Winfried Helm (Hg.), Linda von Keyserlingk-Rehbein (Hg.)
Ich habe die tschechische Sprache geheiratet | Oženil jsem se s češtinou
Reiner und Elisabeth Kunze | Reiner a Elisabeth Kunzeovi
mit zahlr. Abb.. Festeinband, 155 Seiten, 100 Abb., 240 x 230 mm, teils farbige Abbildungen
2., erweiterte Auflage, ersch. 19 Mai 2025
noch nicht erschienen
ISBN 978-3-86732-486-1
Hinweis: Bis zum Erscheinen dieser zweiten, erweiterten Auflage (Mitte Mai 2025) ist der Titel vergriffen. Allerdings sind noch einige Restexemplare der ersten Auflage direkt beim Verlag erhältlich – Anfragen bitte per Mail an lukas.verlag@t-online.de.
Der zweisprachige Begleitband zur Wanderausstellung »Ich habe die tschechische Sprache geheiratet« würdigt den Lyriker und Übersetzer Reiner Kunze im deutsch-tschechischen Kontext und beleuchtet zugleich die zentrale Rolle, die seine 2024 verstorbene Frau Elisabeth Kunze für sein Leben und Werk innehatte. Durch sie lernte er Anfang der 1960er Jahre die tschechische Poesie kennen und schloss enge Freundschaften mit so renommierten Autoren wie Jan Skácel oder Milan und Ludvík Kundera.
Fotos und Dokumente aus dem Archiv der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung illustrieren den gemeinsamen Lebensweg. Eine Porträtserie des Passauer Fotografen Rudolf Klaffenböck zeigt das Paar im Jahr 2023, in dem Reiner und Elisabeth Kunze neunzig Jahre alt geworden sind. Essays vertiefen die Ausstellungsinhalte in internationaler Perspektive. Die zweite, erweiterte Auflage bietet nun zusätzliche Inhalte, darunter neu aufgefundene Briefe von Reiner Kunze aus tschechischen Archiven sowie Briefe von Milan Kundera.
Reiner Kunze, 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge geboren, zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern der Gegenwart. Seine Gedichte, oft kurz und prägnant, wirken zeitlos in dem Bemühen, Diktaturen etwas Humanes entgegenzusetzen. Sie sind stark beeinflusst von der tschechischen Poesie. Mit bekannten tschechischen Dichtern wie Jan Skácel, Milan und Ludvík Kundera verbindet ihn eine jahrzehntelange enge Freundschaft. Ermöglicht hat dies seine 1933 in der Tschechoslowakei geborene Frau Elisabeth. Sie schuf nicht nur die sensiblen Übersetzungsgrundlagen für Kunzes zahlreiche Nachdichtungen aus dem Tschechischen. Durch ihre Tätigkeit als Ärztin konnte sie dem in der DDR verfolgten Dichter auch finanzielle Sicherheit geben.
Mit dem 1976 in Westdeutschland erschienenen Prosaband »Die wunderbaren Jahre« wurde Kunze zum Bestsellerautor. Er rechnet darin mit der Ideologie des Sozialismus ab, beschreibt eine Jugend, der die Freiheit individueller Entfaltung verweigert wird, und schildert die Not verfolgter tschechischer Autoren. Der staatliche Druck auf den kritischen Autor wuchs, 1977 erfolgte die erzwungene Ausreise aus der DDR. Der Weg des Ehepaars Kunze führte nach Erlau bei Passau, wo Reiner Kunze auch heute noch lebt.
Weitere Informationen unter: www.kunze-stiftung.de

Winfried Helm
Dr. Winfried Helm, geb. 1961 in Waldsassen. Studium der Volkskunde, Bayerischen Landesgeschichte und Psychologie in Passau und München. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Passau und an den Niederbayerischen Freilichtmuseen. Seit 1995 freiberuflich tätig als Kulturwissenschaftler und Ausstellungsmacher mit Büro Theorie & Praxis in Passau. Seit 2013 Stiftungsrat der Kunze Stiftung.

© Peter Geins
Linda von Keyserlingk-Rehbein
Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein, geboren 1980 in Berlin, studierte neuere und neueste Geschichte sowie neue deutsche Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Greifswald.
Keyserlingk-Rehbein hat sowohl Sonderausstellungen zum 20. Juli 1944 kuratiert als auch den entsprechenden Bereich in der Dauerausstellung des Militärhistorischen Museums in Dresden konzipiert. Als Leiterin der dortigen Dokumentensammlung hat sie zahlreiche Nachlässe zum 20. Juli 1944 aus Privatbesitz gewinnen und der Forschung zugänglich machen können. Heute ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Passau und im Vorstand der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung tätig.
Seit vielen Jahren publiziert sie zu den Themen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Methoden der Historischen Netzwerkanalyse.
27.08.2022: Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein erhält den Dorothee-Fliess-Preis für Widerstandsforschung