Der Lukas Verlag ist ein kunst-, kultur- und zeitgeschichtlich ausgerichteter, unabhängiger, eigentümergeführter Wissenschafts- und Sachbuchverlag. Er wurde im Dezember 1995 von Frank Böttcher gegründet. Ungeachtet seines guten Rufs in Fachkreisen sowie beim allgemeinen Publikum und eines inzwischen über 600 Titel umfassenden, vergleichsweise breiten Programms handelt es sich nach wie vor um ein recht kleines Unternehmen. Sein Renommee verdankt der Lukas Verlag vor allem zahlreichen Büchern über den Widerstand gegen das NS-Regime, zum Alltag in der DDR, zur Kunst- und Architekturgeschichte seit dem Mittelalter sowie zur Kulturgeschichte Berlins und Brandenburgs.
Seit 1995 dabei: Frank Böttcher (Programm, Lektorat und Herstellung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen, Vertrieb)
Seit 2015 dabei: Alexander Dowe (Lektorat und Herstellung)
Das Programm – Bücher ohne Verfallsdatum
Die ersten beiden Bücher des Programms waren eine Hegel-Exegese und ein Tagungsband »Zisterzienser in Brandenburg«. Das damit angedeutete inhaltliche Spektrum wurde im Laufe der Jahre ausgeweitet, differenziert, modifiziert und präzisiert. Wissenschaftliche Reihen beispielsweise zur Backsteinarchitektur, zur Residenzkultur in der Frühen Neuzeit, zum Nachleben der Antike oder zu Kirchen im ländlichen Raum stehen neben Büchern zum Widerstand gegen das NS-Regime oder zum Alltag in der DDR. In der Kunst- und Architekturgeschichte dominieren das Mittelalter und das 19. Jahrhundert. Es gibt ferner einen kleinen Schwerpunkt mit Studien zu Hannah Arendt, aber auch einen mit musikwissenschaftlichen Untersuchungen zu Bach, Wagner, Varèse oder Dylan. Bekannt sind wir nicht zuletzt für unser regionalgeschichtliches Engagement, insbesondere für unser ambitioniertes Programm zur Kulturgeschichte der historischen Mark Brandenburg sowie der Harz-Region. Gern widmen wir uns aber auch der Fotografie oder der zeitgenössischen bildenden Kunst. Und nicht erst seit dem Überfall des faschistischen russischen Regimes auf die Ukraine gilt unser Interesse auch osteuropäischen Themen.
Der vergriffene, über sieben Kilogramm schwere Doppelband zur »Druckgrafik in Berlin von 1570 bis 1870« ist wie viele andere unserer Titel als bedeutendes Standardwerk anerkannt. Wirtschaftlich am erfolgreichsten war 2005 das Buch »Emmi Bonhoeffer. Gespräch, Essay, Erinnerung«, das es bis auf den fünften Rang der Spiegel-Bestsellerliste schaffte. Andere erfreulich breit wahrgenommene Titel sind Matthias Donaths »Architektur in Berlin 1933–1945« (vergriffen), Matthias Friskes »Geschichte des MOSAIK von Hannes Hegen« (3. Auflage) oder auch »Unerkannt durch Freundesland. Illegale Reisen durch das Sowjetreich« (3. Auflage). Das in jeglicher Hinsicht gewichtigste Werk erschien im Herbst 2015: fünf voluminöse Bände über die historischen »Gärten und Parke in Brandenburg. Die ländlichen Anlagen in der Mark Brandenburg und der Niederlausitz« von Folkwart und Folkwin Wendland. Nicht nur in dieser Edition, dort aber ganz besonders manifestiert sich unser verlegerisches Motto »Bücher ohne Verfallsdatum«.
Wichtige Information für unsere Autoren
Seitdem die Diskussion um die »alte« und »neue« Rechtschreibung offenbar abgeschlossen ist (aber kaum sinnvolle Ergebnisse gebracht hat), verwenden auch wir die »neue« Rechtschreibung und Interpunktion nach den Regeln der jeweils aktuellen Auflage des Dudens. In Zweifelsfällen wählen wir mit guten Gründen strikt die »konservative« Möglichkeit. Und ungeachtet der leidenschaftlich geführten, jedoch unabgeschlossenen öffentlichen Debatte hält der Lukas Verlag mit guten Gründen am generischen Maskulinum fest, wenn das Geschlecht der bezeichneten Personen unbekannt oder nicht relevant ist oder wenn gleichermaßen männliche, weibliche oder sexuell anderweitig orientierte Personen gemeint sind.
Sie können hier die aktuellen Richtlinien zur Manuskriptgestaltung für die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Büchern und Beiträgen im Lukas Verlags als PDF-Datei herunterladen.
Praktika, Volontariate
Leider können wir auf absehbare Zeit weder Volontariate oder Lehrstellen noch Praktika anbieten.
Gedrucktes Programm, Newsletter
Zwar sind die Informationen über das lieferbare und geplante Verlagsprogramm naturgemäß auf unseren Internetseiten am aktuellesten. Wir senden Ihnen auf Anfrage aber auch gern die aktuell gültige Titelvorschau per Post zu.
Darüber hinaus empfehlen wir Ihnen, sich in den Newsletter einzutragen, sodass wir Sie bequem per Mail auf dem laufenden halten können. Sie müssen nicht befürchten, dass wir Sie andauernd mit digitaler Post bombardieren. Falls Sie von uns nicht mehr behelligt werden möchten, können Sie sich ebenso leicht auch wieder austragen.
Der Verleger
Frank Böttcher wurde 1960 in Lutherstadt Wittenberg geboren und wuchs dort auf. Nach dem Studium von 1981 bis 1985 an der Humboldt-Universität war er Diplomlehrer für Kunsterziehung und Deutsch, ohne jedoch je in der sozialistischen Volksbildung tätig gewesen zu sein. Statt dessen promovierte er 1988 an der Universität Greifswald über den Maler und Graphiker Max Lingner; daran schloss sich eine wissenschaftliche Assistenz ebenfalls in Greifswald an. Dass er die akademische Laufbahn bereits um 1990 – mitten in den »Wendewirren« – aus eigenem Antrieb beendete, lag nicht an den politischen Veränderungen im Lande, die er strikt begrüßte, sondern an Böttchers Wunsch, künftig praktischeren, irdischeren Tätigkeiten nachzugehen. Außerdem musste er sich als alleinerziehender Vater um seine Tochter kümmern.
Unter anderem schrieb Frank Böttcher damals Kunstkritiken für den Tagesspiegel und andere Zeitungen, erledigte für ein Architekturbüro architekturhistorische Recherchen – und fing 1991 in dem kleinen Kreuzberger Verlag Schelzky & Jeep an. Dort lernte er nicht nur das Büchermachen von der Pike auf, sondern auch – Böttcher kam aus dem Osten –, was eine Mehrwertsteuer ist, wie man MS-DOS-basierte Computer beherrscht und wie Buchhandel, Vertrieb und Pressearbeit funktionieren. Außerdem brachte er seinen halben Freundes- und Bekanntenkreis als Autoren unter.
1995 kam der Punkt, an dem Frank Böttcher der Meinung war, er könne das alles künftig auch in eigener Verantwortung tun, und meldete am 1. Dezember den nach seinem Sohn benannten Lukas Verlag beim Gewerbeamt an. Bis 1999 waren Verlagsort und Wohnung identisch. Im Frühjahr 1996 erschienen die ersten zwei Bücher: eine komplexe Hegel-Exegese und der erste Band einer jetzt einunddreißigbändigen Studienreihe zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Diese inhaltliche Bandbreite ist bis heute, bei inzwischen mehr als 600 Titeln, mehr oder weniger beibehalten worden.
Spätestens ab 2002 war das alles nicht mehr allein zu bewältigen; seither waren stets ein oder zwei Mitarbeiter fest angestellt: Ben Bauer (2002–2007), Margrit Liepe (2005/06), Susanne Werner (2007–2015), Linda Vogt (2010/11), Jana Pippel (2012/13), Jörg Hopfgarten (2015–2017) und schließlich Alexander Dowe (seit 2015). Ein Spezifikum des Verlages ist, dass die meisten Bücher vollständig im Hause selbst und aus einer Hand betreut werden: vom Lektorat über die Bildbearbeitung bis hin zur Umschlaggestaltung und zu den Satzarbeiten.
2004 geriet der Lukas Verlag in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten. Ein Jahr später wurde er aus der Misere errettet, weil damals Günter Jauch das Buch »Emmi Bonhoeffer. Gespräch, Essay, Erinnerung« in der damals noch existierenden Sendung Elke Heidenreichs »ZDF-Lesen!« dem Publikum empfahl – die Folge war ein sensationeller 5. Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Nach einem etwa halbjährigen Ausnahmezustand kehrte freilich bald wieder Normalität ins Geschäft zurück. Halb freiwillig, halb unfreiwillig gehört das Unternehmen weiterhin zu den ziemlich kleinen im Lande – und wird doch von vielen Menschen sehr geschätzt.
Anfang 2011 wurde der Verleger endlich selbst einmal zum Mitherausgeber (neben Cornelia Klauß) und Mitautor: In »Unerkannt durch Freundesland« beschreiben er und andere die teils spektakulären illegalen Reisen von zumeist jungen DDR-Bürgern durch das riesige Sowjetreich der 1970er und 1980er Jahre. Und Anfang 2020 verfasste Frank Böttcher das Buch »Belegexemplar«, eine subjektiv-launige Rückschau auf die inzwischen fünfundzwanzigjährige Geschichte seines Verlags.
Frank Böttcher ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er lebt in Berlin-Prenzlauer Berg und in Rosenwinkel (Ostprignitz).
Pressebeiträge:
Frank Kallensee in der »Märkischen Allgemeinen Zeitung« vom 29./30.1.2005
Uwe Stiehler in den »Brandenburger Blättern« der Märkischen Oderzeitung vom 7.8.2009
Ein gelungenes Verlags- und Verlegerporträt von Ralph Gerstenberg in der Deutschlandfunk-Sendung »Büchermarkt« am 2. November 2020.
Und noch ein gutes Verlags- und Verlegerporträt, diesmal von Nils Kahlefendt im Börsenblatt, Nr. 29/2021.
Kurt Wolff Stiftung
Der Lukas Verlag schätzt und unterstützt die Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene, die sich für die Interessen konzernunabhängiger Verlage engagiert und jährlich den Kurt Wolff Preis für das Lebenswerk, für das Gesamtschaffen oder ein herausragendes Verlagsprogramm eines deutschen oder in Deutschland ansässigen unabhängigen Verlegers verleiht..
Ein paar Bilder aus der Verlagsgeschichte
Der erste Frankfurter Messeauftritt 1997, links Peter Böthig, rechts Thomas Geiger
Barbara Felsmann (Mitte), Annett Gröschner (rechts) und Frank Böttcher während der Buchvorstellung und Lesung von »Durchgangszimmer Prenzlauer Berg« im »Theater unterm Dach«, Berlin-Prenzlauer Berg, am 27. November 1999
© Steffen Böttcher
Frank Böttcher, Barbara Felsmann, Annett Gröschner und Wolfgang Thierse (v.l.n.r.) während der Lesung von »Durchgangszimmer Prenzlauer Berg« im Willy-Brandt-Haus, Berlin-Kreuzberg, am 10. April 2000
© Klaus-Dieter Felsmann
Hans-Joachim Maaz, General a.D. Hans Peter von Kirchbach, Hendrik Röder und Klaus-Peter Möller während der Buchvorstellung und Podiumsdiskussion von »Der wahre E« im Potsdamer Alten Rathaus am 29. November 2000
© Steffen Böttcher
Frank Böttcher beim Berliner Bücherfest auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte, 30. Juni 2001
© Susanne Schleyer
Die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot während der Buchvorstellung von »Beim Kleinen Trompeter habe ich immer geweint« in der Berliner Segenskirche, 13. Dezember 2003
© Peter Oehlmann
Günther Jauch empfiehlt am 12. April 2005 in Elke Heidenreichs ZDF-Sendung »Lesen!« das Buch »Emmi Bonhoeffer. Essay, Gespräch, Erinnerung« und sorgt damit für den größten denkbaren Erfolg in der Geschichte des Lukas Verlags. Der Titel erreichte auf der Bestsellerliste des SPIEGEL einen 5. Platz.
Ben Bauer, der mittlerweile im Reimer Verlag arbeitet, und Frank Böttcher in den Verlagsräumen, 3. Mai 2005
Jürgen Kuttner und Siegfried Schmidt-Joos im Gespräch über Idole und Freaks, Tod und Legende in der Popmusik, 4. Mai 2006 in einer Thalia-Filiale in Berlin
Richard Klein liest im »Waschhaus« in Potsdam aus seinem Bob-Dylan-Buch, 24. Mai 2006
Walter Momper bei der Vorstellung des Bandes »Die ›andere‹ Reichshauptstadt« Hans-Rainer Sandvoß am 27. September 2007 im Willy-Brandt-Haus, Berlin-Kreuzberg
Wieland Förster erhält in Neuhardenberg von Matthias Platzeck den Brandenburgischen Kunstpreis, 12. Juli 2009
Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation »Unerkannt durch Freundesland« am 14. Januar 2011 in der Galerie Raskolnikow, Dresden
Das war der Verlag im April 2010 – von links nach rechts: Linda Vogt (bis Ende 2011), Susanne Werner (bis Juli 2015) und Frank Böttcher. (Foto: Cordula Giese)
Ausstellungseröffnung »Unerkannt durch Freundesland« am 20. September 2013 in Suhl. Von links nach rechts: Uwe Wirthwein (UdF-Reisender und Autor), Dr. Jens Triebel (UdF-Reisender und Oberbürgermeister), Cornelia Klauß (Herausgeberin), Jens Kuhbandner (Verleger des Notschriften-Verlags), Frank Böttcher (UdF-Reisender und Verleger)
Sommer 2015: Das Verlag ist männlicher geworden: Jörg Hopfgarten (bis 2017), Frank Böttcher und Alexander Dowe (Foto: Marcus Lieberenz/bildbuehne.de)
Der Verleger hält eine Rede bei der Jubiläumsveranstaltung »Zehn Jahre Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz« am 10. November 2017 im Berliner Nicolaihaus. (Foto: MIKA-fotografie | Berlin)
Der Verleger und sein Kollege Alexander Dowe stoßen auf die soeben erschienene Hermann-Flade-Biographie »Die Freiheit ist mir lieber als mein Leben« von Karin König an, Juni 2020.
P.S.
Ohne Henrik Jeep gäbe es den Verlag nicht. Gustav Falke gab in den ersten Jahren wertvollen Rat und Zuspruch, Dirk Schumann ist seit eh und je rastlos beim Austüfteln neuer Projekte. Ben Bauer, Susanne Werner und Jörg Hopfgarten danke ich für die frühere, Alexander Dowe für die aktuelle engagierte Mitarbeit. Meinen längst erwachsenen Kindern Lukas und Elisabeth danke ich für ihre damalige Geduld mit dem Vater vorm Computer. Und Gudrun Minnich danke ich sowieso für alles.