Oliver
H. Schmidt / H. Jürgen Feuerstake (Hg.)
Die Zisterzienser und ihre Klöster in Brandenburg
Ein kulturhistorisch-touristischer
Führer
Schon die Erstauflage (1998) dieses kulturhistorisch-touristischen
Führers fand in Rezensionen und Medien sehr positive Kritik, wurde bald zu
einem Standardwerk und war schnell vergriffen. Deshalb ist es zu begrüßen, daß
der Verlag jetzt eine vollkommen überarbeitete und in mehreren Kapiteln
deutlich erweiterte Neuauflage präsentiert. Der Zisterzienserorden hat die
mittelalterliche Kulturlandschaft Brandenburgs nachhaltig geprägt. Das hat
Herausgeber und Autoren des vorliegenden Buches veranlaßt, alle ehemaligen
Klöster der Zisterziensermönche und Zisterziensernonnen akribisch und
bemerkenswert informativ vorzustellen. Dankbar nimmt man die gründliche
Einführung in die geistig-kulturelle Welt der Zisterzienser zur Kenntnis, die
Recherchen zur Geschichte und Organisation des Zisterzienserordens, zum
Wirtschaftsleben und zur Kunst sowie zur Architektur der Zisterzienser mit
Themen wie: Christliches Mönchtum, Benedikt von Nursia,
Reformen des Mönchtums vor 1100, Europa im Jahr 1098, Die ersten Äbte von Citeaux, Bernhard von Clairvaux,
Grundlagen des zisterziensischen Lebens, Anziehungskraft der Zisterzienser,
Verbreitung des Ordens, Ämter und Organisation des Konvents, Der zisterziensische Tagesablauf, Die Zisterzienserinnen.
Nach diesen Erörterungen von Oliver H. Schmidt und Stephan Worch
widmet sich Uta Puls dem Wirtschaftsleben der Zisterzienser, u. a. der
Blütezeit des Ordens, den Eigenwirtschaftskreisläufen und der Besiedelung zur
Festigung der Territorialmacht, bevor Oliver H. Schmidt die zisterziensische
Kunst und Architektur analysiert. Bereichert wird die Einführung durch den
Beitrag von Stephan Warnatsch zur deutschen
Ostbewegung (zur Entstehung der Mark Brandenburg im Allgemeinen und der Rolle
der Zisterzienser in diesem Siedlungsraum im Einzelnen) und durch Warnatschs ebenso aufschlußreichen Artikel über die
Geschichte der Mark Brandenburg bis zur Reformation. Diesen Kapiteln schließen
sich die reich illustrierten Beiträge zu den Klöstern an, zu
Altfriedland, Boitzenburg, Chorin, Doberlug-Kirchhain
(Dobrilugk), Heiligengrabe, Himmelpfort, Jüterbog, Lehnin, Lindow, Mühlberg,
Neuzelle, Seehausen, Stepenitz (Marienfließ),
Zehdenick, Ziesar und Zinna. Mit erstaunlicher
Sachkenntnis wird die Geschichte eines jeden Klosters von der Gründung bis zur
Auflösung detailliert vorgestellt unter Berücksichtigung von Lage und Entstehung,
baulichem Bestand, Baugeschichte, Landbesitz, Wirtschaftszweigen, politischer
Bedeutung, seiner Reliquien, seiner Ausgrabungen, die interessante Einblicke in
den Klosteralltag bieten, u. a. m. Dabei werden auch wenig bekannte Anlagen
dokumentiert, die selbst für den Kenner der brandenburgischen Klosterlandschaft
neue Entdeckungen sein dürften. Der ganze Reichtum der bedeutenden und
geschichtsträchtigen Hinterlassenschaften der Brandenburger Zisterzienser und
Zisterzienserinnen werden dem Leser faszinierend erschlossen. Um ihre Reise in
die Geschichte zugleich praktikabel zu gestalten, bieten die Autoren zu jedem
Kloster aktuelle touristische Hinweise. Der kulturhistorische Reiseführer ist
nicht nur ein unentbehrliches Standardwerk für Touristen, sondern ein
vielseitiges Neuland erschließendes bedeutendes Werk für die Ordensforschung,
für Historiker, Kunsthistoriker, Wirtschaftshistoriker und
Kulturwissenschaftler im weitesten Sinn.
Fritz Wagner in: »Cistercienser Chronik, Heft 3,
2005
Daß Günther Jauch einen
sanften Konservativismus lebt, ist bekannt. Der Askese verdächtig war er indes nie. Trotzdem hat sich der Wahl-Potsdamer
um Brandenburgs Zisterzienser verdient gemacht. Ohne es zu wissen
wahrscheinlich, auf jeden Fall unabsichtlich. Denn als er in Elke Heidenreichs
tantenhafter, aber quotenfetter ZDF-»Lesen!«-Show die
Erinnerungstexte der Widerständlerwitwe Emmi
Bonhoeffer auflagensteigernd lobte, ermöglichte er dem kleinen
Berliner Lukas Verlag für Kunst- und
Geistesgeschichte ein unerwartetes Einnahmeplus und damit die Verwirklichung
bis dahin unerfüllbarer Wunschprojekte.
Noch im Sommer 2004 hatte der quicke Lukas-Chef Frank Böttcher ans Aufhören gedacht. Doch nach
Jauchs TV-Coup im April wurde 2005 zum Erfolgsjahr: Mit dem Bonhoeffer-Band
schaffte er Platz fünf in der
»Spiegel«-Bestsellerliste und 18 000 Verkäufe, also genügend Geld heran, um endlich »seinen« kulturhistorischen Führer über »Die Zisterzienser
und ihre Klöster in Brandenburg« nachdrucken zu können.
Die 3700
Exemplare der 1998er Erstauflage waren rasch restlos vergriffen. Während diese starke Anteilnahme in der doch ziemlich christenfreien
Mark überraschte, sprach sie andererseits für die Güte des Produkts. Was
Lesbarkeit, Kompetenz und Illustrationen betraf, ist es das brauchbarste gewesen,
das zum Thema zu haben war.
Die Herausgeber Oliver H. Schmidt und H. Jürgen Feuerstake hatten
alles Notwendige über Ordensgeschichte, -ökonomie, -kunst und -alltag populärwissenschaftlich
gerafft, ohne sich dabei akademisch zu desavouieren. Nur daß sie statt Fußnoten hier eben Fahrtrouten, Adressen und Telefonnummern auflisten
mußten.
Die
Nachauflage ist nun nicht zwingend anders, doch in vielem besser geworden. Die
einführenden Essays sind gründlich erweitert, Satz und Layout (keine groben Farbfonds mehr!)
gediegener, und die Broschur wurde von einem verschleißfesten Hardcover abgelöst. Das einzige, was man
nach wie vor vermißt, ist eine kommentierte Bibliographie als Lektürehilfe für Laien. Trotzdem dürfte dieser »Kloster-Baedeker«
Vergangenheitsbegeisterte generell und märkische
Geschichtstouristen (zwischen Altfriedland und Zinna)
speziell beglücken. Mit ihm gelang, was eher die Ausnahme ist:
die Ansprüche eines Lese- und Reisebuchs mit denen eines
Lehr- und Lernbuchs auszubalancieren. Warum auch immer mit Fontane wandern?
Ausgeliefert
wurde Böttchers Guide noch pünktlich im Brandenburger Kulturland-Jahr
»1000 Jahre Christentum«. Als Zugabe freilich. Zur Lukas-Pflicht gehörte nämlich ohnehin die
publizistische Begleitung der Kampagne: Ob Fachtitel über Ziesars Bischofsburg oder die Studie über Heiligengrabes streitbare Nonnen, ob jüngst die kluge Aufsatzsammlung über die »Kirchen in den
historischen Stadtkernen« als Ergänzung zum Kloster-Führer oder der Potsdamer »Gott in Brandenburg«
-Ausstellungskatalog, der eigentlich ein Lebensbuch für Christen und Nichtchristen ist – Böttchers Bücher verdienen Leser. Mit oder ohne Günther Jauch.
Frank Kallensee
in: »Märkische Allgemeine Zeitung« vom 12.12.2005
Reisen ist nicht gleich Reisen.
Vorbereitung und Nachbereitung eines Sich-Entfernens
vom Heimatort spielen eine nicht unwichtige Rolle für eine gelungene Reise. Der
kunsthistorisch fundierte Band gibt einen umfassenden Überblick der
Zisterzienserklöster Brandenburgs. In den 16 Klosterporträts sind Leben und
Arbeit der Mönche beschrieben: Skizzen zur ausgeklügelten Wasserversorgung,
Abbildungen von Reliquien aus den Schätzen der Ordensbrüder und
Aufschlußreiches über das Mäzenatentum der Baufinanzierung der Klosteranlage.
Straßennamen wie Weinbergweg oder Hopfensteig führen noch heute auf die Spuren
der fleißigen Mönche. In allen Himmelsrichtungen sind die Überreste der
Zisterzienserklöster verteilt. Und mit dem Band in der Hand kann man sich
getrost eine der Stätten der Ordensbrüder als Ziel auswählen.
Das Buch überholt manchen bereits vorliegenden Versuch, den
Weg der arbeitsamen Mönche aus dem französischen Cîteaux in die
mittelalterliche, auf Erschließungshilfe dringend angewiesene Mark
nachzuzeichnen. Es ist attraktiver: 400 meist farbige Abbildungen – das wird
bisher nirgends geboten. [...] Und der Band zeichnet sich aus durch populäre
Mischung von Ordensgeschichte, Einführung in die geistig-kulturelle der Welt
der »Weißen Mönche«, Gebäudebeschreibungen, Schilderung klösterlichen
Wirtschaftens, Tourentips mit Adressen und Telefonnummern. »Berliner
Morgenpost«
Der »kulturhistorisch-touristische
Führer« macht es mit Hilfe von Karten und Schaubildern, Auskünften über
Reisewege, Adressen und Veranstaltungshinweisen dem Benutzer leicht, den Spuren
der Zisterzienser zu folgen. Aber das ist es nicht allein, was ihn besonders
empfehlenswert macht. Vier sachverständige und von ihrem Gegenstand faszinierte
Historiker haben in ihm nicht nur die Geschichte der bekannten und oft
behandelten zisterziensischen Männerklöster dargestellt. sondern sich mit
gleicher Sorgfalt auch den lang in deren Schatten stehenden brandenburgischen
Frauenklöstern zugewandt. [...] Für denjenigen, der glaubt, schon alles über
die Zisterzienser in Brandenburg zu wissen, hält allein schon die Illustration
des Bandes soviel neue Einzelheiten und Überraschungen bereit, daß er sich die
Lektüre dieses schönen und dennoch preiswerten Buches oder wenigstens den Blick
in seinen Bilderteil nicht entgehen lassen sollte. Kaspar
Elm in der »Berliner Zeitung«
Ein hervorragend gestaltetes und
sorgfältig recherchiertes Buch, das für Berlin und Brandenburg in den
Grundbestand gehört, ansonsten breit zu empfehlen ist. »ekz-Informationsdienst«
Der illustrierte Führer ist lesenswert
für alle, die dem Wirken der »Weißen Mönche« in Brandenburg nach Abklingen des
Zisterzienser-Rummels auf eigene Faust nachspüren möchten. [...] Dabei werden
auch wenig bekannte Anlagen dokumentiert, die selbst für den Kenner der brandenburgischen
Landschaft eine Entdeckung sein dürften. »Der Tagesspiegel«