Eckhard Thiemann,
Dieter Desczyk
Berliner Brücken
Gestaltung und Schmuck
Die beiden Brückenbau-Ingenieure legen mit ihrer neuen Veröffentlichung ein Buch vor, an dem wegen seines Umfanges und seiner
Detailliertheit kein zukünftiger Chronist
vorbeikommen wird. Eingeleitet wird das Werk durch einen Essay über den Brückenentwurf, welcher das
Spannungsverhältnis zwischen Bauherrn, Ingenieur, Architekten
und Künstler und als schöpferischen Vorgang
beschreibt, auf den auch in den späteren
Einzelschilderungen immer wieder Bezug genommen wird. In sieben Kapiteln gehen dann die Autoren auf die Brückengestaltung in der
Stadtgeschichte ein. Damit wird auch die Berliner Geschichte des Brückenbaus lebendig…
Den größten Raum nehmen auf 160 Seiten die Einzeldarstellungen von 137 Brücken und Brückenensembles ein,
alphabetisch geordnet von der Abteibrücke in Treptow bis zur Zossener Brücke in Kreuzberg oder
nach Baujahren von der Langen Brücke von 1695 bis zum
Neubau der Rathausbrücke an gleicher Stelle
2012. Mit vielen Fotos werden neben der
Beschreibung des Brückenbaus und der
Gestalter Konstruktion, Gestaltung und Schmuck der Bauwerke vor Augen geführt. Haltung und Begeisterung der beiden Autoren werden in
Formulierungen deutlich wie bei der Moltkebrücke, wo es heißt: »Den bronzenen Militaria
haben die Kriegshandlungen 1945 den stilgerechten Garaus gemacht« oder beim
Torfstraßensteg, wo von »beschwingter Geländergestaltung« die Rede ist. Manches Detail der Brückengestaltung oder ihres Schmucks ist zu
entdecken, welches man normalerweise nicht sieht oder an dem man vielleicht
achtlos vorbeigeht. So wird auch der Kenner der Stadt manches für ihn Neue entdecken.
Karten mit der nummerierten Lage der Brücken laden zu einem
Rundgang oder einer Schiffsfahrt ein und erleichtern das Auffinden der
Bauwerke. Wer sich schnell über Brückenschmuck im Detail informieren will, findet eine fotografische
Zusammenstellung, geordnet nach Skulpturen und Plastiken, Geländern, Leuchten und Architekturdetails, jeweils chronologisch
aufgeführt. Eine Zeittafel, Brücken- und
Personenregister erleichtern das Auffinden der Einzelbauwerke. Ich werde
das Buch noch oft in die Hand nehmen, um mich an Einzelschilderungen und
Details zu erfreuen oder um Fragenden Auskunft zu erteilen.
Herbert Liman, in: Zeitschrift »Deutsches
Technikmuseum Berlin«, 2013
Brücken sind bekanntlich Bauwerke zur Führung von Verkehrswegen
über Flüsse, Straßen oder Unebenheiten und zeugen von ingenieurwissenschaftlicher
Präzision und mehr oder weniger vorhandener gestalterischer Einfühlungsgabe…
Im Herbst 1990 präsentierte die Senats-Verwaltung für Bau- und Wohnungswesen gemeinsam mit
der Magistratsverwaltung für Bauwesen die
fulminante Ausstellung »Berliner Brücken – Eine Ausstellung zur Kunst
des Brückenbauens in Berlin« und lieferte 1991 anlässlich einer zweiten
Präsentation am Spreeufer dazu einen Katalog. Eckhard Thiemann, seit 1966 Mitarbeiter
der Brückenbauverwaltung in Berlin (Ost), war an der Planung der Ausstellung
und der Erstellung des Katalogs maßgeblich beteiligt. Zusammen mit Dieter Desczyk, von 1965 bis 2000 Mitarbeiter der
Brückenbauabteilung in Berlin (West), legt er mit dem vorliegenden Band ein
aktuelles Standardwerk über die Geschichte der Gestaltung und Ausschmückung
der wichtigsten Berliner Brücken vor.
Nach einer kurzen Einführung zum Verhältnis von Bauherr, Ingenieur, Architekt
und Künstler gehen die Autoren
allgemein auf die Brückengestaltung in
der Berliner Stadtgeschichte bis zur Gegenwart ein. Es schließen sich
Einzelbeschreibungen ausgewählter Brücken in alphabetischer Reihenfolge an,
jeweils auf einer oder zwei Seiten mit präzisen Texten und vielen historischen
und aktuellen farbigen Abbildungen. Ingenieure, Architekten und beteiligte
Künstler werden namentlich aufgeführt, beginnend bei der Abteibrücke und
endend bei der Zossener Brücke. Wer weiß schon, dass
die Abteibrücke einer der ersten Stahlbetonbauten Deutschlands war, oder dass
die 1950 wiederaufgebaute schöne Zossener Brücke
bereits nach zwanzig Jahren aus verkehrstechnischen Gründen einem nüchternen
Neubau weichen musste? Auch nicht mehr vorhandene Bauwerke, wie die Alsenbrücke oder die Waisenbrücke, werden
gewürdigt. Dem Brückenschmuck als Gestaltungselement widmen die Autoren
16 Seiten mit 140 vorzüglichen Fotografien. Im Detail sehen wir
Skulpturen, Plastiken, Reliefs, Geländer, Leuchten, Architekturteile und
Mosaiken abgebildet.
Durch die im Anhang beigefügten Karten mit den eingezeichneten Brückenstandorten
ist ein Auflinden der beschriebenen Brücken auch
ohne Kenntnis der Namen leicht möglich. Ein Glossar erläutert bautechnische
Begriffe, das Literaturverzeichnis enthält alle relevanten Veröffentlichungen
einschließlich der Fachzeitschriften bis 2011. Ein Register der Brücken und ein
Namensregister erleichtern die Suche.
Nicht nur aufgrund seiner inhaltlichen Qualität, sondern auch wegen seiner Gestaltung
muss der vorliegende Band zu den schönsten Büchern des Jahres 2012 gerechnet
werden.
Martin Mende, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins,
109. Jahrgang (April 2013)
»Bei
jedem Bauwerk wird demnach zunächst die zweckmäßige Konstriction
jedes Theils zu bedenken sein, demnächst, wie diese Konstriction in schöne Verhältnisse gebracht, verziert und
durch bildende Kunst von hoher Bedeutung erhört werden kann.« (Karl Friedrich
Schinkel, 1820)
Mit diesem sehr zutreffenden Spruch vom Großen preußischen Baumeister wird
hiermit das äußerst anschaulich und präzise gestaltete Buch besprochen … dieses
Buch gibt einen fundierten Überblick über die Geschichte, Gestaltung und die
Ausschmückung der Berliner Brücken … Den Hauptteil des Buches bildet ein sehr
reich bebilderter, alphabetisch geordneter Katalog mit Einzeldarstellungen der
Bauwerke. In einem weiteren Kapitel werden die verschiedensten Schmuckelemente
– auch hier mit vorzüglichen Fotos – beschrieben … Unbedingt zu empfehlen!
mre, in: Berliner Verkehrsblätter, 60.
Jahrgang, Nr. 2 (Februar 2013)
Das Buch legt den Fokus auf die
Brücken und ihre jeweilige Gestaltung, besonders ihre
Schmuckelemente, ihre Skulpturen und Ornamente. Im Hauptteil gibt es einen sehr
reich bebilderten Katalog mit Einzeldarstellungen von rund 150 historischen und
zeitgenössischen Brücken. Eben eine Auswahl unter dem Aspekt der
ästhetisch-konstruktiven Gestaltung. Und da liegt der Fokus wirklich auf der
künstlerischen Ausgestaltung und nicht auf der Ingenieurstechnik…
Natürlich sind viele der ganz bekannten Berliner Brücken hier vorgestellt: die
Weidendammer, die Moltke- oder auch die Oberbaumbrücke. Aber eben auch andere
unbekannte, kleinere Brücken, auf die ein spezieller Blick ebenso lohnt.
Den
vollständigen Beitrag lesen…
Danuta Görnandt, kulturradio am 29.11.2012
So habe ich Berlin noch nie
gesehen. Mit den ersten Holzbrücken aus Cölln-Berlin
geht es los, allmählich werden die Brücken schöner, in der Kaiserzeit
prachtvoll, wie die Friedrichsbrücke vor der
(ehemaligen) Börse. Brücken über die Spree, S-Bahnbrücken, Autobahnbrücken,
Partybrücken wie die Admiralbrücke, Fußgängerbrücken wie der Humboldt-Steg von Bahnhof zur Kanzlerin. Sehr viele (auch
vorher-nachher) Bilder, nicht zu lange Texte, faszinierend. Man versteht auf
einmal, woran man früher gar nicht dachte. Es kommen auch Brücken vor, die es
nicht mehr gibt wie die Oranienbrücke mit den avantgardistischen Jugendstil-Lichgöttinnen. Nur für Männer? Ich glaube nicht.
www.berlinstory.de,
November 2012
Das Buch ist ein solider,
sachlicher Band. Zugleich ist er eine liebevolle Sammlung von Brücken, die
nichts Simples und Abschweifendes hat. Die Solidität und Sachlichkeit, die
einen wissenschaftlichen Anspruch hat, bestimmen den geistigen und
unterhaltsamen Gehalt der Publikation. Den werden auch die anerkennen, für die
die Brücken nur des reinen Zwecks wegen da sind. Das bedeutet, zuerst und
zumeist, trockenen Fußes von A nach B zu kommen …
Wer in der Stadt zuhause ist, hat so manche Brücke im
visuellen Sinn, wenn sie aufgerufen werden – also die
Weidendammer-, Glienicker-, Gertrauden-, Jungfern-
und Friedrichsbrücke. Die Löwen- oder Mohrenbrücke und, und, und. Berlin mit seinen wahrlich nicht
weltbewegenden Flüssen, seinen Kanälen und sonstigen Wasserwegen kann es mit
der Wasserstadt Venedig durchaus aufnehmen. Die deutsche Hauptstadt hat mehr
Brücken als das gefeierte und besungene Venedig. Was nicht sagt, dass Berliner Brücken
nicht »besungen« wurden.
Das aber ist kein Thema für die beiden Autoren. Aus gutem Grunde. In das
Konzept ihrer Darstellungen passen keine anekdotischen
Abschweifungen. Sie konzentrieren alle Aufmerksamkeit auf die Leistungen der
Ingenieure, Architekten, Künstler und Bauherren. Die Fülle der Informationen,
die sie gesammelt haben und ausführen, werden nicht
nur Laien erstaunen, Interessierte beeindrucken und Fachleute erfreuen.
»Berliner Brücken« ist kein touristischer Reiseführer. Mit jeder Seite will
das Buch die Leser wissender und wissender machen. Es ist für die da, die
ohnehin gewiss sind, dass bei einem Spaziergang nicht alles wahrgenommen wird,
wahrgenommen werden muss.
Der Sammelband der Berliner Brücken ist wertvoll wie eine Briefmarkensammlung.
Etwas, was immer wieder hervorgeholt werden will, weil es immer wieder etwas zu
entdecken gibt. Seite für Seite. Mal ist es eine nie gesehene Brücke. Mal ein
Detail einer Brücke, über die man schon einhundert Mal gegangen ist. Viel zu
gleichgültig. Viel zu gedankenverloren. Das Buch »Berliner Brücken« lehrt,
Brücken zu sehen … Was dem Berliner Senat offenbar nicht gelingt, Thiemann und Desczyk ist es
gelungen, Brücken nicht nur zu beachten, sondern zu achten. Anerkennenswert!
Den
vollständigen Beitrag lesen …
Bernd Heimberger, auf: literaturmarkt.info, 22.10.2012