Wilhelm Schütte, Margarete Schütte-Lihotzky
"Mach den Weg um Prinkipo, meine Gedanken werden Dich dabei begleiten!"
Der Gefängnis-Briefwechsel 1941–1945
Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Reihe B: Quellen und Zeugnisse [12]
teilweise vierfarbig. Festeinband mit Schutzumschlag, 624 Seiten, 241 Abb., 158 x 235 mm, teils farbige Abbildungen
April 2021
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-306-2
Herausgeber
Thomas Flierl
Vor mehr als dreißig Jahren gab Chup Friemert das Buch »Erinnerungen aus dem Widerstand 1938 – 1945« von Margarete Schütte-Lihotzky sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR heraus. Es erlebte bis heute mehrere Auflagen in Österreich und hatte keinen geringen Anteil daran, der herausragenden Architektin einer sozialen Moderne und verfolgten kommunistischen Widerstandskämpferin den Weg zu einer späten Anerkennung in ihrem Heimatland zu ebnen. Nach ihrem Tod gelangte ein Teil ihres Nachlasses ins Archiv der Universität für angewandte Kunst in Wien, darunter auch einige wichtige Briefe, auf die sie ihre Erinnerungen an die »25 Tage illegale Arbeit«, die Untersuchungshaft, den Prozess und die vielen Jahre Zuchthaus gestützt hatte. Bislang unbekannt blieb jedoch, dass sich fast der gesamte Briefwechsel zwischen den Eheleuten Wilhelm Schütte (1900–1968) und Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000) erhalten hat. Er wurde von Margarete aufbewahrt und erst nach ihrem Tode aufgefunden.
Dieser Briefwechsel ist nicht nur ein berührendes Dokument der engen und warmherzigen Beziehung der durch die extrem unterschiedlichen Lebenssituationen getrennten, durch Beruf und Grundüberzeugungen aber verbundenen Eheleute, sondern enthält ebenso eine Vielzahl historisch interessanter Details und Perspektiven. Während Wilhelm in der Türkei weiter als Architekt tätig war und Margarete durch die Schilderung seiner Berufswelt Mut zu machen versuchte, war diese in der Haft auf die Erinnerung und auf die Solidarität ihrer Mitgefangenen angewiesen. Da Wilhelm als Exilant nicht nach Wien oder Aichach kommen konnte, vermittelte Margaretes Schwester Adele den Briefkontakt. Bald nach ihrer Wiederbegegnung trennte sich das Paar.
Anhand des Briefwechsels und gestützt auf die Gestapo-Akten im Bundesarchiv, die neueren Forschungen zum Widerstand der KPÖ jener Jahre, eigene Recherchen in der Türkei sowie auf Dokumente des Komintern-Archivs in Moskau und The National Archives in London zeichnet Thomas Flierl in einem umfangreichen Nachwort das Leben von Margarete und Wilhelm Schütte zwischen 1937 und 1945 nach.
Thomas Flierl
Dr. phil. Thomas Flierl, geb. 1957, Studium der Philosophie und Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Promotion 1985, Tätigkeiten in Kulturverwaltung und Politik (u.a. Leiter des Kulturamtes Berlin-Prenzlauer Berg 1990–1996, Baustadtrat in Berlin-Mitte 1998/99, Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur 2002–2006), seit 2006 freiberuflich tätig als Bauhistoriker und Publizist mit den Forschungsschwerpunkten Bauhaus, deutsch-sowjetische Architekturbeziehungen, Nachkriegsmoderne (u.a.: Standardstädte. Ernst May in der Sowjetunion 1930–1933, Berlin 2012; Hannes Meyer und das Bauhaus. Im Streit der Deutungen, hg. mit Philipp Oswalt, Leipzig 2018). Seit 2007 Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung. Mitglied des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung an der Bauhaus-Universität Weimar.