Andreas Behrendt, Jens Rüffer, Peter-Michael Seifried (Hg.)

Band 23: musica mediaevalis

Liturgie und Musik

 

Im Rahmen des Jubiläums »Tausend Jahre Christen­tum in Brandenburg« fanden 2003 und 2005 auf der alten Bischofsburg Ziesar und in der ehemaligen Abtei Lehnin zwei internationale Symposien zur »Kunst und Kultur der Zisterzienser« statt, deren Vorträge in den beiden vorliegenden Bänden enthalten sind. Unter dem Titel »musica mediaevalis« werden vier der zisterziensischen Musik und Liturgie gewidmete Aufsätze in einem separaten Band veröffentlicht. Erich Möde überschreibt sein Referat mit »Sine musica nulla religioohne Musik keine Religion« und stellt die Einheit von Leiblichkeit und Geistigkeit in Bezug auf die musikalische Seite der religiösen Praxis heraus. Mit der zisterziensischen Klosterreform ist eine umfassende Korrektur im Sinne einer stärkeren Authentizität der damals gültigen Überlieferung des gregorianischen Chorals verbunden; darüber sprach Johannes Berchmans Göschel. Wolfgang Katzenschläger übersetzt und kommentiert das Tonale Sancti Bernardi, eine der wichtigsten Quellen des Zisterzienserchorals. Der Aufsatz von Jürgen Meyer befasst sich mit den akustischen Eigenschaften der Zisterzienserkirchen. – Im zweiten Band werden unter dem Titel »Spiritualität in Raum und Bild« die übrigen Referate der beiden Symposien dargeboten. Der inhaltliche Bogen ist hier weiter gespannt. Die Themen reichen von Aufsätzen zu historischen Aspekten über kunsthistorisch-ästhetische Analysen bis hin zu Fragen zur Liturgie und Spiritualität. Ausführlich und kompetent werden vor allem die Buchmalerei, die Buchkunst und die Architektur der Zisterzienser gewürdigt.

Theodor Hogg OSB in »Erbe und Auftrag«, 84. Jg. (2008), H. 1

 

Die vier in diesem Band versammelten Aufsätze beschäftigen sich in unterschiedlicher Weise mit Musik und Religion im Allgemeinen bzw. mit Musik und Liturgie im Besonderen. Sine musica nulla religio ohne Musik keine Religion – ist das Leitmotiv des Beitrags von Erwin Möde. Musik und religiöse Praxis sind von alters her untrennbar miteinander verbunden. Der religiöse Akt vollzieht sich in synästhetischen Erlebnissen, die Geist und Körper – Atem, Sprache und Gesang – gleichermaßen einbeziehen. Ein besonderes Ziel der zisterziensischen Klosterreform bestand in der Korrektur liturgischer Gesänge. Unter anderem sollten jene einstimmigen Choräle, die man Papst Gregor dem Großen zuschrieb, wieder authentisch gesungen werden. Johannes Berchmans Göschl untersucht diesen Teil der Liturgiereform. Eine der wichtigsten Quellen zur Musikauffassung der Zisterzien­ser ist das unter dem Titel Tonale Sancti Bernardi überlieferte Tonar. Wolfgang Katzenschlager legt diesen Text hier erstmals kommentiert in deut­scher Übersetzung vor. Der Aufsatz von Jürgen Meyer schließlich führt zurück zu Erwin Mödes Überlegungen. Während Letzterer das Subjekt in seiner Einheit von Leiblichkeit und Geistigkeit in Bezug auf die musikalische Seite der religiösen Praxis beschrieb, steht bei Meyer der Kirchenbau, in dem sich das Klangerlebnis vollzieht, im Mittel­punkt. Er analysiert die akustischen Gegebenhei­ten verschiedener Ordensbauten und zieht daraus »Konsequenzen für den heutigen Umgang mit Zisterzienserkirchen«. Es wäre zu wünschen, dass die Lektüre Gewissen wachrüttelt und daraufhin vielleicht manche nachkonziliare Unbedachtheit rückgängig gemacht werden könnte.
HJR in der »Cistercienser Chronik«, 114. Jg. (2007), H  3