Festeinband, 96 Seiten, 17 Abb., 210 x 130 mm, Schwarzweißabbildungen
Januar 2024
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ISBN 978-3-86732-438-0
Als der Rowohlt Verlag 1955 seine »deutsche enzyklopädie« auf den Markt brachte, konnte Erhard Frommhold den VEB Verlag der Kunst Dresden, wo er als Lektor arbeitete, vom Aufbau einer eigenen Theoriereihe überzeugen. Der Name Fundus war schnell gefunden und nicht ohne Hintersinn gewählt. Denn mit dem publizistischen Zugriff auf ein historisches Erbe sollte nichts weniger als eine marxistische Kunstwissenschaft begründet werden. Der österreichische Schriftsteller Ernst Fischer, dessen Text »Von der Notwendigkeit der Kunst« 1959 als erster Band der Reihe erschien, hatte dieser Idee spontan zugestimmt – nicht zuletzt, um den Marxismus als geistige Position gegen seine orthodoxe Auslegung zu verteidigen. Dass dies bald schon den Argwohn der Politik weckte, verwundert nicht. Die Schriften von Fischer, Ehrenburg, Childe, Caudwell, Laming, Lunatscharski, Białostocki, Neutra und anderen, die Frommhold in den ersten Jahren veröffentlichte, waren in der Tat nur schwer in den Kanon sozialistischer Kultur integrierbar. Daher wurde der Verlag 1964 gezwungen, die vulgärsoziologischen »Grundgesetze der Kunst« von Todor Pawlow in die Reihe aufzunehmen. Da war das diskreditierende Wort von der »intellektuellen Kunstliteratur« bereits gefallen. Auch die Stimmen aus dem DDR-Kulturministerium, die Frommholds Entlassung als Cheflektor forderten, waren nicht mehr zu überhören.
Hildtrud Ebert
Dr. phil. Hildtrud Ebert, geb. 1950; Studium der Kunstwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin; dort 1984 promoviert und bis 1990 wissenschaftliche Assistentin; danach wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee; seit 1996 freiberuflich tätig in künstlerischen, kunst- und kulturhistorischen Projekten als Kuratorin, Lektorin und Autorin; lebt und arbeitet in Berlin.