Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Reihe A: Analysen und Darstellungen [12]
Der 20. Juli 1944 zählt zu den Schlüsselereignissen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das missglückte Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler und der anschließende Umsturzversuch sind zum Symbol des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus geworden. Von den Ereignissen völlig überrascht, hatte das NS-Regime in Bezug auf die Gruppe der Verschwörer sofort festgelegt, dass in der Öffentlichkeit nur von einer »ganz kleinen Clique« die Rede sein dürfe – eine Formulierung, die mitunter noch heute das Bild des Widerstandskreises prägt.
Die vorliegende Analyse zeigt erstmals anhand von zahlreichen Netzwerkvisualisierungen, was die NS-Ermittler tatsächlich über das große und komplexe zivile und militärische Netzwerk vom 20. Juli 1944 wussten, das so unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen umfasste wie Offiziere, Verwaltungsbeamte, Diplomaten, Juristen, Industrielle, Theologen, Gutsbesitzer, Gewerkschafter und Sozialdemokraten. Zeitgenössische Briefe und Tagebücher verdeutlichen schließlich das geschickte Agieren der Verschwörer vor und nach dem Umsturzversuch und offenbaren zudem die Fehlerhaftigkeit der NS-Quellen.
Linda von Keyserlingk-Rehbein, geboren 1980 in Berlin, studierte neuere und neueste Geschichte sowie neue deutsche Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Greifswald. Sie ist Kuratorin am Militärhistorischen Museum in Dresden sowie Leiterin der dortigen Dokumentensammlung, für die sie zahlreiche Nachlässe zum 20. Juli 1944 aus Privatbesitz gewinnen und der Forschung zugänglich machen konnte.
Keyserlingk-Rehbein hat sowohl Sonderausstellungen zum 20. Juli 1944 kuratiert als auch den entsprechenden Bereich in der neuen Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums konzipiert. Seit vielen Jahren publiziert sie zu den Themen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Methoden der Historischen Netzwerkanalyse.
27.08.2022: Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein erhält den Dorothee-Fliess-Preis für Widerstandsforschung
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