teilweise vierfarbig. Broschur, 124 Seiten, 13 Abb., 148 x 210 mm
2. Auflage, ersch. 15 Januar 2025
noch nicht erschienen
ISBN 978-3-86732-478-6
Ich stand, umgeben von Leichen.
Um mich herum brannten Häuser. Stürzten in sich zusammen. Frauen schrien. Kinder …
In welche Zeit war ich hineingefallen? Ohne Vorbereitung. Ich dachte bisher, es gäbe nur das Traumland, aus dem ich kam: mein schwereloses Leben im großelterlichen Paradies …
Ich blättere in den Aufzeichnungen aus meiner Jugend. Hatte geglaubt, sie würden nicht mehr existieren, diese Erinnerungen.
Erschrocken schiebe ich sie beiseite. Warum soll ich noch einmal eintauchen in die Welt dieses Kindes? Was geschah, liegt ein dreiviertel Jahrhundert zurück. Es war eine Zeit, die mich geprägt hat wie keine andere.
Das wohl …
Ich ziehe die Aufzeichnungen wieder vor. Habe es plötzlich eilig.
Es trifft mich, was ich hier nach sechzig Jahren lese. Mir wird wieder der ungeheure Bruch in meinem kindlichen Leben bewusst, der mich als Zehnjähriger mit aller Wucht erfasste und aus der behüteten Bahn riss.
Noch heute empfinde ich meine frühe Kindheit als Paradies, aus dem ich so unvermittelt vertrieben wurde.
Plötzlich verspüre ich das unwiderstehliche Bedürfnis, mich zu erinnern, die Kinderjahre auferstehen zu lassen …
Karl Schlösser
Karl Schlösser (* 14. Dezember 1934 in Demmin; † 21. März 2018 in Demmin) war ein deutscher Maler, Bildhauer und Schriftsteller.
Karl Schlösser verlebte seine Kindheit in Demmin und wurde hier im Frühjahr 1945 als Zehnjähriger Zeuge des Massensuizides von ca. 1000 Einwohnern der Stadt und Flüchtlingen. Nach dem Krieg erlernte er den Beruf des Uhrmachers und machte sich später als Handwerksmeister selbständig. Von 1963 bis 1973 leitete er das Arbeitertheater in Demmin. Während dieser Zeit erhielt er am Landestheater Anklam eine Regieausbildung. Von 1969 bis 1990 leitete er am Kreiskulturhaus in Demmin Erwachsenen- und Kinderzirkel für Plastik und Malerei. Anschließend war er bis 2003 Mitarbeiter der Archivbibliothek des Kreisheimatmuseums Demmin und danach dort weiter ehrenamtlich tätig. Dort konnte er auch mehrfach seine Bilder ausstellen. Weitere Ausstellungen präsentierte er im Raum Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Berlin und Itzehoe. Nach der Wende wurde Karl Schlösser vermehrt schriftstellerisch tätig. So veröffentlichte er mehrere Bücher zu regionalhistorischen Themen, Sammlungen von Sagen aus Vorpommern sowie Belletristik.
Die Stadt Demmin verlieh Karl Schlösser 2017 die Ehrenbürgerschaft.
Bücher
- »Fährmann, hol öwer – eine historische Wanderung um den Kummerower See«, Baltic-Verlagsagentur, Greifswald 1994
- »Vom Fangelturm zum astronomischen Salon – eine historische Wanderung um den Malchiner See«, Selbstverlag 2002
- »Der Schatz von Meesiger – Sagen aus dem Landkreis Demmin«, Baltic-Verlagsagentur, Greifswald 1994; erweiterte zweite Auflage »Die Jungfrau vom Kummerower See«, Selbstverlag 2009
- »Demmin, die andere Chronik. Fußnoten lokaler Geschichte«, Band I 2001 (2. Auflage 2016), Band II 2003, Band III 2005, Band IV 2009, Band V 2013, alle im Selbstverlag
- »Von Äbten, Priestern und Hexen – unzeitgemäße Geschichten«, Thomas Helms Verlag, Schwerin 2000
- »Die Marquise von Grimme – unzeitgemäße Geschichten«, Thomas Helms Verlag, Schwerin 2003
- »Ein erotisches Märchen aus dem Sozlismus im pommerschen Poggerow«, Roman, Lukas Verlag, Berlin 2006
- »Der Gutsherr«, Roman, Thomas Helms Verlag Schwerin, 2010
- »Meine Begegnungen mit der Malerin Ilse von Heyden-Linden«, Selbstverlag 2014
- »Vertreibung aus dem Paradies. Eine Kindheit in Demmin«, Lukas Verlag, Berlin 2017
- »Der Theatergraf. Roman in drei Akten«, Lukas Verlag, Berlin 2017