Heinke Fabritius

Die italienischen Landschaftszeichnungen Franz Hornys

Eine Studie zum bildnerischen Denken um 1820

 

Spätestens zur Feier seines 200. Geburtstags 1998 wurde Franz Horny aus dem Schatten der Kunstgeschichte geholt, in der er fortan ein beachtenswertes, aber auch fest vermessenes Fach zugewiesen bekam… Alles schien gesagt, das schmale Gesamtwerk vor allem des Zeichners vergegenwärtigt und Horny im Olymp deutschrömischer Maler verortet: So trat er wie selbstverständlich 2005 in der Ausstellung »Endlich in Rom – Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts in Italien« an die Seite von Hackert, Koch, Richter u.a.m… Leider setzte eine Lungenentzündung seiner Karriere ein jähes Ende. Das noch nicht voll entwickelte Werk erfuhr in den oben angezeigten Ausstellungen zwar eine erfreuliche Würdigung, doch Franz Horny landete in der Schublade für schwankende beziehungsweise im Noch-Nirgendwo schwebende heikle Fälle: Es galt die Meinung, er habe sich noch nicht von entschiedenen Vorbildern (Joseph Anton Koch) oder von eigennützigen Ratgebern (Peter Cornelius) gelöst.
Heinke Fabritius unterzieht das Werk einer neuen Bewertung, die akribisch nachweist, wie Horny während der Arbeit an einzelnen Blättern eine erkennbare Wandlung vollzieht, in der er sehr wohl eine eigenständige Entwicklung nahm. Die Analyse der Arbeitsschritte deckt zwar auch die letztlich »vermeintliche Unentschiedenheit« auf, führt das »Nicht-zu-Ende-bringen-Können« aber nicht auf eine Unreife zurück, sondern auf »die unfaire Instrumentalisierung« sowie auf »innere wie äußere Verunsicherungen«. Hauptgegenstand der Untersuchung sind zwei hinreißende Blätter Hornys, »Blick auf Olevano« und »Abbruch eines bewaldeten Hanges«, beide 1822 im Rückzugsort des auf den Tod erkrankten Künstlers entstanden und – zumindest die Olevano-Arbeit – hinlänglich bekannt. Doch so intensiv hat sich offenbar noch niemand mit diesen Werken befasst, denn Heinke Fabritius weist schlüssig nach, dass es sich auf keinen Fall um Studien handelt, sondern um ausgereifte Zeichnungen, die dem selbstkritischen Urheber so kaum bewusst waren…
Die Arbeit setzt biographisch an, um im Verlauf der Handvoll Kapitel den »Weg zur Kunst«, die »Arbeit am Bild« bis hin zu theoretischeren Überlegungen zur »Künstlerexistenz und Selbstreflexion« und zur »Zeichnerischen Methode« zu finden. Einem guten Rat folgend, fügte Heinke Fabritius ihrer Dissertation in der Druckfassung eine ausgezeichnete Transkription des – leider nur bis 1815 reichenden – Tagebuchs und etlicher Briefe hinzu, bislang unveröffentlichte Quellen, die den Werdegang und die Person Franz Hornys eingehend beleuchten.
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Günter Baumann, auf www.portalkunstgeschichte.de (Dezember 2012)