Noch schwanken wir allenthalben, welches die rechte Haltung zur offenbar anstehenden Großen Krise sein könnte: die fröhlich verdrängende Annahme, uns selbst wird es so schlimm schon nicht treffen, oder raunendes Zelebrieren wildester apokalyptischer Visionen. Keiner weiß, was sein wird, und was wir aus dem Studium der Geschichte wissen, hilft uns nicht wirklich weiter.

Meine Urgroßmutter verlor in der Weltwirtschaftskrise ihr Modegeschäft in Luckenwalde, mein einer Großvater ging nach Finnland, mein anderer Großvater war jahrelang arbeitslos und verbrachte die ungewollte Freizeit lieber in der Kneipe als zu Hause; ob es den Lukas Verlag auch in fünf Jahren noch geben wird, liegt also nicht an Susanne Werner und mir, die wir unser Bestes geben, allein. Natürlich werden wir alles tun, auch künftig so kraftvolle, inhaltsreiche, gediegene Bücher wie in den letzten dreizehn Jahren auf den Weg zu bringen, aber ob das ökonomisch trägt, wenn nichts mehr geht, wer weiß. Immerhin haben wir aktuelle Titel wie das Drei-Kilo-Werk »Die Kunst des Mittelalters in der Mark Brandenburg«, Jörn Düwels und Niels Gutschows Text-Bild-Band zur Zerstörung und zur Wiederaufbauplanung Hamburgs und Matthias Friskes handliche »Geschichte des MOSAIK von Hannes Hegen« im Programm. Außerdem könnte sich herumsprechen, daß das politische »Weltbühne«-Lesebuch »Aus Teutschland Deutschland machen« nicht nur schön gestaltet, sondern auch von frappierender Brisanz ist. Und für 2009 sind bereits jetzt an die zwanzig Titel geplant, darunter die wirklich harte Lebensgeschichte des politisch und kulturell engagierten Sudetendeutschen Eugen Mühlfeit, der im Kalten Krieg zwischen die Fronten der Geheimdienste geriet und beinahe zu Tode kam, sowie ein zweibändiges, wohl anderthalbtausend Seiten umfassendes Standardwerk über »Das Stadtbild Berlins im Spiegel der Druckgraphik von 1600 bis 1871« von Gernot Ernst. Alles Gute im neuen Jahr 2009 wünscht Ihnen mit gebremster Zuversicht, aber eben doch mit Zuversicht

Frank Böttcher