den städtischen Feldmarken entgegen: »Die Stadt benötigte diese
Einrichtungen dringend, um den Bedarf
der zahlreichen Neubürger nach Mehl befriedigen zu können, während es den Zisterziensern
angesichts ihrer Kapitalkraft und ihrer organisatorischen Fähigkeiten ein Leichtes
war, Mühlen zu errichten« (S. 158).
Nach Abschluss der Aufbauphase wurden die Zisterzienser dagegen stärker als Störfaktoren für das
städtische Bestreben nach weitgehender Autarkie sowie als Konkurrenten auf den
Märkten wahrgenommen, weshalb sich die Konflikte häuften. Nicht selten mussten die Klöster für die Anlage
ihrer Stadthöfe den Städten erhebliche Zugeständnisse machen (S. 158). Die
Höfe Eldenas in Greifswald und Neuenkamps (und mit
Einschränkungen auch der Hof
Hiddensees) in Stralsund, den Städten, in der jeweils nächstgelegene große
Handelsumschlagsplatz befand, der den Klöstern vor allem als Hauptabsatzmarkt zur Verfügung stand, fungierten im 13. und
14. Jahrhundert überwiegend als Handelshöfe. »Über sie wurde der Ein- und Verkauf mit der Stadt
abgewickelt« (S. 161). Schon die räumlichen Dimensionen der Höfe deuten an, dass dort in größerem Umfang auch
Waren gelagert wurden. Die Neuenkamper Höfe in den kleinen Ackerbürgerstädten Plau und Goldberg dagegen hatten für die Zisterzienser keine größere Bedeutung für den Handel;
sie sind eher mit den ländlichen Wirtschaftshöfen der Klöster zu vergleichen
und wurden weitgehend als Hebestelle und
Verwaltungszentrum für die in der unmittelbaren Umgebung der Städte vorhandenen
Landbesitzkomplexe der Abtei genutzt.
Im Vergleich zu den zisterziensischen Stadthöfen im Altsiedelgebiet zeigten sich durchaus Parallelen bei den
Funktionen, der Ausstattung und der Verwaltung der Stadthöfe; Unterschiede
unter den Höfen ergaben sich dagegen eher aus ihrer jeweiligen Ausrichtung eher auf den Handel oder auf
landwirtschaftliche Aufgaben. Es lassen sich für die vorpommerschen Stadthöfe jedoch keine Verpfändungen
nachweisen. Dafür gelang es den
Mönchen hier verstärkt, Mühlen im städtischen Umland zu erwerben, was weitgehend
auf den ungefähr parallel zu den
Klostergründungen verlaufenden Aufbauprozess der Städte zurückzuführen ist, der im Altsiedelland
bei der Ankunft der Zisterzienser schon abgeschlossen war, so dass sich die
dortigen Besitzverhältnisse schon so stark verfestigt hatten, dass den Klöstern der Erwerb von Mühlen kaum noch möglich war.
Der Aufbau der Arbeit ist stringent
und zielgerichtet. Der Verfasserin, die in ihre Untersuchung auch ungedruckte Quellen sowie in größerem
Umfang auch Karten einbezogen und ausgewertet
hat, ist es gelungen, einen tiefgreifenden Einblick in das vielfältige
Beziehungsgeflecht zwischen den
vorpommerschen Klöstern und Städten zu vermitteln, wo andere bisher weitgehend
nur an der Oberfläche geblieben sind. Sie hat damit in der Frage der
Beziehungen der Klöster Neuenkamp und Hiddensee zur
Stadt Stralsund die Dissertation von Andreas Niemeck: Die Zisterzienserklöster Neuenkamp und
Hiddensee im Mittelalter. Köln, Weimar, Wien 2002 (= Veröffentlichungen der
Historischen Kommission für Pommern, Reihe V: Forschungen zur
pommerschen Geschichte, 37; Rezension in: JGMOD 50 [2004],
S. 430–434) deutlich in den Schatten
gestellt. Einige ganz vereinzelte Unsicherheiten beim Lesen der Quellen – das
Schiff, das der Abt von Hiddensee 1497 von Stralsund erhielt, fasste nicht 400,
sondern lediglich 14 {quatuordecim) Last
Buchenholz (S. 146), und in dem Zitat dat se
möge eyne derne oste ene getken holden de unse werne
unde ere arbeit möge don (S. 147) ist zweifellos oste in ofte (mnd., = oder) und werne in werue (Gewerbe, Geschäfte) zu korrigieren –
fallen nicht weiter ins Gewicht. Die Arbeit wird ergänzt durch eine von
der Verfasserin selbst gezeichnete Übersichtskarte der Klöster, Städte und relevanten Verkehrswege ihres
Untersuchungsgebietes (S. 16, Abb. 1), historische und
aktuelle Karten und Pläne der Altstädte von Greifswald und Stralsund sowie drei
historische Aufnahmen von Stadthöfen. Eine
Kurzfassung eines Teils ihrer Forschungsergebnisse hat Bulach, als über die
Publikation der Magisterarbeit noch keine Entscheidung gefallen war, im Übrigen bereits im Dezember 2001 auf einer
Tagung in Stralsund vorgetragen (vgl. Doris Bulach:
Die Stadthöfe der Zisterzienserklöster Eldena, Neuenkamp
und Hiddensee in Stralsund, Greifswald, Goldberg und Plau:
ihre Funktion und Bedeutung, in: Klöster und monastische Kultur in
Hansestädten. Beiträge des 4. wissenschaftlichen Kolloquiums Stralsund
12.–15. Dezember 2001, hg. von der Hansestadt Stralsund. Rahden/Westf. 2003, S. 121–138 [= Stralsunder Beiträge zur Archäologie, Geschichte, Kunst und Volkskunde
in Vorpommern, 4]).
Die Arbeit von Marion Lange, »Das Zisterzienserkloster
Himmelpfort. Eine Spätgründung im Randgebiet
der Mark Brandenburg - Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung«
(S. 179–300), beschäftigt sich mit einer im
brandenburgisch-mecklenburgischen Grenzgebiet gelegenen, erst 1299 gegründeten Zisterze, die von der Forschung bisher kaum beachtet wurde.
Bis zur Arbeit Langes musste man bei
diesem Kloster noch immer auf die Darstellungen von Ernst Daniel Martin
Kirchner: Das Cisterzienser-Mönchskloster
Himmelpforte, in: Märkische Forschungen 6 (1858), S. 1–102, und den Beitrag von Gustav Abb:
Das Zisterziensermönchskloster Himmelpfort, in: ders./Gottfried Wentz: Das Bistum Brandenburg, T. 1. Berlin, Leipzig
1929 (= Germania Sacra 1,1),
zurückgreifen, so dass eine Neubearbeitung dringend geboten war. In ihrer Arbeit geht Lange hauptsächlich der Frage nach, »ob
und wie die Zisterze Himmelpfort ihr Defizit im Bereich der Landwirtschaft [...]« - das Kloster
wurde in einer Region angelegt, die für den Ackerbau äußerst ungünstige
Bedingungen bot – »durch andere Einnahmequellen versucht hat auszugleichen« (S. 180), wobei die Aspekte der
späten Gründung am Ende des 13. Jahrhunderts und der Errichtung im brandenburgisch-mecklenburgischen
Grenzgebiet als entwicklungshemmende Faktoren angemessen berücksichtigt sind.
Hierfür analysiert die Autorin detailliert zunächst die Stiftungssituation des
Klosters, angefangen von der Gründungsurkunde und der in ihr genannten Fundationsausstattung der Zisterze
durch Markgraf Albrecht III. von Brandenburg,
über die vorgefundenen naturräumlichen Bedingungen, den Stand der Besiedlung im näheren Umkreis der Abtei um 1300 bis hin
zu den Intentionen des Stifters. Der sich anschließenden Skizzierung der
allgemeinen und politischen Geschichte der Zisterze,
die stark vom Herrschaftswechsel in
der Region von den Askaniern zu den Fürsten von Mecklenburg im 14. Jahrhundert und der Rückeroberung des
Gebietes durch Kurfürst Friedrich II. im Jahr 1440 geprägt war, – in diesem Teil der
Arbeit wird, was aus dem Inhaltsverzeichnis nicht deutlich wird, u.a. auch auf den inneren Zustand
des Konvents (S. 221 ff.) sowie auf die bauliche Einrichtung der Klosteranlage
eingegangen, soweit diese aus den schriftlichen und nichtschriftlichen Quellen einschließlich
archäologischer Untersuchungen erkennbar ist (S. 223–229) – folgt schließlich eine ausführliche
Untersuchung der Klosterwirtschaft, speziell zum Ackerbau, der Garten-, Vieh- und Waldwirtschaft, zum Fischerei- und dem
Mühlenwesen, wo sich der Schwerpunkt der
wirtschaftlichen Aktivitäten Himmelpforts befand, sowie zu Handel, Gewerbe und Transportwesen und zur Frage der (für Himmelpfort
nicht nachweisbaren) Stadthöfe. Hinsichtlich der bei der Gründung bestehenden Ausgangsbedingungen wird aus den
Ausführungen deutlich, dass die Region
um Lychen und Himmelpfort sich schon allein aufgrund der vorhandenen, weitgehend unfruchtbaren fluvioglazialen
Sanderböden denkbar schlecht für den auf schwere Lehmböden ausgerichteten Ackerbau des hochmittelalterlichen
Landesausbaus eignete (S. 190ff.) und nicht zuletzt aus diesem Grund von
der damaligen Siedlungsbewegung weitgehend
ausgespart wurde. Diese Nachteile waren den Zisterziensern bei der Gründung
Himmelpforts durchaus bewusst. Da
jedoch die mittelalterliche Besiedlung des Landes um 1300 bereits weitgehend
abgeschlossen war und sich die Besitzverhältnisse im Landesteil Albrechts
großenteils schon verfestigt hatten, standen für die Anlage des vom Markgrafen
gewünschten Klosters keine
alternativen Standorte zur Verfügung, so dass nach Wegen gesucht werden musste,
dieses Defizit durch eine wirtschaftliche Umorientierung zu kompensieren. Dies
zeigt sich bereits bei der – wohl
stark vom Abt von Lehnin, dem pater abbas Himmelpforts, beeinflussten –
Gründungsausstattung von 1299, in der die Zisterze
neben sechs Dörfern im Kerngebiet und einem
Komplex von 100 Hufen Streubesitz im Land Stargard
über 50 Seen und Gewässer, von denen
39 in der Stiftungsurkunde namentlich erwähnt wurden, sowie zehn Mühlen
erhielt, unter denen sich eine Vierradenmühle vor der Stadt Neubrandenburg sowie je eine
Mühle in und vor der Stadt Lychen und
Einkünfte aus der Stadtmühle von Fürstenberg befanden. Diese Besitzrechte wurden durch ein weitgehendes Fischerei-
und Mühlenmonopol sowie einen angeordneten
Mahlzwang für die Bewohner Lychens und der Dörfer der Umgebung noch zusätzlich
gestützt. Insgesamt verfügte Himmelpfort bis zu seiner Aufhebung 1541 über den
Besitz oder Einkünfte von bis zu
18 Mühlen. Diese Besitzstruktur weist deutlich darauf hin, dass trotz der schlechten Bodenqualität Ackerbau noch immer in
einem ziemlich intensiven Maße betrieben
worden sein muss, wobei das Kloster fehlende Einkünfte aus eigener
Getreideproduktion durch den Einzug
von Mahlgeldern zu mildern versuchte. Fisch scheinen die Mönche über das regionale Einzugsgebiet hinaus verkauft zu haben,
wobei die Lage der Abtei an dem zu den Havelseen
gehörenden Stolpsee auf ein mögliches Absatzgebiet im
Bereich der Oberhavel hinzuweisen scheint, das bis nach Spandau gereicht haben
könnte. Hier wie bei einigen anderen
Teilbereichen der Untersuchung bleiben die Ergebnisse sehr vage. Dies liegt
allerdings nicht an der Verfasserin;
diese hat die vorhandenen Quellen ausgesprochen intensiv ausgeschöpft und zu den Klosterurkunden, wo immer
möglich, noch andere, spätere sowie nichtschriftliche Quellen, Karten oder namenkundliche Untersuchungen mit
herangezogen. Die Quellen gestatteten
es der Autorin jedoch vielfach nicht, über sich auf wenige Indizien stützende vage Vermutungen hinaus Aussagen zu treffen. So
lassen z.B. die Angaben in den Urkunden des Klosters zu den Konflikten mit der Stadt
Lychen nur die Erkenntnis zu, dass die Zisterzienser versucht haben müssen, ihre Fische anderswo zu verkaufen, wo sie
höhere Preise als in Lychen erzielen
konnten, ohne dass sich hierzu etwas Konkreteres ermitteln ließe
(S. 244–247). Ähnliches gilt für die Frage nach Stadthöfen: Aus den
vorhandenen Quellen scheint hervorzugehen, dass Himmelpfort nirgendwo einen Stadthof
hat anlegen können. Allerdings deutet die Autorin für Lychen die Möglichkeit
an, dass die Mühlen des Klosters vor dem Fürstenberger und Templiner Tor gewissermaßen als Ersatz für einen Stadthof
einige von dessen Funktionen übernommen haben können (S. 273f.). Darüber
hinaus scheinen die Mönche das zwischen Lychen und Neubrandenburg an einem
Schnittpunkt zweier Handelsstraßen gelegene Dorf Warbende, in dessen Besitz sie
zwischen 1375 und 1439 gelangten, eventuell für Handelsaktivitäten genutzt zu haben (S. 267ff.).
Die besonderen Stärken der Arbeit liegen in der Analyse des Verhältnisses Himmelpforts zur Stadt Lychen, der die Zisterze, so Lange, »buchstäblich das Wasser« abgrub, und zu den übrigen benachbarten Städten.
»Kloster und Städte haben sich eher
behindert, als dass sie ihr Verhältnis zu gegenseitigem Nutzen ausbauen
konnten. Dazu waren die Böden und Erträge zu schlecht, die Handelsmöglichkeiten
zu gering, die Städte zu schwach und
die Unterstützung durch den jeweiligen Landesherren nicht ausreichend« (S. 270). Diesen Mangel an
Unterstützung nennt die Autorin neben der ungünstigen Randlage und den wenig fruchtbaren Ländereien
insgesamt als eine von drei Hauptursachen für die schwache
wirtschaftliche Entwicklung Himmelpforts. Als weitere Ursache tritt ferner, so
Lange, noch »ein anderer geistiger Anspruch der Himmelpforter
Zisterzienser« hinzu. Was hiermit gemeint
ist, bleibt allerdings ziemlich nebulös, zumal die Autorin hierauf nicht näher
eingeht. Ein Schwachpunkt der Arbeit ist zweifellos der Versuch, die Gründung
Himmelpforts in den Kontext der bekannten Grenzschutzthese Walter Kuhns
einzuordnen (S. 283ff.; vgl. Walter Kuhn:
Kirchliche Siedlung als Grenzschutz 1200 bis 1250 [am Beispiel des mittleren
Oderraumes], in: Ostdeutsche Wissenschaft.
Jahrbuch des Ostdeutschen Kulturrates 9 [19621, S. 6–55, ND
in: ders.: Vergleichende Untersuchungen zur Mittelalterlichen Ostsiedlung.
Köln, Graz 1973, S. 369–418) [=
Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart, 16], bei dem die Verfasserin die Position vertritt, Himmelpfort sei »nur
bedingt als Grenzschutzsiedlung angelegt worden« und hätte vielmehr »eine Art
Pufferzone« zwischen Brandenburg und Mecklenburg gebildet. Hier hat Lange einen entscheidenden Aspekt von
Kuhns These übersehen. Kuhn spricht der kirchlichen Siedlung eine Grenzschutzfunktion nur für einen zeitlich
äußerst begrenzten Zeitraum zu,
nämlich den der Hochphase der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung, in der
bisher nicht oder kaum besiedelte Gebiete durch kirchliche Siedlung in ein
benachbartes, in diesen Raum
vordringendes Herrschaftsgebiet integriert wurden. Für den mittleren Oderraum
hat Kuhn diese Phase auf ungefähr die
Jahre 1225–1250 begrenzt. Die darauffolgende Phase ist dagegen, so Kuhn, eher
von Bemühungen der Landesherren um Säkularisierung von Klosterbesitz gekennzeichnet. Klostergründungen, die in
dieser Phase oder noch später erfolgten, spricht Kuhn eine Grenzschutzfunktion grundsätzlich ab. Zwar dürfte die
Hochphase des Landesausbaus im
brandenburgisch-mecklenburgischen Gebiet durchaus noch einige Jahre über 1250 hinweg angedauert haben, um 1300 war jedoch
der Besiedlungsprozess in diesem Raum längst abgeschlossen. Wenn die Region um
Lychen und Himmelpfort damals nur schwach besiedelt war – dass sie besiedelt war, geht aus der Nennung von sechs
bereits bestehenden Dörfern in der Himmelpforter Gründungsurkunde hervor –, dann lag dies
daran, dass sie aufgrund ihrer naturräumlichen Voraussetzungen für eine
hochmittelalterliche Besiedlung so gut wie
ungeeignet war und eben des halb »von der Stadt-Land-Siedlung des
13. Jahrhunderts [...] ausgespart geblieben war« (W. Schich
in der Einleitung, S. 11). Das Kloster wurde dort nicht gestiftet, um eine Pufferzone zu bilden, sondern
weil sich aufgrund der bestehenden Besitzverhältnisse im Herrschaftsgebiet
Albrechts III. eine Gründung an anderer Stelle nicht mehr realisieren ließ (vgl. die ähnliche Situation bei der
Parallelgründung des im Jahr 1300 von demselben Markgrafen gestifteten Klosters Himmelstädt
[Mironice] in der Neumark, in: Christian Gahl-beck: Zisterzienser und Zisterzienserinnen in der
Neumark. Berlin 2002, S. 196–218 und 349–369 [= Veröffentlichungen
des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, 47]). Territorialpolitische Überlegungen und die Frage des Grenzschutzes
durch kirchliche Siedlung spielten bei der Stiftung Himmelpforts keine Rolle mehr. Diese
Fehldeutung der These Kuhns trübt aber den positiven Gesamteindruck der Arbeit nur wenig.
Hingewiesen sei noch auf wenige kleine Fehler: Das Kloster Bernstein wurde nicht 1295, sondern
schon 1290 gegründet, und Markgraf Albrechts jüngerer Bruder war Otto VI., nicht Otto IV.
(S. 197); druddehalven sind 2 ½ , nicht
3 ½ Jahre
(S. 287). Die Ausführungen der Autorin werden ergänzt durch zwei Karten
des Kernbesitzes und des
Gesamtbesitzes des Klosters (S. 184f., 208, Abb. 1,5; Zeichnungen:
Ellen Franke), historische und geologische Karten zur natürlich-kulturellen
Beschaffenheit der Umgebung des Gründungsgebietes (S. 189, 191, 193) sowie
historische Abbildungen der Klosterkirche und eines Wirtschaftsgebäudes des
Klosters (von 1858; S. 225, 229).
Die Untersuchung der
Klosterwirtschaft einer in einem für die Agrarwirtschaft ungünstigen Raum angelegten Abtei bildet auch den
Gegenstand der dritten Arbeit dieses Sammelbands von Uwe Friedmann, »Das Zisterzienserkloster Grünhain.
Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des
nichtagrarischen Bereichs« (S. 301–407). Das Ziel der Arbeit ist eine umfassende Darstellung und Würdigung der
Wirtschaftsführung der Zisterze (S. 303). Dabei richtet der Autor sein Hauptaugenmerk auf die
Eigenheiten des im Wesentlichen von der Montanwirtschaft geprägten Gebietes des Erzgebirges. Der Hauptteil der
Ausführungen ist in fünf Abschnitte
gegliedert. Zu Beginn werden die »Ausgangsbedingungen für die Entstehung und Entwicklung eines Klosters im Erzgebirge«
analysiert (S. 305). Hierzu zählt der Autor u.a. die geologischen und klimatischen Gegebenheiten, die
Bodenbeschaffenheit, das Vorkommen von Bodenschätzen
und die Entwicklung der Besiedlung des Landes, aber auch die »Straßenlage« (Verkehrslage)
des Klosters sowie das auffällige, in der Regel mit Handel und Kaufmannswesen verbundene Nikolauspatrozinium
Grünhains (S. 306–320). Dem schließen sich Betrachtungen der konkreten Gründungssituation und -ausstattung,
der Wirtschafts- und Besitzstandentwicklung der Abtei an, wobei neben dem
Kerngebiet auch entfernter gelegene Besitzkomplexe und Streubesitzungen einbezogen werden
(S. 320–333). Trotz der Schwerpunktsetzung auf den nichtagrarischen
Bereich wird auch – in gebotener Kürze – auf die agrarwirtschaftliche Tätigkeit
der Mönche (Ackerbau, Viehwirtschaft, Fischerei, Jagd, Zeidelei,
Waldwirtschaft, Weinbau und Brauwesen)
eingegangen (S. 333-345), ehe schließlich im zentralen Kapitel das Mühlenwesen,
die montanwirtschaftlichen Aktivitäten, Handwerk und Handel, die Anlage der
ländlichen und städtischen
Wirtschaftshöfe sowie klösterliche Finanzgeschäfte näher untersucht werden (S. 345-393). Die Schlussbetrachtung enthält
außer einer Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse eine Skizzierung der
Wirtschaftslage des Klosters zum Zeitpunkt der Säkularisierung
(S. 394–398). Nicht in der Arbeit enthalten ist eine Darstellung oder
Skizzierung der allgemeinen
Klostergeschichte, die, wie die eher beiläufige Erwähnung der Hussitenkriege und
ihrer (in der Literatur umstrittenen) Auswirkungen auf das Kloster
(S. 393) als Hintergrundinformation für die Wirtschaftsentwicklung der
Abtei durchaus hilfreich gewesen wäre. Es muss jedoch betont werden, dass mit den Werken von Lothar Enderlein:
Kloster Grünhain im Westerzgebirge. Schwarzenberg 1934, und Martin Märker: Das
Zisterzienserkloster Grünhain im Erzgebirge.
Frankfurt/Main 1968, bereits zwei umfassende Darstellungen der Grünhainer Klostergeschichte vorliegen und die Beschränkung
auf die Wirtschaftsgeschichte für eine Magisterarbeit absolut legitim ist.
Die Zisterze entstand um 1235 in dem bereits
bestehenden, an der Salz- und Fernhandelsstraße Halle/Leipzig-Zwickau-Pressnitz-Pass-Böhmen (Prag) gelegenen Ort
Grünhain am Übergang über die dort
zusammenfließenden Gebirgsbäche Fischbach und Moosbach. Im Gegensatz zu Himmelpfort war die unmittelbare Umgebung Grünhain
durchaus fruchtbar und für den Ackerbau
geeignet, die Möglichkeiten waren jedoch durch die Lage in einem flachen Tal
von ca. 3 km Breite räumlich stark begrenzt. Hinzu kam, dass
der Erzgebirgsraum durch seine »teilweise sehr langen, frost- und schneereichen« Winter, kurze
Sommer und eine deutlich höhere Niederschlagsmenge gegenüber dem Gebirgsvorland
auf beiden Seiten stark benachteiligt war (S. 308f.), weshalb er noch im
11. Jahrhundert ein weitgehend unbesiedeltes Waldgebiet war. Der hochmittelalterliche Landesausbau
erreichte das Erzgebirge gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Zur Zeit der Klostergründung war die bäuerliche Besiedlung
des Landes bereits im Wesentlichen abgeschlossen
(S. 311–314). Der Ort Grünhain existierte ebenfalls schon vor 1200 als
Dorf mit einem »Vorwerk« im Besitz des Ministerialen Heidenreich von
Stein (von Grünhain), der zu Beginn des
13. Jahrhunderts dort eine Kirche »zu Ehren der Jungfrau Maria und des
Wegeheiligen Nikolaus stiftete« (S. 314). Den Annalen des Grünhainer Mönchs Conrad Feiner (fragmentarisch überliefert
in der Handschrift des 18. Jahrhunderts von Johann H. Süß: Diplomatische Clostergeschichte des alten Saxenlandes,
Tom. VII, in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden, Handschrift a 36)
zufolge wurde die Nikolaikirche, die über eine Reihe bedeutender Reliquien
verfügte (Aufzählung S. 319), zu einer
größeren Wallfahrtsstätte, die letztlich den Stifter der Zisterze,
den Burggrafen von Meißen Meinhardt von Meineweh,
dazu bewog, die Abtei dort anzusiedeln. Während das Kloster am Standort
des Vorwerks errichtet wurde, wuchs das Dorf rasch zu einem Städtchen heran
(erste Erwähnung als oppidum 1267). Für
die weitere Entwicklung des Klosters war die
Verkehrslage an der genannten Salz- und Fernhandelsstraße von entscheidender
Bedeutung. Nach einer ersten Phase
des Besitzerwerbs, die nur ungefähr 20 Jahre dauerte und im Übrigen –
bezeichnend für Gründungen in Gebieten, in denen zum Zeitpunkt der Stiftung der
hochmittelalterliche Landesausbau
bereits weitgehend abgeschlossen war – überwiegend durch Käufe und nicht durch Schenkungen gekennzeichnet
war (S. 325), gingen die Zisterzienser schon 1254 dazu über, außer Gütern zur Erweiterung ihres Kernbesitzes
auch weiter entfernten Streubesitz zu
erwerben, den sie systematisch zu vier größeren Besitzkomplexen erweiterten, die
sich (mit Ausnahme der „Abtei Lungwitz", des
Tafelgutes des Abtes, auf den Friedmann im weiteren
Verlauf der Arbeit nicht weiter eingeht) sämtlich zwischen Altenburg und Kaaden (Kadaň) bzw. Saaz (Žatec) in Böhmen an der
Handelsstraße oder in ihrer Nähe bildeten. In jedem dieser Komplexe
richteten die Mönche einen zentralen Wirtschaftshof ein, von dem aus die Güter verwaltet, die Abgaben der Untertanen erhoben
und Waren zum Kloster, nach Zwickau oder zu anderen an der Handelsstraße
gelegenen Orten transportiert werden konnte. Zwei dieser Höfe – Gardschütz südlich von Altenburg und Wistritz
(Bystřice) in Böhmen - waren Grangien,
das Zentrum des dritten Komplexes bildete der Grünhainer
Stadthof in Zwickau. Hinzu kamen noch
die näher an der Abtei befindlichen, ebenfalls an der Handelsstraße gelegenen, von den Zisterziensern erworbenen Städtchen
Zwönitz und Schiettau. Die damit einhergehende verstärkte Hinwendung des Kloster zum Handel trug
vor allem dem Umstand Rechnung, »daß eine immer größer werdende Zahl von Menschen im
Erzgebirgsraum versorgt werden mußte« (S. 369). Obwohl sich der Autor vornehmlich
um den nichtagrarischen Bereich der Klosterwirtschaft gekümmert hat, erkennt er deutlich und zutreffend: »Der agrarische
Wirtschaftsbereich des Klosters bildete [...] von Beginn an das die Ökonomie
der Zisterze bestimmende Element« (S. 397) und warnt davor, die Beteiligung
Grünhains am Bergbau trotz ihrer großen Bedeutung überzubewerten. Die
montanwirtschaftlichen Aktivitäten der Abtei »stellten nur ein Element der klösterlichen Wirtschaft dar und müssen unbedingt
in das Gesamtumfeld aller Bereiche der Klosterwirtschaft eingeordnet
werden. [...] Eine Beschäftigung der Grünhainer
Mönche mit dem Bergbau bzw. dem Montanwesen
insgesamt ist erst für den Zeitraum nach der Konsolidierung der
klösterlichen Herrschaft und Wirtschaft auf der Grundlage von Ackerbau,
Viehzucht, Waldnutzung und Handel
feststellbar« (S. 397). Deutlich wird für die gesamte Klosterwirtschaft,
wie sehr sich Zisterzienser an der Salzstraße orientierten: »Offenbar gezielt
dehnte Grünhain seinen Besitz in die
wesentlich fruchtbareren und altbesiedelten Gebiete um Altenburg und Zwickau
sowie um Kaaden
und Saaz aus und schuf hier bedeutende Grangien. [...] Die von Anfang an bedeutende Fernstraße hielt die
Verbindung vom Kloster zu diesen Besitzkomplexen und bildete die Leitlinie für das
wirtschaftliche Engagement des Klosters« (S. 398). Unterstrichen wird diese Erkenntnis durch eine vom
Herausgeber beigegebene Karte der Besitzungen des Klosters Grünhain und seiner
Klosterhöfe und -städtchen (S. 332, Abb. 1; Zeichnung: Ellen Franke
nach Entwurf von Winfried Schich),
die noch durch sieben Fotos des Herausgebers von den Grünhainer
Höfen in Zwickau (S. 382, 384 Abb. 3–4) und Gardschütz
(mit Mühle, S. 386–389, Abb. 5–9) ergänzt
werden.
In allen drei Arbeiten tritt die außerordentliche Fähigkeit der Zisterzienser
zur Anpassung ihrer Wirtschaft an die jeweilige natur- und kulturräumlichen
Gegebenheiten der Region deutlich
zutage. Während die Arbeit von Bulach auf die
jeweilige Nutzung der Stadthöfe entsprechend den konkreten Bedürfnissen der
Abteien hinweist, zeigen die Beiträge von Lange und Friedmann Wege auf, die die Zisterzienser
beschritten, um die bei der Gründung vorgefundenen Standortnachteile hinsichtlich des Ackerbaus zu kompensieren:
Während Himmelpfort sich verstärkt vor
allem im Bereich der Mühlenwirtschaft und der Gewässernutzung engagiert hat, nutzte Grünhain seine Lage an der
Fernhandelsstraße Halle/Leipzig–Zwickau–Prag vor allem dazu aus, weiter
entfernt an dieser Straße gelegene Güter auf fruchtbareren und günstiger zu bearbeitenden Böden zu erwerben und sich am Handel
zu beteiligen. Hinzu kam bei Grünhain (allerdings erst seit ca. 1330) die
Beteiligung an Bergbau und Hüttenwesen. Vielleicht hätte Friedmann noch etwas stärker auf die bei der
Klostergründung bestehende wirtschaftliche Situation des Grünhainer Umlands eingehen können.
Die Existenz der Nikolaikirche und ihre Entwicklung zur Wallfahrtsstätte im frühen 13. Jahrhundert weisen
deutlich darauf hin, dass in der
Region um Grünhain um 1235 nicht nur eine bereits etablierte bäuerliche
Besiedlung des Landes existierte,
sondern dass der Raum schon damals eine größere wirtschaftliche Bedeutung gehabt haben muss und in Grünhain höchstwahrscheinlich
bereits vor der Stiftung der Zisterze eine größere Kaufmannssiedlung bestand, neben der
sich eine Infrastruktur entwickelt hatte, die ein geordnetes Wallfahrtswesen ermöglichte.
Es ist in der Geschichtswissenschaft
bisher eigentlich nicht üblich, Magister- oder Staatsexamensarbeiten zu publizieren, zumal diese von der
Qualität her häufig noch nicht an die von Dissertationen und anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen
heranreichen. Insofern sind Herausgeber und Verlag hier ein gewisses Risiko
eingegangen. Trotz kleinerer Schwächen, die sich in allen drei Arbeiten aufzeigen lassen, muss hier jedoch betont
werden, dass die Forschungsergebnisse ihre Publikation mehr als rechtfertigen.
Durch sie wird die für das Gebiet Mitteldeutschlands
konstatierte Forschungslücke im Bereich der Zisterzienser- und Ordensforschung deutlich geringer, und es dürfte durchaus
lohnenswert sein, die Ergebnisse mit denen von Arbeiten zu weiteren Zisterzen nicht nur im
Raum zwischen Ostsee und Erzgebirge, sondern auch im Altsiedelland sowie im
benachbarten Böhmen und Polen zu vergleichen. Alle drei Beiträge sind als von Winfried Schich betreute Magister- bzw. Staatsexamensarbeiten am ehemaligen Lehrstuhl für Landesgeschichte an der
Humboldt-Universität zu Berlin entstanden. Sie sind als landeshistorische
Arbeiten in methodischer Hinsicht von der von diesem Lehrstuhl ausgehenden Schule geprägt, die nicht nur durch ein
tief durchdringendes Studium der schriftlichen Quellen, insbesondere der Urkunden, sondern auch durch
interdisziplinäre Aufgeschlossenheit,
speziell gegenüber den Erkenntnissen der Archäologie, der genetischen
Siedlungsforschung, der
Toponomatologie, Geologie, Geographie, Topographie, Sphragistik, Bau- und Kunstgeschichte sowie synoptischen Auswertungen
anhand von Karten gekennzeichnet ist. Sie sind von daher auch Ausweis der qualitätvollen Arbeit, die an diesem
Lehrstuhl geleistet worden ist. Es
ist darum um so unverständlicher, dass durch die vom Berliner Senat verordnete
Sparpolitik dieser Lehrstuhl
nach dem Ausscheiden von Winfried Schich aus dem Amt
auf den Torso einer
halben Professur reduziert worden ist, nachdem bereits zuvor der ehemals an der
Freien Universität Berlin existierende Lehrstuhl für Historische Landeskunde
der Sparschere zum Opfer gefallen
ist. Damit wurde die landesgeschichtliche Forschung in Berlin (in organisatorischer Hinsicht) zu einem
Schattendasein verurteilt, durch das Untersuchungen, wie sie in den Arbeiten
von Bulach, Lange und Friedmann und vor allem den
zahlreichen Veröffentlichungen
von Schich vorliegen, kaum noch möglich sind. Berlin
sollte daher den Mut und die Kraft aufbringen, an wenigstens einer seiner drei Universitäten wieder
einen vollständigen Lehrstuhl
einzurichten, an dem landeshistorische Forschungen fortgeführt bzw. wieder
aufgenommen werden können!
Christian Gahlbeck in: »Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands« Bd. 54 (2008)
Winfried Schich veröffentlicht in diesem
Band drei Abschlussarbeiten, die in den Jahren 2000 bis 2002 am Lehrstuhl für
Landesgeschichte an der Humboldt-Universität Berlin eingereicht wurden. Im
Anhang sind Quellen- und Literaturverzeichnis beigefügt.
Im ersten Beitrag gelingt es Doris Bulach unter dem
Titel »Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster Eldena, Neuenkamp und Hiddensee« nach Vorbemerkungen und Analyse
der Quellenlage die vielfältigen Beziehungen aller vorpommerschen Zisterzen zu den Städten des Raumes zu beleuchten. In allen
größeren Städten der südwestlichen Osteeküste lassen
sich Stadthöfe nachweisen, die als Verbindungspunkt der sonst so
unterschiedlichen Partner ›Kloster‹ und ›Stadt‹ dienten. Ab dem Ende des
13. Jhs. stellt Bulach
einen Wandel in den Beziehungen fest. Die inzwischen konsolidierten Städte
waren nun nicht mehr an einer weiteren Ausdehnung der Einflussbereiche der
Klöster interessiert, sondern versuchten sie zunehmend aus dem Wirtschaftsleben
der Städte herauszudrängen. Die Klöster wiederum reagierten bei der Anlage
neuer Stadthöfe mit Zugeständnissen, um diese doch noch zu realisieren.
Dabei sei die Ausrichtung der Stadthöfe durchaus unterschiedlich angelegt
gewesen. Die klösterlichen Stadthöfe in Greifswald und Stralsund dienten im 13.
und 14. Jh. vor allem als Handelshöfe, später vor allem der Abwicklung von
Rechtsgeschäften. In den kleineren Städten scheint dagegen der Mühlenbesitz von
Bedeutung gewesen zu sein, wodurch die Stadthöfe wohl vor allem
landwirtschaftliche Aufgaben wahrgenommen haben. Gerade der Mühlenbesitz in
Städten sei nach Bulach eines jener Phänomene, die
sich für die Stadthöfe in Bischofsstädten im Altsiedelland
nicht feststellen lassen, da hier die Stadt in der Regel bereits lange vor dem
Kloster bestand. Als Beispiele nennt sie Köln und Würzburg, wobei meiner
Ansicht nach die Vergleichbarkeit einer Bischofsstadt mit den von Bulach angeführten Orten Goldberg oder Plau
fraglich ist.
Nachdem in der Arbeit von Doris Bulach
breite Beziehungsnetze zwischen Klöstern und Stadthöfen im Vordergrund standen,
betrachten die beiden Arbeiten über Himmelpfort und Grünhain die Entwicklung
von jeweils einem Kloster. Von besonderer Bedeutung waren hierbei vor allem die
Gründungssituation, die Gründungsausstattung und die naturräumlichen
Bedingungen. Erfreulich ist, dass mit der Arbeit von Marion Lange die erste
wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Arbeit zu Himmelpfort entstanden ist.
Als Spätgründung (1299) in einer Randlage war Himmelpfort von Anfang an auf
Einnahmequellen neben den ackerbaulichen Erträgen angewiesen. Dabei setzten die
Mönche auf den Aufbau von Mühlen, die Fischerei- und Holzwirtschaft. Vor allem
die intensiv betriebene Fischereiwirtschaft brachte das Kloster aber in
Konflikt mit den umliegenden älteren Siedlungen. Die Bezeichnung Himmelpforts
als ›Sorgenkind‹ am Ende seiner Geschichte könnte nach Lange auf das
Zusammenspiel mehrerer Faktoren, wie dem frühen Aussterben der Askanier als
Schutzpatrone, den schlechten Bodenverhältnissen oder den dauerhaften
Grenzstreitigkeiten anzulasten sein.
Uwe Friedmann geht in seiner Arbeit von den
naturräumlichen Bedingungen der Klosterumgebung aus und schildert die
wirtschaftlichen Betätigungsfelder der Bewohner dieses Gebietes, wobei hier nun
auch der Bergbau hinzukommt. In diesem Rahmen sucht er nach Anzeichen für die
Beteiligung der Zisterzienser in den einzelnen Bereichen und trifft u.a. auf
Aktivitäten im Bereich von wasserbetriebenen Hammerwerken. Hier könnte sich die
Wasserbaukunst der Zisterzienser mit den ökonomischen Notwendigkeiten des
Bergbaus ergänzt haben. Da das Klostergebiet gegenüber dem Erzgebirgsvorland deutlich
benachteiligt war, dehnte der Konvent seine Besitzpolitik schon bald über die
unmittelbare Umgebung des Klosters auf die Altsiedelgebiete
um Zwickau und Altenburg im Pleisenland sowie Kaaden und Saaz aus. Mit dem
Aufschwung des Bergbaus im späten Mittelalter konnte das Kloster mit eigenen
städtischen Marktorten in der Umgebung eine gesicherte wirtschaftliche Basis
gewinnen.
In allen Arbeiten wird deutlich herausgestellt, wie
flexibel sich die einzelnen Zisterzen auf die Gründungsgegebenheiten
eingestellt und sich den wirtschaftlichen und kulturräumlichen Entwicklungen
angepasst haben.
Neben den bereits für diesen Raum erschienen Arbeiten vom Sven Wiehert (Das
Zisterzienserkloster Doberan im Mittelalter, Berlin 2000), Andreas Niemeck (Die Zisterzienserklöster Neuenkamp
und Hiddensee im Mittelalter, Köln 2002), Holger Kunde (Das
Zisterzienserkloster Pforte: die Urkundenfälschungen und die frühe Geschichte
bis 1236, Köln 2003), Martina Schattkowsky (Altzelle,
Zisterzienserabtei in Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner, Leipzig
2002) und dem Sammelband von Hansjürgen Brachmann, Elzbieta Foster,
Christine Kratzke und Heike Reimann
(Das Zisterzienserkloster Dargun im Stammesgebiet der Zirzipanen,
Stuttgart 2003) sind diese Arbeiten eine erfreuliche Ergänzung der Forschungen
zu den Zisterziensern Mittel- und Ostdeutschlands.
Andreas Kuczera,
Gießen
Drei
verschiedene Autoren aus der Schule des Hg. füllen mit ihren jeweils
selbständigen Beiträgen, von denen jeder sein eigenes Quellen- und
Literaturverzeichnis besitzt, diesen Band. Im Mittelpunkt stehen
vergleichsweise spät gegründete Zisterzen im Osten
des Reiches. Gemeinsam ist den drei Texten auch die Orientierung auf die zisterziensische Wirtschaftstätigkeit im nichtagrarischen
Bereich: den Mühlenbetrieb, die Fischerei, die Waldnutzung und den Bergbau
sowie auf Handwerk und Handel. Ein Ausdruck dieser Tätigkeit ist die
Einrichtung von Stadthöfen durch die Zisterzienser. Auf zwei bisher nicht
beachtete und gut erhaltene Höfe dieser Art – den Kampischen
Hof in Stralsund und den Grünhainer Hof in Zwickau –
wird besonders hingewiesen. Im Einzelnen behandelt Doris Bulach,
Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster
Eldena, Neuenkamp und Hiddensee (S. 15–178), die
vielfältigen Kontakte dreier pom-merscher Klöster zu
den Küstenstädten Greifswald und Stralsund wie zu den im Binnenland gelegenen,
weniger bedeutenden städtischen Ansiedlungen. Vor dem Hintergrund des
Forschungsstandes arbeitet die Vf. dabei die
Besonderheiten in den städtischen Wirtschaftsbeziehungen und in der
Mühlenwirtschaft der Mönchsgemeinschaften im Nordosten Deutschlands heraus. –
Marion Lange, Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine Spätgründung im
Randgebiet der Mark Brandenburg – Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung (S.
179–300), und Uwe Friedmann, Das Zisterzienserkloster Grünhain. Die
wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des
nichtagrarischen Bereichs (S. 301–406), betonen die Folgen der naturräumlichen
Bedingungen für die von ihnen behandelten Klöster, welche in einem Mangel an
landwirtschaftlich nutzbaren Böden bestanden und so früh das Interesse auf
andere Einkunftsmöglichkeiten lenkten. Himmelpfort – in einer wald- und
wasserreichen Gegend angelegt – wurde auf diese Ressourcen verwiesen und nutzte
sie zu Energiegewinnung und Fischwirtschaft. Wellnesstourismus gab es damals
noch nicht. Grünhain, hoch im westlichen Erzgebirge gelegen, versuchte durch
ein Engagement im Bergbau und damit verbunden der Verpachtung von
wasserkraftbetriebenen Hammerwerken das Fehlen ackerbaulich nutzbarer Flächen
zu kompensieren. Die Studien belegen eine eindrucksvolle Anpassung der Klöster
an die vorgefundenen Verhältnisse. Sie werden durch ein gemeinsames Ortsregister
abgeschlossen und legen ein weiteres Mal Zeugnis ab für die Leistungsfähigkeit
landesgeschichtlicher Forschung.
Michael Lindner in »Deutsches Archiv für
Erforschung des Mittelalters« Bd. 62,2
Die in diesem Band
enthaltenden drei Studien sind unterschiedlich lange Abschlussarbeiten zu
insgesamt sechs Klöstern. Es wird in ihnen nicht die für die
Zisterzienserklöster vorrangige Landwirtschaft, sondern vor allem die
nichtagrarische Wirtschaft betrachtet: Mühlenbetrieb, Fischerei, Waldnutzung,
Bergbau, Handwerk und Handel. Doris Bublach
untersucht unter dem Titel Zisterzienser und Stadt. Die städtischen Beziehungen
der vorpommerschen Klöstern Eldena, Neuenkamp und
Hiddensee. Nach jeweils einer Einführung in die Klostergründung geht sie
systematisch auf die Stadthöfe der Klöster, deren Besitz und Rechte in den
benachbarten Städten – Greifswald, Stralsund, Plau
und Goldberg –, die Einnahmen aus dortigen Wirtschaftsbetrieben, den Handel der
Klöster, die personellen Beziehungen und natürlich den kirchlichen Einfluss auf
die Städte ein. Marion Lange: Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine
Spätgründung im Randgebiet der Mark Brandenburg – Ausstattung und
Wirtschaftsentwicklung, betrachtet insbesondere die Wirtschaftsentwicklung des
Klosters und hier auch den – spärlich überlieferten – Handel sowie die
Beziehungen des Klosters zu den Städten Lychen und Fürstenberg. Uwe Friedmann
wiederum befasst sich mit einem Kloster im Erzgebirge: Das Zisterzienserkloster
Grünhain. Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des
nichtagrarischen Bereichs. Dabei behandelt er vor allem die Verkehrslage des
Klosters, seinen Handel und sein Handwerk in den klostereigenen Städten
Grünhain, Schiettau und Zwönitz, die Rolle der
Wirtschaftshöfe und die Finanzgeschäfte des Klosters. Alle Beiträge dieses
Bandes, der auch ein hilfreiches Ortsregister enthält, bieten fundierte
Erkenntnisse insbesondere zu den Stadtbeziehungen von Feldklöstern und betonen
damit gegenüber der geistlichen vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der
Zisterzienserklöster.
Herta Häfele-Kellermann
in »Hansische Geschichtsblätter« 124/2006
Der durch
zahlreiche Arbeiten zum Zisterzienserorden bekannte Herausgeber hat im
vorliegenden Band zwei Magisterarbeiten und eine Staatsprüfungsarbeit
veröffentlicht, die am Lehrstuhl für Landesgeschichte der Humboldt-Universität
Berlin entstanden sind. Doris Bulach hat sich unter
dem Thema »Zisterzienser und Stadt« den Beziehungen der Zisterzen
Eldena, Neuenkamp und Hiddensee zu den Städten
Greifswald, Stralsund, Plau und Goldberg gewidmet.
Die zweite Arbeit von Marion Lange untersucht das Kloster Himmelpfort mit
Ausstattung und Wirtschaftsentwicklung. Die dritte Untersuchung von Uwe
Friedmann widmet sich der wirtschaftlichen Tätigkeit der Zisterze
Grünhain. Es ist begrüßenswert, daß durch diese
Veröffentlichung auch Arbeiten im Druck vorgelegt werden, die sonst überwiegend
ungedruckt und damit auch meist von der Forschung völlig unberücksichtigt
bleiben. Es wäre zu hoffen, daß im Rahmen des
Lukas-Verlages und der vorliegenden Reihe solche Publikationen auch in Zukunft
möglich sind, da die Arbeiten teilweise Desiderate der Forschung aufarbeiten.
Die drei Arbeiten geben zahlreiche lokal wertvolle Ergebnisse, die das Bild der
Zisterzienser abrunden.
Immo Eberl
in:» EllwangerJahrbuch«, 2004/2005
Der bildungspolitische Aberwitz ist
offenbar: Während das wiedervereinigte Berlin sich anstrengt, seiner
Hauptstadtrolle gerecht zu werden und dabei auch die tragenden ebenso wie die
belastenden Elemente der Vergangenheit bedenkend und gedenkend nicht aus den
Augen zu verlieren, und während Brandenburg sich bemüht, auch als »Kulturland«
wahrgenommen zu werden, ist erst an der Freien Universität mit der Emeritierung
von Gerd Heinrich die Professur für Historische Landeskunde weggefallen und
sodann mit der Pensionierung von Winfried Schich auch
der Lehrstuhl für Landesgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin dem
Rotstift zum Opfer gefallen. – Was hat diese Lamentatio
mit den hier zu rezensierenden Büchern zu tun? Ganz einfach: Sie erinnern
eindringlich daran, daß das Verdienst von Professoren
nicht nur in der Veröffentlichung eigener Arbeiten liegt, sondern ebenso in der
Anregung, kritischen Förderung und Schulung des wissenschaftlichen Nachwuchses,
also in der Erhaltung kontinuierlicher Forschung, im Brückenbau hin zu neuen
Ufern.
Der von W. Schich herausgegebene
Band enthält drei bei ihm entstandene akademische Abschlußarbeiten:
1. Doris Bulach: Zisterzienser und Stadt. Die
städtischen Beziehungen der vorpommerschen Klöster Eldena, Neuenkamp
und Hiddensee; 2. Marion Lange: Das Zisterzienserkloster Himmelpfort. Eine
Spätgründung im Randgebiet der Mark Brandenburg - Ausstattung und
Wirtschaftsentwicklung; 3. Uwe Friedmann: Das Zisterzienserkloster Grünhain,
Die wirtschaftliche Tätigkeit unter besonderer Berücksichtigung des
nichtagrarischen Bereichs.
Wie der Herausgeber bemerkt, ist den drei Beiträgen
gemeinsam, »daß weniger die Landwirtschaft, die für
die überwiegend ländlich orientierten Zisterzienser charakteristisch ist, als vielmehr
die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich im Mittelpunkt stehen. Dazu gehören
der Mühlenbetrieb und die Fischerei, die Waldnutzung und der Bergbau, das
Handwerk und - nicht zuletzt – der Handel«. Liegt ein Hauptnutzen des
Dreierpacks auch darin, daß vergleichende
Zisterzienserwahrnehmung hier leicht gemacht und der geographische Rahmen
kirchlicher Landesgeschichte relativ großzügig bemessen wird, so soll dennoch
an dieser Stelle nur die Studie über Himmelpfort etwas näher vorgestellt
werden.
Seit Adolph Friedrich Riedel 1857 im 13. Band seines Codex diplomati-cus
Brandenburgensis die ihm zugänglichen Überlieferungen
zur Geschichte der 1299 von Markgraf Albrecht III. im
brandenburgisch-mecklenburgischen Grenzraum in Absprache mit dem Lehniner Vaterabt gegründeten Zisterze
C(o)eli porta (Himmelpfort)
herausgegeben und daraufhin nur ein Jahr später E.D.M.
Kirchner in den Märkischen Forschungen VI, seine, die Riedel'schen
Texte weithin übersetzende oder paraphrasierende Geschichte dieses Klosters
veröffentlicht hatte, sind so gut wie keine weiteren einschlägigen
vorreformatorischen Quellen aufgetan worden. Das ist besonders bedauerlich für
Interessenten am geistlichen und geistigen Leben im Raum Fürstenberg - Lychen -
Templin, denn nicht einmal ein Bücherverzeichnis ist aus Himmelpfort
überliefert. Besser haben es da wirtschaftsgeschichtlich orientierte Forscher,
wenn sie nur an die altbekannten Texte moderne Fragen richten und sich von
innovativen Vorbildern jüngerer Zeit, wie etwa von Christian Gahlbecks Buch über »Zisterzienser und Zisterzienserinnen
in der Neumark« oder von ihren akademischen Lehrern anregen lassen. M. Lange
hat dies getan, und so wird man informiert über die naturräumlichen Grundlagen
des Stiftungsgebietes, die es verständlich machen, warum der Schwerpunkt der Himmelpforter Klosterwirtschaft von Beginn an weniger auf
den agrarischen Sektor als auf Fischerei, Mühlen und Handel ausgerichtet war,
bis hin zu der doch nur sehr bedingten Anwendbarkeit der Kuhn'schen
These von der kirchlichen Siedlung als Grenzschutz. Richtige Stadthöfe hat
Himmelpfort nicht unterhalten, um so mehr Aufmerksamkeit verdient m. E. die
Erwägung der Verfasserin, ob nicht die Klostermühlen in Lychen und vor den
Toren von Fürstenberg und Templin als eine Art Ersatz genutzt wurden.
Kritisch anzumerken ist u. a. das Fehlen einer die Angaben
von G. Abb in der Germania Sacra
(1,1,1 (1929), S. 329f.) ergänzenden oder korrigierenden chronologischen
Auflistung der Klostermitglieder, die unterlassene Nennung und Nutzung der »Bibliographie
der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin …«, bearbeitet
von U. Creutz (1988), sowie mangelnde Akkuratesse bei der Übernahme von Quellen
aus der Edition Riedels. Letzteres kann zuweilen zu
Sinnverschiebungen führen, z.B. wenn wegen der
Verwechslung von »s« und »f« statt »Hausrat (husrede)«
»Hofgerät
(hufrede)« verstanden wird (S. 215 Anm. 136; richtig
hingegen S. 287 Anm. 393). Insgesamt ist jedoch der Wertung des Herausgebers)
beizupflichten, wonach »die Arbeit über Himmelpfort […] die erste
wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Untersuchung [ist], die das in einem
Randbereich der Mark Brandenburg spät gegründete Kloster in die neueren
Forschungen über die Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser einordnet«.
Dietrich Kurze in: »Jb. für Berlin-Brandenburgische
Kirchengeschichte«, 65. Jg., 2006
Die
wiederholt festgestellten Forschungslücken hinsichtlich der mittel- und
ostdeutschen Zisterzienserklöster konnten in den letzten Jahren
erfreulicherweise mehr und mehr geschlossen werden. Der vorliegende Band, nun
schon der 19. in der Reihe zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser,
leistet dazu einen weiteren Beitrag. Denn er vereinigt nicht nur drei
umfangreichere Arbeiten zur Wirtschaftstätigkeit mehrerer Klöster, nämlich der
vorpommerschen Zisterzen Eldena, Neuenkamp
und Hiddensee, des brandenburgischen Klosters Himmelpfort und des im westlichen
Erzgebirge gelegenen Klosters Grünhain. Er liefert darüber hinaus – besonders
mit den beiden letztgenannten Untersuchungen – aktuelle Forschungsergebnisse zu
bisher relativ wenig beachteten Klöstern. Sie werden in dankenswerter Weise
durch die Publikation dieser ursprünglich in den Jahren 2000 bis 2002 als
Magister- bzw. Staatsexamensarbeiten am Lehrstuhl für Landesgeschichte der
Humboldt-Universität zu Berlin eingereichten Studien einem breiteren Leserkreis
zugänglich. […]
Wie bereits eingangs bemerkt, liefert das hier in Rede stehende Buch
einen wichtigen Beitrag zur weiteren historischen Erforschung der mittel- und
ostdeutschen Klosterlandschaft. Alle hier besprochenen Arbeiten zeichnen sich
durch große Anschaulichkeit aus, was zu guten Teilen an dem reichhaltigen
Karten- und Bildmaterial liegt. Die beigegebenen Literaturverzeichnisse
gewähren einen schnellen Überblick über die verwendete Literatur. Kritisch wäre
in diesem Zusammenhang anzumerken, daß – sicher
zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit - im Inhaltsverzeichnis auf eine
Wiedergabe aller Kapitel verzichtet wurde, was es zuweilen etwas schwierig
macht, sich zurechtzufinden. […]
Andreas Niemeck
in: »Baltische Studien«, Neue Folge, Band 91/2005
Die drei in diesem Band präsentierten Abschlußarbeiten
am Lehrstuhl für Landesgeschichte der Humboldt-Universität Berlin befassen sich
mit der Wirtschaftstätigkeit der vorpommerschen Zisterzen
Eldena, Neuenkamp und Hiddensee, des
brandenburgischen Klosters Himmelpfort und des Klosters Grünhain im westlichen
Erzgebirge. Alle diese Klöster entstanden innerhalb eines Jahrhunderts
[zwischen 1199 und 1299], im Hinblick auf die allgemeine Ausbreitung der
Zisterzienser in Europa also relativ spät. Sie bauten ihre Klosterwirtschaft
von Anfang an stärker auf die Arbeit fremder Hände auf, ohne freilich die
Wirtschaft in Eigenregie ganz aufzugeben. Gegenstand der Untersuchungen ist
aber weniger die Landwirtschaft, die eigentlich für die überwiegend ländlich
orientierten Zisterzienser charakteristisch ist, sondern vielmehr die
Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich. Dazu gehören der Mühlenbetrieb und die
Fischerei, die Waldnutzung und der Bergbau, das Handwerk und – nicht zuletzt
der Handel. Bei allen behandelten Zisterzen fällt
auf, daß sie sich jeweils an die vorgefundenen,
regional unterschiedlichen natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten angepaßt haben.
[ab] in:»Erbe und Auftrag«, Heft 6/2005
Der Band vereinigt drei größere
Arbeiten über die Wirtschaftstätigkeit der vorpommerschen Zisterzen
Eldena, Neuenkamp und Hiddensee des brandenburgischen
Klosters Himmelpfort und des Klosters Grünhain im westlichen Erzgebirge, In ihnen
steht weniger die Landwirtschaft, wie sie für die überwiegend ländlich
orientierten Zisterzienser eigentlich charakteristisch ist, im Mittelpunkt,
sondern vielmehr die Aktivitäten im nichtagrarischen Bereich. Dazu gehören der
Mühlenbetrieb und die Fischerei, die Waldnutzung und der Bergbau, das Handwerk
und – nicht zuletzt – der Handel. Bei allen behandelten Zisterzen
zeigt sich eine beeindruckende Anpassung an die vorgefundenen, regional
unterschiedlichen natur- und kulturräumlichen Gegebenheiten Die behandelten
Klöster bauten ihre Klosterwirtschaft von Anfang an stärker auf der Arbeit
fremder Hände auf, ohne freilich die Wirtschaft in Eigenregie ganz aufzugeben.
In: »Hieronymus News«, Heft 49/2005