durchgängig vierfarbig. Festeinband, 379 Seiten, 360 Abb., 210 x 260 mm, meist farbige Abbildungen
Juli 2023
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ISBN 978-3-86732-429-8
Zwei Architektenleben in einer Person: eines in der DDR und eines im vereinigten Deutschland, beide geprägt vom Engagement für Bauen und Baukultur. In lockerer zeitlicher Abfolge berichtet Wolf R. Eisentraut über seinen Umgang mit politischen und wirtschaftlichen Zwängen, über die Gewinnung geistiger Freiräume und das Berufsethos. Anhand konkreter Ereignisse und Planungen denkt er objektive Vorgänge und subjektive Erlebnisse zusammen, stellt Lust und Frust des Architektenlebens in zwei Gesellschaftsordnungen dar. Mehrfach setzt er sich mit der Typenprojektierung in der DDR, aber auch mit dem profitorientierten Bauen der Gegenwart auseinander. Und er gibt Einblicke, wie Architektur entsteht. Seine Betrachtungen zur Rolle von individuellem und kollektivem Schaffen und zum Urheberrecht entspringen persönlichem Erleben. Breiten Raum nimmt nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit Ingenieuren und bildenden Künstlern ein.
Die sein Leben und Schaffen strukturierenden zeitgeschichtlichen Perioden korrespondieren mit den drei großen Kapiteln »Werden«, »Wirken« und »Weiterbauen«. Diese bieten zugleich wichtige Einblicke in die Architekturgeschichte der DDR und der Folgezeit. Ob an der Nordsee oder auf Usedom, auf dem Brocken oder in Sachsen, vor allem aber in Berlin begegnet man baulichen Zeugnissen des Architekten, der schildert, wie er in den Beruf hineinwuchs und ihn als Berufung begriff.
Die kurzweiligen Texte sind mit Abbildungen ausgeführter Bauten oder von Arbeitsskizzen illustriert. Die darin sich widerspiegelnde Vielseitigkeit der Bauaufgaben lässt ein ausgefülltes und schaffensreiches Leben erkennen, das Wolf R. Eisentraut nicht nur als Architekt im volkseigenen und im privaten Büro, sondern auch als Hochschullehrer, Bühnenbildner, Moderator, Publizist und sogar Maurer beglückt hat.
Wolf R. Eisentraut
Der Architekt Wolf R. Eisentraut lebt in Berlin. Mit Ehefrau Heicke hat er zwei erwachsene Söhne. Geboren 1943 in Chemnitz und aufgewachsen in Plauen, wandte er sich 1963 dem Studium der Architektur sowie einem Zusatzstudium der Ingenieurpädagogik an der Technischen Universität Dresden zu.
1968 Eintritt in die Experimentalwerkstatt als Mitarbeiter bei Hermann Henselmann in Berlin bis 1971, anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Wohnungsbau der Bauakademie der DDR. 1972 Arbeit in der Entwurfsgruppe zum Palast der Republik unter Leitung von Heinz Graffunder und 1973 Abteilungsleiter Entwurf II beim Generalprojektanten Palast der Republik.
Ab 1976 Tätigkeit im Baukombinat IHB Berlin, zunächst Leiter einer Entwurfsabteilung mit erstem selbstverantworteten Projekt und ab 1979 Entwurfsbereichsleiter und verantwortlicher Architekt (Komplexarchitekt) für gesellschaftliche Bauten der Wohngebiete. Zahlreiche Bauten in Berlin-Lichtenberg und -Hohenschönhausen, hauptsächlich aber in Berlin-Marzahn nach städtebaulichen Planungen für Haupt- und Nebenzentren mit Warenhäusern, Gaststätten sowie Kultur- und Rathaus. Daneben bühnenbildnerische Tätigkeit am Theater im Palast (TiP). Berufsbegleitende wissenschaftliche Arbeit in Gremien der Bauakademie (Korr. Mitglied). Promotion 1984 zum Doktor-Ingenieur (Diss. A) und 1988 Habilitation (Diss. B). 1986 Berufung zum Honorarprofessor und 1988 zum außerordentlichen Professor für Gesellschaftsbau an die Technische Universität Dresden.
Die produktive Zeit im Baukombinat erbrachte zahlreiche Auszeichnungen: mehrfach den Architekturpreis Berlin, den Goethepreis, den Architekturpreis der DDR und den Nationalpreis III. Klasse. Nach 1990 neben fortgesetzter Lehrtätigkeit Gründung eines freien Architekturbüros in Dresden und Berlin. Erster und letzter freigewählter Vorsitzender des Bundes der Architekten der DDR.
Neue Tätigkeitsschwerpunkte in Berlin sind Stadtentwicklungskonzepte, Handelsbauten und Wohnungsbau, letzteres insbesondere in Bestand der Plattenbauweise und mit innovativen Umgestaltungskonzeptionen. Nach 2018 überwiegend publizistische Tätigkeit in Form von Texten, Vorträgen und Moderationen. Während im ersten Schaffensabschnitt die Abkehr von verordneten Typenprojekten zugunsten architektonischer Unikate den Schwerpunkt bildete, trat in der zweiten die nachhaltige Nutzung der Bestände mittels Umbau und Sanierung in den Vordergrund.