Unerkannt durch Freundesland
     

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Frank Böttcher (Hg.), Cornelia Klauß (Hg.)

Unerkannt durch Freundesland

Illegale Reisen durch das Sowjetreich

Dritte, erweiterte Auflage

Klappenbroschur, 500 Seiten, 321 Abb., 158 x 235 mm, 110 Farb- und 211 Schwarzweißabbildungen
Januar 2011
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-076-4

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Mit Texten von
Hartmut Beil, Michael Beleites, Gabriel Berger, Iduna Böhning, Frank Böttcher, Martin Claus, Robert Conrad, Gernot Friedrich, Stephan Gast, Christian Halbrock, Ulrich Henrici, Christian Hufen, Mathias Jahnke, Carlo Jordan, Kathrin Kalies, Wladimir Kaminer, Karsten König, Thomas Krüger, Ekkehard Maaß, Michael Möller, André Nickl, Christian Noack, Jürgen van Raemdonck, Kai Reinhart, Helmut Schulze, Johannes Schwärsky, Utz Tayert, Ullrich Wannhoff, Uwe Wirthwein

Dritte, um drei Autoren und vier Geschichten erweiterte Auflage! 

Reisen war in der DDR ein heikles Thema. Der Westen war sowieso tabu, aber auch Richtung Osten gab es vielerlei Einschränkungen. Nicht einmal in die Sowjetunion, den vielbeschworenen Retter und großen Bruder, durfte man ohne offizielle Erlaubnis und den Geleitschutz einer Reisegruppe besuchen. Doch gerade das Verbotene lockte. Unangepasste junge Leute unternahmen mit Hilfe eines Transitvisums, das nur für drei Tage galt, wochenlange riskante Expeditionen in ein Riesenreich, das elf Zeitzonen umfasste und gigantische Landschaften versprach. Wer sich derart illegal und unerkannt durch Freundesland bewegte, konnte alle Absurditäten des sowjetischen Alltags und der Bürokratie kennenlernen, die kein normaler Tourist mitbekam. Zugleich kam die deutsch-sowjetische Freundschaft in den unvermutetsten Situationen zum Tragen. Fast alle Reisenden erlebten eine schier unglaubliche Gastfreundschaft.

Das illegale Reisen durch die Sowjetunion ist heute weder im Osten noch im Westen Deutschlands bekannt. Wie viele solcher Fahrten unternommen wurden, ist statistisch nicht erfasst, aber die Zahl geht in die Tausende.

Das Buch berichtet von jenen, die im Land bleiben wollten und dennoch die Ferne suchten. Von denen, die die Propaganda von der Völkerfreundschaft beim Wort nahmen und auf eigene Faust kreuz und quer durch die riesige Sowjetunion reisten – immer auf der Flucht vor dem KGB und der Miliz. In zahlreichen Zeitzeugen­interviews, ergänzt durch essayistische Betrachtungen, werden wahrhaft verwegene Reisen rekonstruiert, die bis in die entlegensten Winkel dieser Welt führten. Dorthin, wo manchmal nicht einmal mehr der Sozialismus regierte, sondern nur noch die Gesetze der Natur und des Überlebens herrschten. Die Abenteurer fanden, wo sie die politischen und bürokratischen Grenzen zu überwinden vermochten, ihre innere Freiheit. 

 

Wichtige Information
Mehr als fünf Jahre nach dem Erscheinen der dritten Auflage hat ein in einem der Reiseberichte peripher erwähnter und stark anonymisierter Mitreisender namens »Fritz« gegen den Vertrieb des erfolgreichen Buches geklagt, weil seine Erwähnung angeblich sein Persönlichkeitsrecht tangiert. »Fritz« möchte nicht, dass die darin abgedruckte Geschichte »Wir waren Verrückte und wollten es auch bleiben« erzählt wird. In ihr wird geschildert, wie deren Autor Jürgen van Raemdonck sowie »Fritz« 1986 und 1987 gemeinsam vergeblich versucht hatten, aus der DDR über den sibirischen Fluss Kolyma und das Eismeer nach Alaska zu gelangen und somit in den Westen zu fliehen.
Am 22.12.2017 entschied das Hamburger Landgericht, dass die Privatsphäre des »Fritz« wichtiger sei als die Wiedergabe dieses Erlebnisberichts. Das Gericht verhindert damit de facto nicht nur van Raemdoncks Text, sondern auch zwei Dutzend weiterer Beiträge im Buch. Letztlich hat das Urteil zur Folge, dass eine zeit- und kulturgeschichtlich hochbedeutsame, vielfach gelobte Darstellung ostdeutscher Alternativ- und Subkultur insgesamt vom Markt genommen werden muss.
Der Lukas Verlag hält dies für eine inakzeptable Fehlentscheidung, die, sollte sie Schule machen, weitreichende Folgen für den deutschen Sachbuchmarkt insgesamt haben dürfte. Er hat beim Hamburger Oberlandesgericht Berufung eingelegt.

Aktualisierung 7.8.2018: Das Hanseatische Oberlandesgericht hat das landgerichtliche Urteil vom 22.12.2017 abgeändert und die Klage nun abgewiesen. Der Lukas Verlag hat somit das Berufungsverfahren in vollem Umfang gewonnen; die Gegenseite muss die Kosten beider Instanzen tragen. Angesichts des Streitwerts unter 30.000 € ist das Urteil auch bereits rechtskräftig. Eine Nichtzulassungsbeschwerde zum Bundesgerichtshof kann nicht eingelegt werden.

»Unerkannt durch Freundesland« darf also dauerhaft weitervertrieben werden!

 

Einige Pressestimmen

Büchermarkt (Deutschlandfunk) 14.7.2011: »Transit« und »Unerkannt durch Freundesland« sind wunderbare Reisebücher. Es sind auch Bücher über die verblichenen Staaten Sowjetunion und DDR.

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Andruck (Deutschlandfunk) 23.5.2011:»Unerkannt durch Freundesland ist voll aufregender Geschichten über eine liebenswerte DDR-Subkultur.«

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DIE ZEIT 7.3.2011: »Dieses prächtig bebilderte Reise- und Geschichtsbuch ist ein oppositionelles Werk der besonderen Art. Es dokumentiert nicht die Forderung nach Freiheit, sondern bezeugt, wie sich Menschen Freiheit nahmen.«

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Süddeutsche Zeitung 15.3.2011: »Authentische, teils in Form von Interview-Protokollen verfasste Reiseberichte, Essays und eine Vielzahl von Fotos ergeben ein wichtiges Zeitdokument. […] Es ist der Triumph derjenigen, die die Welt angeschaut haben, über eine engstirnige Weltanschauung.«

taz 3./4.9.2011: »Das Leben hat hier die schönsten Geschichten geschrieben, voller Momente, bei denen der Atem stockt.«

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Viele Termine und weitere Pressestimmen zum illegalen Transit-Reisen finden Sie auf www.unerkanntdurchfreundesland.de

 


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Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation »Unerkannt durch Freundesland« in der Galerie Raskolnikow in Dresden, 14. Januar 2011

 
Frank Böttcher
© Christian Herrmann 2019

Frank Böttcher

Dr. Frank Böttcher, geb. 1960 in Lutherstadt Wittenberg, 1981-85 Diplomlehrerstudium an der Humboldt-Universität (Kunsterziehung und Deutsch), 1988 Promotion an der Universität Greifswald über den Maler und Graphiker Max Lingner; anschließend wissenschaftliche Assistenz ebenfalls in Greifswald. Nach 1990 verschiedene freiberufliche Tätigkeiten: Kunstkritiker u.a. beim Tagesspiegel, architekturhistorische Recherchen für ein Architekturbüro sowie mehrjährige Mitarbeit beim Verlag Schelzky & Jeep. Seit 1995 Verleger des Lukas Verlags.

Frank Böttcher hat zwei erwachsene Kinder, ist verheiratet und lebt in Berlin und Rosenwinkel.

Cornelia Klauß

Cornelia Klauß, geboren 1962 in Dresden, aufgewachsen in Berlin. Von Kindesbeinen an vernarrt ins Kino als Ersatz für vieles, auch das Reisen. Studium der Filmwissenschaft an der HFF in Babelsberg, Dramaturgin beim Fernsehen. Parallel drehte sie Super-8-Kurzfilme. Berufsverbot und im Frühjahr 1989 Ausreise in den Westen. Zwischenstopp beim Rundfunk (SFB, RIAS) und Aufbau einer Medienwerkstatt an der FU. 1990–2005 Programmdirektorin des Filmkunsthauses Babylon. Seitdem arbeitet sie freiberuflich als Autorin, Dramaturgin, Kuratorin (Kurzfilmtage Oberhausen, DOK-Filmfestival Leipzig) und manchmal als Filmemacherin im Dokumentarfilmbereich (»Unerkannt durch Freundesland«, 2006), 2010 Kuratorin der gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Berlin-Lichtenberg. Cornelia Klauß hat zwei Kinder und lebt in Berlin.

Leseproben und Dokumente

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