Was wäre die Buchlandschaft ohne die kleinen Verlage? Gerade heute, wo die Branche mit dem Rücken zur Wand steht, sind sie die Wagemutigen, die Experimentierfreudigen, die Entdecker. Die vermeintlich Randständigen bilden damit ein heimliches Zentrum der Bücherwelt. Der Berliner Lukas Verlag ist seit fast drei Jahrzehnten Teil dieser zwar disparaten und krisengeplagten, aber quicklebendigen Szene. Man schätzt ihn seit je wegen seines originellen Programms aus kultur- und zeitgeschichtlichen Sach- und Fachbüchern.
Gegründet hatte ihn der in Lutherstadt Wittenberg geborene, seit 1981 in Berlin lebende, damals fünfunddreißigjährige Frank Böttcher. Die Anmeldung beim Gewerbeamt erfolgte am 28. November 1995, die ersten Bücher erschienen ab April 1996: eine Hegel-Exegese und ein Band zum Wirken der Zisterzienser in Brandenburg. Seither fanden über sechshundert weitere Titel ins Programm. 2021 wurde diese Leistung mit dem Deutschen, 2023 mit dem Berliner Verlagspreis gewürdigt. Die jetzt fast drei Jahrzehnte währende Verlagsgeschichte war geprägt von existenzbedrohenden Tiefschlägen und überraschenden Hochs, vor allem aber von kontinuierlicher, engagierter Arbeit des Verlegers und seiner jeweiligen Mitarbeiter. Mehr als drei Menschen saßen nie in den Verlagsräumen, meistens nur zwei.
»Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern«, heißt es im Roman »Der Leopard«. Das gilt nun auch für den Lukas Verlag. Um ihm eine Zukunft zu ermöglichen, überführt ihn der bisherige Einzelunternehmer Frank Böttcher in eine GmbH und gibt diese vertrauensvoll in neue Hände: Ab dem 1. Januar 2025 agiert das alt-neue Unternehmen – juristisch nach wie vor eigenständig – unterm Dach des Mitteldeutschen Verlags in Halle. Dessen Geschäftsführer Roman Pliske ist zugleich der Geschäftsführer der weiterhin in den vertrauten Räumen in Berlin - Prenzlauer Berg ansässigen Lukas Verlag GmbH; die Hallenser übernehmen fortan die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, den Vertrieb usw. Mit alldem verbunden ist ein Auslieferungswechsel von der Göttinger GVA zu PROLIT.
Der bisherige Verleger Frank Böttcher wird noch ein paar Jahre lang als Programmleiter fungieren; und auch sein Kollege Alexander Dowe bleibt dem Unternehmen erhalten.
Ein solcher Eigentumswechsel und Strukturwandel ist eine Operation am offenen Herzen. Dennoch hoffen alle Beteiligten, dass der aufwendige Prozess mit möglichst geringen Komplikationen verbunden sein wird. Bleiben Sie uns bitte gewogen, sollte es demnächst im Vertrieb oder anderswo trotzdem einmal klemmen!