Verweigerte Heimat
     

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Albrecht Dümling

Verweigerte Heimat

Léon Jessel (1871-1942), Komponist des »Schwarzwaldmädel«

Studien und Dokumente zu Alltag, Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus  [1]

Klappenbroschur, 192 Seiten, 56 Abb., 158 x 235 mm
Oktober 2012
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-127-3

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Der deutsche Komponist Léon Jessel lebte von 1871 bis 1942. Durch das Charakterstück »Die Parade der Zinnsoldaten« und vor allem die häufig aufgeführte und mehrfach verfilmte Operette »Schwarzwaldmädel« ist sein Werk populär geblieben; das Gesamtwerk und letztlich auch er selbst sind dagegen mehr oder weniger in Vergessenheit geraten.
Nach großen Erfolgen bis 1933 waren die letzten zehn Lebensjahre des Kom­ponisten von Tragik und grotesker Fehleinschätzung der eigenen Lage geprägt. Jessel, der bereits 1894 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten und zum christlichen Glauben übergetreten war, stand den Nationalsozialisten auf Grund seiner deutschnationalen Ansichten von Anfang an wohlwollend gegenüber. Diese wiederum schätzten in ästhetischer und inhaltlicher Hinsicht sehr wohl die Werke des »Volljuden«. Jessel ersuchte gar um Aufnahme in Alfred Rosenbergs »Kampfbund für deutsche Kultur«, wurde jedoch abgewiesen und mit Aufführungsverbot belegt. Nachdem ein privater Brief von ihm abgefangen worden war, in dem er seine verzweifelte Lage geschildert hatte, wurde der Siebzigjährige Ende 1941 zur Gestapo-Leitstelle in Berlin-Mitte vorgeladen und festgenommen. Von der Gestapo schwer misshandelt, verstarb Léon Jessel am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin.
Der Musikwissenschaftler Albrecht Dümling bietet in seiner Biographie sowohl eine Analyse von Jessels Werken als auch eine Beschreibung seines Lebens und Nachwirkens.


Albrecht Dümling zu Gast beim RBB:
Am 22. März 2013 sprach der Autor Albrecht Dümling in der Sendung »Kulturradio am Vormittag« über den Komponisten Léon Jessel. Das Interview zum Nachhören finden Sie hier …

Pressestimmen:
Forum Musikbibliothek: »eine überaus spannend und informativ zu lesende Biografie«
Opera Nostalgia: »LEON JESSEL: a Jewish operetta composer who wanted to be more German than the Germans; his remarkable story and tragic life has now been written by Albrecht Dumling. Strongly recommended.«
Operetta Research Center: »one of the best and most important publications in this field«

Albrecht Dümling

Albrecht Dümling

Dr. Albrecht Dümling, geboren 1949 in Wuppertal, lebt als Musikwissenschaftler und -kritiker in Berlin. Nach dem Studium von Kirchen- und Schulmusik, Musikwissenschaft, Germanistik und Publizistik in Essen, Wien und Berlin promovierte er 1978 bei Carl Dahlhaus mit einer interdisziplinären Arbeit über Arnold Schönberg und Stefan George.
1985 legte er das erste umfassende Buch über Bertolt Brechts Zusammenarbeit mit Komponisten vor (Laßt euch nicht verführen. Brecht und die Musik). Seine jüngste Buchpublikation widmet sich dem Musiker-Exil in Australien  (Die verschwundenen Musiker).

1978-98 Musikkritiker des Berliner Tagesspiegel, seit 1999 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Neuen Musikzeitung. Regelmäßiger Mitarbeiter weiterer Print- und Funkmedien im In- und Ausland.

1994 Mitbegründer der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft, deren Vorstand er angehört. Initiator der neuen Eisler-Gesamtausgabe (HEGA) sowie zahlreicher Veranstaltungen zum Eisler-Jahr 1998 (u.a. Berlin, Los Angeles, Sao Paulo). Verantwortlicher Redakteur der Eisler-Mitteilungen.

Er ist Autor der Ausstellung Entartete Musik. Eine kommentierte Rekonstruktion (Düsseldorf 1938/1988), die weltweit in über 50 Städte reiste.  1989/90 wurde er als Getty Scholar nach Santa Monica (USA) eingeladen, wo er u.a. in Verbindung mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra eine amerikanische Version der Ausstellung betreute. Ergänzend entstanden die CD-Edition “Entartete Musik” (Decca/London), die er wissenschaftlich beriet, sowie Neufassungen der Ausstellung in spanischer und deutscher Sprache (2007 Sevilla sowie Berlin/Düsseldorf).

1990-97 sowie ab 2002 erneut Vorsitzender des Fördervereins  musica reanimata, der sich für NS-verfolgte Komponisten und ihre Werke einsetzt und 2006 mit dem Kritikerpreis für Musik ausgezeichnet wurde. Er unternahm Forschungs- und Vortragsreisen zum Thema Musiker-Exil und  ist Honorary Research Associate der Royal Holloway University London, Herausgeber der Buchreihe “Verdrängte Musik” (Pfau-Verlag, Saarbrücken),  außerdem Kuratoriumsmitglied der Gotthard-Schierse-Stiftung, des International Centre for Suppressed Music und des Forschungsprojekts Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit.

2000-04 führte er am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin sowie an der National Library of Australia in Canberra ein Projekt zum deutschsprachigen Musiker-Exil in Australien durch.

Für seine Aktivitäten zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Musiker erhielt er 2007 den erstmals verliehenen Europäischen Kulturpreis KAIROS.

Leseproben und Dokumente

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