Ludwig Bamberg
Die Potsdamer Garnisonkirche
Baugeschichte – Ausstattung – Bedeutung

 

Als britische Kampfflugzeuge in der Nacht vor genau 62 Jahren ihre Bomben über Potsdam abwarfen, bekam die Garnisonkirche wohl keinen Treffer ab. Aber Funken flogen vom brennenden Langen Stall durch Luftöffnungen ins Glockengeschoss und setzen die Holzkonstruktion in Brand – Luftöffnungen, die man erst Ende der 1920er Jahre nachrüstete, weil das Holz unter der Kupferblechverkleidung faulte. Nachzulesen ist das in dem Buch »Die Potsdamer Garnisonkirche«. Der Brand war der Anfang vom Ende der Kirche, deren Wiederaufbau geplant und zugleich umstritten ist. Man hoffe, die Gründung einer Stiftung noch in diesem Jahr abzuschließen, erklärte jetzt der Förderverein für den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Der Grundstein liegt bereits seit zwei Jahren. Die evangelische Kirche plant ein internationales Versöhnungszentrum. Die Aussage, dass es für die Gründung der Stiftung 100 000 Euro aus Lottomitteln gibt, rief die Landtagsabgeordnete Anita Tack (Linkspartei) auf den Plan. Sie hakte nach. Finanzminister Rainer Speer (SPD) habe schließlich immer ausgeschlossen, dass öffentliche Mittel für das Bauprojekt fließen. Heraus kam, das Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die 100 000 Euro zusagte. Weitere Mittel sollen jedoch nicht fließen, versicherte Staatskanzleichef Clemens Appel. Für Tack ist die Zusage Platzecks ein Unding. Auch Lottomittel sind öffentliche Gelder, betont sie. Im Mitteilungsblatt der Potsdamer Sozialisten steht die Information über Tacks parlamentarische Anfrage und Appels Antwort unter der Überschrift: »Üb´ immer Treu und Redlichkeit…« Es handelt sich um eine Melodie des Glockenspiels der Garnisonkirche. Am heutigen Sonnabend hält der ehemalige Geschichtslehrer Werner Mihan einen Vortrag über »Die Nacht von Potsdam«, also den Bombenangriff im April 1945. Mihan spricht um 19.30 Uhr in der Ausstellung zur Garnisonkirche in der Breiten Straße. Doch das Ende der Garnisonkirche hängt nicht nur zusammen mit der Nacht von Potsdam, sondern zum Beispiel auch mit dem Tag von Potsdam: Zur Eröffnung des Reichstages am 21. März 1933 schüttelte Adolf Hitler dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg vor der Garnisonkirche die Hand. Dies symbolisierte eine Allianz von Faschismus und militaristischem Preußentum. In seinem sehr informativen Buch »Die Potsdamer Garnisonkirche« widmet sich Ludwig Bamberg vor allem der kunsthistorischen Seite des Bauwerks. Gleich im ersten Satz betont der Autor, das Thema dürfe nicht »politischen Auseinandersetzungen« überlassen bleiben. Die Garnisonkirche sei ein Bauwerk ersten Ranges, ein bedeutendes Beispiel protestantischen Kirchenbaus im 18. Jahrhundert gewesen, was Bamberg durch den Vergleich mit eventuellen Vorbildern in Rom, London oder Antwerpen beweist. Der Autor räumt allerdings ein, dass die Garnisonkirche zu einem »politischen Ort« gemacht wurde, und das nicht erst am 21. März 1933. Die SA zog bereits vor 1933 mit Trommelwirbel und gesenkten Fahnen vorbei. Etwas anderes als nur eine Kirche ist das Bauwerk spätestens seit dem Tod Friedrichs II. Der Thronfolger Friedrich Wilhelm II. ließ den König gegen dessen ausdrücklichen Willen in der hiesigen Gruft beisetzen. »Die Garnisonkirche wird ab jetzt ständig vereinnahmt und missbraucht; sie ist jetzt eine preußische Wallfahrtsstätte«, schreibt der Architekt und Kunsthistoriker Ludwig Bamberg. Die Hohenzollern schmückten die Kirche mit einer Marmorskulptur des Kriegsgottes Mars und mit erbeuteten Fahnen. Lässt man diese politisch-geschichtlichen Fakten beiseite, so gelingt es Bamberg mit seinen Zeilen und den dazu gestellten historischen Fotos und Zeichnungen, dass der Leser die 1968 erfolgte Sprengung der Ruine fast unweigerlich bedauert. Die Frage ist nur, ob die Fotos nicht auch zeigen: Die alte optische Wirkung wird eine wieder errichtete Garnisonkirche nicht entfalten können. Zu viel veränderte sich in der Umgebung.
Andreas Fritsche im »Neuen Deutschland« vom 14. April 2007

Seit beschlossen wurde, die Fassaden des Potsdamer Schlosses wieder auferstehen zu lassen, hat die Debatte um die Rekonstruktion der Garnisonkirche neue Kraft erhalten. Denn beide Bauten sind in ihrer Geschichte eng verknüpft. Wie sehr, das zeigt das neueste von vielen Büchern zu dem einstigen preußischen Nationalmonument und bedeutendsten preußisch-barocken Kirchenbau, geschrieben von dem Potsdamer Architekten und Kunsthistoriker Ludwig Bamberg. Er stellt uns die bis zur Sprengung 1968 hochragende, an niederländischen und norddeutschen Vorbildern des 17. Jahrhunderts orientierte Garnisonkirche als ein Kunstwerk vor, das aus den kirchen- und militärreformerischen Ideen König Friedrich Wilhelm I. geboren wurde. Knapp und gut lesbar werden die vielen Umbauten und Neudekorationen rekonstruiert, auch jene fatale Dachrestaurierung, die den Turmschaft zu einer Art Schlot werden ließ, so dass dessen Brand sich 1945 auf die ganze Kirche ausweiten konnte. Bamberg weitet den Blick über die Architektur und Innenausstattung auf die theologischen Debatten und Machtkämpfe zwischen Hof, Pfarrern, Kirche und Gemeindemitgliedern. Und er zeigt uns, was für ein eminent politischer Bau diese Staats-, Militär- und Volkskirche einst war.
Nikolaus Bernau in »Berliner Zeitung« vom 12. März 2007

 

 

Die Garnisonkirche in Potsdam wurde nach Plänen von Philipp Gerlach zwischen 1730 und 1735 errichtet und stellte das Hauptwerk preußischen sakralen Barocks dar. Ende des zweiten Weltkriegs wurde sie von Bomben getroffen, stark beschädigt und brannte aus. Seit 1950 wurde sie wieder provisorisch als Sakralraum genutzt. Obwohl in ihrer nicht brennbaren Substanz weitgehend erhalten und reparierbar, wurde sie wie viele andere wertvolle historische Bauten von der ehemaligen DDR 1968 mutwillig und gegen alle Proteste der Bevölkerung gesprengt.
Schon seit der Sprengung laufen Bemühungen um eine Rekonstruktion des Bauwerks (ISG-Magazin 3/2005, Seite 24). Unabhängig davon, wie der Einzelne zu einer Rekonstruktionen steht, wurde durch die vorliegende Publikation dem für die deutsche Baukunstgeschichte so wichtigen Gebäude eine adäquate Dokumentation gewidmet, die auch auf angemessene Weise die Unkultur des damaligen DDR-Regimes würdigt – der Turm der Garnisonkirche stürzte erst nach einer zweiten Sprengung endgültig in sich zusammen.
In der Publikation werden die Vorgeschichte von Potsdam und des Sakralbaus, der Vorgängerbau und die Garnisonkirche selbst, ihre Veränderungen und ihre Zerstörung durch Krieg und DDR mit Plänen, historischen Aufnahmen und vielen Dokumenten sowie Vergleichen mit verwandten Bauten belegt.
Hasso Hohmann in »ISG – Internationales Städteforum Graz«, 1 – 2007

 

 

Nec soli cedit? Nein, der Sonne wich Preußens Adler nicht. Zum Absturz zwang ihn erst ein Sachse. Im Juni 1968.
Dieses »Nec soli cedit« hatte sich jener Friedrich Wilhelm I. als Lebensdevise gewählt, den liberale Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts unfair als »Soldatenkönig« tadeln sollten. Die Potsdamer Garnisonkirche ließ diesen Sinnspruch golden über der Stadt erglänzen: Eine Sonne schwebte auf der Helmstange des Turmes, und vom Windbalken schwang sich nämlicher Aar zu ihr hinauf, derweil ihm gegenüber die königlichen Initialen FWR und eine Kanonenkugel das Gleichgewicht der Wetterfahne besorgten. Auch in der Kirche flatterte der Vogel dem Gestirn entgegen, am Kanzelkorb in Carraramarmor und an der Orgel mit mechanischen Flügeln. Warum? Zunächst sollte er an den 1709 bei Malplaquet errungenen Sieg über Frankreichs Sonne Louis XIV. erinnern, wo Friedrich Wilhelm mitgefochten hatte, vor allem aber flog er für das Selbstbewusstsein des jungen Preußen, das Großmacht werden wollte, derweil die französische Sonne sank. Genau diese politische Metaphorik dürfte aber am Ende dazu beigetragen haben, dass der Adler von den Genossen gerupft wurde, nachdem ihm die Bomben vom April 1945 das Gefieder bereits angesengt hatten. Walter Ulbricht ließ die Ruine der Garnisonkirche sprengen, weil sie ihm als Hofkapelle der Hohenzollern verhasst war, weil sie für ihn die (in der Tat ambivalente) Verschwägerung von Thron und Altar symbolisierte und mehr noch die von Militarismus und Faschismus. Spätestens der »Tag von Potsdam«, den Hitler am 21. März 1933 friderizianisch-national inszenierte, hatte das Gotteshaus zum Synonym für den »bösen« Geist von Potsdam gemacht.
Dazu ist vorneweg und grundsätzlich anzumerken, dass ein Gebäude nie für das beschuldigt werden kann, was in ihm geschehen ist. Es sagt also viel (wenn nicht alles) über die intellektuelle Disposition der politbürokratischen Stadtplanierer, dass sie sich darum nicht scherten. Das hätten sie freilich auch nicht getan, wenn sie Ludwig Bambergs Monographie schon hätten lesen können, weil sie sich dann selbst aus der ideologischen Bahn hätten werfen müssen.
Nach den – gerade in der Vor- und Nachwendezeit – so enorm wichtigen Arbeiten des Potsdamer Denkmalpflegers Andreas Kitschke rückt Bamberg nun mit neuen Archivalienkenntnissen und einigem akademischem Biss zusammen und zurecht, was die Garnisonkirche im Innersten zusammenhielt – und legt vor, was gemeinhin den Titel Standardwerk verdient. Und hier nennt der 1935 in Potsdam geborene Kunsthistoriker zuvörderst die Absicht des gekrönten Bauherrn, einen bescheiden schönen Bet- und Predigt(quer)saal zu schaffen, in dem allein das Wort Gottes galt, dem sich auch der König verpflichtet glaubte. Nichtsdestotrotz war die von Philipp Gerlach von 1732 bis 1735 realisierte Kirche keine ästhetische Billiglösung, weder architektonisch noch städteplanerisch. Bamberg weist auf Vorbilder wie die Schlosskapelle in Torgau hin und stellt den engen Bezug zur barocken Traktatliteratur über Kirchenbau her. Andererseits führt er überzeugend vor, dass der 90 Meter hohe Turm zwar ältere Amsterdamer Verwandte zitierte, im Ganzen aber eine eigenständige Leistung war. Garnison- und Heiligengeistkirchenturm prägten die Silhouette der Stadt (als »points de vue«) und markierten ihre Breite.
Exakt sind äußere Kubaturen und Ausstattung – wie Kanzelaltar oder Wagner-Orgel – beschrieben, inklusive der Veränderungen die Friedrich Wilhelm III. und zuletzt Wilhelm II. anordneten, um dem mit der Grablege Friedrichs des Großen 1786 zum Kultort gewordenen Gebäude zu noch mehr (leider zweifelhaftem) Ruhm zu verhelfen. Womit wir wieder beim Anfang wären. Morgen referiert Bamberg live darüber, im Potsdamer Kutschstall.
Frank Kallensee in der »Märkischen Allgemeinen Zeitung« vom 10. Januar 2007

 

 

Zwei Kirchen besetzten im 18. Jahrhundert die Pole protestantischen Kirchenbaus: Die Dresdner Frauenkirche und die Potsdamer Garnisonkirche. Sie bestimmen auch heute wieder die Rekonstruktionsdebatte. Der originalgetreue Wiederaufbau der Frauenkirche hat die Blicke erneut auf die Garnisonkirche und ihre Nachbau-Pläne gelenkt.
Die jetzt als Buch erschienene Magisterarbeit von Kreisbaurat a.D. Ludwig Bamberg könnte daher aktueller nicht sein. Unabhängig davon besticht das Buch über die wegen ihrer patriotischen Instrumentalisierung nicht unumstrittene Kirche durch den großen Facettenreichtum der Gesichtspunkte: Die Garnisonkirche als Denkmal der Kultur-, Kirchen- und Stadtbaugeschichte.
Wie der Autor die bauhistorische Entwicklung des Gebäudes und den kunsthistorischen Weg der Innenausstattung vom schlichten Predigtraum unter Friedrich Wilhelm I. zur weit prächtigeren »Wilhelminischen Kirche« im 19.Jahrhundert aufzeigt, liest sich geradezu spannend.
Die Fülle der Beispiele und Vorbilder im europäischen Raum bis in unsere Region mit Bauten in Goslar, Lutter, Zellerfeld und Wolfenbüttel, dokumentiert mit 170 Fotos, ist außerordentlich instruktiv.
Es gehört zu den großen Vorzügen der Veröffentlichung, dass Ludwig Bamberg an der Garnisonkirche zugleich Kirchengeschichte mit der Entwicklung des protestantischen Kirchenbaus festmacht und die konfessionelle Situation zwischen Reformierten und Lutheranern in Brandenburg-Preußen prägnant schildert. Bamberg arbeitet weiterhin die wichtige, nunmehr verloren gegangene Komponente der stadtbildprägenden Funktion der Garnisonkirche mit ihrem weithin sichtbaren Turm heraus.
Objektiv leuchtet der Autor zudem die wechselvolle Geschichte des Zeitgeistes aus, wie er sich in der Potsdamer Garnison widerspiegelte. Mit der Beisetzung des Sarkophags Friedrichs des Großen in der Gruft der Kirche hatte sich die Garnisonkirche zur »preußischen Wallfahrtsstätte« und später zur »Ruhmeshalle der preußischen Armee« mit den in den Freiheitskriegen erbeuteten Fahnen beiderseits des Altars entwickelt. Die Mischung von Patriotismus und Frömmigkeit wussten die Nationalsozialisten auszunützen bis hin zum »Tag von Potsdam«, als sich dort am 21. März 1932 Hindenburg und Hitler die Hand reichten. In der DDR endete die Geschichte der Garnisonkirche mit ihrem Abbruch im Jahr 1968. Sehr interessant die in der Anlage zitierten mutigen Protestbriefe der Pfarrer. Abschließend streift Bamberg die Möglichkeiten der Rekonstruktion der Kirche.

Dr. Ursula Müller in »Goslarsche Zeitung« vom 19. Oktober 2006

 

 

Von der Kiezstraße bis zur Breiten Straße sind es nur ein paar Schritte. Sodann wurde die Garnisonkirche mit ihrem schlanken barocken Turm zur Bewunderung frei gegeben. Aber hören konnte Ludwig Bamberg das Glockenspiel der Kirche bis in sein Kinderzimmer hinein. Mit den Chorälen »Üb immer Treu und Redlichkeit« und »Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren«hat er sich schlafen gelegt und ist am Morgen aufgestanden. Als die Glocken jedoch zum Gottesdienst riefen, haben die Bambergs die Einladung nicht angenommen. Als Katholiken besuchten sie die Messe in der St. Peter und Paul-Kirche auf dem Bassinplatz. Doch den Organisten und Glockenisten der Garnisonkirche, Prof. Otto Becker, hat Ludwig Bamberg gut gekannt, schließlich waren sie Nachbarn. Vater Bamberg betrieb in der Kiezstraße ein Kolonialwarengeschäft, nebenan befand sich das Küster- und Kantorenhaus, in dem auch die Beckers wohnten. Ludwig Bamberg, Jahrgang 1935, hat die furchtbare Nacht der Zerstörung der historischen Mitte Potsdams erlebt, die Nacht vom 14. auf den 15. April 1945. Bei den Bombenangriffen haben er und seine Eltern die Solidarität zwischen den Nachbarn in besonderer Weise erfahren. Doch mußten sie, als sie den Luftschutzkeller verließen, erleben, daß die Garnisonkirche, das Wahrzeichen Potsdams, die Wirkungsstätte Beckers brannte. Dieses Gotteshaus »begleitete« Ludwig Bamberg sein Leben lang. Nun hat er über die Garnisonkirche ein Buch veröffentlicht, das soeben im Lukas Verlag Berlin erschienen ist. Die Veröffentlichung ist das Ergebnis der Magisterarbeit von 2004. Ludwig Bamberg begann 1955 an der Technischen Universität im damaligen Westberlin Architektur zu studieren. Als in der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 die SED-Führung den »antifaschistischen Schutzwall«, die Mauer, baute, befand sich Bamberg im Westteil Berlins. Er wurde ein Ausgegrenzter.
Nach dem Studium ging der frisch gebackene Architekt nach Tübingen und Göttingen, schließlich nach Goslar, wo er noch heute wohnt. Dort war er viele Jahre Baudezernent des Landkreises. Als die Pensionierung »drohte«, wollte sich Bamberg nicht zurücklehnen und nichts tun. Er nahm sich vor, noch einmal hohe Anforderungen an sich selbst zu stellen. Er begann ein zweites Mal zu studieren, diesmal Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin. Für die Magisterarbeit hatte er zunächst die Idee, das weite Feld der Skulpturen zu beackern. Doch sein Professor riet, er möge seine tiefen Beziehungen zur Potsdamer Garnisonkirche nutzen und eine Arbeit über sie zu verfassen. Und so ist das Buch entstanden, voller Lebendigkeit und Liebe zur Heimatstadt.
Nach der Wende von 1989 hielten sich Buchveröffentlichungen über das architektonisch und geschichtlich wichtige Gotteshaus in Grenzen. [] Ludwig Bamberg beleuchtet in seinem mit historischem Bildmaterial reich ausgestatteten Buch detailliert die Baugeschichte, die Ausstattung und die Bedeutung der Kirche. Dabei bedenkt der Autor die religiöse Situation in Brandenburg-Preußen und die Haltung des Throninhabers Friedrich Wilhelms I. […] Bei der Konzeption für ein neues Gotteshaus in Potsdam kam für den König keine Schloßkapelle in Frage. Er wollte gemeinsam mit seinen Soldaten Gottesdienste feiern in einer eigens dafür gebauten Kirche. Die Garnisonkirche wurde ein Werk des Berliner Militärarchitekten Philipp Gerlach. Im Jahre 1732 fand die Einweihung statt.
Mit großer Kenntnis, die der Autor nach ausgiebigem Quellenstudium erlangte, hat Bamberg sich der Architektur des Kirchenraums und seiner Ausstattung zugewandt. Spannend wird es in diesem Buch unter anderem dann, wenn Ludwig Bamberg bauhistorische Vergleiche mit Schloßkapellen anderer Fürstenhäuser heranzieht, die Vorbilder des Turmes bedenkt oder über die in der Zeit Friedrich Wilhelms bevorzugten Querräume, die vor allem als der »Predigt angemessenen protestantischen Kirchenraum angesehen« wurden, berichtet. Das bestens strukturierte Buch erzählt auch vom Umgang mit dem Gotteshaus im Laufe seiner Geschichte. So über die Beisetzung Friedrichs des Großen neben seinem Vater in der Gruft der Garnisonkirche, die ohne den Willen des Königs erfolgte. »Die Garnisonkirche wird ab jetzt ständig vereinnahmt und mißbraucht; sie ist jetzt eine preußische Wallfahrtsstätte. Ob diese Entwicklung der Kirche recht ist, soll dahinstehen«, schreibt Bamberg. Umfassend berichtet der Autor über die pompösen Veränderungen im Innenraum unter den deutschen Kaisern: »Die Epoche reibt sich an dem Denkmal gläubiger Gesinnung und spartanischer Haltung des Erbauers«. Natürlich wird der verhängnisvolle »Tag von Potsdam« am 21. März 1933 in der Garnisonkirche mit Hindenburg und Hitler beleuchtet, ihre Zerstörung im April 1945 sowie die endgültige Vernichtung im Jahre 1968 seitens der SED. Ludwig Bamberg bedenkt auch die Debatte um den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Der Autor, der Mitglied der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Kirche ist, plädiert für ein rekonstruiertes Gotteshaus. Sicherlich auch, um es als ein markantes Glied im städtebaulichen Ensemble zu integrieren. Dies gehört für Bamberg zu einem wichtigen Thema in dieser so erkenntnisreichen und sachlich fundierten Monographie.
Trotz des sparsamen Umgangs mit Geld, hat König Friedrich Wilhelm bei seinen Kirchenbauten in Potsdam ein Hohelied auf die Schönheit »gesungen«. Und davon kann die Stadt schließlich auch künftig nicht genug bekommen.

Potsdamer Neueste Nachrichten, 12. Juli 2006