Jan Winkelmann
Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts
Markgräfliche Herrschaft zwischen räumlicher »Ferne« und politischer »Krise«


Der Landschaftsname »Prignitz« wird erst­mals 1349 erwähnt. Das brandenburgische 14. Jahrhundert ist in der Forschung zum Sinnbild von Krise und Anarchie stilisiert worden. Raubritterüberfälle mit Dorfzerstörung – Wilsnack wurde 1383 eingeäschert – und die Pest, die im Elberaum 1389 und 1390 grassierte, ließen viele Prignitzdörfer wüst werden. Dieses Bild passte in eine Geschichtswahrnehmung, die von der Heroisierung der Hohenzollern geprägt war: Die unfähigen Markgrafen des 14. Jahrhunderts verschleuderten den Besitz und waren kaum anwesend, so vergaben 1336,1344 und 1357 die Mark­grafen Einkünfte aus Perle­berg. In einem neuen Buch des Lukas-Verlages Berlin geht Jan Winkelmann dieser scheinbar so schlüssigen Geschichtsdarstellung auf den Grund, indem er einerseits die Ergebnisse der älteren Ge­schichtsschreibung und deren theoretische Annahmen kritisch gegen den Strich bürs­tet und andererseits das 14. Jahrhundert und seine Markgrafen in einem größe­ren Bedingungsrahmen analysiert. Dabei kommt er zu interessanten Entdeckungen: Die fremdländischen Markgrafen brachten Modernisierungen ins Land, und die städtische Autonomie entwickelte sich. Spuren jener Zeit finden sich auch in Perleberg. So wurde das Rathaus im 14. Jahrhundert gebaut. Vom Mittelalter­bau ist nach dem Neubau 1839 nur noch der Westteil mit der einstigen Gerichts­laube (heute Trausaal) und dem Sitzungssaal im ersten Stock erhalten.
Wolfram Hennies, in: Märkische Allgemeine, 04.01.2013