Katrin Reichelt
Der Wald war ein letzter Ausweg
Hilfe für verfolgte Juden im deutsch besetzten Weißrussland 1941–1944
Stille Helden – Widerstandgegen die Judenverfolgung in Europa 1933–1945
mit zahlr. Abb.. Festeinband. teilweise vierfarbig, 448 Seiten, 132 Abb., 170 x 240 mm
August 2017
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-275-1
Für die zehnjährige Zinaida Krasner war die unbekannte Frau ihre letzte Hoffnung. Als sie zaghaft an die Tür von Varvara Kosokovskajas bescheidener Hütte klopfte, hoffte sie nur auf ein wenig zu essen. Die unbekannte Frau bat sie herein und befragte sie nach ihrem Leben im Ghetto von Berezino. Überwältigt von dem Elend nahm sie das kleine Mädchen zu sich. Sie wusste, dass sie damit ihr eigenes Leben und das ihres Mannes riskierte. Dieser schüttelte nur den Kopf und erwiderte: »Was solls. Du hast sie ja schon aufgenommen.« In den darauffolgenden Jahren mussten sie täglich um ihr Leben zittern. Alle überlebten wie durch ein Wunder.
Familie Kosokovski war nicht die einzige, die einen solchen Schritt wagte. Dieses ist nur ein Beispiel, wie sich Bewohner des besetzten Weißrusslands der Verfolgung der Juden widersetzten. Einige taten dies aus spontanem Mitgefühl, andere empfanden ein starkes Bedürfnis, Widerstand zu leisten. Manche wiederum wurden durch ihre Tätigkeit im Untergrund mit Rettungsfällen konfrontiert. Sie halfen Freunden, Mitstreitern im Widerstand oder auch Fremden.
Die deutschen Besatzer überzogen Weißrussland mit brutalem Terror, der jeden einzelnen Lebensbereich der Zivilbevölkerung erreichte. Am Ende der Okkupation war ein Drittel der Landesbevölkerung ermordet, Millionen Menschen waren obdachlos und Hunderttausende zur Zwangsarbeit verschleppt worden. Der vorliegende Band stellt die Bedingungen und Dimensionen vor, unter denen sich Menschen dennoch zur Hilfe für Verfolgte entschlossen. Beide Seiten, die Retter und auch die Untergetauchten, trugen das tödliche Risiko in jeder Hinsicht gemeinsam.
Weitere Titel der Reihe
- Das war doch jenseits jeder menschlichen Vorstellungskraft
- Die Last der Angst
- Eine Atmosphäre von Hoffnung und Zuversicht
- Ich gebe zu, dass mir manchmal die Hände zitterten
- Ich habe das getan, weil ich es einfach tun musste
- Kann ein Mensch dabei untätig bleiben?
- Rettung kennt keine Konventionen
- Sie wollten mich umbringen, dazu mussten sie mich erst haben
- Von der Unmöglichkeit, die richtige Entscheidung zu treffen
- Wir hätten es nicht ausgehalten, dass die Leute neben uns umgebracht werden