Benedikt Goebel, Lutz Mauersberger
Mitte auf Augenhöhe
Straßen und Plätze des Berliner Stadtkerns gestern und heute
Klappenbroschur, 144 Seiten, 280 x 245 mm, 225 teils farbige Abbildungen
Januar 2020
sofort lieferbar
ISBN 978-3-86732-334-5
Im Berliner Stadtkern, dem Ursprungsort der heutigen Metropole, erinnert nur noch wenig an dessen 800jährige Geschichte. Bis auf ein paar Denkmale existieren kaum Zeugnisse des historischen Gefüges. Die traditionsreichsten Plätze der Gründungsstädte Berlin und Kölln, Molkenmarkt und Köllnischer Fischmarkt, sind ebenso verschwunden wie der Neue Markt. Einst geschäftige Hauptstraßen wie die Königstraße (heute Rathausstraße), Spandauer Straße, Stralauer Straße, Gertraudenstraße oder Roßstraße haben mit der früheren Bebauung auch ihre Attraktivität verloren und sind zudem durch übermäßigen Autoverkehr belastet. Schmale Gassen und Höfe, die in einer seit dem Mittelalter fast unveränderten Struktur in der Berliner Altstadt zu finden waren, gingen im letzten Krieg oder, wie im Fall der Fischerinsel, durch Flächenabbruch um 1970 verloren.
Die gegenwärtige Architektur und Stadtplanung ignoriert die Geschichte Berlins, indem sie die Stadt mit ortsunabhängigen Allerweltsgestaltungen überformt. Die Autoren plädieren hingegen dafür, Stadträume so zu gestalten, dass sie einen Bezug zur 800jährigen Geschichte Berlins aufweisen. Denn der historische Stadtgrundriss vermag mit seiner Abfolge von Straßen und Plätzen in menschlicher Dimension und mit einer Bebauung, die geschäftiges Leben an den Hauptstraßen und ruhiges Wohnen in den Seitenstraßen ermöglicht, den heutigen und zukünftigen Ansprüchen an das Zentrum einer Großstadt gerecht zu werden.
Das Buch stellt deshalb ausschließlich aus der Fußgängerperspektive fotografierte historische Stadträume und den heutigen Zustand desselben Ortes gegenüber. Die Vergleiche machen eindrucksvoll deutlich, welche Wiedergewinnungspotentiale im Berliner Stadtkern vorhanden sind – die historische Mitte ist eine Stadt auf Augenhöhe. Das Buch lädt alle Berliner, Zugezogenen und Besucher ein, die abhanden gekommene, unbekannt gewordene Berliner Mitte wieder kennen und lieben zu lernen.
© Cybelle Codish
Benedikt Goebel
Benedikt Goebel wurde 1968 in Münster geboren. Er studierte Geschichte und Philosophie in Münster, Wien und Berlin und promovierte 2003 an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Thema »Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum«. Von 2004 bis 2010 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Berliner öffentlichen Museen und Bibliotheken. Er kuratierte zahlreiche Ausstellungen, darunter »Berlins vergessene Mitte«für die Stiftung Stadtmuseum Berlin, und ist Sprecher der Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin. 2011 gründete er das Büro stadtforschung berlin. Seit 2015 lehrt er zudem Architekturgeschichte an der Berliner Beuth Hochschule für Technik.
Lutz Mauersberger
Lutz Mauersberger wurde 1965 in Berlin geboren. Er studierte Architektur in Weimar. Bis 2010 arbeitete er in verschiedenen Architekturbüros mit dem Schwerpunkt Bauliche Denkmalpflege in Deutschland und Norwegen. Seit 2010 konzentriert er sich auf Forschungen und Recherchen zu Berlin-Mitte und sein 1978 gegründetes Berlin-Mitte-Archiv. Dieses Archiv ist die größte private Sammlung von Fotografien und Dokumenten zum heutigen Ortsteil Mitte. Lutz Mauersberger war von 1997 bis 2009 Sprecher der Betroffenenvertretung im Sanierungsgebiet Rosenthaler Vorstadt und ist Mitautor der Publikation »Die Privatsynagoge Beth Zion«. Er ist Mitglied der Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin e.V.