200 Seiten, 60 Abb., 158 x 235 mm
Februar 2020
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-347-5
Was wäre die deutsche Buchlandschaft ohne die kleinen Verlage? Gerade heute, wo die Branche mit dem Rücken zur Wand steht, sind sie die Wagemutigen, die Experimentierfreudigen, die Entdecker. Die vermeintlich Randständigen bilden damit ein heimliches Zentrum der Bücherwelt. Ohne ihren Eigensinn könnten die großen kalten Sonnen um sie herum schnell verglühen, denn es mangelte ihnen an Nachschub an Autoren, Themen oder gestalterischen Trends.
Der Berliner Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte ist seit zweieinhalb Jahrzehnten Teil dieser zwar disparaten und krisengeplagten, aber quicklebendigen Szene. Er ist in einem Maße unabhängig, dass es an Narrenfreiheit grenzt. Man schätzt ihn seit je wegen seines originellen Programms aus kulturgeschichtlichen Sach- und Fachbüchern. Und doch gehört er zu den wenig bekannten Außenseitern.
Nun blickt sein Verleger zurück. Frank Böttcher verweist stolz auf Geleistetes und beschreibt launig die Erfolge seines Unternehmens, dessen größter es ist, nach fünfundzwanzig Jahren noch immer am Start zu sein. Zugleich benennt er ungewöhnlich offen Niederlagen, Nöte und Zweifel. Professionelles vermischt sich mit scheinbar Privatem. Das ist nie kokett gemeint, sondern weist bei aller Spezifik seines eigenen Hauses weit darüber hinaus. Denn der Lukas Verlag verkörpert geradezu idealtypisch den Geist, von dem die meisten Unabhängigen geprägt sind.
© Christian Herrmann 2019
Frank Böttcher
Dr. Frank Böttcher, geb. 1960 in Lutherstadt Wittenberg, 1981-85 Diplomlehrerstudium an der Humboldt-Universität (Kunsterziehung und Deutsch), 1988 Promotion an der Universität Greifswald über den Maler und Graphiker Max Lingner; anschließend wissenschaftliche Assistenz ebenfalls in Greifswald. Nach 1990 verschiedene freiberufliche Tätigkeiten: Kunstkritiker u.a. beim Tagesspiegel, architekturhistorische Recherchen für ein Architekturbüro sowie mehrjährige Mitarbeit beim Verlag Schelzky & Jeep. Seit 1995 Verleger des Lukas Verlags.
Frank Böttcher hat zwei erwachsene Kinder, ist verheiratet und lebt in Berlin und Rosenwinkel.
Besprechungen
Holger Böning im »Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte« 23 (2021):
Diese vom Verleger verfasste Geschichte des Lukas Verlags bietet eine spannende und unterhaltsame Erzählung, die sicherlich einmal als wichtige Quelle für die Buch-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des vergangenen Vierteljahrhunderts gelten wird. Sie zeigt nicht allein die Mühen des Verlagsgeschäfts in einer Zeit, da eine jahrhundertealte Kultur des wissenschaftlichen Publizierens absichtsvoll zerstört wird, sondern auch, welch wichtigen Beitrag Klein- und Kleinstverlage für die Vielfalt einer zunehmend von Monopolisten beherrschten Verlagslandschaft leisten. Ohne einen Verlag wie den hier vorgestellten würde es eines der ambitionierten Programme zur Kulturgeschichte der historischen Mark Brandenburg nicht geben, ein ganz eigener Blick auf die Geschichte der DDR würde ebenso fehlen wie wichtige Beiträge zur Erinnerung an mutige Menschen, ohne die die deutsche Geschichte trostlos wäre. Ein Verlag, dem die effiziente Vertriebs- und Pressemaschine fehlt, derer es eigentlich bedürfte, hat ein Verlagsprogramm geschaffen, das einem Feuilleton zur Beachtung zu empfehlen wäre, das stets über die gleichen Verlagsprodukte jubelt, statt Bücher wahrzunehmen, die immer präsent sein sollten. Wem es nicht gleichgültig ist, wie eine hochgradig entwickelte, ausdifferenzierte Buchhandels, Verlags-, Presse-, Bibliotheks- und Wissenskultur ihrem Ende entgegengeht, sollte dieses anregende Buch lesen.